Mansfield Park. Jane Austen

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Mansfield Park - Jane Austen

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die schon im Begriff stand, einen roten Kopf zu bekommen, war besänftigt, und eine kleine Weile lang redete man von anderen Dingen als von der Verschönerung von Sotherton. Dr. Grant und Mrs. Norris waren selten gut Freund. Ihre Bekanntschaft hatte mit Auseinandersetzungen über die Baufälligkeit des Pfarrhauses begonnen, und sie waren kaum jemals einer Meinung.

      Nach dieser kurzen Unterbrechung begann Mr. Rushworth von neuem: «Smith’s Besitzung wird jetzt weit und breit bewundert. Dabei war gar nichts daran, bevor Repton die Sache in die Hand genommen hat. Ich glaube, ich werde doch Repton heranziehen.»

      «Mr. Rushworth», sagte Lady Bertram, «an Ihrer Stelle würde ich ein hübsches Boskett anlegen. Bei schönem Wetter hält man sich gern in einem hübschen Boskett auf.»

      Mr. Rushworth beeilte sich, Ihrer Ladyship zuzustimmen, und bemühte sich, ein feines Kompliment zu drechseln; doch zwischen seiner Begeisterung für ihre Idee, seiner Versicherung, daß er selber das gleiche im Sinn gehabt hätte, seinen Beteuerungen, daß ihm vor allem daran läge, es den Damen allesamt recht angenehm zu machen, und seinen Andeutungen, daß es nur eine einzige gäbe, deren Wünsche ihm Befehl seien, verhaspelte er sich, und Edmund beeilte sich, ihm aus der Verlegenheit zu helfen, indem er ihn aufforderte, mit ihm ein Glas zu leeren. Doch obwohl Mr. Rushworth sonst kein großer Redner war, konnte er sich von dem Gegenstand, der ihm am Herzen lag, noch nicht losreißen. «Smith hat im ganzen nicht mehr als hundert Morgen Land, was herzlich wenig ist. Gerade darum ist es so erstaunlich, was daraus gemacht wurde. In Sotherton haben wir gut siebenhundert Morgen, die Wiesen am Fluß nicht mitgerechnet, und ich denke, wenn man aus Compton so viel machen konnte, brauchen wir die Hoffnung nicht aufzugeben. Man hat dort zwei oder drei hohe, alte Bäume gefällt, die vor dem Haus standen, und es ist unglaublich, wie der Prospekt dadurch gewinnt. Ich nehme an, daß Repton, oder wer sonst den Plan entwirft, wohl auch in Sotherton die Allee umlegen würde. Wissen Sie, die Allee, die von der Westfront zum Gipfel des kleinen Hügels führt», fügte er eigens für Maria hinzu. Doch Maria fand es passend, zu antworten:

      «Die Allee? Ach – ich erinnere mich nicht. Ich kenne ja Sotherton so wenig.»

      Fanny, die an Edmunds anderer Seite Miss Crawford gegenüber saß und aufmerksam zugehört hatte, blickte ihren Cousin an und sagte leise:

      «Eine ganze Allee fällen! Wie traurig! Erinnert es dich nicht an Cowper? ‹Ihr hingesunkenen Alleen, noch einmal beklag’ ich euer unverdientes Los …›»

      Edmund antwortete lächelnd: «Ich fürchte, um die Allee steht es schlecht, Fanny.»

      «Ich würde Sotherton so gern sehen, ehe sie verschwindet, so, wie es jetzt ist, bevor es ganz verändert wird. Aber ich werde wohl nie hinkommen.»

      «Warst du denn niemals dort? Nein – für einen Ritt ist es wohl zu weit. Ich wollte, ich könnte dir deinen Wunsch erfüllen.»

      «Ach, es ist nicht wichtig. Wenn ich es jemals zu sehen bekomme, wirst du mir beschreiben, wie es früher war.»

      «Ich entnehme dem allem», sagte Miss Crawford, «daß Sotherton ein alter Landsitz ist und recht großartig sein muß. Ist es in einem besonderen Stil gebaut?»

      «Das Haus stammt aus der Zeit von Königin Elisabeth – ein großes, regelmäßiges Ziegelgebäude, etwas schwerfällig, aber von imponierendem Aussehen, mit vielen, wohldimensionierten Räumen. Unvorteilhaft ist seine Lage, an einer der tiefsten Stellen des Parks, wogegen sich nicht viel machen läßt. Aber der Wald ist prächtig, und es gibt auch einen kleinen Fluß, der sicher sehr günstige Möglichkeiten für die Gestaltung des Landschaftsbildes bietet. Mr. Rushworth hat ganz recht, wenn er dem Ganzen ein modernes Gewand zu geben gedenkt, und ich bin überzeugt, daß es ausgezeichnet gelingen wird.»

      Miss Crawford hörte unterwürfig zu und dachte bei sich: Er ist ein wahrhaft wohlerzogener Mensch. Mit wieviel Takt er das Gute hervorhebt!

