Geschichte Österreichs. Walter Pohl L.

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Geschichte Österreichs - Walter Pohl L. Reclams Ländergeschichten

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Ländergruppe und Tirol mit den Vorlanden) hervorbrachten, nicht qualifizieren können. Am deutlichsten lässt sich die prekäre Stellung der Habsburger daran ermessen, dass die großen politischen Ausrichtungen der drei herzoglichen Linien in den Jahrzehnten nach 1400 häufig quer zueinander lagen und sich alle drei mit einem kräftigen Machtzuwachs der Stände in ihren Herrschaftsgebieten konfrontiert sahen. Der Weg der habsburgischen Dynastie zurück zur Einheit war lang und steinig. Zu schweren Konflikten mit den mächtigen Ständen der betroffenen Länder führte der Versuch Kaiser Friedrichs III., nach dem Prinzip des Seniorats und gegründet auf die Stellung als Vormund der minderjährigen Erbberechtigten das Herzogtum Österreich und Tirol samt den Vorlanden möglichst lang in der Hand zu behalten. Auch nach dem Aussterben der albertinischen Linie verlangte der Rückerwerb des Herzogtums Österreich dem Kaiser größte Kraftanstrengungen ab. Die Reintegration Donauösterreichs in den Gesamtkomplex der Erblande blieb überaus problematisch, zumal die Herausforderung des ungarischen Königs Matthias Corvinus seit 1477 das Land erneut in Atem hielt und Österreich unter der Enns dem Kaiser 1484/85 sogar ganz verlorenging. Auf den Tiefpunkt habsburgisch-erbländischer Politik folgte 1490 die Wende zum Positiven. Erstmals seit mehr als einem Jahrhundert waren alle habsburgischen Länder wieder in einer Hand vereint.

      Mit Friedrichs III. Sohn Maximilian I. trat das Haus Habsburg endgültig aus der Enge mitteleuropäischer Bezüge heraus. Der Handlungsrahmen der Dynastie weitete sich zu einem universalen. Zwischen 1477 und 1515 verwirklichte die Familie drei große Eheprojekte – davon zwei Doppelhochzeiten – in drei Generationen, die die Habsburger zur mächtigsten Dynastie des europäischen Kontinents aufsteigen ließen. Die burgundische und die spanische Heirat veränderten den Horizont Maximilians, der nun längst nicht mehr auf die österreichischen Erblande fokussiert war, wenngleich diese nach wie vor den Löwenanteil der Ressourcen für Krieg und Expansion bereitstellten. Nicht zuletzt um die finanzielle Leistungsfähigkeit dieser seiner Erblande zu stärken, leitete Maximilian dort einen politisch-administrativen Innovationsschub ein. In den knapp drei Jahrzehnten seiner Regierung erhielten die österreichischen Länder die erste institutionell-bürokratische Verklammerung durch übergreifende Behörden. So hat Maximilian viel getan, um das lockere österreichische Länderkonglomerat, das hauptsächlich durch die Person des Landesfürsten zusammengehalten wurde, enger zusammenzubinden. Der Weg zum frühmodernen »Gesamtstaat« war eingeschlagen, dessen Realisierung lag freilich noch in weiter Ferne.

      Dynastien und Länderverbindungen

       1282

      Belehnung der Söhne Rudolfs von Habsburg mit Österreich, Steiermark und Krain

       1286

      Graf Meinhard II. von Görz-Tirol wird Herzog von Kärnten.

       1308

      Ermordung König Albrechts I.

       1335

      Tod Herzog Heinrichs von Kärnten; Belehnung der Habsburger Albrecht II. und Otto mit Kärnten

       1358–1365

      Herzog Rudolf IV. (der Stifter)

       1358/59

      Fälschung des Privilegium maius

       1363

      Übergang Tirols an die Habsburger

       1365–1395

      Herzog Albrecht III.

       1379

      Teilung der habsburgisch-österreichischen Länder zwischen Albrecht III. und Leopold III. (Neuberger Teilung)

       1386

      Tod Leopolds III. in der Schlacht von Sempach

       1411–1439

      Herzog Albrecht V.

