Fear Street 58 - Die Mutprobe. R.L. Stine
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Читать онлайн книгу Fear Street 58 - Die Mutprobe - R.L. Stine страница 6
„Nein.“ Er steckte die Kassette in den Rekorder.
In diesem Augenblick tauchte im Fenster des Hauses nebenan ein Gesicht auf. Überrascht fuhr Tanja zusammen. Sie blinzelte und versuchte, das Gesicht deutlicher zu sehen.
Es schien unmöglich.
„Sam, sieh mal. Das ist Maura“, flüsterte sie erschrocken. „Spioniert sie uns nach? Was macht sie da drüben?“
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Tanja packte Sam am Ärmel. „Was macht Maura da drüben, Sam?“, flüsterte sie.
„Sie wohnt dort“, antwortete Sam gelassen. „Hast du denn nicht gewusst, dass wir Nachbarn sind?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich wusste zwar, dass Maura in deiner Nähe wohnt, aber ich habe das Treffen bei ihr verpasst. Ich hatte keine Ahnung, dass du direkt in ihr Fenster sehen kannst. Das ist echt seltsam.“
„Eigentlich“, sagte er, „war es voll cool, als wir zusammen waren. Wir konnten in unserem Zimmer bleiben und uns die ganze Nacht unterhalten, wenn wir Lust dazu hatten. Aber jetzt ist es ein komisches Gefühl.“
Tanja starrte wieder aus dem Fenster. Mauras und ihr Blick trafen sich. Maura winkte herüber.
Tanja winkte nicht zurück. Sie ging ans Fenster und zog Sams Rollo herunter. „Gute Nacht, Maura“, dachte sie.
Tanja wurde langsam ungeduldig. Es war schon spät, und sie hatten ihre Matheaufgaben noch nicht einmal angesehen.
Sie ging vom Fenster weg. Sam hatte gerade das Band in seinen Kassettenrekorder eingelegt. „Sam, ich hab jetzt keine Zeit für Musik“, sagte sie. „Wir müssen ...“
„Das ist die Kassette meines Vaters“, unterbrach er sie. „Das hat er sich angehört, als ich ihn an seinem Schreibtisch fand. Schau dir das an.“
Er reichte ihr die Kassettenhülle. Tanja kniff die Augen zusammen, um die Beschriftung entziffern zu können. Auf dem Schildchen standen zwei Wörter in Dr. Varners zierlicher Druckschrift: Übertragungs-Kassette.
„Übertragungs-Kassette? Was soll das bedeuten?“
„Du musst es dir selber anhören“, sagte Sam ernst. „Es ist ganz seltsam.“ In seinen Augen erschien ein merkwürdiges Glitzern, das Tanja nervös machte. „Du weißt doch, dass mein Vater Wissenschaftler an der Uni war, stimmt’s? Bevor er starb, hatte er einen isolierten Volksstamm aus Neuguinea erforscht.“
Sam drückte auf einen Knopf, und das Band fing an zu laufen. Tanja hörte einen seltsamen Gesang. Tiefe und schrille Stimmen, die in einem monotonen, mechanisch klingenden Rhythmus sangen.
„Es hört sich nicht wie Menschenstimmen an“, flüsterte sie. „Die Töne wiederholen sich ständig.“
„Pssst.“ Sam hob einen Finger an die Lippen. „Hör einfach zu.“
Er schloss die Augen und schien in eine Art Trance zu fallen.
Tanja sah, dass sich seine Lippen lautlos bewegten. Was machte er da? Sang er etwa mit?
Sie fing an, sich Sorgen um ihn zu machen.
Die fremden Stimmen wurden lauter. Der Rhythmus wurde immer schneller.
Tanja bekam hämmernde Kopfschmerzen. Plötzlich wurde ihr schwindelig.
„Das halte ich nicht mehr lange aus“, dachte sie. Sie presste die Hände auf die Ohren, doch sie konnte die Stimmen immer noch hören. Sie zerrte an Sams Ärmel, aber er machte die Augen nicht auf. Seine Lippen bewegten sich lautlos zu dem schnellen Gesang.
„Das macht mich ganz verrückt! Stell es ab!“, schrie sie.
Aber Sam schien sie nicht zu hören.
„Sam! Sam, bitte!“
Er reagierte nicht.
Voller Panik packte Tanja ihn mit beiden Händen an den Schultern und schüttelte ihn.
„Sam? Sam? Kannst du mich hören? Ist alles in Ordnung?“
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„Was?“
Sam machte langsam die Augen auf.
Tanja ließ seine Schultern los. „Sam ... die Musik ... du hast mich nicht mehr gehört ... du ...“, stammelte sie.
Er sah sie mit offenem Mund an und war anscheinend überrascht, sie in seinem Zimmer zu sehen. „Was ist los? Was willst du?“
„Sam!“, sagte sie scharf. „Stell die Kassette ab, bitte! Es ist schrecklich. Ich kann den Gesang nicht ausstehen. Ich hasse ihn!“
Tanja ging mit dröhnenden Kopfschmerzen nach Hause. Dieser schreckliche Singsang. Die hässlichen Stimmen. Es war wie ein Albtraum.
Warum hatte Sam sie gezwungen, sich die Kassette anzuhören? Warum hörte er diese schreckliche Musik an?
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war schon spät, und ihr war unbehaglich zumute, als sie allein die Fear Street entlanglief. Normalerweise fuhr Sam sie nach Hause, doch nachdem er ihr bei den Matheaufgaben geholfen und sich dann das schreckliche Band noch einmal angehört hatte, fühlte er sich nicht besonders gut.
Und Tanja hatte nicht darauf bestanden, nach Hause gebracht zu werden. Sie konnte deutlich sehen, wie schlecht es ihm ging. Es würde sie schließlich nicht umbringen, einmal allein nach Hause zu gehen.
Während sie die Straße entlanglief, raschelten die alten Bäume über ihrem Kopf. Die Häuser waren alle dunkel. Fahle Nebelschwaden hingen über der tief stehenden Mondsichel. Sie sahen aus wie ein dünner Vorhang, der den Lichtschein zurückhielt. Die feuchten, dunklen Rasenflächen schimmerten im schwachen, gefilterten Mondlicht.
Immer wieder blieb Tanja stehen und warf einen Blick über die Schulter. Sie hatte das Gefühl, verfolgt zu werden.
Doch es war niemand zu sehen.
Der Wind ließ eine hohe Hecke erschauern.
Tanjas Turnschuhe scharrten auf dem Asphalt, als sie weiterging und ihre Schritte beschleunigte.
„Reg dich ab“, ermahnte sie sich. „Du bist schon tausendmal hier entlanggelaufen.“
Doch die Fear Street war nun mal die Fear Street. Zahllose Schreckensgeschichten wurden über diese Straße erzählt. Tanja glaubte sie nicht. Aber trotzdem wäre es ihr lieber gewesen, wenn Sam in einem anderen Stadtteil wohnen würde.
Als sie den Friedhof erreicht hatte, sträubten sich ihre Nackenhaare. Sie blieb regungslos stehen, lauschte und starrte angestrengt in die Dunkelheit vor ihr.
Ein Schritt hinter ihr unterbrach die Stille.
Sie dachte an ihre Geschichte. Sams Geschichte. An das Bild,