Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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ich glaube gern, daß dies Ihre Auffassung vom Leben ist. Aber Ihre rührende Besorgnis ist völlig unangebracht. Ich brauche keine Lehrmeisterin im Umgang mit Männern. Ich denke, Sie können den Lauf der Dinge in Ruhe abwarten.«

      Urte trank ihr Glas leer und sah unter gesenkten Lidern, daß Toska von Tersky die perlweißen Zähne in die Unterlippe grub. Doch nur eine Sekunde lang – dann hatte sie wieder Eisaugen und Haltung.

      Urte stand auf. »Ich wünsche Ihnen angenehme Träume, meine Dame.«

      Sie ging ins Restaurant und fühlte Toskas Blicke wie Phosphor auf der Haut. Der Trotz hatte dem Mädchen geholfen, der mondänen Schönheit entsprechend zu begegnen. Urte zahlte im Vorübergehen und floh.

      Als sie ihr Zimmer im Gasthaus betrat, wirkte es seltsam leer. Wie sie sich in wenigen Tagen an das Kind gewöhnt hatte! Sie vermißte das kleine Wesen mit den fragenden Vergißmeinnichtaugen und den immer verwuschelten krausen Haaren.

      Auf dem Nachttisch stand der Käfig mit dem Goldhamster. Urte nahm das Tierchen heraus und spürte das kleine krabbelnde Leben in ihrer Hand. Zutraulich blitzten die schwarzen Perlaugen.

      Auch Hans-Günther hatte dunkle, fast schwarze Augen…

      Ihre Gedanken begannen wieder zu kreisen.

      *

      Urte erwachte am nächsten Morgen mit bleiernen Gliedern und einem benommenen Gefühl. Sie erinnerte sich, daß sie gestern eine Schlaftablette geschluckt hatte, um den quälenden Bildern zu entfliehen.

      Mit Gewalt wischte Urte die Benommenheit fort, die ihre Wahrnehmungen und Erinnerungen dämpfte.

      H.G.B., das Kind, die Schwarzrote tauchten nacheinander aus dem Nebel auf, mit ihnen das Unbehagen und dann der Schmerz.

      Urte sprang aus dem Bett. Der Nebel vor ihren Augen wurde schwarz. Sie klammerte sich ans Waschbecken, der Schwächeanfall ging vorüber.

      Urte ließ das eiskalte Wasser aus dem großen Schwamm über den nackten Körper fließen. Es war ein Schock, aber es half. Dann wählte sie mit Sorgfalt ein fliederblaues Kleid aus Naturseide. Sie spürte den Stoff glatt und zärtlich auf ihrer Haut. Schmuck? Die glitzernden Steine waren kalt und hart. Urte wählte den warmen goldenen Bernstein – Herzblut untergegangener Urwälder. Erstarrte Tropfen, die einst Leben waren, legte sie sich tröstlich um ihren Hals. Sie steckte auch den Ring auf und fühlte sich bereits besser.

      Urte frühstückte auf der Veranda. Sie sah eine Schwalbe in den Telefondrähten sitzen wie eine Note zwischen den Linien. Ein verlorener Ton im blauen Himmel.

      Auch Urte fühlte sich verloren, entwurzelt und seltsam ratlos. Sie spürte, daß es so nicht weitergehen konnte. Sie mußte sich aufraffen und eine Entscheidung treffen. Aber sie verschob diesen Gedanken bis zur Ankunft des Kindes. Mit Veronika würde auch H.G.B. kommen… Eine irre Hoffnung durchzuckte sie.

      Sie dehnte das Frühstück aus in der Hoffnung, H.G.B. und das kleine Mädchen würden bald eintreffen.

      Endlich erhob sie sich und setzte sich auf die schiefe Steintreppe, die zur Straße hinunterführte. Sie wollte unbedingt da sein, wenn H.G.B. das Kind brachte. Sie mußte eine letzte Gewißheit haben – die Gewißheit, daß…

      Sie dachte den Satz nicht zu Ende.

