Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 42
»Ich zweifele nicht daran, daß Sie die Wahrheit sagen, Juanita.«
»Aber ich weiß jetzt, warum sie mich aus dem Weg räumen wollen. Sie wollen die Beweise vernichten. Sie wollen an das Vermögen von Mama heran. Es war ein Schock für Barnet, als das Testament bekannt wurde. Mein Vater hatte mich nämlich zur Erbin eingesetzt, und Mama hatte nur die Nutznießung, solange sie keine zweite Ehe eingehen würde. Aber sie hat wohl nicht geglaubt, daß Barnet auf ihr Vermögen aus wäre und hat ihm nichts von Papas Testament gesagt.«
Wieder geriet sie ins Nachdenken. »Manches muß ich mir ja selbst zusammenreimen. Verstehen Sie bitte, wenn ich nicht alle Zusammenhänge durchschaue.«
»Erzählen Sie nur, was Ihnen klar ist, Juanita«, sagte Fee.
»Ich war auf dem College, als Mama Barnet geheiratet hat. Sie war in einem Sanatorium, und er hat sie behandelt. Ich habe ihn von Anfang an nicht gemocht. Und an einem Morgen fand ich Mama im Swimmingpool.« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann jammervoll zu weinen.
»Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß dies schrecklich war, Juanita«, sagte Fee. Tröstend legte sie ihren Arm um die schmalen Schultern. Es dauerte einige Zeit, bis sich Juanita beruhigte.
»Barnet brachte mich in sein Sanatorium. Er sperrte mich ein. Dr. Keller hat mich herausgeholt. Er war Papas und Mamas Anwalt. Er ist auch deutscher Abstammung. Würden Sie ihm schreiben, daß ich hier bin? Das könnte mir helfen, meine Identität zu beweisen.«
»Ich werde ihn anrufen oder ein Telegramm schicken«, versprach Fee. »Geben Sie mir die Adresse.«
Juanita brauchte nicht zu überlegen, und Fee schrieb Adresse und Telefonnummer auf.
»Ich habe mir alles eingeprägt«, sagte Juanita leise. »Hoffentlich stimmt es genau. Von den deutschen Verwandten meiner Großmama habe ich auch durch Dr. Keller erfahren, und ich habe dann an sie geschrieben. Und dann kam Marian. Wir haben uns gleich gut verstanden. Er wollte mich gleich mitnehmen, aber Dr. Keller hat es verhindert. Er war mißtrauisch. Er hat gesagt, daß die Eickstedts auf mein Erbe aus sein könnten. Ich habe das nicht geglaubt, aber manchmal habe ich jetzt gedacht, daß es doch so sein könnte.«
»Sie haben sehr viel negative Erfahrungen gemacht, Juanita, da wird man mißtrauisch«, sagte Fee, aber insgeheim fragte sie sich doch, ob da nicht ein Fünkchen Wahrheit dabei wäre. Oder spielte dieser Dr. Keller auch falsch? Es war alles zu undurchsichtig.
»Ich bin dann ausgerissen«, flüsterte Juanita. »Ich bin nach London geflogen und habe Marian von dort aus angerufen. Er hat gesagt, daß wir uns im Jagdschlössel treffen wollten und erst über alles sprechen müßten. Er sagte, daß er jetzt nicht wegkönnte, weil sie in einer schwierigen Situation waren. Irgendwie muß Barnet das herausgebracht haben. Als ich im Jagdschlössel auf Marian wartete, war er plötzlich da. Er sagte, daß ich verrückt sei, so verrückt wie meine Mutter, und daß dies eine Erbkrankheit bei den Eickstedts sei. Und er sagte auch, daß ich hergelockt worden sei, damit die Eickstedts mein Vermögen dann an sich bringen.«
»Er sagte das, als Sie an jenem Tisch saßen, und da sind Sie aufgesprungen und gegangen?« fragte Fee.
Juanita starrte sie an. »Woher wissen Sie das?« fragte sie.
