Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Er brachte sein galoppierendes Pferd dicht neben ihr zum Stehen. »Du bist verrückt!« sagte er finster. »Es war ein gefährlicher Sprung! Wirklich, du bist verrückt!«
»Weshalb?« Sie warf den Kopf zurück.
»Du hast ›Mustang‹ mit den Sporen angetrieben. Du weißt, daß ich grundsätzlich dagegen bin, mit Sporen zu reiten!«
Kathinka lachte unbekümmert. »Ich weiß – ja!« bestätigte sie. »Und du magst es auch nicht, wenn ich meine Reitpeitsche bei mir trage!«
Sie lächelte. Heiß und brennend stieg der Wunsch in ihm auf, dieses schöne und stolze Geschöpf, dessen Leidenschaft und Temperament ihn oft verwirrten, in die Arme zu schließen und sie endlich ganz zu besitzen.
Er trat neben »Mustang« und ergriff die Zügel des Rappen.
Kathinka blickte lachend auf Rainhart hinab.
Er hob den Kopf, und als sich ihre Blicke begegneten, durchzitterte ihn heißes Sehnen.
In vier Wochen ist sie meine Frau! dachte er. Ein Gefühl wild aufschäumenden Glückes erfüllte ihn, als er sich vorstellte, daß Kathinka bald an seiner Seite als Herrin auf dem Gut einziehen würde.
Er streckte die Arme aus, um Kathinka beim Absteigen zu helfen. Doch sie sprang aus dem Steigbügel. Mit einem tiefen Aufatmen blieb sie neben dem Pferd stehen. Sie lehnte sich an den Rappen und sah Rainhart an. Da bemerkte sie die steile Unmutsfalte auf seiner Stirn. »Was ist?« fragte sie leise und kam zu ihm.
»Manchmal fürchte ich, du spielst mit mir«, stieß er hervor.
Kathinka lachte. »Du lieber großer Junge!« sagte sie und legte die Arme um seinen Hals.
Mit einer heftigen Bewegung zog er sie an sich. »Ich liebe dich«, sagte er heiser.
»Ich weiß«, entgegnete sie flüsternd und schloß die Augen. »Muß ich dir immer wieder versichern, daß auch ich dich liebe?«
»Ja, Katja«, erwiderte er leidenschaftlich, »ich will es hören – immer wieder! Meine Liebe zu dir ist so groß, daß ich nicht ertragen könnte, nicht wiedergeliebt zu werden!«
»Wie kommst du auf so dumme Gedanken!« sagte Kathinka dann. »Ich liebe dich – genügt es dir nicht? Ich liebe dich, und in vier Wochen bin ich deine Frau!«
Rainhart hörte in ihren Worten noch einen anderen fremden Ton, den er in der letzten Zeit schon oft gehört hatte und der ihn jedesmal in neue Unruhe stürzte.
Er umspannte ihre Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Warum entziehst du dich mir, Katja?« fragte er leise und drängend. »Versteh mich nicht falsch! Ich will nicht, daß du mir jetzt schon ganz gehören sollst, obwohl es mein einziger und heißester Wunsch ist, dich ganz zu besitzen. Doch du weichst mir sooft aus – mit Worten, mit Blicken, in denen du mich förmlich von dir stößt. Warum tust du das?«
Ihr Lachen wirkte unnatürlich. »Du bist überempfindlich, Rainer«, erwiderte sie hastig. »Du willst alles ganz haben – nur für dich allein. Aber ich gehöre mir selbst! Ich gebe mich nicht aus der Hand!«
»Aber du hast eingewilligt, meine Frau zu werden, Katja!« stieß er leidenschaftlich hervor. »Wir werden ein gemeinsames Leben beginnen, ein Leben, in dem einer zum anderen gehört!«
»Verlangst du, daß ich mich selbst aufgebe?« fragte sie trotzig.
»Nein«, erwiderte er schnell, »aber ich möchte, daß wir uns in inniger Harmonie finden.«
»Vielleicht habe ich Angst vor dir«, sagte sie leise und zögernd.
