Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar
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Die Wende kam Anfang des 18. Jh. mit den bauwütigen Bischöfen von Schönborn. Unter ihrer Herrschaft erhielt die Stadt das bis heute prägende barocke Gewand. Es wurde viel abgerissen, renoviert, umgestaltet - Bamberg erlebte seine große kulturelle Blütezeit.
1796 wurde die Stadt, wie ganz Süddeutschland, von der französischen Revolutionsarmee erobert. Ein folgenreiches Ereignis, denn 1803 ging Bamberg mit seinem Bistum als Entschädigung an Bayern.
Der Bamberger Dom ist nie fertig
Zu Beginn des 20. Jh. wurde Bamberg kurzzeitig sogar zu dessen Hauptstadt, als die 1919 aus München vor der Rätebewegung geflüchtete bayerische Regierung mit ihrem ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Hoffmann in der Domstadt Zuflucht fand. Die Neue Residenz wurde Regierungssitz, im Gerichtsgebäude kam das Justizministerium, im Bahnhof das Verkehrsministerium unter. Die Sitzungen hielt der Landtag in den Harmoniesälen am Schillerplatz ab. Am 12. August 1919 wurde dort die „Bamberger Verfassung“ verabschiedet, die bis zur Machtübernahme der Nazis in Kraft blieb. Das 95 Artikel umfassende Werk war die erste demokratische Verfassung Bayerns. Sie gilt noch heute in vielerlei Hinsicht als modern. So sah sie Volksbegehren und Volksentscheide vor und gestand jedem Bürger den „Anspruch auf eine angemessene Wohnung“ zu.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt - anders als ihre großen Nachbarinnen Würzburg und Nürnberg - vom Bombenhagel der Alliierten weitgehend verschont. Viel schlechter erging es der seit dem 11. Jh. bestehenden jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder während der nationalsozialistischen Diktatur systematisch in Konzentrationslager verschleppt und getötet wurden. Nur zwei der insgesamt 270 Gemeindemitglieder, die nicht vorher emigriert waren, überlebten den Terror.
Geschrieben und gedruckt - nicht immer ein Ruhmesblatt
Bambergs prominente Bürger hatten stets ein kritisches Verhältnis zur Stadt. E. T. A. Hoffmann schrieb nach seinem fünfjährigen Intermezzo an der Regnitz am 21. April 1813, dem Tag seiner Abreise: „Meine Lehr- und Marterjahre sind nun in Bamberg abgebüßt.“ Ein Jahr vor Hoffmann war der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel nach Bamberg gekommen, der als Redakteur der „Bamberger Zeitung“ einen kritischen Journalismus begründen wollte und an der Zensur scheiterte. Auch der Buchdruck hat in Bamberg eine bedeutende Rolle gespielt. Verschiedene Quellen sprechen von der nach Mainz zweitältesten Buchdruckerstadt Deutschlands. Ein Geselle Gutenbergs, Albrecht Pfister, druckte die sog. Armenbibel und stattete sie mit Holzschnitten aus. Stadtführer wählen gerne den Weg vom Sonnenplätzchen in die Schimmelsgasse, die von der Judenstraße direkt zur Regnitz führt, und zeigen das Haus mit der einstigen Druckwerkstatt. Eine Gedenktafel allerdings sucht man vergebens.
Sehenswertes
Der Bamberger Dom
Zusammen mit den Kaiserdomen in Speyer, Mainz und Worms ist der Bamberger Dom eines der imposantesten deutschen Bauwerke des Mittelalters. Seine vier schlanken Türme beherrschen seit Jahrhunderten das Bild der Stadt. Der Bau entstand in der Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik, die wuchtigen Tonnengewölbe zeigen schon eine gewisse Leichtigkeit. 1237 erhielt der heutige „Dom St. Peter und Georg“ unter Bischof Eckbert von Andechs seine feierliche Weihe. Der Dom steht an der Stelle einer von Heinrich II. errichteten Kathedrale, die 1012 geweiht wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Dom modernisiert und erhielt eine barocke Innenausstattung. In der Romantik wurde der barocke Zierrat komplett wieder entfernt. „Stilreinigung“ nannte man das 1836 unter König Ludwig I. Das bekannteste Kunstwerk im Dom ist das Standbild des Bamberger Reiters, die älteste erhaltene lebensechte Reiterplastik des Mittelalters. Dieses Werk eines unbekannten Bildhauers, entstanden um 1235, wurde als Idealbild des mittelalterlichen Königs- und Rittertums von den Nationalsozialisten propagandistisch missbraucht.
