Grünröcke erzählen .... Группа авторов

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der ganzen Jagdgesellschaft ertragen! Es war zu viel – zu viel für Constantins sonst nicht leicht verzagende Seele. Zu alledem ließ es auch seine Gattin an einer scharfen Predigt nicht fehlen, welche mit allerlei, nicht sonderlich angenehm an ein Waidmannsohr klingenden Worten, wie „Sonntagsjäger“, „Aasjäger“, „Schießer“ und dergleichen gewürzt war; jeder dieser Schimpfnamen bohrte sich wie ein Stachel in Constantins Nimrodbrust; doch ertrug er alles als Held, ohne dass sich ein Wort der Entgegnung seinen schmerzlich zusammengekniffenen Lippen entrang. Der ganze Tag, ein „kritischer Tag erster Ordnung“ für Constantin, verlief in düsterem Schweigen; Herr, Frau und Dienstmagd gingen aneinander vorbei wie Trappisten, die das Gelöbnis lebenslänglichen Stummseins abgelegt hatten; und erst mit Anbruch der Nacht wurde es Constantin etwas leichter ums Herz, da er ins Bett steigen konnte, um seine Angst, Blamage und verletzte Jägereitelkeit zu verschlafen.

      Wieder zauberte ihm der Traumgott unabsehbare Hasen-Kolonnen vor, mit dem Unterschied jedoch, dass diesmal nicht er wie ein Würgengel unter ihnen herumwütete, sondern sie die Verfolger waren, vor welchen er flüchtete über Stock und Stein, wie ein zu Tode Gehetzter. Mit dem Grauen des Morgens erwachte er wieder, zufälligerweise abermals ganz genau um 4 Uhr, wie am Unglückstage zuvor; alle Bangigkeit, alle Unruhe, aller Kummer schienen aber von ihm gewichen zu sein, als er sich ebenso hurtig wie am vergangenen Morgen erhob und ankleidete; ja, um seine Mundwinkel spielte sogar ein verschmitztes, spöttisches Lächeln.

      Woher diese Umwandlung kam? Ganz einfach! Heute war ja erst der 1. September; das Malheur vom Vortage war allerdings nicht mehr ungeschehen zu machen; die Wette aber war ja immer noch zu gewinnen! Also rasch auf den Elf-Hasen-Platz!

      Armer Constantin! Im Schlafzimmer war er noch so wohlgemut, so vergnügt, und im Nebengemache sollte er abermals eine Enttäuschung erfahren, die ein würdiges Gegenstück zu der tagsvorherigen ergab. So genau er nämlich auch jeden Winkel des Zimmers durchsuchte, sein Gewehr war nirgends zu finden. Seine Ehehälfte hatte es ihm ohne Zweifel versteckt, gewissermaßen als Strafe. Constantin begann nun wie ein Stabstrompeter zu fluchen, ganz im Stillen jedoch, denn im Hause hatte seine Gattin „die Hosen an“, und als er sich in seinem Innern genügend ausgeflucht hatte, blieb ihm nichts Anderes übrig, als ohne Gewehr das Haus zu verlassen. Er nahm seinen Stock, der dem gekürzten Krummstab eines Bischofs glich, und trat mit Waldmann seine Morgenwanderung an.

      „Versuchen wir’s! Vielleicht geht es“, murmelte er geheimnisvoll vor sich hin, und abermals trat ein Lächeln auf seine Lippen, die eben zuvor noch im Flüstertone grimmige Flüche gelispelt hatten. Auf dem Weg zum ElfHasen-Platz sah Constantin einen der Mitpächter mit einem Jagdstuhl unter dem Arm aus einer andern Richtung dem Walde zusteuern. Constantin schnitt bei diesem Anblick eine Grimasse und beschleunigte seine Gangart. Mit Vergnügen bemerkte er, dass er vor jenem einen Vorsprung gewann, und als er dem Kleefeld nahe war, wo, wie am vergangenen Morgen, wieder eine Hasengesellschaft noch in aller Gemütsruhe schmauste, führte er nachstehendes, genial ausgedachtes Manöver aus.

      Waldmann musste ein gutes Stück seitwärts in der Down-Lage liegen bleiben, während sich Constantin platt ins hohe Gras niederwarf und, den Stock in der Rechten, dem Kleefelde zukroch. Einige niedrige Büsche gewährten ihm Deckung, der Wind war günstig für ihn, und so kam er einem Häslein so nahe, dass er von dem Stocke Gebrauch machen konnte. Er schleuderte denselben so gut und so wuchtig, dass der am Kopf getroffene Lampe eine Weile sichtlich betäubt war, und diese kleine Weile genügte, dass der herbeigerufene Waldmann das Werk seines Herrn kunstgerecht zu vollenden vermochte.

