Liebe ohne Kaution. B.G. Thomas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Liebe ohne Kaution - B.G. Thomas страница 5
Als er vor zehn Jahren an Lungenkrebs gestorben war (August hatte nie auch nur einen einzigen Zug von einer Zigarette genommen), hatte August begonnen, seine Mutter in alle möglichen Restaurants auszuführen: mediterran, vietnamesisch, indisch, deutsch. Ausgerechnet die baskische Küche war zu ihrem Favoriten geworden, also ging es ins Izar's Jatetxea.
April, seine Schwester, war nicht gerade begeistert von der Wahl ihrer Mutter, aber sie ließ es über sich ergehen. Sie nahm den Seehecht, ein Kabeljaugericht, und verkündete, es sei köstlich. Mama bestellte ausgerechnet txipiroiak bere tintan – Babytintenfisch, gekocht in der eigenen Tinte.
Dad hätte sich im Grab umgedreht!
Izar war an diesem Abend nicht da gewesen, aber dafür Todd Burton, ihr Küchenchef, und er hatte viel Aufhebens um das Geburtstagskind gemacht. Er servierte ihnen das Essen persönlich, schenkte ihnen eine Flasche txakoli – einen baskischen Wein –, servierte ihnen herrlich cremigen Kuchen namens gâteau Basque als Dessert und dirigierte das Restaurant beim Singen einer Runde Happy Birthday. Er konnte sogar singen, war total niedlich und genau Augusts Typ, aber er trug einen Ehering an der Hand. Und August flirtete nicht einmal spielerisch mit einem verheirateten Mann, auch nicht aus Spaß.
Story of my life! Warum sind alle süßen Kerle vergeben?
Danach hatte er seine Familie ins Kauffmann-Center gebracht, um die Kansas City Symphony zu sehen. Zum Glück liebte April sie so sehr wie er und Mama. Es war ein großartiger Abend. Die beiden Damen hatten unglaublich ausgesehen und er hatte seinen Smoking getragen.
Gott sei Dank hatte er das Jackett abgelegt, bevor er zu Harry Bedfords Freundin gefahren war. An diesem Punkt ging der Abend steil bergab. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie auf ihn eingestochen hatte. Sie hatte ihn zwar nicht ernsthaft verletzt, aber verdammt noch mal, sie hatte ihn angegriffen! Und das hätte sein Jackett absolut ruiniert.
Naiv! Es war so naiv gewesen, das zu tun. Linc würde ihn das lange nicht vergessen lassen. August konnte es ihm nicht verübeln. Er hätte seinen Partner auch noch lange damit aufgezogen, wenn er an seiner Stelle wäre.
August hob seinen linken Arm, bewegte seine Schulter und zischte schmerzerfüllt. Scheiße, tat das weh, da half es auch nicht, dass es keine schwere Verletzung war. Er wäre beinahe nicht zur Notaufnahme gefahren. Es hatte tatsächlich nicht lange gedauert, bis die Wunde zu bluten aufgehört hatte, aber angesichts der Waffe wusste er, dass er nichts riskieren konnte. Und er war klug genug, der Krankenschwester am Tresen nicht die ganze Geschichte zu erzählen. Er hätte womöglich die ganze Nacht dableiben und warten müssen, an die Reihe zu kommen.
Natürlich hatte er den Gesichtsausdruck des Arztes ertragen müssen, der sich kaum zurückgenommen hatte. August war sich ziemlich sicher, dass der Mann sich mehr als einmal auf die Innenseite der Wangen biss, und er kam nicht umhin, zu bemerken, dass die Augen des Kerls ein paar mal schelmisch funkelten. Aber der Arzt sagte August auch, es sei gut, dass er gekommen war. Er hätte sich eine ernsthafte Infektion zuziehen können, und mit denen war nicht zu spaßen.
August schlief letztlich auf dem Futonbett in seiner winzigen Zweitwohnung über dem Büro. Warum nicht? Es war ja nicht so, als würde zu Hause jemand auf ihn warten, nicht, seit Nick gegangen war. Max, seine Katze, würde die eine Nacht überstehen.
Die kleine Junggesellenbude hatte eine Dusche und so eine brauchte er dringend.