Hochgrab für Kaiser Heinrich II. und Gemahlin Kunigunde
Das Grabmonument wurde vom Würzburger Bildhauer Tilman Riemenschneider zwischen 1499 und 1513 aus Juramarmor geschaffen, es liegt zwischen den Treppen zum Georgenchor. Die Betrachtung der Reliefs lohnt - sie erzählen die Legenden der beiden heiligen Bistumsgründer: die Feuerprobe der Kaiserin, bei der Kunigunde über glühende Pflugscharen (Zeichen der Fruchtbarkeit) gehen musste, um ihre Unschuld zu beweisen, da sie des Ehebruchs angeklagt war; ihre Entlohnung der unzufriedenen Bauarbeiter von St. Stephan; die Sterbeszene Heinrichs II.; die Wägung der Seele durch Erzengel Michael und die Heilung eines Steinleidens Kaiser Heinrichs durch den hl. Benedikt.
Säulenheilige
Marienaltar Im südlichen Querschiff; ein Werk von Veit Stoß (1523). Im Zentrum des Altars aus Lindenholz steht die Geburt Christi. Das ursprünglich für Nürnberg bestimmte Meisterwerk kam dort nur für kurze Zeit zur Geltung (in der Karmelitenkirche) und wurde, nachdem sich Nürnberg zur Reformation bekannt hatte, nach Bamberg gebracht.
Papstgrab Papst Clemens II. (ehemaliger Bischof von Bamberg) war nur neun Monate lang das höchste Kirchenamt vergönnt. Vermutlich wurde Clemens 1047 von seinem abgesetzten Vorgänger vergiftet! Das Grab ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich.
Ecclesia und Synagoge An den südlichen Chorschranken stehen die beiden berühmten Plastiken aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Während die Synagoge mit verbundenen Augen und gebrochenem Stab als Besiegte dargestellt wird, soll Ecclesia, die Verkörperung der Kirche, durch ihre Krone als Herrscherin wirken.
Die beiden Domkühe (-esel) Die Plastiken am nordwestlichen Turm wurden als Dank für die fleißigen Dombauhelfer angebracht. Das Original kann aus nächster Nähe im Dommuseum besichtigt werden. Die an der Fassade angebrachten Kopien wurden zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg der Witterung ausgesetzt, sind aber heute schon stark angegriffen.
Ostchor-Krypta Die dreischiffige Hallenkrypta beherbergt das Grab des Bischofs Gunther von Bamberg. Hier ist auch König Konrad III. begraben, der 1152 starb und die Krone an Friedrich Barbarossa weitergab.
Fürstenportal Haupttür des Doms (um 1230) am nördlichen Seitenschiff mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts.
Gnadenpforte Die romanische Pforte (am Ostchor) zeigt den hl. Georg (links) als Ritter, Petrus mit dem Buch, die thronende Maria sowie das heilig gesprochene Königspaar Heinrich und Kunigunde (rechts).
♦ Mo-Mi 9-18, Do/Fr 9.30-18, Sa 9-11.30 und 13-16.30 Uhr (um 12 Uhr öffentliches Orgelkonzert), So 13-18 Uhr. Nov. bis März Mo-Mi 9-17, Do/Fr 9.30-17, Sa 9-16.30, So 13-17 Uhr. Eintritt frei. Eine Besichtigung während der Gottesdienste ist nicht möglich.
Führungen: Mo-Sa 10.30, 14, 15 Uhr, So 14 und 15 Uhr, Nov. bis April Mo-Sa 10.30 und 14 Uhr, So nur 14 Uhr. Pers. 5 €, unter 15 J. frei, Tickets im Diözesanmuseum (siehe unten).
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