      Sie rupfte einen Grashalm aus und begann an der Rispe zu zählen: Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, über alle Maßen, fast gar nicht… mit Schmerzen, über alle Maßen!

      Das Mädchen seufzte tief. Schön wär’s ja!

      »Blödsinn ist’s!« Sie erhob sich. In diesem Moment hörte sie den starken Motor des Sportwagens, der Sekunden später am Fuß der Treppe stoppte.

      Urtes Herz hämmerte.

      Die Tür ging auf und Ika schlüpfte heraus.

      Urte wollte die Stufen hinuntersteigen, obwohl ihre Knie merkwürdig zitterten – da entdeckte sie das andere Mädchen. Es saß auch noch ein Mann auf den schmalen Rücksitzen, aber Urte sah nur die Schwarzrote.

      Ihr Schritt stockte. Sie erstarrte zur Leblosigkeit. Dann sah sie H.G.B. lässig winken. »Urte, wir unterhalten uns nachher. Ich möchte Toska nicht unnötig warten lassen. Wir fahren nach Detwang zur Kirche. Bis bald!«

      Er ließ sich wieder hinter das Lenkrad sinken.

      Veronika stürmte die Treppe herauf. »Ist sie fort?«

      »Wer?« fragte Urte verständnislos.

      »Tante Anni.«

      »Ach so. Ja, natürlich.« Sie hob das Kind auf und drückte es an sich. »Schön, daß du wieder da bist.«

      Veronika schlang die Ärmchen um Urtes Hals und löste damit die Erstarrung…

      »Ich brauche nicht wieder ins Heim!« plapperte Ika aufgeregt. »Onkel H.G.B. hat gesagt, ich kann bei ihm bleiben. Er hat eine schöne Wohnung, und er mag auch nicht mehr allein sein. Da können drei wohnen! Ist das nicht prima?«

      So war das also! Da können drei wohnen – das konnte doch nur bedeuten, daß Hans-Günther heiraten wollte. Urte spürte ihr Herz wie einen kleinen Hammer. Sie glaubte, wieder die Stimme des Mannes zu hören: Ich möchte Toska nicht warten lassen. Wir fahren zur Kirche…

      Urte glaubte es plötzlich zu wissen: Sie würden in der berühmten alten Kirche heiraten – eine romantische Marotte, die zu der Schwarzroten gut paßte!

      Urtes Schultern fielen nach vorn, ihre Arme sanken kraftlos hinab.

      »Was ist denn?« fragte Veronika ungeduldig. »Du sagst ja gar nichts!«

      »Sicher wird es sehr schön werden, mein Kleines. Aber hast du sie eigentlich gern?«

      »Wen denn?« fragte Ika verständnislos.

      »Die Dame, die mit euch gefahren ist.«

      »Ach so, die… Ooooch, nicht so doll. Aber Onkel H.G.B. ist prima, nicht?«

      Urte strich ihr über das Haar, und heiß schossen ihr die Tränen in die Augen, als sie die Begeisterung des Kindes sah. Sie wandte sich schnell ab und fragte: »Hast du schon gefrühstückt?«

      »Och, schon lange. Ich hab’ schon wieder Hunger.«

      »Dann lauf mal zu Tante Eckstein in die Küche!«

      Ika stürmte davon.

      So, nun habe ich Gewißheit, dachte Urte und bemühte sich, die aufsteigende Bitterkeit zu unterdrücken. Das war also der Vorschlag, den Hans-Günther dem Kind gemacht hat! So hatte sie also auch noch Ika verloren!

      Die Einsamkeit warf das Netz nach ihr, und diesmal wehrte Urte sich nicht gegen die grauen Fäden. Eine tiefe Gleichgültigkeit ergriff von ihr Besitz.

      Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und stieg den Weg zur Engelsburg hinauf. Ihre Glieder waren bleischwer.

      Ehe sie den Wald erreicht hatte, stand die Sonne schon im Zenit. Ihre heißen Strahlen lähmten die

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