Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach страница 16

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

Скачать книгу

Kindes gehen kann. Stell dir vor, dir stößt etwas zu, was wir nicht hoffen wollen. Dann könnten die Behörden sich immerhin noch an den Vater des Kindes wenden, oder vielleicht würde er etwas unternehmen. Außerdem stehen dem Kind, falls du sie nicht beanspruchst, Alimente zu und später sein väterliches Erbteil.«

      »Das ist alles uninteressant für mich. Ich kann allein für mein Kind sorgen. Mir wird schon nichts passieren, man muß nicht immer das Schlimmste annehmen.«

      »Oder handelst du aus verletztem Stolz so, Sandra? Das würde ich noch eher glauben. Bist du gekränkt, weil dieser Mann dich verstieß, als er von der Schwangerschaft erfuhr, vielleicht sogar eine Abtreibung von dir verlangte? Ist das der Grund?«

      »Bitte, René, geh jetzt. Ich will nicht mit dir darüber sprechen.«

      »Wie du meinst. Es ist dein Kind, ich werde mich nicht mehr in deine Angelegenheiten mischen.«

      Die Tür schloß sich hinter Dr. Stanitz. Er hatte bei Sandra eine Wunde aufgerissen. Die Wunde schmerzte noch immer.

      Eine Woche nach der Entbindung kehrte sie nach Hause zurück. Gabi und Holger hatten alles vorbereitet, über der Wohnungstür hing ein großes Schild. »Herzlich willkommen ihr beiden«. Mehrere Freunde erschienen und Sandras Nachbarn. Das Kind wurde gebührend bewundert.«

      »Ist die winzig!« Der Nachbar, ein Hüne von einem Mann, staunte. »Wenn ich ihre Händchen mit meinen Pranken vergleiche, wird mir ganz anders.«

      Er spielte mit Bettinas Händchen und stutzte.

      »Was ist denn mit ihren kleinen Fingern?«

      Sandra war das schon längst aufgefallen. Die beiden kleinen Finger des Babies waren krumm, das oberste Glied bog sich etwas nach innen.

      »Das ist ein Geburtsmerkmal«, sagte Sandra. »Man kann es später richten lassen, falls es die Kleine behindert. Jetzt ist es noch viel zu früh dafür.«

      »So etwas hängt mit Vererbung zusammen«, stellte Gabi fest. »Hat jemand in deiner Familie solche Finger, Sandra?«

      »Nein.«

      Sandra wollte sich nicht weiter dazu äußern. Sie wußte, daß Gunter dieses Merkmal hatte, sie hatte ihn darauf angesprochen.

      »Oh«, hatte er ihr geantwortet, »diese Finger hat in unserer Familie jeweils das älteste Kind, schon seit dem 17. Jahrhundert ist das so. Warum, das weiß ich nicht. Mich stört die Verkrümmung nicht, ich kann damit ohne Schwierigkeiten Schreibmaschine schreiben und Klavier spielen. Letzteres mehr schlecht als recht, aber das hängt nicht mit meinen kleinen Fingern zusammen.«

      Gabi verkniff sich eine Bemerkung über die väterliche Seite des Kindes oder eine Frage danach. Sandra war erleichtert, als die Freunde und die Nachbarn wieder gingen.

      Und Sandra war dankbar dafür, daß Gabi in der ersten Zeit bei ihr wohnte und ihr half. Holger beschwerte sich mit keinem Wort darüber. Er führte in Frankfurt ein Strohwitwerdasein, war allerdings nach Dienstschluß mehr in Wiesbaden »bei den drei Frauen«, wie er es nannte, als in seiner und Gabis Wohnung.

      Drei Wochen nach Sandras und Bettinas Ankunft aus der Klinik kehrte Gabi in ihre Wohnung zu­rück. Sandra war jetzt, von gelegentlicher Hilfe der Nachbarn abgesehen, auf sich allein gestellt.

      Sie bereute ihre Entscheidung keinen Augenblick.

      *

      Gunter erfuhr durch sogenannte gute Freunde von der Geburt des Kindes, als es noch keine drei Tage alt war. Er hörte die Nachricht durchs Telefon in seinem Büro in der Porzellanmanufaktur.

