Grünröcke erzählen .... Группа авторов

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Herr R. später erzählte, lag er gerade im Feuer, als ich „drückte“. Wohl hatte er die beste Absicht, vor mir zu schießen, denn er sah mich ja kommen, aber die verdammte Flinte hatte heute einmal wieder ihren „eigenen Kopf.

      So oft nämlich Herr R. anlegte, fing sie mit ihrem vorderen Teil zu wackeln an, dass ein Schießen unmöglich war. Er musste also zusehen, wie ihm der Bock „vor der Nase“ weggeschossen wurde.

      Nebenbei möchte ich noch bemerken, dass ich letztgenannten Pürschgang mit der speziellen Erlaubnis des Herrn R. unternahm und dass Letzterer am gleichen Abend auch noch einen Bock zur Strecke brachte, der noch viel schöner auf hatte als der meinige. Also ein Pflaster auf die Wunde.

      Mit Waidmannsheil !

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       Die folgende Geschichte beschäftigt sich weniger mit der Jagd als mit den Jägern. Wie in allen Gesellschaftsschichten finden sich auch hier allerlei absonderliche Persönlichkeiten. Camillo Morgan schrieb im Jahre 1902 eine entsprechende Begebenheit über seine „Jagdkollegen“ auf. Er gab seiner Geschichte den Titel:

       Ein Jagdherrenpaar

      Wer sie doch alle annageln könnte, die vielen Pseudo-Nimrode und Jäger-Karikaturen, die der grünen Gilde zur Unzier gereichen! Wem von uns haben nicht schon Typen von Jägerlingen die Wege gekreuzt, bei deren Anblick man sich im ersten Moment nicht recht klar war, ob man sich über sie ärgern oder sie auslachen sollte? Wäre jeder von uns Amateurphotograph und würde solche kuriose Gestalten durch eine Momentaufnahme immer gleich auf der Stelle fixieren – man brächte ein Album zusammen, wie es köstlicher kaum mehr gedacht werden kann!

      In Ermangelung eines photographischen Apparates tut’s freilich auch die gewöhnliche Feder, und ich will daher mit dieser versuchen, in Nachstehendem ein edles Jagdherrenpaar zu skizzieren, dem in einer Galerie hochkomischer Schießprügelträger unstreitig zwei Ehrenplätze gebühren.

      Im Spätsommer 1890 war’s, dass ich als Jagdgast eines mir befreundeten bayerischen Aristokraten zwei Herren zu studieren Gelegenheit hatte, welche Pächter seines Nachbarrevieres waren. Es waren Zwillingsbrüder, welchen mein Freund (auf den mutmaßlichen Gehalt ihrer beiden Schädel anspielend) den Spitznamen „Gebrüder Strohkleien“ zuerkannt hatte; einer von ihnen hieß mit Taufnamen Otto, der andere Fritz.

      Beide waren noch bartlose Jungen, Söhne einer immens reichen Münchener Großhändlerswitwe, welche ihren Sprösslingen allen noblen Passionen nach Herzenslust zu frönen erlaubte. Die beiden Lebebuben hielten sich daher auch Pferde, Mätressen, Segeljachten auf mehreren bayerischen Seen und mussten’s natürlich auch mit dem Jagen versuchen, das ja auch zum Highlife gehört.

      So wurde denn eine große und wirklich schöne Pachtjagd im bayerischen Hochgebirge erworben, eben jene neben dem Besitztum meines Freundes, ein transportables Jagdhaus von Pieper dort aufgestellt, ein Jäger mit einer stattlichen Meute von Hunden darin installiert, und das Waidwerken konnte beginnen.

      Wöchentlich zwei- bis dreimal kamen die „Gebrüder Strohkleien“ aus München in ihr Revier, und an diesen Tagen gab’s für mich und für meinen Freund keine Jagd, denn wir bewaffneten uns nur mit unseren Gläsern (Anmerkung: Ferngläsern), um von der Reviergrenze aus Beobachtungen anzustellen. Da gab’s nämlich immer etwas zu sehen, worüber wir lachen mussten, manchmal wahrhaft zwerchfellerschütternd, dass uns die Tränen an den Wangen herunterliefen.

      Schon die Adjustierung der beiden „Strohkleien“ war im höchsten Grade possierlich; ich brauche sie nicht erst lang und breit zu beschreiben, da speziell bezüglich ihres „Gewandes“ genügt, wenn ich sage, dass dasselbe echt „salontirolerisch“ war, unpraktisch über alle Maßen, aber funkelnagelneu und von den sicherlich teuersten Firmen bezogen.

