Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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Onkel Fritz, Anna und Konny nicht gewesen wären …« Seine Stimme verlor sich, aber er brauchte seinen Satz nicht zu beenden, sie wusste auch so, was er hatte sagen wollen.

      »Ich gehe wieder«, sagte er. »Kommst du mit?«

      Sie nickte. Als sie sich anschickten, Togo den Hügel hinunter zu folgen, fing über ihnen ein Rotkehlchen an zu singen.

      »Schön«, sagte Julietta leise.

      »Ein Gruß von meinen Eltern«, erwiderte der kleine Fürst. Seine Stimme klang ruhig und sicher, es schwang kein Zweifel in seinen Worten mit.

      Sie widersprach ihm nicht – zu ihrem eigenen Erstaunen hielt sie es für durchaus möglich, dass er Recht hatte mit seiner Annahme.

      *

      »Wir müssen Silberstern jetzt auch an andere Menschen gewöhnen«, sagte Robert Wenger. »Ich glaube, das dürfen wir nicht länger aufschieben, Herr Baron.«

      »Ganz meine Meinung«, erwiderte Friedrich. »Das wollte ich Ihnen ebenfalls vorschlagen. Immerhin hat er sich von Julietta reiten lassen, nicht wahr?«

      »Zum Glück, sonst hätten wir ihn gar nicht bewegen können, er hat ja außer ihr noch niemanden an sich herangelassen. Aber ich fürchte, wir werden noch viel Arbeit mit ihm haben, Herr Baron.«

      »Der Kauf hat sich trotzdem gelohnt, davon bin ich überzeugt.«

      Der Stallmeister nickte. »Das denke ich auch. Kommen Sie, ich zeige Ihnen noch Salvas Fohlen, das haben Sie ja schon ein paar Tage nicht mehr gesehen.«

      Friedrich musste lachen. »In ein paar Tagen wird es sich nicht so sehr verändert haben, oder?«

      »Wenn Sie sich da mal nicht irren, Herr Baron!«

      Gleich darauf standen sie vor Salvas Box, und Friedrich konnte nur staunen. »Niemals hätte ich das für möglich gehalten!«, rief er. »Es ist gewachsen und hat zugenommen.«

      »Ja, wir sind alle ziemlich stolz auf die Kleine. Und sie scheint zu wissen, wem sie ihr Leben verdankt, denn Julietta hat sie von uns allen am liebsten, das ist eindeutig.«

      »Diese Nacht war der Wendepunkt«, sagte Friedrich leise. »Seitdem ist Julietta wie ausgewechselt. Es hat sich vorher schon angedeutet, aber Salvas Fohlen hat den Ausschlag gegeben.«

      »Ich bin froh darüber, Herr Baron.«

      »Das sind wir alle, Herr Wenger. Ich danke Ihnen noch einmal, dass Sie bereit waren, es mit ihr zu versuchen. Ohne Sie hätten wir ihren Eltern nicht helfen können.«

      »Ich schätze mal, Herr Baron, vor allem haben wir ihr selbst geholfen«, bemerkte der junge Stallmeister. »Sie hatte einfach ihren Platz in der Welt und ihren Weg noch nicht gefunden, und das ist jetzt anders. Sie weiß, was sie kann und was sie will. Alles andere wird sich finden.«

      »Das hoffen wir auch.«

      »Wir brauchen einen Namen für das Fohlen – haben Sie einen Vorschlag?«

      »Ist vielleicht ein bisschen lang – aber wie wäre es mit Julietta?«

      »Sie werden es nicht glauben, Herr Baron, aber dieser Gedanke ist uns auch schon gekommen. Harry hat den gleichen Vorschlag gemacht.«

      »Na, dann!« Friedrich wandte sich zum Gehen. »Viel Glück mit Silberstern, Herr Wenger«, sagte er zum Abschied. »Wie gesagt, ich erhoffe mir viel von ihm.« Mit diesen Worten verließ er den Stall und kehrte ins Schloss zurück.

      *

      »Na, was sagen Sie jetzt, Herr Doktor?«, fragte Robert Renninger, nachdem er Arndt stolz zu seinem jüngsten Kalb und dessen Mutter geführt hatte.

