Apotheker Melchior und das Rätsel der Olaikirche. Indrek Hargla

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Apotheker Melchior und das Rätsel der Olaikirche - Indrek Hargla Hansekrimi

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Kapitel 8 Domberg, Kleine Ordensburg 16. Mai, Mittag

       Kapitel 9 Raderstraße 16. Mai, Nachmittag

       Kapitel 10 Mönchstraße 16. Mai, nach der Vesper

       Kapitel 11 Dominikanerkonvent 16. Mai, zwischen Vesper und Komplet

       Kapitel 12 Schwarzhäuptergilde, Langstraße 16. Mai, Abend

       Kapitel 13 Vor der Stadtmauer, Schenke in Süstermay 17. Mai, Morgen bis Mittag

       Kapitel 14 Raderstraße, Melchiors Apotheke 17. Mai, Nachmittag

       Kapitel 15 Königsstraße, Meister Casendorpes Haus 17. Mai, nach der Vesper

       Kapitel 16 Raderstraße, Melchiors Apotheke 17. Mai, später Abend

       Kapitel 17 Raderstraße, Melchiors Apotheke 18. Mai, Nacht

       Kapitel 18 Kirchgarten der Nikolaikirche 18. Mai, früher Morgen

       Kapitel 19 Dominikanerkonvent 18. Mai, früher Morgen

       Kapitel 20 Zwischen dem Dominikanerkonvent und dem Rathaus 18. Mai, später Vormittag

       Kapitel 21 Am Schachbrett 18. Mai, früher Nachmittag

       Kapitel 22 Schwarzhäuptergilde, Langstraße 18. Mai, Abend

       Kapitel 23 Melchiors Apotheke 19. Mai, Nacht

       Kapitel 24 Raderstraße 19. Mai, Morgen

       Kapitel 25 Dominikanerkonvent 19. Mai, Vormittag

       Kapitel 26 Bei der Schmiedepforte 19. Mai, um die Mittagszeit

       Kapitel 27 Raderstraße, Haus des Mertin Tweffell 19. Mai, Nachmittag

       Kapitel 28 Amtsstube des Gerichtsvogts, am Rathausplatz 19. Mai, Abend

       Kapitel 29 Amtsstube des Gerichtsvogts, am Rathausplatz 19. Mai, Abend

       Kapitel 30 Kloster zu St. Michael, Brauereischenke 22. Mai, Nachmittag

       Glossar

      Vorwort

       Reval Anno Domini 1409

      Zu keiner Zeit war Estland so eng mit Westeuropa verbunden wie im 15. Jahrhundert. Es war die Zeit, als sich die Macht des Ordens endgültig festigte, Städte und Festungen gebaut wurden, Gilden und Klöster aufblühten. Der Zustrom von Siedlern und die Blütezeit der Hanse sorgten für einen regen Schiffsverkehr mit den Häfen in Deutschland und Skandinavien. Noch nie zuvor war Estland so tief in die Kriege der Herrscher Europas um die Vormacht an der Ostsee verwickelt worden. Die Vitalienbrüder, die sich wegen der Streitigkeiten deutscher Fürsten und des dänischen Königshauses zusammengetan hatten, verwüsteten zwar die estnischen Küstengebiete, waren jedoch bei internen Streitereien Verbündete der Dorpater Bischöfe. Die Vitalienbrüder eroberten Visby und machten die Stadt zu ihrem Stützpunkt, bis die Flotte des Ordens 1398 unter Ulrich von Jungingen die Insel zurückeroberte und die Vitalienbrüder von Gotland vertrieb. Visby wurde verwüstet und verlor seine Position im Ostseehandel. Alle Vitalienbrüder, denen es nicht gelungen war, zu fliehen, wurden auf dieselbe grausame Art und Weise hingerichtet, wie sie ihre Gefangenen selbst hingerichtet hatten. 1409 verkaufte der Orden die Insel wieder an die dänische Königin. Bis zur vernichtenden Niederlage des Ordens gegen die Polen bei Tannenberg sollte es noch ein Jahr dauern.

      Reval, das heutige Tallinn, sah 1409 bei weitem nicht so aus, wie man anhand der heutigen Altstadt meinen könnte. Reval wurde erst gebaut. Der Stadtplan lag zwar bereits fest, Straßen und Grundstücke gab es, auch das Rathaus stand schon, doch die Stadtmauer, die Türme und Kirchen waren noch nicht fertig. Die Straßen waren jedoch gepflastert, die Ordensfestung auf dem Domberg war eine der mächtigsten in Nordeuropa und das Revaler Wasserversorgungssystem – ein vom Oberen See aus gegrabener Kanal mit einem Wallgraben und drei Wassermühlen – war eine Meisterleistung der damaligen Ingenieurskunst. Der charakteristische Baustil war mit Hilfe vieler ausländischer Baumeister gerade im Entstehen; Reval war dabei, sich zu einem der wichtigsten Häfen des Ordens zu entwickeln, über den Handel getrieben und über den Livland versorgt wurde. Den Wohlstand von Reval oder Livland konnte man zwar nicht mit den Städten Deutschlands oder der Niederlande vergleichen, dennoch wuchs und gedieh die Stadt.

      Reval war von Vorstädten und einem breiten Verwaltungsgebiet umgeben, wo das lübische Stadtrecht galt, das heißt, die Macht der Bürger beziehungsweise Kaufleute. Auf dem Domberg galten die Gesetze des Ordens und das Landrecht. Die Beziehungen zwischen der Stadt und dem Orden waren oft kompliziert, doch kam das eine ohne das andere nicht aus. Der Orden sicherte den Frieden im Land und in seinem wirtschaftlichen Zentrum Reval. Die Ordensmacht auf dem Domberg wurde durch den Komtur vertreten.

      In alten Revaler Ratsbüchern ist man auf Hinweise gestoßen, dass im Jahre 1409 auf dem Domberg ein hochrangiger Ordensritter, der von Gotland nach Marienburg, in die Hauptstadt des Deutschen Ordens, unterwegs war, unter geheimnisvollen Umständen ermordet worden war. Dies war nicht der einzige Mord, der die Bürger Revals in jenem Frühjahr schockierte. Der Mörder vom Domberg wurde sowohl vom Orden als auch vom Rat gesucht, aber gefasst wurde er nie. So blieben auch die Gründe seiner Bluttaten unbekannt. Jedoch steht in der Gerichtschronik geschrieben, dass ein Revaler Apotheker namens Melchior eines Tages das Rathaus betreten und verkündet habe, er wisse, wer dieser geheimnisvolle Mörder sei und warum diese Verbrechen begangen worden seien. Der Rat hörte den Apotheker nicht an. Er schickte ihn fort – jedoch nicht mit leeren Händen. Melchior erhielt als Entschädigung zehn Mark. War es Schweigegeld? War die Aussage des Apothekers zu heikel, so dass der Rat es vorzog, die Beziehungen zwischen den Kaufleuten der Stadt, dem Orden und den geistlichen und weltlichen

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