      «Ich möchte Mr. Rushworth nicht hineinreden», fuhr Edmund fort, «aber wenn ich einen solchen Besitz umzugestalten hätte, würde ich mich nicht einem Architekten ausliefern. Lieber begnügte ich mich mit weniger glänzenden Resultaten, wenn sie dafür meinen eigenen Ideen entsprechen und ich sie mir Schritt für Schritt erarbeitet habe. Ja, ich möchte lieber meine eigenen Fehler in Kauf nehmen als die eines Fremden.»

      «Sie wüßten so eine Sache natürlich richtig anzupacken, aber für mich wäre das nichts. Ich habe nicht das Auge dafür und keine Einfälle – ich sehe nur, was vor mir steht. Falls ich einen Landsitz hätte, wäre ich sehr dankbar, wenn irgendein Mr. Repton mir alles abnähme und mir für mein Geld soviel Schönheit wie möglich herausholte. Ich würde keinen einzigen Blick darauf werfen, ehe es nicht fix und fertig dastünde.»

      «Mir würde es die größte Freude machen, es allmählich entstehen zu sehen», sagte Fanny.

      «Ja, Sie sind dazu erzogen worden. Bei meiner Erziehung hat man diesen Punkt vernachlässigt. Und die einzige Kostprobe – die mir noch dazu von einem Mann verabreicht wurde, der mir nicht gerade der liebste auf Erden ist – hat mir nur bewiesen, daß nichts unangenehmer ist, als so einen Umbau mitzumachen. Vor drei Jahren hat der Admiral, mein hochverehrter Onkel, ein kleines Landhaus in Twickenham zum Sommeraufenthalt gekauft, und meine Tante und ich waren ganz entzückt davon. Aber gerade weil es so überaus hübsch und reizend war, fand man es unbedingt notwendig, alles umzuändern. Drei Monate lang war das Ganze nichts als ein wüstes Durcheinander, ohne einen trockenen Weg, den man betreten, oder eine Bank, auf der man sich niederlassen konnte. Nein, wenn ich auf dem Land lebe, möchte ich alles so hübsch und komplett wie möglich haben, Boskette und Blumenrabatten und lauschige Sitzplätze ohne Zahl, aber unter der Bedingung, daß ich mich um nichts zu kümmern brauche. Henry ist anders, der liebt es, sich zu betätigen.»

      Es tat Edmund leid, Miss Crawford, die zu bewundern er sehr geneigt war, in so leichtfertigem Ton von ihrem Onkel sprechen zu hören. Es verletzte sein Taktgefühl, und er schwieg, bis ihr Lächeln und ihre Lebhaftigkeit ihn wieder so gefangen nahmen, daß er den unangenehmen Eindruck überwand.

      «Mr. Bertram», sagte sie, «ich habe endlich Nachricht von meiner Harfe. Es wurde mir versichert, daß sie sich heil und unversehrt in Northampton befindet, und zwar seit zehn Tagen, ungeachtet der gegenteiligen Erklärungen, die wir wiederholt empfangen haben.» Edmund gab seiner Freude und seiner Überraschung Ausdruck. «Die Sache ist die, daß unsere Erkundigungen viel zu direkt waren; wir haben einen Diener hingeschickt, wir sind selbst hingefahren – siebzig Meilen von London entfernt, ist das nicht das richtige Vorgehen. Heute früh haben wir es endlich auf dem korrekten Weg erfahren. Ein Bauer hat sie gesehen und es dem Müller erzählt, der Müller hat es dem Metzger berichtet, und der Schwiegersohn des Metzgers hat Nachricht im Laden hinterlassen.»

      «Ich freue mich sehr, daß Sie von ihr gehört haben, ganz gleich auf welche Weise. Hoffentlich gibt es jetzt keine weiteren Verzögerungen.»

      «Sie soll morgen hier eintreffen. Aber wie, glauben Sie, wird sie zu mir gelangen? Nicht auf einem Wagen oder Karren – o nein, so etwas ist im ganzen Dorf nicht zu bekommen. Ich hätte ebensogut nach einer Tragbahre und Trägern herumfragen können.»

      «Es dürfte schwer sein, jetzt mitten in der ohnehin sehr verspäteten Heuernte, Pferd und Wagen aufzutreiben. Das kann ich mir vorstellen.»

      «Ich hätte nie gedacht, wie schwer! Daß hier auf dem Land Mangel an Fuhrwerken herrschen könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen, und so habe ich einfach mein Mädchen geschickt, um irgendeines zu bestellen. Da ich nicht aus dem Fenster schauen kann, ohne einen Bauernhof zu erblicken, und nicht im Garten spazieren, ohne an einem anderen vorbeizukommen, dachte ich, ich brauchte bloß ein Wort zu sagen, und war noch ganz bekümmert, daß ich nicht allen den Vorzug geben konnte. Stellen Sie sich meine Verblüffung

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