      »Ich fasse es nicht!«, rief Arndt. »Das ist ja ein richtiger Brocken geworden in der Zwischenzeit!«

      Die Augen des alten Bauern leuchteten. »Ich habe es Ihnen doch gleich gesagt: Die Kleinsten werden manchmal die Besten. Man kann richtig zugucken, wie es von Tag zu Tag stärker wird. Wir haben es aber auch verwöhnt, die ganze Familie hat dieses Kalb adoptiert, weil es unmittelbar nach seiner Geburt so mickrig aussah.« Er strahlte Arndt an. »Dass es überlebt hat, haben wir Ihnen zu verdanken, Herr Doktor.«

      »Ich würde sagen, es war eine Gemeinschaftsarbeit, Herr Renninger.« Arndt untersuchte das Kalb, das bemerkenswert fest auf seinen längst nicht mehr so staksigen Beinen stand, sich allerdings jetzt ein wenig furchtsam an seine Mutter drängte.

      »Alles in Ordnung, Herr Renninger«, stellte Arndt fest, »ich denke, wir können zufrieden sein.«

      »Und ob! Aber heute trinken Sie wenigstens noch eine Tasse Kaffee mit mir, Herr Doktor, das können Sie mir nicht abschlagen, wo Sie schon den Schnaps immer ablehnen.«

      Arndt willigte ein, obwohl er sich lieber gleich auf den Weg nach Sternberg gemacht hätte – zum Glück konnte er das Fohlen zum Vorwand nehmen. Lange freilich würde das nicht mehr möglich sein, wenn er nicht wollte, dass sein Besuchseifer auffiel. Zwar interessierte er sich auch für die gesundheitliche Entwicklung des Fohlens, aber er fuhr einzig und allein wegen Julietta von Barrentrop so häufig nach Sternberg. Sie hatte ihr stacheliges Benehmen ihm gegenüber noch immer nicht aufgegeben, was sie in seinen Augen nur noch attraktiver machte. Von so einer Frau hatte er sein Leben lang geträumt, war ihr bisher jedoch nie begegnet.

      Robert Renninger hätte ihn gern mit weiterem Kaffee bewirtet, doch Arndt lehnte dankend und mit Hinweis auf weitere Verpflichtungen ab. Sobald er sich auf dem Weg nach Sternberg befand, erhöhte sich sein Pulsschlag.

      Bald würde er sie wiedersehen!

      *

      »Der Vertreter von Dr. Küppers ist in Julietta verliebt«, sagte Anna zu Christian. »Ist dir schon aufgefallen, dass er neuerdings ständig kommt, auch wenn es gar keinen Grund gibt? Er sucht sich Vorwände.«

      »Julietta ist auch in ihn verliebt«, erwiderte Christian zu Annas nicht geringer Verwunderung.

      »Echt?«, rief sie. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«

      »Aber mir. Sie wird nämlich immer ganz ruppig, wenn er kommt – fast so wie ganz am Anfang, weißt du?«

      »Und das soll ein Zeichen dafür sein, dass sie verliebt in ihn ist?«, fragte Anna mit gekrauster Stirn.

      »Bei ihr schon – oder kannst du dir Julietta vorstellen, wie sie einem Mann zärtliche Blicke zuwirft und ihm Liebeserklärungen zuflüstert?«

      Anna kicherte bei dieser Vorstellung. »Ich kann mir Julietta überhaupt nicht als Verliebte vorstellen«, erklärte sie dann. »Es passt irgendwie nicht zu ihr. Sie ist jetzt zwar ganz anders geworden, aber sie bleibt trotzdem immer noch Julietta.«

      Der kleine Fürst dachte über diese Worte nach. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, sagte er endlich, »aber ich kann sie mir ganz gut als Verliebte vorstellen. Man kann doch auf unterschiedliche Art verliebt sein, Anna.«

      »Die Verliebten, die ich kenne, benehmen sich aber eigentlich alle gleich«, stellte Anna fest. Sie spielte es Christian vor: verliebte Blicke, Seufzen, Schmachten.

      Jetzt musste er lachen.

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