Strategie und strategisches Management. Группа авторов
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Unter Globalisierung versteht z.B. die Bertelsmann-Stiftung heute „die zunehmende wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Verflechtung der Länder und Menschen“ und ergänzt, dass die Globalisierung mehr als die weltweite Arbeitsteilung und den grenzüberschreitenden Handel beinhaltet und sie auch den internationalen Austausch von Ideen, Wissen, Technologien, Kulturen und Traditionen sowie die internationale Migration umfasst.[3]
Der älteste und vermutlich auch am längsten währende Megatrend ist wohl jener der Globalisierung, der die Menschheit bereits seit über 500 Jahren antreibt und in ihren Bann zieht. Ihren Ausgangspunkt fand die Globalisierung (aus unserer westlichen bzw. europäischen Perspektive, zumindest in der Retrospektive sowie mit dem Fokus auf wirtschaftliche Aspekte wie Handel und nicht primär auf kriegerische Akte der Macht- und Territorialerweiterung, die es bereits lange davor gab) wohl Ende des 15. Jahrhunderts mit der Expansion Europas in die ganze Welt, als Kolumbus 1492 Amerika und Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckten. Quasi als erster globaler Vertrag im Zuge dessen könnte jener von Tordesillas von 1494 genannt werden, in dem die damals bekannte westliche Welt den Spaniern und die östliche Hemisphäre den Portugiesen zugesprochen wurde.
Laut Wirtschaftshistorikern verlief die Geschichte der Globalisierung in mehreren Phasen, wobei sich nach den beschriebenen Anfängen im Zusammenhang mit dem Imperialismus als zweite Phase jene Zeit rund um das 17. Jahrhundert herauskristallisierte, in der die damals stark niederländisch dominierte europäische Weltwirtschaft zunehmend auch mit „Massengütern“, wie Gewürzen aus Asien, handelte und der europäische Fernhandel sich damit nicht mehr hauptsächlich auf Edelmetalle aus den spanischen Kolonien fokussierte, während das größte europäische Handelsaufkommen auch nach der Entdeckung Amerikas und Indiens noch lange rund um den Mittelmeerraum konzentriert war. Die Niederländische Ostindien-Kompanie war zu der Zeit eines der größten Handelsunternehmen, mit Handelsposten u.a. in Indonesien, Persien, Bangladesch, Indien und Südafrika, und das erste Unternehmen, das Aktien ausgab.
Die dritte Phase bildet das 18. Jahrhundert, in dem sich, auch nach dem Niedergang der Niederländische Ostindien-Kompanie aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, neue europäische Handelsmächte v.a. mit Großbritannien, Frankreich und dem damaligen Preußen entwickelten, ebenso wie globale Konsumgütermärkte, wie z.B. Tee aus China und Baumwolle aus Indien. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte der britische Ökonom David Ricardo Anfang des 19. Jahrhunderts sein Modell der komparativen Kostenvorteile, das kurz zusammengefasst besagt, dass grenzüberschreitender Handel den (Wohlfahrts-)Gewinn beider Handelspartner steigert.[4]
Laut Ricardo hängt die Vorteilhaftigkeit des Handels zwischen zwei Ländern nicht von den absoluten Produktionskosten ab, sondern von den relativen Kosten der produzierten Güter zueinander. Seiner Theorie zufolge ist somit internationaler Handel und internationale Arbeitsteilung selbst für solche Länder von Vorteil, welche alle Güter zu niedrigeren Kosten erzeugen können als andere. In der Realität lässt sich dies z.B. nach wie vor auf Handelsbeziehungen zwischen hoch und niedrig industrialisierten Ländern anwenden.
Ricardos Theorie beflügelte damals die Globalisierung also weiter, die durch den Ersten Weltkrieg zu einem bedauerlichen Ende fand und de facto zumindest aus der Sicht der meisten europäischen Länder erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder entsprechend an Fahrt aufnahm und schließlich durch die Gründung von supranationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union (EU) sowie den zunehmenden Abschlüssen internationaler Handelsverträge neue Sphären erreichte.
Im 21. Jahrhundert wird die Globalisierung durchaus teils ambivalent gesehen und ihr auch globale Probleme wie die Ausbeutung von Entwicklungsländern, Umweltschäden, Steueroasen und Handelskriege zugeschrieben. Internationale Institutionen und politische Entscheidungsträger sind mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert, um wirkungsvolle und auf breiter Ebene gewünschte Maßnahmen für eine bereits stark vernetzte und zunehmend komplexere (Wirtschafts-)Welt umzusetzen, um möglichst viele Menschen an den positiven Effekten der Globalisierung Anteil haben zu lassen, wie etwa Produktivitätssteigerung, Wirtschaftswachstum, Wissenstransfer, Investitionen und Wohlstandssteigerung, auch in ärmeren Regionen wie z.B. Ländern in Afrika, Asien und Südamerika.