      Gunter merkte, wie der Anrufer auf seine Reaktion lauerte. Er atmete tief durch und zwang sich, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.

      »Ich bin sehr beschäftigt, mein Lieber, warum sagst du mir das? Was gehen mich anderer Leute Kinder an?«

      »Ich dachte, es würde dich interessieren. Schließlich stand eine Verlobungsanzeige von dir und Frau Dr. Richter in der Zeitung.«

      »Das ist lange her. Ich habe zu tun. Auf Wiederhören.«

      Gunter legte auf, er kehrte aber nicht gleich ins Konferenzzimmer zurück. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an. Der Schmerz in seinem Innern meldete sich unvermittelt, dabei hatte Gunter geglaubt, ihn schon überwunden zu haben.

      Plötzlich stand das alles wieder so lebhaft vor ihm: Wie er Sandra kennengelernt hatte, als er mit gebrochenem Bein in der Klinik lag. Sie hatte blendend ausgesehen. Er erinnerte sich an das erste Rendezvous, damals war er noch an Krücken gehumpelt. Dann an die erste Liebesnacht…

      Er dachte an die Stunden, in denen sie glücklich gewesen waren, an Kosenamen, die sie sich gaben und die gemeinsamen Zukunftspläne… An den Waldspaziergang, bei dem ihm Sandra gestand, daß sie schwanger war. Sie hat mich schändlich betrogen und hintergangen, dachte er, ich will keinen Gedanken mehr an sie verschwenden.

      Energisch drückte er die Zigarette aus.

      Am Abend fuhr er zu Alexander Karben nach Frankfurt und nach der Vorstellung besuchten sie ein Jazzlokal. Gunter und Alexander hatten beide eine Vorliebe für guten Jazz. Gunter merkte Alexander an, daß er über die Geburt von Sandras Kind Bescheid wußte.

      Aber der Schauspieler sprach nicht darüber. An der Bar des Hotels, in dem Alexander wohnte, nahmen sie noch einen Drink.

      »Ich habe heute erfahren, daß Sandra eine Tochter hat«, sagte Gunter. »Nun ja, warum nicht. Ich erwäge, mich in absehbarer Zeit zu verloben.«

      »Wer ist die Glückliche?«

      »Marion von Balsingen.«

      Das war für Alexander ein Treffer, der ihn zum Schweigen brachte.

      *

      Die Regenzeit hatte begonnen. In diesem Jahr war sie besonders heftig. Señora Pereiras Zustand hatte sich derart verschlechtert, daß ihr Mann mit ihr nach Brasilia in die modernste Klinik des Landes fliegen mußte. Eine Operation sollte ihr helfen, nachdem alles andere versagt hatte.

      Die älteste Tochter der Pereiras begleitete ihre Eltern. Rosangela und die siebzehnjährige Elvira blieben in Rio. Elvira besuchte noch das Lyzeum und hatte vom Hotelbetrieb kaum Ahnung. Rosangela war dem nicht gewachsen, deshalb lag die Hauptlast der Verantwortung auf Franks Schultern. Denn Joao konnte man nicht trauen, Jorge war zu dumm, um den Hotelbetrieb zu leiten, und Ernesto trank.

      Zunächst klappte alles recht gut. Bis die Regenfälle sintflutartige Ausmaße annahmen. Ganze Hügelhänge wurden abgeschwemmt, die Kanalisation schaffte die Wassermassen nicht mehr und verstopfte.

      Die tiefer gelegenen Stadtviertel von Rio standen unter Wasser. Durch ihre Straßen wälzte sich eine trübe, stinkende Brühe. Im Hotel »Bela Vista« gelangte man nur noch mit Gummistiefeln durch die Halle. Die Zimmer im Erdgeschoß waren unbewohnbar. Selbst im am Hang gelegenen Haus der Pereiras stiegen die Abwässer aus der Hauptleitung.

      Frank arbeitete Tag und Nacht, um der Katastrophe Herr zu werden. Als der Regen endlich aufhörte, mußte das Wasser aus den Kellern gepumpt werden. Das Hotelpersonal mußte die Armeetruppe in diesem Revier unterstützen.

      Die Soldaten

Скачать книгу