Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar
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Im Inneren befindet sich im 1. Stock der Rokokositzungssaal, den die Stadt für Repräsentationszwecke nutzt. In zwei Geschossen des Gebäudes ist seit 1995 die Porzellansammlung „Glanz des Barock“ des verstorbenen Kölner Kunstmäzens Peter Ludwig untergebracht. Unter den 450 Exponaten befinden sich Straßburger Fayencen und Porzellan aus der Manufaktur in Meißen. Bamberg genießt auch einen überragenden Ruf als Krippenstadt - ein Glanzlicht des Krippenwegs ist zur Weihnachtszeit ebenfalls im Alten Rathaus zu sehen: eine Barock-Krippe aus der Sammlung Ludwig
Sammlung Ludwig Di-So 10-16.30 Uhr, Eintritt 6 €, erm. 5 €, Schüler 1 €, Familie 12 €. Tel. 0951-871871, Info zu Führungen Tel. 871142.
Welterbe-Besucherzentrum
Das Sandsteingebäude mitten in der Regnitz, nur wenige Meter vom historischen Rathaus, ist nicht zu übersehen. Bereits seit 1993 zählt Bamberg zum Unesco-Welterbe. Das 2019 eröffnete Besucherzentrum beherbergt eine Dauerausstellung, die zum interaktiven Kennenlernen der Welterbestätte einlädt.
♦ April bis Okt. 10-18 Uhr, Nov. bis März 11-16 Uhr. Unter Mühlbrücke 5, www.welterbe.bamberg.de, Tel. 871816, Eintritt frei.
Klein Venedig
Kleine, schiefe Fachwerkhäuser mit Balkonen und winzigen Vorgärten am Ufer, davor schaukelnde Fischerkähne - das Bamberger Postkartenmotiv! Die meisten der Wohnhäuser stammen aus dem 17. Jh. und wurden in den vergangenen Jahrzehnten von ihren Besitzern aufwendig saniert. Klein-Venedig bildet auch die Kulisse für das Fischerstechen beim größten Bamberger Volksfest, der Sandkerwa. Der Flussabschnitt von der Unteren Brücke bis zur Markusbrücke ist im August Mittelpunkt der Sandkirchweih mit Fischerstechen (→ Kasten) und Feuerwerk.
Auf den Spuren der Poeten
Um 1800 zählte Bamberg neben Heidelberg, Jena und Berlin zu einem Zentrum der romantischen Bewegung. Wilhelm Heinrich Wackenroder, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, Ludwig Tieck, Achim von Arnim, E. T. A. Hoffmann und Jean Paul gaben sich im „fränkischen Rom“ ein Stelldichein. Auch im 20. und 21. Jahrhundert besitzt die Stadt ein reges literarisches Leben. Dafür stehen Namen wie Hans Wollschläger, Karlheinz Deschner, Gerhard C. Krischker, Paul Maar und Tankred Dorst. Aus Bamberg stammen übrigens auch die Erfolgsautorin Tanja Kinkel (geb. 1969), die mit Historienromanen Millionenauflagen erzielt, und der Publizist, freie Journalist, Rundfunk- und TV-Autor Peter Braun (1960-2016), der mit zahlreichen Veröffentlichungen, insbesondere auch zu E. T. A. Hoffmann, auf sich aufmerksam machte. In Bamberg lebt und arbeitet ferner der Historiker, Literaturwissenschaftler und Dozent Dr. Rolf-Bernhard Essig (geb. 1963), der in seinen Büchern und Lesungen von Kühen auf dem Eis, pfeifenden Schweinen und seltsamen Bärendiensten erzählt - kurzum über alles, was hinter unseren Redensarten und Sprichwörtern steckt.
Mit Stolz erinnert die Stadt daran, dass der Abt Gerhard von Seeon Bamberg schon im Jahr 1012 als „Buchstadt“ lobte. Bistumsgründer Heinrich II. versah die Stadt mit großzügiger Starthilfe, wozu auch die berühmte Miniaturhandschrift der sogenannten Bamberger Apokalypse zählte. Das Scriptorium der Benediktinermönche auf dem Michelsberg und später der Autor Hugo von Trimberg machten Bamberg im Mittelalter zu einer der bekanntesten Schreib- und Illuminatorenwerkstätten..
