MORDSJOB - The Hitman Diaries. Danny King

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MORDSJOB - The Hitman Diaries - Danny King

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gerollt hatte, verfiel sie wieder in ihren Supermodel-in-Schokoladenkrise-Modus. »Oooh, heute ist mir danach, mal so richtig über die Stränge zu schlagen … ach, nein, das darf ich nicht … aber es sieht so lecker aus. Meinst du, ich sollte …? Ian, du erzählst doch niemandem etwas, oder?«

      Über heute Abend? Du willst mich wohl verarschen, antwortete ich in Gedanken.

      »Na gut. Dann nehme ich ein kleines Stück Torte mit … ist das Vanilleeis? Ein klitzekleines Löffelchen davon, bitte. Hm, vielleicht doch ein bisschen mehr. Es sieht so winzig aus, wenn es erst auf dem Teller liegt, nicht wahr?«

      Als der Kellner endlich zu mir kam, bestellte ich bloß einen Kaffee.

      »Nimmst du denn gar nichts?«, fragte Janet betrübt.

      »Nein, schon gut, du kannst auch noch meinen Nachtisch haben, wenn du magst. Ich habe einfach nicht so einen süßen Zahn, das ist alles.«

      »Keinen süßen Zahn? Und was ist mit den ganzen Mars-Riegeln? Die magst du doch.«

      Mir war ein Fehler unterlaufen. Ich hatte Janet durch das Kaufen von Marsriegeln kennengelernt und vergessen, die Lüge aufrechtzuerhalten. Das war gedankenlos. Wo hatte ich bloß meinen Kopf? Wisst ihr, Janet arbeitete in einem Zeitungskiosk einige Meilen von meiner Wohnung entfernt und vor ein paar Monaten war sie mir dort aufgefallen. Sie hatte freundlich und hübsch auf mich gewirkt, vielleicht ein bisschen einsam, genau wie ich – wenn auch in meiner Erinnerung definitiv dünner. Da war zweifellos mein romantisches Unterbewusstsein am Werk. Jedenfalls war ich ihr bei unserem ersten Treffen wohl auch aufgefallen und sie hatte mir ein nettes Lächeln geschenkt, worauf ich den Rest des Tages nur noch an sie dachte. Mit dieser einen liebenswürdigen Wechselgeldrückgabe hatte sie sich bei mir so eingeschmeichelt, dass ich mehr über sie erfahren wollte. Also schaute ich immer wieder mal rein, um einen Mars-Riegel oder eine Zeitung oder ein Geodreieck oder irgendwas zu kaufen, bloß damit sie mir mein Wechselgeld und ein kleines Lächeln gab und ich mich für den Rest des Tages wohlfühlen konnte. Ich ging so oft dorthin, dass wir uns mit Namen kannten und sogar ab und an ein paar Worte und einen harmlosen Scherz bei unseren Transaktionen tauschten. Es war nicht gerade die Romanze des Jahrhunderts, aber es war angenehm, tröstlich und herzerwärmend. Und in der vorigen Woche hatte ich es endlich geschafft, mich mit ihr zu verabreden. Ich war ihr nach Hause gefolgt, um herauszufinden, wo sie wohnte, dann traf ich sie »ganz zufällig« am nächsten Tag im Bus. Wir unterhielten uns nett, ich half ihr mit den Einkaufstaschen und sie willigte ein, mit mir essen zu gehen.

      Und wisst ihr was? Jetzt, wo sie hier war, in ihrer ganzen Pracht, wusste ich nicht mehr, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht hatte. Manchmal bekommt man das, was man will, und stellt fest, dass es nicht dasselbe ist wie das, was man sich die ganze Zeit gewünscht hat.

      »Süßer Zahn? Ich? Oh ja, ich mag Mars und Kitkat und so weiter. Was ich sagen wollte, ist, ich bin kein Fan von Nachtisch. Irgendwie nicht mein Ding. Etwas zu mächtig für meinen Geschmack.«

      Ich konnte die Verwirrung in ihrem Gesicht sehen, während sie überlegte, was die Worte »Ich mag keinen Nachtisch« wohl bedeuteten. Dann lachte sie und wechselte das Thema.

      »Was machst du eigentlich beruflich, Ian?«

      »Ich arbeite mit Computern.«

      »Ohhh«, gurrte sie. »Das klingt aber sehr interessant.« (Natürlich tat es das nicht.) »Was machst du denn genau?«

      »Ich erstelle Websites.«

      »Oh«, war alles, was sie dieses Mal an Interesse aufbringen konnte.