      Die anderen Hasen stoben natürlich in wilder Flucht auseinander, Constantin aber ergriff den seinen und ging mit demselben stolz dem Pachtgenossen entgegen, der soeben gegenüber am Waldesrand auftauchte und nicht wenig verwundert war, um den „Ersten“ gekommen zu sein und denselben bereits in Constantins Hand zu erblicken.

      Abends beim „Goldenen Widder“ war große Zusammenkunft der ganzen Pachtjagdgesellschaft. Es gab erregte Debatten, ob die Wette von Constantin rechtsgültig gewonnen worden sei oder nicht; nachdem dieselbe aber gelautet hatte: „für den ersten Erlegten“ und nicht: „für den ersten Geschossenen“, so mussten die zwanzig Kronen meinem Freunde Constantin endlich zuerkannt werden, obgleich Manche die Art der Erlegung für unwaidmännisch erklärten. Constantin bekehrte jedoch diese Zweifler an seiner Waidgerechtigkeit alsbald zu einer anderen Meinung, indem er ihnen aus Xenophon vorlas, dass sich schon die Ureinwohner Griechenlands, die alten Pelasger, zur Hasenjagd eines als Wurfwaffe gehandhabten Krummstockes, des Logobolon, bedienten, woraus mit Sonnenklarheit hervorgehe, dass er den ersten heurigen Hasen der Anwendung einer echt klassischen Jagdmethode verdankte.

      So geschehen im Herbstmonat des Jahres eintausend neunhundert und zwei, in einem Kronland Österreichs, in welchem solche und ähnliche „Jagd-Wunder“ durchaus nicht zu den Seltenheiten gehören.

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       Von außergewöhnlichen Begebenheiten auf der Rehbockjagd erzählen die folgenden drei Geschichten. Veröffentlicht wurden sie im Januar 1902 in der Bayerischen Forst- und Jagd-Zeitung. Leider wurde der Name des Autors nicht bekannt gegeben. Betitelt wurde der Artikel folgendermaßen:

       Ein „kugelfester“, ein „tauber“ und ein „sprechender“ Bock

       Einige Jagdepisoden aus dem „Dahner-Thale“ in der Rheinpfalz

       I.

      Im August vorigen Jahres war es, als ich eines schönen Morgens mit schwerem Kopfe einen kleinen Pürschgang antrat. Abends zuvor wurde einem von hier scheidenden Herrn ein Abschied gegeben, der sich aber bis in die frühen Morgenstunde ausdehnte, und natürlich: „Forstpartie fehlt dabei nie“, wie Herr G. von R. in seinem neuen Konversations-Lexikon schreibt. Dass bei solchen Gelegenheiten die „braune Welle“ etwas öfter als sonst die Gurgel spült, ist ja auch bekannt, und daher der „schwere Kopf‘. Zwei Herren, die während der Nacht auch die Ausdauer ihres „Sitzleders“ prüften, richteten an mich das Ansinnen, mich begleiten zu dürfen. Ich war damit einverstanden, und fröhlich wanderten wir dem Ausgang des Dorfes zu.

      Natürlich ging ich jetzt voraus, während meine Begleitung auf circa 50 Meter Abstand folgte.

      Kaum 100 Schritte hinter den letzten Häusern sah ich links von mir im saftigen Wiesengras drei Rehe äsen. Ein Blick durch den Feldstecher überzeugte mich von der Gegenwart eines kapitalen „Sechsers“.

      Ein Blick nach rückwärts brachte die laut johlenden Sprechwerkzeuge und wackelnden Beine der Nachfolgenden zum Stillstehen.

      Der Rehbock stand schussgerecht.

      Ich legte an, und der Schuss hallte mit lautem Echo durch das stille Tälchen.

      Natürlich glaubte ich den Bock im Verenden vor mir; denn dass man einen Bock auch fehlen kann, das wollte mir bis jetzt nicht in den Sinn. Diesmal musste ich aber daran glauben. Als sich nämlich der Pulverdampf verzogen hatte, sah ich die drei Rehe wie zuvor, nur mit hochgehobenem und sicherndem Grind vor mir stehen.

      Hinter mir erscholl ein schallendes Gelächter, das natürlich mir galt. Aber sofort äugten und sicherten die Rehe nach der Richtung, aus der dasselbe kam, wodurch ihre Aufmerksamkeit von mir abgelenkt wurde.

      Sofort stopfte ich eine neue Kugelpatrone in den Lauf, und nach ein paar Sekunden krachte der Schuss. Diesmal aber schien es, als ob die Rehe denselben gar nicht gehört hätten, denn sie ästen ganz ruhig weiter. Nur der Bock hob für einige Augenblicke den Grind, ließ sich aber dann auch nicht weiter in seiner Mahlzeit stören.

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