Schloss Geyerswörth
Südlich unterhalb des Alten Rathauses, über eine Holzbrücke erreichbar, liegt das Ende des 16. Jh. errichtete fürstbischöflichen Stadtschlosses, dessen prächtig ausgemalter Renaissancesaal der Stadt für repräsentative Zwecke dient. Der Turm des Schlosses bietet einen der schönsten Blicke auf die Stadt, ist aber für die Allgemeinheit geschlossen.
♦ Im Jahr 2017 beschloss der Stadtrat eine Sanierung von Schloss Geyerswörth in Höhe von knapp 17 Mio. Euro, die Hälfte des Geldes steuert der Bund bei. Bis die Sanierung beendet ist, wird es keine Veranstaltungen im lauschigen Innenhof geben.
Böttingerhaus
E.T.A. Hoffmann und Kater Murr
Den wohl schönsten Bürgerpalast in der Altstadt ließ sich der hohe Beamte Ignaz Tobias Böttinger, Berater des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn, von 1706 bis 1713 nach dem Vorbild italienischer Palazzi erbauen. Leider erwies sich der imposante Bau nach seiner Fertigstellung als unbewohnbar - das Treppenhaus ist zum Hofgarten offen und nicht beheizbar, für fränkische Winter völlig ungeeignet. Böttinger baute daraufhin für sich und seine 12köpfige Familie ein zweites Mal: die Villa Concordia. Das karamellfarbene Böttingerhaus ist heute in Privatbesitz und beherbergt eine Kunstgalerie.
♦ Judenstraße 14.
Villa Concordia
Nur 200 m von seinem Barockpalais entfernt ließ sich Ignaz Tobias Böttinger wenige Jahre nach dem missglückten Bau des Böttingerhauses von 1716 bis 1722 von Johann Dientzenhofer ein an der Regnitz gelegenes romantisch Wasserschloss bauen. Heute ist die „Concordia“ Sitz des Internationalen Künstlerhauses Bambergs - eine Art Villa Massimo in Franken. Hier finden Konzerte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen bei oft freiem Eintritt statt. Unter ihrer derzeitigen Leiterin, der Lyrikerin Nora Gomringer, hat das Künstlerhaus enorm gewonnen. Gomringer erhielt u. a. 2015 den begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis.
♦ Concordiastraße. Den schönsten Blick auf die Villa hat man vom Mühlwörth aus.
St. Martin
Die Jesuitenkirche der Brüder Dientzenhofer am Grünen Markt, zugleich die einzige barocke Kirche der Stadt. Da sich der arme Orden keine Kuppel leisten konnte, malte Giovanni Francesco Marchini 1714 eine originelle Illusion. Beachtenswert ist die Pietà im rechten Seitenaltar aus dem frühen 14. Jh.
Jakobskirche
Die Säulenbasilika mit ihrem hellgelben Sandstein auf dem Domberg ist Anlaufpunkt für den Fränkischen Jakobsweg von Kronach nach Nürnberg. Beachtenswert sind das große barocke Deckenfresko im Tiepolo-Stil des Würzburgers Christoph Fesel und die kleinen spätgotischen Wandfresken.
Altenburg
Die wuchtige Burg mit ihrer hohen Ringmauer wird bereits 1108 urkundlich erwähnt und war knapp 150 Jahre später Wohnsitz der Bischöfe. Der 33 Meter hohe Burgturm auf dem höchsten der sieben Hügel der Stadt ist von überall zu sehen. Seine markante Lage wurde einst zum Zweck der schnelleren Kommunikation genutzt: Der am Turm hängende Eisenkorb diente der Übermittlung von Feuersignalen an die 20 km entfernte Giechburg bei Scheßlitz. 1553 wurde die Altenburg im sog. Markgrafenkrieg schwer beschädigt. Restaurierungsarbeiten gab es im 19. und 20. Jh.; dabei entstanden auch eine Kapelle (1843) und ein weiteres Gebäude, in dem heute ein stimmungsvolles Restaurant untergebracht ist.
♦ Unterhalb der Burg befindet sich ein großer Parkplatz, mit dem 6-Hügel-Bus vom Domplatz ist sie in ca. 15 Min. erreichbar. Infos zur Besichtigung unter Tel. 0951-53387.