Zum Glück war die linke Schulter verletzt worden; so schaffte er es umständlich zumindest, den Verband selbst zu wechseln. Mit den Schmerzmitteln – und er nahm nur die Hälfte der Menge, die ihm verschrieben worden war – schlief er einigermaßen gut. Sie gaben ihm eine gute Stunde mehr Schlaf. Montagmorgen konnte eine echte Schlampe sein. Viele Menschen schienen sonntagabends verhaftet werden zu wollen. Er war montags gern früh dran, um die Welle aus Anrufen von Leuten entgegenzunehmen, die aus dem Gefängnis rauswollten.
Und egal, wie die letzte Nacht zu Ende gegangen war, heute war ein neuer Tag. Wer wusste, was passieren würde? Man konnte es nie sagen. Es könnte der Tag sein, der sein ganzes Leben veränderte.
Zugegeben, er sah in seinem Smoking ein wenig albern aus. August hatte vergessen, dass er keine Wechselkleidung dahatte. Vor ein paar Nächten hatte er die Jeans und die Handvoll Hemden, die er im Büro aufbewahrte, mit nach Hause genommen, um sie zu waschen, und er hatte nichts zurückgebracht. Doch er konnte Leute nicht aus dem Gefängnis raushauen und dabei nicht sein Jackett tragen. Nicht mit all dem Blut hinten auf dem weißen Hemd, was verdammt eklig aussah.
Vielleicht sollte er doch schnell nach Hause flitzen? Er konnte in einer halben Stunde zurück sein, wenn er wirklich Gas gab.
Aber kaum war er die Treppe heruntergekommen und hatte die Miene der beiden Männer gesehen, mit denen er zusammenarbeitete, wusste er, dass das eine schlechte Idee wäre.
Donny, sein Büroleiter, hatte ein Handy am Ohr, die pinke Spitze seiner Zunge im Mundwinkel und schrieb heftig auf einen großen gelben Notizblock. Lincoln, Ross' Geschäftspartner, schaute Donny über die Schulter und nickte.
August kannte diesen Blick und konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in Lincolns Kopf drehten. Ross war bereits dabei, einen Plan zu schmieden und teilte potenzielle Kunden ein. Als August sich dem Schreibtisch näherte, konnte er sehen, dass es ziemlich viele waren. Donny hatte das gelbe Papier mit seiner kaum entzifferbaren Schrift bereits fast vollgeschrieben, und eine weitere Seite war umgedreht.
Nach fünf weiteren Minuten – in denen Lincoln August einen Blick zuwarf und ihm zunickte – legte Donny mit einem »Wow!« auf.
»Wir haben heute Morgen viel zu tun, Jungs«, sagte er mit einer Stimme, die August immer an einen Bostoner Dialekt erinnerte. Er hätte fast gelacht, als er zum ersten Mal gehört hatte, wie sie von jemandem mit so einem süßen, fülligen, rundlichen Gesicht kam. »Soll ich ein paar von denen übernehmen und meiner Schwester Bescheid sagen, dass sie den Telefondienst machen soll?«
Lincoln schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, wir packen das, meinst du nicht, August?« Er nahm sich einen grünen Marker und hakte etwa die Hälfte der Namen ab. »Ich nehme die hier, und du den Rest?«
August blätterte eine Seite zurück. Nickte.
»Na ja, ausgenommen –«
»Oh. Diesen Vollidioten ausgenommen«, sagte Lincoln und nahm ihm damit die Worte direkt aus dem Mund. Lincoln strich den Namen durch.
»Vollidiot trifft es gut«, sagte Donny.
Sie hatten den Mann aus dem Knast geholt, nachdem er das erste Mal der Misshandlung beschuldigt worden war. Schließlich war jeder unschuldig, bis ihm die Tat nachgewiesen wurde. Es hatte keinen körperlichen Angriff gegeben und Mr. Tremont hatte genau das Richtige gesagt.
Aber als er vier Monate später seine Frau krankenhausreif prügelte, war das Maß verdammt noch mal voll. Warum er sie überhaupt um Hilfe bat, konnte August sich nicht vorstellen. Vielleicht würde der Widerling dieses Mal in den Knast wandern und lernen, was es hieß, Opfer von geballten Fäusten zu werden.
Einig über ihre verschiedenen zugeteilten Aufgaben suchten sie sich zusammen, was sie brauchten, um in ihren Arbeitstag zu starten, ihre Aktentaschen und Waffen eingeschlossen. August war auf dem Weg zur Tür hinaus, als Lincoln seinen Namen rief.
»Ja?«, erwiderte August und