Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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      Durch die nämliche List gelangte er über die dritte und vierte Brücke und trat nun in den Garten des Emirs Gaudise, in welchem alle Arten von Bäumen, die Gott geschaffen hat, grünten. Dort strömte eine Quelle, die vom Paradiese kam und deren Wasser dem hinfälligsten Greise seine Jugend wiedergab und der ausschweifendsten Frau ihre Jungfrauschaft. Eine Schlange hütete die Quelle und brachte jedem Bösewicht, der sich ihr näherte, den Tod. Hüon trat ungehindert heran, trank aus der Quelle und wusch sich die Hände und vergaß fast seinen Auftrag. Nur wenn er an Oberon dachte, zitterte er. Wird der Zwerg noch einmal kommen, um ihm zu helfen? Er wollte sich dessen vergewissern und stieß in sein Horn, aber umsonst: niemand ließ sich blicken. Der Emir saß gerade beim Mahl, die, welche ihm den klaren Wein eingossen, begannen beim Klange des Hornes zu singen, und er selber fing zu tanzen an. "Ihr Barone," sagte er, "hört, der dort im Garten bläst, ist gekommen, uns zu verzaubern. Ich befehle euch, daß ihr euch bewaffnet, sobald er sein Blasen aufgehört hat. Wenn er entkommt, sind wir alle beschimpft." Als Hüon merkte, daß niemand kam, legte er sein Horn beiseite und weinte. Dann schritt er die Stufen zum Schloß hinauf, in den Panzer gehüllt, mit geschlossenem Visier und das blanke Schwert in der Faust. Ein Großer des Reiches stand am Tisch und suchte die Aufmerksamkeit der schönen Emirstochter Esclarmonde, die er heiraten sollte, zu erwecken, er war ein reicher Mann von edler Abstammung. Hüon näherte sich, schwang sein Schwert und schlug dem Heiden den Kopf ab, so daß dieser auf die Tafel rollte. "Ein guter Anfang," sagte er zu sich selber, "um dieses bin ich bei Karl entlastet." Der Emir wurde mit Blut bespritzt und schrie: "Barone, faßt mir diesen Schurken; wenn er entkommt, sind wir alle beschimpft." Alle Sarazenen stürzten sich auf Hüon, der sich nach Kräften verteidigte. Er nahm den Ring, den er am Finger trug, und warf ihn auf den Tisch: "Herr," sagte er, "da seht! Um dieses Zeichens willen tut mir kein Leid an!" Der Emir erkannte den Ring und befahl, Hüon zu schonen. Nun trat dieser auf die Tochter des Emirs zu und küßte sie dreimal, um sein Wort einzulösen. Esclarmonde erbleichte, als sie seinen Atem spürte. Leise sprach sie zu ihrer Magd: "Weißt du, warum ich erbleiche?" "Nein, bei Gott!" "Sein süßer Hauch hat mir das Herz erfüllt; wenn ich ihn heute nacht nicht an meiner Seite habe, komme ich von Sinnen." Hüon trat auf den Emir zu und meldete ihm den Auftrag Karls: er ersuchte ihn, die Taufe anzunehmen, dem Frankenkaiser zu huldigen und ihm den Tribut zu schicken, den er verlangte. Der Emir rief: "Dein Herr ist toll, das alles kümmert mich keinen Pfifferling. Wenn er mir sein ganzes Erbe gäbe, ich würde nicht von meinem weißen Barte lassen und von meinen vier Backenzähnen. Fünfzehn Boten hat er mir schon hierhergesandt, keinen einzigen hat er zurückkehren sehen, alle habe ich erwürgen und einpökeln lassen. Und, bei Mahommed, du sollst der sechzehnte sein. Nur des Ringes wegen wagten wir dich nicht anzutasten. So sage mir, mit welches Teufels Hilfe du als Franke in den Besitz dieses Ringes gekommen bist?" Hüon wagte nicht zu lügen, da er Oberons Zorn fürchtete: "Herr Emir," sagte er stolz, "so wahr Gott mir helfe, ich will es Euch sagen. Ich habe Euren Herrn getötet und zerstückelt." Der Emir stieß einen Wutschrei aus: "Barone," rief er, "wollt ihr ihn laufen lassen? Wenn er entkommt, sind wir alle beschimpft." Die Heiden hörten es und griffen Hüon von allen Seiten an. Nach verzweifelter Gegenwehr entglitt ihm sein Schwert, er wurde zu Boden geworfen, sein Horn, sein Becher und seine Rüstung wurden ihm genommen, und der Emir befragte seine Barone, wel-Tod er erleiden solle. "Gehängt soll er werden!" riefen sie. Aber der weise Ratgeber des Emirs wußte etwas anderes: "Heute ist Johannistag," sagte er, "da kannst du kein Urteil fällen, wenn du nicht gegen das Gesetz verstoßen willst. Man muß diesen jungen Mann ins Gefängnis werfen und ihn ein Jahr lang darin lassen. Im nächsten Jahre sollst du ihn am gleichen Tage befreien und ihm auf offenem Felde einen Kämpfer gegenüberstellen. Besiegt er diesen, so sollst du ihn in Frieden ziehen lassen; wird er aber besiegt, so läßt du ihn hängen." "Wenn das der Brauch meiner Ahnen war," entgegnete der Emir, "so will ich ihn nicht außer acht lassen." Hüon wurde ins Gefängnis geworfen, aber nicht lange sollte er darin schmachten. Esclarmonde, die sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte, ließ ihn frei. Der Emir wurde getötet und seines Bartes und seiner Zähne beraubt; dann ergriffen beide die Flucht und gelangten nach vielen weiteren Abenteuern, bei denen der versöhnte Oberon wieder Hilfe leistete, nach Frankreich, wo Hüon Land und Lehen zurückerhielt.

