Fear Street 49 - Schulschluss. R.L. Stine
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fear Street 49 - Schulschluss - R.L. Stine страница 3
Lily folgte ihrer Freundin durch den langen, menschenleeren Gang zur Schulbücherei. Sie gingen schweigend nebeneinander her, ihre Schritte hallten auf dem harten Boden. Lily konnte an nichts anderes als an Mr Reiner und die schreckliche Fantasie denken, die sie in seinem Klassenzimmer gehabt hatte.
Sie hätte sich gern weniger den Kopf über ihre Noten zerbrochen, aber sie konnte es einfach nicht. Sie wollte unbedingt Klassenbeste werden und das Shadyside-Stipendium bekommen. Es war ihre einzige Hoffnung, nach dem Schulabschluss auf ein wirklich gutes College gehen zu können.
Ihre beiden älteren Schwestern, Becky und Melinda, waren auf der Shadyside Highschool gewesen – und beide waren als Klassenbeste abgegangen. Als Nummer eins. An der Spitze der Klasse.
Genau das wollte Lily auch erreichen.
Der Druck war enorm! Ihre Eltern erwarteten es von ihr – und sie selbst auch. Jetzt war sie im zweiten Halbjahr der Abschlussklasse. Und bisher hatte sie in allen Kursen glatte Einser bekommen.
Warum verstand Mr Reiner nicht, dass er ihr mit dem Zweier ihr ganzes Leben ruinieren konnte? Warum konnte er sich nicht sein blödes Grinsen verkneifen und ihr einfach eine bessere Note geben?
„Es dauert bloß eine Minute“, unterbrach Julie ihre Gedanken, als sie die Bücherei erreicht hatten. „Ich muss diese Krimis zurückgeben. Sie sind längst fällig.“
Trotz ihrer schlechten Laune musste Lily lächeln. Julie trug einen Riesenstapel Bücher unter dem Arm. Seit ihr Bruder tot war, verschlang sie alle Kriminalromane, die sie in die Finger bekam. Während andere Jugendliche MTV anschauten, fraß Julie sich durch Detektivgeschichten, als seien es Popcorntüten.
„Ich warte hier“, sagte Lily. Missmutig betrachtete sie ihr Spiegelbild im Schaufenster neben dem Eingang zur Bücherei.
Normalerweise gefiel sie sich ganz gut, doch heute war das anders. Unter ihren dunklen Haaren wirkte ihr Gesicht blass, und sie hatte Ringe unter den blauen Augen.
„Ich hab so auf den Sozialkundetest gebüffelt“, dachte sie verbittert. „Und trotzdem bloß eine Zwei gekriegt.“
Lily fuhr zusammen, als eine Hand sie am Nacken packte.
„Alex!“, stieß sie schrill aus.
Ihr Freund Alex Crofts grinste sie an. „Hab ich dich endlich!“ Er schüttelte sich eine dunkle Locke aus der Stirn und zuckte mit den Schultern. „Ich konnte einfach nicht widerstehen, Lil. Du warst so in Gedanken versunken.“
Sein Gesicht wurde ernst, als er Lilys düstere Miene bemerkte. „Hey, was ist los? Bist du sauer auf mich, oder was?“
„Quatsch.“ Lily wurde ruhiger und zwang sich zu einem Lächeln. „Aber auf Mr Reiner. Ich kann ihn nicht dazu überreden, die Testnote zu ändern, von der ich dir erzählt habe.“
„Mist“, murmelte Alex.
„Ja, das kann man wohl sagen“, erwiderte Lily. „Ich habe mit ihm geredet. Es war – es war, als würde es ihm Spaß machen, mir eine schlechte Note zu geben.“
„Jetzt bleib mal auf dem Teppich“, ermahnte Alex sie. „Reiner ist zwar streng, aber gerecht.“
Lily starrte Alex einen Augenblick lang an. War sie etwa die einzige in ihrer Klasse, die Mr Reiner für ein echtes Schwein hielt?
