Reich mit Raritäten. Gerald Pilz
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Wer in den siebziger Jahren Münzen sammelte, profitierte weniger von dem Sammlerwert als von den drastisch steigenden Goldpreisen.
In unserer Zeit hingegen hat der Goldpreis bereits einen erheblichen Preisanstieg hinter sich. Wer heute in Münzen anlegen will, muss in erster Linie auf den Sammlerwert achten, der nur bei ausgewählten Raritäten zum Zuge kommt.
Historische Münzen
Bei historischen Münzen sollten Sie besonders auf den Erhaltungsgrad achten. Schon geringfügige und unscheinbare Kratzer, die nur unter der Lupe zu erkennen sind, können zu einem dramatischen Wertverlust führen. Auch sollten Sie niemals Münzen mit den Fingern anfassen, da die Hautoberfläche Stoffe absondert, die die Münze langfristig angreifen.
Dasselbe gilt für die Aufbewahrung: Achten Sie sorgfältig darauf, dass die Münzalben oder Kapseln keine Weichmacher enthalten, die sich schädlich auf die Münze auswirken. Grundsätzlich sollten Sie Münzen, die sich in einer Kapsel befinden, nie entnehmen, und wenn, dann nur mit einer Pinzette. Münzen dürfen niemals poliert werden – dann verlieren sie fast vollständig ihren Wert. Die Patina, die sich im Lauf der Zeit gebildet hat, gilt nämlich als Zeichen der Echtheit.
Die Rendite von Münzen und der Münzindex
Wenn Sie langfristig in Münzen investieren möchten, ist es unabdingbar, dass Sie sich umfassend informieren und genau die Preise kennen. Gehen Sie zu entsprechenden Tagungen und Fachmessen, werden Sie Mitglied in einem seriösen Verein, studieren Sie die Fachliteratur und suchen Sie gezielt Informationen im Internet und in spezialisierten Onlineforen.
WISSENSWERT
Auch für Münzen gibt es ähnlich wie bei Briefmarken einen eigenen Index, den PCGS 3000 (www.pcgs.com), der von dem angesehenen US-Verband Professional Coin Grading Service berechnet wird. Er erstreckt sich vor allem auf seltene Münzen.
Der PCGS 3000 Index stand im Jahr 2004 noch bei rund 61.000 Indexpunkten und erklomm im Börsenkrisenjahr 2008 die Spitze von 73.500 Punkten.
Der Index begann im Jahr 1970 mit einem festgelegten Ausgangswert von 1000 Punkten. Danach fiel der PCGS 3000 deutlich auf ein Niveau von unter 68.000 Zählern zurück. Einen absoluten Rekordwert verbuchte der Münzindex im Jahr 1989, als er die Schallmauer von 180.000 Punkten durchbrach. Im Jahr 1995 stand er aber mit 50.000 Punkten wieder auf einem Tiefpunkt.
Im Vergleich zu anderen Sachwertanlagen wie Whisky, Rum oder Wein ist die Wertentwicklung bei Münzen eher wechselhaft und launisch. Der Münzmarkt konnte sich seit seinem Glanzjahr 1989, das die Krönung in der Münzgeschichte darstellt, nie mehr erholen.
Für amerikanische Münzen liegt die durchschnittliche jährliche Wertsteigerung zwischen zehn und elf Prozent. Bei ausgewählten europäischen Münzen dürfte sie etwas niedriger sein.
WISSENSWERT
Die mit Abstand rarste Münze weltweit ist übrigens der Double Eagle aus dem Jahr 1933 mit dem Nennwert von 20 US-Dollar. Sie trägt auf der Rückseite als Symbol einen Weißkopfadler, der zum Wappentier der USA erhoben wurde und heute unter Naturschutz steht. Auf der Vorderseite erscheint die Liberty, die der griechischen Mythologie entlehnte Freiheitsgöttin im wallenden Gewand. Insgesamt blieben nach der bereits erwähnten Einschmelzungsaktion zur Zeit der Weltwirtschaftskrise lediglich zehn Münzen übrig, die der damalige ägyptische König Farouk in letzter Minute von einem Händler in Texas für 1575 US-Dollar erwerben konnte.
Das Mysterium der teuersten Münze der Welt
Die Münzen, die in Philadelphia bereits kurz vor dem Erlass des Präsidenten geprägt wurden, sollten ursprünglich bis 1937 eingeschmolzen werden. Im Lauf der Jahrzehnte verschwanden die zehn Münzen, und die US-Regierung versuchte mit akribischer Feinarbeit und mit Unterstützung von Geheimdiensten, den Verbleib der Double Eagles aufzuklären.
Erst im Jahr 1996 konnte die letzte der zehn Münzen in einer Auktion in New York angeboten werden. Bei der Versteigerung erzielte sie einen atemberaubenden Wert von 6,6 Millionen US-Dollar.
Der anonyme Käufer stellte das Objekt der Federal Reserve für Ausstellungen zur Verfügung. Die Münze wird heute von der New Yorker Abteilung der US-Notenbank unter strengen Sicherheitsvorkehrungen aufbewahrt.
Was Sie beachten sollten
Insgesamt gilt: Eine seltene Münze wird in ihrem Wert immer steigen. Jedoch ist es auch für sachkundige Experten schwierig herauszufinden, wie viele Münzen von einer Auflage noch vorhanden sind. Bisweilen lässt sich bei alten Münzen noch nicht einmal die ursprüngliche Auflage ermitteln, da die Aufzeichnungen in früheren Jahrhunderten lückenhaft sind oder vollständig fehlen. Monarchen mussten einst keine Rechenschaft über ihre Geldpolitik ablegen.
In Deutschland gingen durch zwei Weltkriege etliche Münzen verloren, und dennoch werden immer wieder auf Dachböden, in Kellern und in Hinterlassenschaften seltene Stücke gefunden.
Das Alter einer Münze sagt übrigens nicht immer etwas über ihre Seltenheit aus. So sind römische Münzen in Deutschland keineswegs eine Seltenheit. Bei Ausgrabungen südlich der ehemaligen römischen Grenzbefestigungen werden immer wieder große Mengen an Münzen gefunden, so dass Exemplare aus der spätrömischen Antike bereits für wenige Euro zu haben sind.
Weitaus kostbarer und gediegener als die weit verbreiteten Kupfermünzen sind natürlich Goldmünzen wie der so genannte Aureus.
WISSENSWERT
Einen besonderen geheimnisvollen Nimbus hat übrigens der Brutus-Denar. Wenn Sie sich noch an Ihren Geschichtsunterricht erinnern oder an das berühmte Drama Shakespeares, dann dürfte Ihnen geläufig sein, dass Cäsar an den Iden des März von Brutus im römischen Senat erstochen wurde. Seine letzten Worte sollen „Tu quoque, mi fili“ („Auch du, mein Sohn“) gewesen sein.
Der berühmte Tyrannenmord, der den Niedergang der römischen Republik nicht aufhalten konnte, wurde auf einer Münze verewigt – dem berüchtigten Brutus-Denar. Der Adoptivsohn Cäsars, Oktavian, der spätere Kaiser Augustus, ließ natürlich die Münze sofort einziehen. So kommt es, dass sie äußerst selten ist. Auf einer Auktion erhielt ein Brutus-Denar einen Zuschlag von 90.000 Euro.