       Bertha mit den großen Füßen

      König Pippin von Franken warb, dem Rate seiner Barone folgend, um die ungarische Königstochter Bertha mit den großen Füßen. Das ungarische Königspaar nahm die Werbung an und sandte die Jungfrau in der Begleitung ihrer alten Amme Margiste, deren Tochter Aliste und ihres Hofmeisters Tybert an den Hof des Frankenherrschers. An einem schönen Augusttage fand in Paris die Hochzeit statt, und mancher mächtige Fürst diente dem jungen Paare beim Mahle. Dann räumte man die Schüsseln fort, und drei Spielleute zeigten ihre Künste. Als diese ihr Spiel beendet hatten, erhob sich der König und die allgemeine Lustbarkeit begann. Fürsten und Barone umringten die junge Königin und führten sie auf ihr Zimmer. Aber Margiste hatte in ihrem Herzen einen verräterischen Plan gefaßt: sie kniete vor der Königin nieder und flüsterte ihr ins Ohr: "Herrin, es schmerzt mich bei Gott, daß ich es sagen muß, aber gestern hat mir ein Freund berichtet, daß seit Anbeginn der Zeiten kein Mensch so zu fürchten war, wie der König Pippin es sein wird, wenn er bei Euch liegt. Ich fürchte sehr, daß er Euch tötet, wenn er heute nacht sein Gattenrecht an Euch ausübt." Als Bertha solches hörte, begann sie fast sinnlos vor Angst zu weinen. "Herrin," sagte die alte Hexe, "bekümmert Euch nicht, denn ich will Euch retten. Wenn die Bischöfe und Äbte von der Einsegnung des königlichen Bettes zurückgekehrt sind, werde ich Eure Kammer räumen lassen. Dann werde ich Aliste, meine Tochter, geschwind entkleiden und an Eurer Statt ins Bett legen. Ich habe schon mit ihr darüber geredet und sie hat ihre Einwilligung dazu gegeben. Denn ich will lieber, daß sie umkomme, als daß Ihr Schaden nehmet." Auf diese Worte hin umarmte Bertha die Alte und dankte Gott und allen Heiligen. Die böse Kammerfrau aber wandte sich von ihr und ging durch den königlichen Garten zum Flusse, wo sie ihre Tochter an einem Steinfenster lehnend fand. Diese glich Bertha, wie das Bild eines guten Malers dem Originale gleicht. Keine Frau konnte sich mit ihnen an Schönheit messen, sowenig wie eine dürre Heide mit einer blumigen Wiese. Die Alte umarmte ihre Tochter und küßte sie auf die Stirn, dann verabredeten sie heimlich, wie sie Bertha verraten könnten. "Tochter," sagte die Alte, "ich liebe dich, darum sollst du Königin werden, wenn es Gott und dem heiligen Petrus gefällt." "Mutter," entgegnete Aliste, "Gott erhöre Euer Gebet. Schickt nach Tybert, er soll uns seinen Rat erteilen. Befehlt ihm, daß er hierher kommt unter dem Vorwande, er habe gestern Almosen für mich ausgeteilt." Die Alte, die zum Bösen stets bereit war, lief schnell wie ein Windhund davon. Tybert kam eilends herbei und fand Gefallen an dem Plan. Alle drei beratschlagten eifrig, wie sie ihrer Herrin Bertha das Frankenreich wegstehlen möchten. "Tochter," sagte Margiste, "zu einem guten Sprung gehört ein weiter Anlauf: du wirst ein wenig dabei leiden müssen. Heute nacht soll Bertha in meiner Kammer schlafen; wenn es tagt, so werde ich sie zu Euch schicken, gleichsam als solle sie ihren Platz beim Könige einnehmen. Dann mußt du dir ein Messer in den Schenkel stoßen, so tief, daß das helle Blut hervorspritzt. Darauf schreist du um Hilfe und tust, als ob sie dich habe ermorden wollen; ich werde nun in die Kammer treten und sie fesseln lassen. Das übrige laßt mich nur machen." "Mutter," sagte die Magd, "es geschehe, wie es dir gefällt."

      Als es Abend wurde, begaben sich Bischöfe und Äbte in das Schlafgemach, um das Lager zu segnen. Dann hieß die Alte alles Volk hinausgehen und die Kerzen löschen. Ihre Tochter legte sie ins Bett König Pippins und steckte das Messer, mit dem sie den Verrat begehen sollte, in das Bettgestell. Die alte Hexe lachte hämisch, dann begab sie sich in ihre Kammer und sagte zu Bertha: "Herrin, voll Schmerz und Unmut verlasse ich meine Tochter. Es ist unbeschreiblich, was wir für Euch getan haben." "Gott lohne Euch dafür, Frau!" Dann hieß die Alte sie schlafen gehen und sagte ihr, bei Tagesanbruch müsse sie sich ankleiden und sich leise neben den König schleichen. Die ahnungslose Bertha sagte dieses ganz ruhig zu, sie wolle in nichts dem Willen ihrer Amme zuwiderhandeln. Darauf sprach sie ihre Gebete im Bette sitzend, denn sie war wohl gebildet und konnte sogar schreiben. Indessen tat der König an der Magd seinen Willen und erzeugte mit ihr einen Erben, der voll Falschheit und Tücke war.

      Als es Tag wurde,

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