Fear Street 58 - Die Mutprobe. R.L. Stine
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„Ich glaube, du wirst eines Tages berühmt“, prophezeite Rudy. „Tanja Blanton, Bestsellerautorin von Horrorgeschichten. Die Leute werden Schlange stehen, um deine gruseligen Geschichten zu lesen.“
„Ehrlich?“ Tanja war geschmeichelt. „Glaubst du das wirklich?“
„Klar glaube ich das“, sagte Rudy.
Er hatte den Satz kaum beendet, als Maura durchs Zimmer stürmte und ihn am Arm packte. „Worüber redet ihr beide?“, fragte sie misstrauisch.
„Nichts“, antwortete Tanja harmlos. „Wir reden bloß über meine Geschichte.“
„Heute sind alle so genervt“, bemerkte Maura, während sie Rudy immer noch am Arm festhielt und ihn zur Tür zog. „Das verstehe ich gar nicht.“
Auf dem Weg nach draußen warf Rudy noch einen Blick zurück. „Wir sehen uns in der Schule“, rief er Tanja zu.
„Nicht, wenn ich es verhindern kann!“, witzelte Tanja.
„Was für ein toller Spruch“, hörte sie Maura murmeln. Dann gingen beide hinaus.
Sam kauerte immer noch auf der Couch und starrte zerstreut auf seine Turnschuhe. „Jetzt sind nur noch wir beide übrig“, dachte Tanja.
Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. Sie wünschte, es gäbe etwas, womit sie ihn aufmuntern könnte. Früher hatte er eine absolute Schwäche für Scherze wie den mit dem Trickmesser gehabt. Tanja und er hatten stundenlang über den größten Blödsinn lachen können.
Doch in letzter Zeit wirkte er fast immer düster.
„Bist du okay?“, fragte sie leise.
„Ja. Mir geht es gut“, erwiderte er abwehrend.
Tanja zuckte mit den Schultern. „Du bist heute Abend so still.“
Sam schwieg. Sie hasste es, wenn er so verschlossen war. Als würde sie gar nicht existieren. Sie nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Die Geschichte, die du für mich geschrieben hast, ist super angekommen“, murmelte sie. „Es war toll von dir, mir damit auszuhelfen.“
„Das hab ich gern getan“, sagte er und drückte sanft ihre Hand. „Es hat mir Spaß gemacht.“
Tanja spürte ein leises Schuldgefühl. Sam hatte auch die letzten drei Geschichten für sie geschrieben. Sie war immer mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, doch ihm schien es nichts auszumachen.
Aber jetzt machte sie sich Sorgen. Vor allem, weil die anderen Clubmitglieder anscheinend Verdacht geschöpft hatten. Sie fürchtete um ihre Position als Clubautorin.
„Du hast Maura doch nicht etwa gesagt, dass du die Geschichte geschrieben hast, oder?“, fragte Tanja nervös.
Sofort zog Sam seine Hand weg. „Hey, nie im Leben.“
„Gut.“ Sie war erleichtert. „Ich glaube, Maura kann mich nicht ausstehen. Ich meine ...“
Sam unterbrach sie, indem er sie sanft auf die Lippen küsste. Tanja war angenehm überrascht. Sie wünschte sich, dass der Kuss andauerte. Sie wollte sich an die schöne Zeit erinnern, bevor Sam sich verändert hatte.
„Er sieht so gut aus“, dachte sie. Sie liebte es, wie seine dunklen Locken ihm ins Gesicht fielen, wie süß er aussah, wenn er lächelte. Damals, als er noch lächeln konnte.
„Wir waren so glücklich ...“
Sam rückte von ihr ab, als könnte er ihre Gedanken lesen. Sein Blick war in die Ferne gerichtet.
„Sam?“ Tanja wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Bist du noch da? Stimmt irgendwas nicht?“
Er nickte langsam. Seine Stimme zitterte. „Ich kann nicht anders. Ich muss dauernd an meinen Vater denken ...“
Sofort fühlte sie sich schlecht. Natürlich hatte Sam sich verändert. Sein Vater war ja vor kurzem gestorben.
„Es tut mir so leid“, murmelte sie.
„Es ... es gibt da etwas, was ich dir nicht erzählt habe“, sagte er zögernd. Sein Gesicht verdüsterte sich.
Sie wartete darauf, dass er weiterredete.
„Ich habe ihn gefunden. Er saß ganz normal an seinem Schreibtisch. Er saß aufrecht da, als würde er noch leben. Und in seinem Kassettenrekorder lief ein seltsames Band. Ganz laut.“
Sam holte tief Luft. Dann stieß er sie langsam aus und fuhr fort: „Ich sah ihn vor dem Kassettenrekorder sitzen. Ich ... ich bin hingegangen und hab was gesagt, und er ... er hat nicht geantwortet. Dann bin ich noch näher gekommen. Seine Augen waren zwar offen, aber er hat nicht mehr geatmet. Ich habe einen Krankenwagen gerufen, aber es war schon zu spät.“
„Haben sie festgestellt, woran er gestorben ist?“, fragte Tanja leise.
Sam schüttelte den Kopf. „Es ist ein Rätsel, Tanja. Ein absolutes Rätsel. Die Ärzte, der Leichenbeschauer – keiner konnte es herausfinden. Und zum Schluss haben sie bloß angegeben, dass es ein natürlicher Tod war.“
„Das ist echt furchtbar.“ Ihre Worte klangen hölzern. Doch Tanja wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
„Es geht noch weiter“, meinte Sam, ohne sie anzusehen. „Die schlechten Neuigkeiten hören nicht mehr auf.“
„Was ist es?“, fragte Tanja zögernd.
„Dad hat uns nichts hinterlassen, wir sind so gut wie pleite. Vielleicht müssen wir sogar aus diesem Haus ausziehen. Kannst du dir das vorstellen?“
„Das tut mir wirklich leid.“ Tanja streichelte seinen Arm und versuchte, ihn zu trösten. „Es wird schon wieder werden“, sagte sie.
„Das muss es auch!“, stieß Sam aus. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sprang vom Sofa auf. „Ich will dir was zeigen“, sagte er und kniff die Augen zusammen. „Etwas sehr Seltsames.“
Tanja folgte Sam die Treppe hinauf zu seinem Zimmer im ersten Stock. Sie gingen leise, um Mrs Varner nicht zu wecken, die auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen war. Sam hatte erzählt, dass sie seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr in ihrem Zimmer schlafen konnte.
Sams Zimmer war zwar kaum groß genug für sein Bett, den Schreibtisch und den Schrank, doch es war ordentlich. An einer Wand hing das Poster eines Basketballspielers. An der Schranktür lehnte seine Gitarre.
Tanja starrte auf das gerahmte Foto, das auf seiner Kommode stand. Es war ein Schnappschuss von Sam und ihr, der bei einem Schulball gemacht worden war. Es war ein lustiges Bild, auf dem beide idiotisch grinsten.
Als Tanja sich von der Kommode abwandte, merkte sie, dass sie in ein Schlafzimmer im Nachbarhaus sehen konnte. Die Vorhänge waren offen, und es brannte Licht. Tanja konnte im Hintergrund des Zimmers unscharf eine Person erkennen.
Sam