»Ich habe es zufällig gesehen. Aber warum haben Sie sich unter all den Menschen mit ihm getroffen?«
»Ich wollte nicht mit ihm allein sein. Ich dachte ja auch, daß Marian kommen würde. Ich hatte alles falsch angefangen und nicht richtig nachgedacht. Es war dumm und unüberlegt, aber das ist mir erst hier bewußt geworden. Und ich dachte auch, daß Marian in der Nähe sei, wegen des Hundes.«
»Sie meinen Wastl«, sagte Fee.
»Marian hat so einen Hund. Er hat mir Bilder gezeigt. Er heißt Chérie.«
»Es ist eine Hündin«, sagte Fee gedankenlos.
*
Zu dieser Zeit wurden Sepp und Kathi Hoflechner durch lautes Jaulen und Winseln aus ihren düsteren Gedanken aufgeschreckt, denn wenn sie mal zur Besinnung kamen, mußten sie immer wieder über Juanita nachdenken.
»Der Wastl führt sich auf«, sagte Kathi, »da muß wieder was los sein.«
»Gott schütze uns«, brummte Sepp, aber mutig ging er hinaus. »Komm, Kathi«, rief er, und Kathi nahm allen Mut zusammen und folgte ihm.
Da lag ein weißgraues Etwas am Boden und wurde von Wastl abgeschleckt.
»Guter Gott«, stammelte Kathi, »ein Hund vom Baron. Der ist ja am Verenden.«
»Nun übertreib nicht gleich«, brummte Sepp heiser. Doch Wastl winselte jammervoll.
»Ruf den Tierarzt an«, sagte Sepp. »Ich trage den Hund ins Haus.«
Das duldete Wastl. Sepp wurde klar, daß dieser Hund völlig erschöpft war. Sein Fell wies auch Blutspuren auf und für seine Größe war er seltsam leicht, ausgehungert, wie Sepp dachte.
»Dr. Gellert kommt gleich«, sagte Kathi, »ich habe ihn grad erwischt, als er aus dem Hause wollte. Er dachte, es geht um Wastl, und ich habe ihn in dem Glauben gelassen. Gott im Himmel, was haben sie denn mit dem armen Bürscherl gemacht.«
»Er ist eine Sie, und Wastl kennt sie«, sagte Sepp nachdenklich.
»Es kann doch nicht die Chérie sein? Sie ist doch so gepflegt«, sagte Kathi fassungslos. Als sie aber »Chérie« sagte, hob die Hündin den Kopf und blickte sie aus trüben Augen an. Doch gleich sank der Kopf matt zurück.
»Reg dich jetzt nicht auf, Kathi, die Rasse ist zäh«, sagte Sepp tröstend, als Kathi Tränen über die Wangen kullerten. Sie lief hinaus und kam mit Decken zurück. Sie hüllte die Hündin ein. »Magst auch ein Wasserle?« fragte sie.
Wastl schleckte indessen die im Licht sichtbaren Wunden des erschöpften Tieres.
Zum Glück ließ Dr. Gellert nicht lange auf sich warten. »Das ist Chérie«, sagte er leise, »ja, meine Gute, was ist denn mit dir los? Wo ist dein Herrchen?«
Da gab Chérie ein leises, klagendes Winseln von sich, und es schien, als ob sie sich erheben wolle, aber sie war zu schwach.
Dr. Gellert gab ihr eine Spritze, dann lag sie leblos da.
»Ist sie tot, nein, das können Sie doch nicht«, jammerte Kathi.
»Sie ist nur betäubt. Ich muß die Wunden versorgen«, sagte Dr. Gellert. »Es ist auf sie geschossen worden, aber anscheinend sind es nur Streifschüsse. Sie ist ausgehungert, und die Pfoten sind wund. Wir reden nachher darüber. Rufen Sie doch mal beim Gut an, damit der junge Baron kommt.«
Der konnte nicht kommen, da er nicht da war, aber das wußten die Hof-lechners ja nicht. Kathi war nur völlig überrascht, daß der alte Baron sofort aufgeregt sagte, daß er kommen würde.
Dr. Gellert versorgte das geplagte Tier bestens. »Vielleicht schafft sie es«, sagte er. »Bis hierher hat sie es ja auch geschafft, obgleich das schon ein Wunder ist.«
Wastl wich nicht von Chérie. Er legte seine Schnauze auf ihren zuckenden Körper.