      Für ein, zwei Augenblicke saßen wir bloß da, während ich auf die nächste Frage wartete. Es kam keine. Nach weiteren ein oder zwei stummen Augenblicken sagte sie noch einmal: »Oh.«

      »Wie lange arbeitest du denn schon in dem Zeitungskiosk?«, fragte ich schließlich.

      »Seit ich ein junges Mädchen war. Fünfzehn. Ich habe zuerst einen Nebenjob dort gemacht und als ich dann im Jahr darauf die Schule fertig hatte, bot Mr. Wilson mir eine Vollzeitstelle an.«

      »Und gefällt es dir?«

      »Oh ja, es ist der beste Job der Welt. Ich meine, jedes Mädchen träumt doch davon, in einem Süßigkeitenladen zu arbeiten, oder?«, prahlte sie.

      »Ach, wirklich?«, staunte ich. Warum hatte ich das bisher noch nie gehört? »Ich dachte immer, alle Mädchen wollten Schauspielerinnen oder Supermodels oder so was werden.«

      Janet sah etwas betroffen aus.

      »Nein, tun sie nicht. Wenn sie ehrlich sind, wollen sie alle im Süßigkeitengeschäft arbeiten.« Das sah ich ein. Kate Moss, die ein paar Millionen Pfund im Jahr verdiente und sich rund um die Welt fliegen ließ, damit der Jetset ihr den Arsch küsste, träumte insgeheim bestimmt von einer Stellung, in der sie immer mal ein paar Bountys einstecken konnte, wenn das Tape der Überwachungskamera gewechselt wurde.

      Janet starrte auf ihren Nachtisch, nahm ein winziges bisschen Eiscreme auf ihren Löffel und führte ihn zum Mund, als ob er zehn Tonnen wöge.

      Ich hatte ihre Gefühle verletzt.

      Das war nicht meine Absicht gewesen. Plötzlich fühlte ich mich mies. Warum sollte nicht jedes Mädchen davon träumen, in einem Süßigkeitenladen zu arbeiten? Wenn Janet sich unbedingt an diesen Blödsinn klammern wollte, was machte das schon? Woher nahm ich das Recht, ihre Illusionen zu zerstören? Ich meine, macht sich nicht jeder mehr oder weniger selbst etwas vor? Auf mich traf das jedenfalls zu. In einer Welt, wo Glamour und Schönheit immer mehr zu den entscheidenden Faktoren mutieren, brauchen wir doch alle ein wenig Bestätigung. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: In dieser Zeit, in der sogar Soapstars – traditionell die hässlichsten Gestalten in der Glotze – gut genug aussehen, um zu modeln und Platten herauszubringen, welche Chance hat da der Rest von uns? Wie rettet man sich also ein bisschen Selbstwertgefühl? Nun, man sagt sich einfach, dass Brad Pitt oder George Clooney oder wer auch immer vielleicht der feuchte Traum jeder Frau sein mögen, aber wie gut sind sie schon im …? An dieser Stelle nennt man dann eine ziemlich stumpfsinnige Tätigkeit, die man selber relativ gut beherrscht: einen Reisebus fahren, am Automaten spielen, Sehhilfen verschreiben und so weiter. Und schon fühlt man sich etwas besser dabei, nicht Brad Pitt oder George Clooney zu sein.

      Das war alles, was Janet getan hatte. Sie hatte ihrem Selbstwertgefühl eine Krücke gebaut, indem sie sich vormachte, dass alle anderen Frauen sie beneideten. Nett von mir, ihr die Krücke wegzutreten, nicht wahr? Ich bemühte mich um schnelle Wiedergutmachung.

      »Wie viele von diesen Supermodels könnten wohl bei deinen Arbeitszeiten so nett und fröhlich bleiben wie du, hm? Das möchte ich mal wissen«, sagte ich, während sie ein paar Tortenkrümel mit ihrem Löffel zusammenschob. Dieses erstaunlich sinnentleerte Kompliment über ihre gute Laune in einem trübseligen Job ohne Zukunft schien tatsächlich zu wirken, denn Janet lebte sofort wieder auf und machte ein paar Bemerkungen der Art, dass Katie Price noch nicht einmal wüsste, wie man morgens die Zeitungen einsortierte.

      Wir verbrachten die nächsten paar Minuten damit, die Vorzüge und Nachteile beim Einsatz von Supermodels im Einzelhandel zu erörtern. Dann offenbarte Janet ihr echtes Leid.

      »Und guck sie dir bloß mal an, wie spindeldürr sie sind. Welcher Mann will schon so eine Frau? Das ist doch nicht sexy. Nein, ihr wollt was zum Anfassen, oder? Eine richtige Frau, die schön weich und kuschelig im Bett ist.«

      Ich wollte ihre Illusionen nicht zweimal in Folge zertrümmern, also spielte ich

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