Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Plötzlich berührte etwas Erquickendes ihre ausgedörrten Lippen. Es war wie Tau… Nein, es war noch viel schöner – zart und weich. Dann war es wieder fort. Entsetzt fuhr Urte hoch. War sie eingeschlafen, hatte sie geträumt?
Dann sah sie sein Gesicht ganz nah vor sich, seine blitzenden Augen, seinen lachenden Mund.
»Nein, bitte nicht! H.G.B., bitte!« stammelte sie. Nicht noch einmal Hoffnungen wecken, die sich nicht erfüllen konnten! Das war grausam!
Hans-Günther sah das Entsetzen in den Augen des Mädchens und führte es auf den Schreck des jähen Erwachens zurück.
»Entschuldige!« sagte er und faßte nach ihrer Hand, um sie an die Lippen zu ziehen. Sie zog die Hand hastig zurück. Hans-Günther begriff noch immer nicht. Er glaubte, das Mädchen wolle sich aufrichten und stützen.
»Wie hast du mich hier gefunden? Keiner wußte, wohin ich wollte. Ich wußte es ja selber nicht.«
Urte sah sich um, und sie erkannte den Platz ihres ersten gemeinsamen Abends wieder.
»Aber ich wußte es!« erwiderte H.G.B. ernst. »Ich habe deinen Ruf aufgefangen. Wir senden doch auf der gleichen Welle.«
Er wollte sie küssen, aber sie drehte den Kopf zur Seite. »Du hast mir doch noch etwas zu sagen!«
»Gut, also das Sachliche zuerst. Ika ist ein ganz reizendes Kind, und ich meine, wir sollten sie auf keinen Fall wieder ins Heim lassen. Ika und ich verstehen uns prächtig. Ich denke, ich werde ihr ein guter Vater sein. Was meinst du?«
H.G.B. sah sie erwartungsvoll und mit glitzernden Augen an.
Urte senkte den Kopf.
»Natürlich«, sagte sie tonlos. »Es wird schon richtig sein. Ich mag Ika auch sehr, aber ich kann ihr nichts bieten.«
H.G.B. starrte sie entgeistert an. »Soll das heißen, daß du nur dem Kind ein Opfer bringst, wenn du…«
»Nein, nein!« fiel sie ihm ins Wort. »Wie gesagt, in meiner Lage…«
»Und ich habe mir eingebildet, daß du mich liebst!« Ein Schatten der Enttäuschung verdunkelte das Gesicht des Mannes.
Urte sprang auf. Das war zuviel!
»Was denkst du dir eigentlich? Du willst mir die Kleine nehmen, und ich soll dir auch noch sagen, daß ich mich in Sehnsucht nach dir verzehre, wie? Nimm das Kind und werde selig mit deiner Schwarzroten!«
H.G.B. brauchte ein paar Augenblicke lang, bevor er begriff, was Urte da hervorgesprudelt hatte. »Mit meiner Schwarzroten? Meinst du Toska? Glaubst du etwa, ich will Toska heiraten? Ja? Und dann hättest du mir Ika trotzdem überlassen?«
Urte war völlig irritiert. Sie nickte nur.
»Du liebst mich also doch!«
Urte nickte ergeben. »Ich kann es nicht leugnen. Wozu auch? Aber bitte, quäle mich nicht unnötig. Es ist also nicht Toska von Tersky? Du willst eine andere heiraten?«
»Ja, eine andere! Und du liebst mich so sehr, daß du mir deine Tochter überlassen würdest? – Auch dann?«
»O Gott!« Jetzt endlich begriff Urte das Mißverständnis.
»Ich muß mich setzen«, sagte sie schwach und ihre Knie knickten ein.
»Ich…, ich…, mein Gott, was glaubst du von mir?« Sie barg ihr Gesicht in den Händen, ihre Schultern zuckten.
H.G.B. legte den Arm um sie. »Hältst du mich wirklich für so grausam, daß ich dir dein Kind nehmen wollte! Ich will natürlich dich heiraten.«
Urtes Schultern zuckten noch krampfhafter.
»Liebste, weine doch nicht. Ich liebe dich! Glaube mir doch!« Er zog vorsichtig ihre Hände vom Gesicht und sah, daß sie – lachte.
Aber dann wurde sie schlagartig ernst. »Sag das noch einmal, H.G.B.. Du willst mich heiraten, auch wenn ich ein uneheliches Kind habe?«
»Aber ich bitte dich! Was soll diese Frage? Ich freue mich nur, daß Ika mich auch mag.«
Jetzt warf Urte die Arme um den Hals des geliebten Mannes und küßte ihn.
Hans-Günther riß sie an sich. »Das heißt also – ja«
»Ja, ja, ja.«
Seine Lippen preßten sich auf ihren Mund. Und als sie wieder zu Atem kam, sagte Urte feierlich: »Jetzt weiß ich, daß du mich wirklich liebst. Ich werde nie wieder mißtrauisch sein! – Aber nimmst du mich auch ohne uneheliches Kind?«
»Was soll diese Frage?« H.G.B. war völlig aus dem Konzept.
»Ika ist doch gar nicht meine Tochter!«
»Sie ist nicht deine Tochter?« Der Mann schlug sich an die Stirn. »Ach, darum sagt sie auch nicht Mutti oder Mami, sondern Urte. Und ich habe sie für ein besonders modern erzogenes Kind gehalten!«
Sie setzten sich wieder ins Gras, und Urte erzählte die ganze Geschichte. H.G.B. hielt ihre Hände und zog sie immer wieder an seine Lippen.
»Mein Vater!« sagte er, nachdem Urte geendet hatte. »Der zerstreute Professor! Er hat natürlich gar nicht richtig hingehört, als ich mich nach dir und deinem Kind erkundigte! Er schwebt geistig dauernd über den Wolken! – Aber nun mußt du mir noch erklären, wie du darauf gekommen bist, daß ich Toska heiraten
will?«
Urtes Miene verdüsterte sich. »Ich habe gesehen, wie ihr euch geküßt habt. Unten an der Tauber.«
»Sie – ich, das exaltierte Frauenzimmer! Wir haben am Fluß Fotoaufnahmen gemacht.«
»Du fotografierst…?«
»Ja, privat. Aber beruflich arbeite ich mit einem Fotografen zusammen. Hast du ihn denn nicht gesehen? Nein? Er stand zwischen den Büschen. – Urte, es tut mir so leid!«
»Ich habe ein paar schwarze Stunden hinter mich gebracht und die Nacht nur mit einer starken Schlaftablette überstanden.«
»Deshalb warst du am Telefon so seltsam!« Er küßte sie zärtlich.
Sie nickte.
»Du wirst nie wieder eifersüchtig sein?« fragte Hans-Günther.
»Bestimmt nicht!« sagte sie fest.
»Weißt du, Eifersucht würde uns das Leben zur Hölle machen. Denn ich muß ja mit den Weibern arbeiten!«
»Mußt du das wirklich?« fragte sie, schon wieder ein wenig verzagt.
»Es läßt sich nicht vermeiden. Die Leute wollen Bilder sehen!«
»Bist du denn nicht – Handelsvertreter?«
H.G.B.