Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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Wenger machte noch einen Schritt vorwärts. »Am besten, du gehst ganz weg, Julietta«, sagte er. »Damit er dich nicht mehr sieht.«

      Julietta nickte und zog sich, rückwärts gehend, Schritt für Schritt Richtung Stall zurück – direkt auf den jungen Tierarzt zu, wie ihr nur allzu bewusst war. Aber darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern.

      Silberstern legte die Ohren an und wich zurück. »Komm schon, mein Schöner«, lockte Robert Wenger den scheuen Hengst. »Du musst dich allmählich auch an uns gewöhnen, es geht nicht, dass du nur Julietta an dich heranlässt! Komm, dir tut niemand etwas. Wir bewegen uns etwas, das magst du doch gern.«

      Schritt für Schritt näherte er sich dem scheuen Tier, das jetzt ruhiger als zuvor schien. Aber in dem Moment, als Robert Wenger eine Hand ausstreckte, um ihn zu berühren, stieg er auf, keilte aus, traf den Stallmeister an der Schulter, dass es ihn zu Boden schleuderte und wollte dann seitlich ausbrechen.

      Doch wie ein Blitz warf sich Julietta dazwischen. Sie schaffte es, einen Zügel zu ergreifen.

      »Silberstern!«, rief sie. »Ruhig, ruhig! Ich bin ja hier, dir geschieht nichts!«

      Die vertraute Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Zwar stieg der Hengst noch einmal auf, aber nicht mehr so hoch und bereits sichtlich ruhiger. Unablässig auf ihn einredend gelang es Julietta schließlich, ihn von dem am Boden liegenden Robert Wenger wegzuführen.

      Sie sah, dass sich Arndt von Claven bereits um den Verletzten kümmerte, er telefonierte auch schon nach einem Arzt oder einem Rettungswagen, sie wusste es nicht. Jetzt stürzten einige Pferdepfleger herbei, auch Anna und Christian tauchten plötzlich auf. Die Gefahr war gebannt.

      Nun erst wurden ihr die Knie weich, sie musste sich an die Stallmauer lehnen, Silbersterns Zügel noch immer in der Hand. »Was machst du nur?«, fragte sie den Hengst, der noch ein wenig zitterte. »Alle wollen hier nur dein Bestes, und du stellst dich an, als ginge es dir ans Leben!« Noch während sie das sagte, erkannte sie plötzlich, dass sie sich in den letzten Jahren ähnlich aufgeführt hatte wie Silberstern: Sie hatte niemanden an sich herangelassen und sich letzten Endes selbst am meisten damit geschadet.

      Arndt von Claven kam auf sie zu.

      »Das war mutig«, sagte er. »Er hätte Sie auch treffen können.«

      Sie nickte. »Vielleicht war es eher dumm als mutig, ich habe an die Gefahr gar nicht gedacht. Ich wusste nur, dass er in Panik war, das habe ich in seinen Augen gesehen, und da wollte ich ihm helfen.«

      Er lächelte sie an. Es war ein offenes, bewunderndes Lächeln, das sie erwiderte. »Halten Sie mal«, bat sie und drückte ihm die Zügel in die Hand. »Er wird ruhig bleiben, er hat jetzt begriffen, dass ihm hier nichts geschieht.«

      Verwundert und auch ein bisschen eingeschüchtert sah Arndt den Hengst an, erkannte aber schnell, dass sie Recht behalten würde: Silberstern war nach diesem letzten Akt der Revolte bereit, seine neue Umgebung anzunehmen.

      Robert Wenger saß mittlerweile auf einem Stuhl, den ihm jemand geholt hatte. Er war blass um die Nase und hielt sich die Schulter. »Gebrochen ist sie nicht«, sagte er. »Aber eine ordentliche Prellung wird es wohl geben.«

      »Kommt ein Arzt?«, fragte Julietta.

      »Ja«, antwortete Christian, »Dr. Brocks ist schon unterwegs.«

      »Und jetzt ist er lammfromm«, murmelte Robert Wenger.

      »Können Sie ein paar Schritte gehen, Herr Wenger?«, fragte Julietta.