      Die Armierung ließ zu wünschen nicht übrig: prächtige Drillinge mit Zielfernrohren, vergoldete Hirschfänger, Jagd- und Patronentaschen aus echtem Krokodil- oder Saffianleder, kurzum: höchster Komfort! Die Meute bestand aus kurzhaarigen und stichelhaarigen Vorstehhunden, bayerischen Gebirgsbracken und Teckeln (Anmerkung: Dackeln) schweren und mittleren Schlages, recht hübschen Hunden, von welchen jedoch vielleicht kein einziger ferm (Anmerkung: als jagdlicher Gebrauchshund) dressiert war; daraus machten sich die Herren „Strohkleien“ allerdings nichts, sondern hatten ihre Freude daran, wenn die Köter nur recht mörderisch durcheinander heulten und kläfften, unbekümmert darum, dass dieses Höllenspektakel das Wild für Stunden in der Runde vergrämte.

      Der Jäger der beiden Brüder, ein strammer, kerniger Bursch aus der Gegend, passte zwar durchaus nicht zu seinen Herrn und Hunden, da er seine Sache sehr gut verstand, doch war er ein schlauer Patron und als solcher so klug, zu allen jagdlichen „Patzern“ seiner Gebieter zu schweigen, um sich deren Huld dauerhaft zu erhalten; er fand alles, was sie taten und beschlossen, für „ganz gut“ und „in Ordnung“ und bekam dafür alsbald den Titel eines „Oberjägers“ verliehen, obgleich es an einem „Unterjäger“ noch fehlte.

      Mein Freund machte darüber einen gelungenen Witz, dass die obere Hälfte des schlauen Gesellen wahrscheinlich den Oberjäger vorstelle, während seine unteren Extremitäten offenbar mit dem Unterjäger-Titel fürlieb nehmen mussten, oder auch, dass er, ausgezogen in seinen Unterkleidern, zum Unterjäger herabsank, um sich erst wieder in seiner laubfroschgrünen Büchsenspanner-Livree mit dem goldenen Eichenlaub auf dem Kragen als Oberjäger fühlen zu dürfen.

      Eines Morgens, als die Herren „Strohkleien“ abermals „Jagten“ und ich und mein Freund wie gewöhnlich die Grenze abstreiften, um womöglich wieder etwas von dieser „Jagd“ zu erlauschen, trug sich zufälligerweise gerade in unserer allernächsten Nähe eine lustige Begebenheit zu, die wir daher in allen ihren Phasen zu verfolgen Gelegenheit hatten.

      Kaum hundert Schritte von unserer Grenze entfernt, wo wir im dichten Stangengehölz versteckt auf der Lauer lagen, standen in einem Graben Otto und Fritz „Strohkleien“ auf mehr als Büchsenschussweite auseinander unter zwei mächtigen Bäumen postiert, jeder schussbereit seinen Drilling zur Hand, und harrten sichtlich erregt, was ihnen durch die vom „Oberjäger“ geführte Meute aus einem nahen Jungmaisbestand zugejagt werden würde. Schon war der Trieb fast zu Ende, als sich ihre Hoffnungen, zu Schusse zu kommen, doch noch erfüllten, denn ein Bock – kapitaler Sechser – stürmte in wilden Fluchten an ihnen vorüber.

      „Bum“, „bum“, bum“, sprach der Drilling des Herrn Otto. „Bum“, „bum“, „bum“, echote jener des Herrn Fritz, aber trotz zweier Kugelschüsse und vier Schrotschüssen wäre es dem Bock doch noch geglückt, mit heiler „Haut“ zu entkommen, wenn ihm nicht noch in letzter Minute der „Oberjäger“, aus dem Jungmais tretend, rasch eine dritte Kugel nachgesandt hätte. Da der Bock seine Richtung im selben Augenblick abänderte und einen Seitensprung machte, wodurch er seine Breitseite darbot, so bekam er die Kugel ohne Zweifel in den Halsknochen oder ins Rückgrat, denn er brach im Feuer zusammen und erhielt von dem rasch hinzugeeilten „Oberjäger“ den Fangschuss.

      Otto und Fritz verließen hierauf ihre Stände und näherten sich dem Erlegten; Fritz mit sauersüßer, Verdrossenheit verratender Miene, Otto hingegen in aufgeräumter Stimmung.

      „Hast du deine Kodak bei dir?“ hörten wir Otto seinem Bruder zurufen.

      „Wie immer!“ entgegnete dieser. „Wozu?“

      „Welche Frage!“ erwiderte Otto. „Zum Photographieren natürlich. Es wird eine prächtige Aufnahme geben. Licht ist gut, Hintergrund pittoresk; ich stelle mich, Gewehr

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