»Angst?« Er blickte sie fassungslos an.
»Vor deiner Kraft, deiner Energie, deiner Leidenschaft und – deiner rauhen Härte, diesem plötzlich aufschäumenden Temperament!«
Er zog sie an sich. Sein Lächeln war voll Zärtlichkeit und Wärme. »Wie kannst du davor Angst haben?« fragte er.
Er lachte tief und dunkel. »Meine geliebte kleine Katja – was für dumme Gedanken du doch hast! Vier Wochen vor der Hochzeit bekommt die angehende Herrin von Gut Arundsen plötzlich Angst vor ihrem zukünftigen Ehemann! Die selbständige, stolze und eigenwillige Kathinka Wallges fürchtet sich vor der Ehe und dem Zusammenleben mit einem Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte!« Er lachte. »Wir kennen uns schon fast zwei Jahre, und trotzdem sind wir einander manchmal noch zwei Fremde. Auch du, Katja, gibst mir oft Rätsel auf…«
Kathinka lächelte unergründlich. »Das ist gut so«, murmelte sie.
»Nein, Katja«, stieß er heiser hervor und preßte sie an sich, »ich will dich kennen – mit allen deinen Fehlern und Schwächen. Nur so kann ich dir wirklich Kamerad, Ehemann und Geliebter sein! Du darfst dich nicht vor mir verschließen, hörst du?«
Beschwörend sah er sie an.
Sie erwiderte seinen Blick mit einem undefinierbaren Lächeln.
Rainhart hörte den Herzschlag Katjas, und sein sehnsüchtiges Verlangen wurde übermächtig. Seine Lippen suchten ihren Mund, und in einem langen, verzehrenden Kuß versuchte er, die Mauer niederzureißen, die ihre ängstlichen Gedanken aufgebaut hatten.
Kathinka atmete heftig, als er sich von ihr löste und sie mit fragendem Blick ansah. »Ich gehöre dir«, flüsterte sie leise, und ihre Wangen brannten in unbezähmbarer Erregung. »Du kannst nicht länger behaupten, daß ich mich dir entziehe!«
Rainhart Arundsen verlor sekundenlang die Beherrschung. Seine Liebkosungen wurden drängender, und seine Küsse waren voll leidenschaftlichen Verlangens.
Kathinka setzte ihm keinen Widerstand entgegen. Zum erstenmal erwiderte sie mit fast erschreckender Wildheit seine Küsse und preßte sich an ihn, als wollte sie sich an ihm festklammern, um bei ihm Kraft und Schutz und Geborgenheit zu finden.
Er durfte ihr Vertrauen nicht mißbrauchen! Mit einer heftigen Bewegung riß er sich los.
Kathinka taumelte und starrte ihn erschrocken an. »Was ist?« flüsterte sie.
Rainhart lächelte verlegen und fuhr sich über das blonde Haar. Es kostete ihn große Beherrschung, seine überlegene Ruhe wiederzufinden. »Verzeih«, sagte er und ergriff zögernd ihre Hände. »Es ist besser, wenn wir jetzt zurückreiten. Die Mittagshitze wird heute unerträglich werden!« Er beugte sich über ihre Hände und küßte die Innenflächen.
*
Elfriede Greve, die Frau Theodor Greves, war mittelgroß, schlank und hatte schwarzes Haar. Sie war nicht mehr jung, aber das charmante Lächeln und ihre weiche Stimme ließen sie sehr anziehend wirken. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Arundsen«, sagte sie, während sie Rainhart auf der Terrasse Platz anbot. »Leider ist mein Mann noch nicht daheim.«
»Es tut mir leid, daß ich in Ihren häuslichen Frieden mit einer geschäftlichen Angelegenheit einbreche«, sagte Arundsen.
Frau Greve lachte. »Wir hoffen ja, allerhand an Ihnen zu verdienen, Herr Arundsen«, gab sie fröhlich zurück. »Wenn Sie die Absicht haben