      »Sicher«, antwortete er verwundert.

      Sie half ihm aufzustehen und führte ihn direkt zu Silberstern. »So«, sagte sie ganz ernst zu dem Hengst, »damit das mal klar ist: Das machst du nicht noch einmal!«

      »Ob er das versteht?«, fragte Arndt, der noch immer die Zügel hielt, zweifelnd.

      Sie nahm ihm die Zügel ab und reichte sie dem Stallmeister. Robert Wenger verzog das Gesicht, nahm die Zügel aber. Alle Umstehenden hielten den Atem an. Was würde der Hengst tun? Mehrere Sekunden vergingen, in denen er sich nicht rührte, dann senkte Silberstern langsam den Kopf und stupste Robert vorsichtig in die Seite.

      »Entschuldigung angenommen«, brummte dieser.

      Daraufhin breitete sich erleichtertes Gelächter aus, was Dr. Brocks, der in diesem Augenblick eintraf, ziemlich verwunderte. Er hatte angenommen, betroffene Mienen am Unglücksort vorzufinden. Aber als Anna ihm erklärt hatte, was vorgefallen war, lächelte auch er. Im Übrigen konnte er nach eingehender Untersuchung eine gute Nachricht verkünden: Robert Wengers Schulter war tatsächlich nur geprellt.

      *

      »Natürlich bleiben Sie zum Abendessen, Herr Doktor!«, sagte der Baron, der mit einiger Verspätung von Silbersterns »Attacke« erfuhr. Nun saß er mit Arndt in der Bibliothek, sie tranken beide einen Kognak.

      »Ich habe doch gar nichts getan, Herr von Kant«, wehrte Arndt ab. »Nur zugesehen habe ich, Julietta hatte die Situation ja voll im Griff.«

      »Man könnte meinen, die Tiere verstehen sie«, murmelte Friedrich. »Und umgekehrt natürlich: Sie versteht die Tiere.«

      »Das tut sie auch«, versicherte Arndt. »Ganz bestimmt.«

      »Herr Baron?« Eberhard Hagedorn erschien an der Tür. »Ein Telefongespräch für Sie, hätten Sie einen Moment Zeit?«

      »Entschuldigen Sie mich bitte, Herr Doktor.«

      »Ich bitte Sie.« Als Arndt allein war, stand er auf und wanderte in der schönen Bibliothek umher. Unglaubliche Schätze standen hier in den Regalen. Er bewunderte gerade eine kostbare Erstausgabe, als sich hinter ihm jemand räusperte. Er drehte sich um und sah sich der Tochter des Barons und Christian von Sternberg gegenüber, die er natürlich beide mittlerweile längst kennengelernt hatte. »Haben Sie sich von dem Schrecken erholt?«, fragte er höflich.

      Anna nickte. »Wir müssen mit Ihnen reden«, sagte sie. »Wegen Julietta.«

      Arndt war so geistesgegenwärtig, ein undurchdringliches Gesicht zu machen. »Aha«, sagte er. »Und was gibt es da zu reden?«

      »Sie müssen ihr sagen, dass Sie in sie verliebt sind«, erklärte Anna altklug, »sonst wird das nie was.«

      Er war so verdutzt über ihre Worte, dass er völlig vergaß, ihr zu widersprechen.

      »Sie ist nämlich auch in Sie verliebt«, setzte nun der kleine Fürst hinzu. »Aber das haben Sie wohl noch nicht bemerkt, oder?«

      »Nnnnein«, gab Arndt zu. »Woher wollt ihr das wissen?«

      Sie beschränkten sich auf ein vielsagendes Lächeln, denn in diesem Moment kehrte der Baron zurück, und das enthob sie einer Antwort.

      »Raus mit euch«, kommandierte Friedrich gut gelaunt, »der Herr Doktor und ich wollen allein miteinander reden.«

      Sie verschwanden ohne jegliche Widerrede, und der Baron wunderte sich, warum Arndt von Claven mit einem Mal so zerstreut wirkte.

      *

      »Tante Sofia, ich habe nichts Schönes anzuziehen«,

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