„Ich kann es nicht erklären“, sagte sie schließlich. „Ich hab bei ihm so ein komisches Gefühl ...“
„Ich habe ein paar neue Krimis gefunden“, unterbrach sie Julie. Sie tauchte mit einem Arm voller Bücher auf. Ihre fröhliche Miene veränderte sich schlagartig. „Ach, hallo Alex.“
Lily runzelte die Stirn. Im letzten Jahr waren Julie und Alex ein paar Wochen lang miteinander gegangen. Beide sagten, es sei nichts Ernstes gewesen, bloß ein paar Dates. Und vor sechs Monaten, als Alex und Lily anfingen, sich zu treffen, hatte Julie gesagt, sie würde sich für die beiden freuen.
„Warum verhält Julie sich dann plötzlich so komisch?“, fragte Lily sich verwundert.
Sie fühlte sich befangen und hasste dieses Gefühl.
„Da seid ihr ja!“, dröhnte Scott Morris’ laute, fröhliche Stimme durch den Flur. Scott war der Herausgeber der literarischen Schulzeitung Forum. „Fast meine versammelte Mannschaft. Warum seid ihr nicht im Büro? Wir haben übermorgen Abgabetermin.“
„Wir sind schon auf dem Weg“, sagte Alex.
„Hey, Scott“, warf Julie ein. „Ich habe eine Superidee für eine Buchkritik. Ich hab letzte Woche einen echt coolen Krimi gelesen.“
„Einen Krimi?“, fragte Scott und gab vor, geschockt zu sein. „Kannst du zur Abwechslung nicht mal was Normales lesen, Julie? Also komm schon, dann reden wir darüber.“
Er bog um die Ecke in Richtung Büro der Schulzeitung. Dann warf er einen Blick zurück, und seine grünen Augen sahen Lily an. „Kommst du mit?“
„Ach, nein.“ Lily zögerte und wandte den Blick ab. Sie mochte Scott sehr gern, aber er konnte manchmal so ernst sein. Das machte sie ganz nervös. „Ich muss heute Nachmittag arbeiten.“
„Ich dachte, du hast mittwochs frei“, protestierte Alex.
„Eigentlich schon. Aber Agnes ist krank, und ich habe versprochen, für sie einzuspringen.“
„Was ist mit dem Aufsatz, den du für die nächste Ausgabe schreiben wolltest?“, fragte Scott.
„Er ist fast fertig. Ich verspreche dir, dass ich ihn rechtzeitig abliefere. Also bis später.“
Sie winkte, als ihre Freunde um die Ecke bogen. Seufzend ging sie in die entgegengesetzte Richtung zum Schulausgang.
Das Letzte, was Lily heute wollte, war, im Geschäft ihres Onkels zu arbeiten. Aber sie konnte unmöglich einen Tag fehlen. Sie arbeitete dort seit zwei Jahren, seit dem Schlaganfall ihrer Mutter.
Weil ihre Mutter krank und damit arbeitsunfähig war, musste Lily das Geld fürs College selbst verdienen. Auch falls sie das Ehrenstipendium von Shadyside bekommen sollte, brauchte sie Geld für solche Dinge wie Bücher und Klamotten.
Als Lily die Straße erreicht hatte, verließ der Bus nach North Shadyside gerade die Haltestelle vor der Schule. Sie fing an zu rennen, doch der Bus fuhr ihr vor der Nase davon.
„Verflucht!“, stöhnte sie. Lief heute denn alles schief?
Sie blieb einen Augenblick stehen und überlegte, ob sie auf den nächsten Bus warten oder die zwei Meilen zum Laden laufen sollte. In jedem Fall würde sie sich verspäten.
„Lily!“
Sie drehte sich um und erblickte Graham Prince, der am Steuer des meergrünen Porsches seines Vaters saß.
„Hey – was liegt an?“ Er zeigte sein bestes Graham-Prince-Lächeln: blendend weiße Zähne und strahlend blaue Augen. „Soll ich dich mitnehmen?“
Gewöhnlich ging Lily Graham aus