       1415

      Reichsacht über Herzog Friedrich IV.

       1420/21

      Wiener Gesera

      Die Habsburger als Herzöge von Österreich und der Steiermark

      Kurz vor Weihnachten 1282 belehnte König Rudolf auf einem Hoftag in Augsburg seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf gemeinschaftlich mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark sowie der Herrschaft Krain und erhob sie – wie die Belehnungsurkunde vom 27. Dezember 1282 ausdrücklich betont – in den Reichsfürstenstand. Als die Verleihungsform »zur gesamten Hand« schon bald auf Widerstand stieß, gab Rudolf diese in der sogenannten Rheinfeldener Hausordnung vom 1. Juni 1283 auf und ließ an ihre Stelle die Alleinherrschaft des ältesten Sohnes Albrecht treten. Der jüngere Rudolf sollte in geeigneter Weise abgefunden werden. Schwierig gestalteten sich die Anfänge habsburgischer Herrschaft in den neugewonnenen Herzogtümern. Einer als landfremd wahrgenommenen Dynastie angehörig, sah Herzog Albrecht I. sich zusätzlich mit der schweren Hypothek konfrontiert, dass sein Vater in den vorangegangenen Jahren als römischer König über die ehemals otakarischen Länder großzügig das Füllhorn königlicher Gnadenverleihungen ausgeschüttet hatte. Zur Konsolidierung seiner Stellung verfolgte Albrecht von Anbeginn an eine energische Revindikationspolitik, die darauf abzielte, das gesamte ehemals babenbergische Gut dem Landesfürsten zurückzugewinnen. Mit Hilfe von loyalen, meist aus den habsburgischen Stammlanden im Westen mitgebrachten Adeligen wie den Herren von Wallsee oder geistlichen Ratgebern wie dem Benediktinerabt Heinrich von Admont, der als Landschreiber und Hauptmann die wichtigste Stütze von Albrechts Herrschaft in der Steiermark war, baute der neue habsburgische Landesfürst seine Stellung konsequent aus. Aufstände des freiheitsgewohnten Adels beider Herzogtümer, aber auch der Stadt Wien, die sich mit aller Wucht gegen Albrechts Politik wandten, vermochten ihn nicht aufzuhalten, zumal der Adel der beiden Länder nicht zu einem gemeinsamen und koordinierten Handeln gegenüber dem Landesfürsten fand. Die Steirer glaubten 1292 ihre Stunde gekommen, der österreichische Adel 1295/96. Schon 1287/88 hatte Wien den Aufstand geprobt und dem neuen habsburgischen Landesherrn damit den Vorwand geliefert, die von König Rudolf der Stadt gewährten Privilegien zu kassieren. Albrechts Sieg fiel insgesamt so vollständig und eindeutig aus, dass an dem dauerhaften Erfolg der habsburgischen Landesherrschaft in Österreich und der Steiermark künftig nicht mehr zu zweifeln war. Nicht geringen Anteil an diesem Erfolg hatte wahrscheinlich der Umstand, dass der neue habsburgische Landesfürst alles unternahm, um sein Haus in den östlichen Herzogtümern heimisch zu machen. Diesem Ziel diente namentlich das demonstrative Anknüpfen an die babenbergische Tradition der Länder Österreich und Steiermark. Drei Söhne Albrechts I. erhielten Babenbergernamen: Friedrich (geb. 1289), Leopold (geb. 1290) und Heinrich (geb. 1299). In dieses ideologische Programm, das wie der Versuch einer dynastischen Ansippung an die Babenberger anmutet, reiht sich nahtlos die Ausgestaltung babenbergischer Memoria in dem niederösterreichischen Stift Heiligenkreuz zu Ausgang des 13. Jahrhunderts ein. Die Zisterze stand damals unter der Leitung Benzos, des Kanzleileiters Herzog Albrechts I.

      König Rudolf hielt sich in den Angelegenheiten der östlichen Herzogtümer seit 1283 durchaus im Hintergrund. Bis zuletzt hing

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