Als größte Einflussfaktoren auf den sehr umfassenden Megatrend Globalisierung sieht das Zukunftsinstitut dabei nicht etwa weitere globale Verflechtungen und globales Wachstum, sondern u.a. die folgenden Themen, die vom Autor jeweils auf ihre Relevanz für Unternehmen in den entsprechenden Kontext gesetzt werden.[5] Auf die Aspekte des Bevölkerungswachstums und der globalen Migration, die z.B. ebenfalls im Zusammenhang mit Globalisierung genannt werden, wird nicht näher eingegangen, da diese, abgesehen von wenigen Branchen, eher indirekte Effekte auf Unternehmensentscheidungen haben und vornehmlich politische Herausforderungen mit sich bringen.
2.1 Generation Global
Jüngere Erwachsene (Geburtsjahre in etwa zwischen 1990 und 2000), die der Generation Global zugerechnet werden und daher als Teilmenge der Generation Y und Z angesehen werden könnten, die später noch beschrieben wird, leiten einen gewissen Wertewandel ein und sehen Sinn und sozialen Mehrwert als zentrale Entscheidungskriterien ihres Handelns, auch um lokale Ursachen für globale Problem zu identifizieren und diese auf der Basis von umfassender über das Internet verfügbarer Information zu lösen. Die Generation Global, die noch kosmopolitischer eingestellt ist als Generation Y und Z, sieht ihre Entfaltungsmöglichkeiten nicht zuletzt durch die Digitalisierung, Konnektivität und Social Media weit über die Grenzen der eigenen Heimat hinaus und ist bestrebt, die Welt zu erkunden und globale Herausforderungen durch offene und international geprägte Denkmuster zu lösen.
Für (v.a. ebenfalls international orientierte) Unternehmen stellt deren Mindset eine Chance dar, da diese Mitarbeitenden zu „globalem Denken“ und dem berühmten „über den Tellerrand blicken“ nicht erst „hingeführt“ werden müssen, sondern diese Denkmuster bereits in sich tragen. Andererseits werden Unternehmen von dieser Generation, z.B. in Kauf-, aber auch Bewerbungsprozessen von den Mitarbeitenden dieser Generation, kritischer hinterfragt, etwa im Zusammenhang auf deren Werte, deren ethischen Wirtschaftens und deren Beitrag zu gesellschaftlich übergeordneten Zielen, wie echter gelebter Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung etc.
2.2 Postwachstumsökonomie
Wirtschaftliche Stagnation, nicht zuletzt aufgrund globaler Krisen, wie auch jener rund um Covid-19, aber v.a. auch, da sich Industrie und Wirtschaft zunehmend mit den endlichen Ressourcen unseres Planeten konfrontiert sehen, bedingt Umdenkprozesse und verlangt nach neuen Geschäftsmodellen, die nicht wie die derzeitig global dominierenden Wirtschaftssysteme auf fortlaufendem Wachstum und Profitmaximierung ausgelegt sind. Die Entwicklung und v.a. (politische) Umsetzung alternativer, nachhaltigerer Wirtschaftssysteme wird von einer wachsenden Anzahl von Ökonomen daher für immer wichtiger eingeschätzt.
Das Forschungsfeld des Postwachstums sucht nach Strategien für ein nachhaltigeres, umweltschonenderes und sozial gerechteres Wirtschaften jenseits der reinen Wachstumsorientierung. Das Model der Postwachstumsökonomie des Ökonomen Niko Paech basiert z.B. auf einer Reduzierung des Konsums, kombiniert mit lokalen und regionalen Selbstversorgungsmustern, könnte also sogar als eine Art Gegentrend zur Globalisierung gesehen werden.[6]
Frei nach dem Motto „Wo Altes vergeht, wird Raum für Neues geschaffen“ bieten solch tiefgreifende Veränderungen neuen Playern, Start-ups und Nischen-Champions attraktive Chancen. Etablierte Unternehmen sind demnach zunehmend gefordert, sich mit der Endlichkeit von Ressourcen wie Rohstoffen, Land, Wasser, sauberer Luft etc. zu befassen und ihren Erfolg auch an Zielen abseits von Wachstum