Fear Street 55 - Der Sturm. R.L. Stine

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Fear Street 55 - Der Sturm - R.L. Stine Fear Street

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      Alle schlichen auf Zehenspitzen in die stockdunkle Küche. Ein paar Sekunden blieben sie dicht zusammengedrängt stehen, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und lauschten auf jedes noch so leise Geräusch.

      Aber bis auf das Ticken einer Uhr im Esszimmer und das geräuschvolle Atmen der anderen war es absolut still im Haus.

      „Die Luft ist rein“, flüsterte Gil.

      „Alle Mann nach oben“, kommandierte Patrick. „Cindy ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer.“

      Sie schlichen aus der Küche, durch den Flur und dann die Treppe hinauf.

      Oben angekommen sah Donna einen schmalen Streifen Licht unter der Tür von Cindys Zimmer.

      Sie war zu Hause.

      Allein.

      Und sie hatte keine Ahnung, was gleich geschehen würde.

      Als sich alle vor Cindys Zimmertür versammelt hatten, legte Patrick einen Finger an die Lippen. Dann begann er wie besprochen stumm an den Fingern abzuzählen. Fünf … vier … drei … zwei … Bei eins stürmten sie in Cindys Zimmer.

      Die Tür knallte mit voller Wucht gegen die Wand. Donna kam es so laut vor wie ein Donnerschlag.

      Ihr Blick fiel auf Cindy, die auf dem Bett gelegen und in einer Zeitschrift geblättert hatte.

      Jetzt sprang sie wie von der Tarantel gestochen auf und starrte sie geschockt an.

      „Was soll denn das?“, rief sie mit überschnappender Stimme. „Wie seid ihr überhaupt hier reingekommen? Was …“

      Doch weiter kam sie nicht. Gil und Jackson stürzten sich auf sie und packten sie an den Armen.

      „Hey!“, protestierte Cindy. „Lasst mich los! Was macht ihr denn da?“

      Sie zappelte wie verrückt und versuchte, sich zu befreien, aber Gil und Jackson waren zu stark für sie. Die beiden hielten sie fest, während Donna und Hannah ihr die Augen verbanden.

      „Ich finde das überhaupt nicht witzig, Leute!“, rief Cindy. „Was soll der Quatsch? Was zum Teufel habt ihr mit mir vor?“

      „Schön stillhalten, damit ich dir nicht aus Versehen wehtue“, sagte Donna und verknotete das schwarze Tuch an Cindys Hinterkopf. „Wir erklären dir später alles.“

      Dann trat sie einen Schritt zurück und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Geschafft! So weit, so gut. Bis jetzt lief alles nach Plan.

      „Okay, Patrick, sie kann jetzt nichts mehr sehen …“, setzte Donna an und wandte sich zu ihm um.

      Vor Schreck blieb ihr der Rest des Satzes im Halse stecken.

      Sie schnappte entsetzt nach Luft. Was ging hier vor? Das gehörte doch nicht zu ihrem Plan!

      Warum hatte Patrick eine Pistole in der Hand? Die war doch nicht etwa echt?

      „Hey!“, stieß sie mit erstickter Stimme hervor. Der silberne Lauf glitzerte, als Patrick die Waffe auf Cindy richtete.

      „Schön stillhalten, damit ich dir nicht aus Versehen wehtue“, machte er Donnas Stimme nach. Dann presste er der verängstigten Cindy mit einem fiesen Grinsen die Pistole in die Seite.

      Ihr schriller Schrei hallte durch das stille Haus.

      3

      „Neiiiiin!“, heulte Donna auf. „Patrick, nimm die Waffe weg!“

      Hatte er den Verstand verloren?

      Hannah stürzte sich mit einem Hechtsprung auf Patrick und packte seinen Arm. „Spinnst du? Leg die sofort weg!“, schrie sie ihn an.

      Patrick lachte. „Mach dich locker!“

      Er steckte die Pistole in die Innentasche seiner schwarzen Lederjacke. „Siehst du? Schon verschwunden.“

      „Du hast nichts davon gesagt, dass du eine Waffe mitbringen würdest!“, rief Donna mit zitternder Stimme.

      „Was ist denn schon dabei? Ich dachte, das würde unsere Entführung noch ein bisschen realistischer machen“, verteidigte sich Patrick. „Du kannst gern nachschauen. Sie ist natürlich nicht geladen.“

      „Was läuft hier eigentlich?“, wollte Cindy wütend wissen und versuchte, das Tuch von ihren Augen zu lösen. Doch Gil und Jackson packten sie schnell wieder an den Armen. „Woher hast du eine Waffe?“, fragte sie in Patricks Richtung. „Und was macht ihr alle hier bei uns im Haus?“

      „Wir kidnappen dich“, erklärte Donna.

      „Ihr kidnappt mich? Warum?“

      „Weil wir dich zu der heißesten Geburtstagsfete des Jahres verschleppen wollen. Party bis morgen Früh!“

      „Echt? Das ist ja super!“, quietschte Cindy aufgeregt. „Wo denn?“

      „Lass dich überraschen. Das wirst du schon noch früh genug sehen“, sagte Donna, nahm, einer plötzlichen Eingebung folgend, noch Cindys Umhängetasche mit, die neben ihrem Schreibtisch stand, und folgte Gil und Jackson, die mit Cindy bereits das Zimmer verlassen hatten. Sie führten Cindy vorsichtig die Treppe hinunter. „Deswegen haben wir dir schließlich die Augen verbunden“, meinte Hannah mit einem Kichern. „Damit du nicht weißt, wohin wir dich bringen.“

      „Ihr habt mich echt zu Tode erschreckt“, sagte Cindy und schüttelte den Kopf. „Im Ernst.“

      „Das hatten wir auch vor!“ Donna lachte.

      „Kann ich die Augenbinde jetzt nicht abmachen?“, fragte Cindy, als sich alle in den Minivan gequetscht hatten. Sie streckte die Hand aus, um sie sich vom Kopf zu ziehen.

      „Kommt nicht infrage“, winkte Donna ab. „Die bleibt, wo sie ist, bis wir sie dir abnehmen.“

      „Aber ich kann überhaupt nichts sehen!“, protestierte Cindy kläglich.

      „Das ist der Sinn der Sache“, sagte Gil lachend.

      „Cindy zieht mal wieder ihre Ich-bin-so-schwach-und-hilflos-Nummer ab“, knurrte Hannah leise, während sie sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.

      „Dazu hat sie heute ja auch ausgiebig Gelegenheit“, witzelte Donna.

      Hannah seufzte genervt. „Ich mein’s ernst.“

      Donna lächelte unbehaglich und ließ den Motor an.

      Obwohl sie Hannah und Cindy jetzt schon ein halbes Jahr kannte, wurde sie aus der Freundschaft der beiden nicht schlau. Sie kamen ihr eher vor wie Rivalinnen und nicht wie Freundinnen. Ständig wetteiferten sie um irgendetwas. Noten. Aufmerksamkeit. Jungen.

      Was die Jungen anging, hatte Cindy ganz klar die Nase vorn. Praktisch jedes männliche Wesen an der Highschool von Shadyside war unsterblich in sie verliebt.

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