Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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und fragte sie nach Aliste. "Herrin," log das Weib, "sie starb auf dem Stuhle sitzend eines plötzlichen Todes, ich weiß nicht, welches Übel sie auf der rechten Brust hatte, ich glaube, sie wäre zuletzt noch aussätzig geworden. Ich ließ sie ganz im geheimen in der alten Kapelle bestatten." Endlich konnte sich Blancheflur nicht länger halten, sie befahl einer Jungfrau, sie mit einer Kerze ins Schlafzimmer der Königin zu begleiten, aber Tybert, der bei der Kranken Wache hielt, trieb das Mädchen sogleich mit Schlägen zurück: "Geh', Hündin, unsre Herrin will schlafen, sie kann durchaus kein Licht vertragen." Blancheflur trat im Dunkeln an das Bett der Magd. "Mutter, seid willkommen!" sagte diese mit so schwacher Stimme, daß man sie kaum verstand, und dann, auf eine Frage der Mutter nach ihrem Befinden: "Mutter, ich leide solchen Schmerz, daß ich weiß geworden bin wie Wachs. Die Ärzte sagen mir, daß die Helligkeit mein Leiden verschlimmern würde. Ich wage Euch daher nicht bei Licht zu begrüßen, so schmerzlich es mir auch ist. Aber nun laßt mich um Christi willen ruhen!" Blancheflur erhob sich kopfschüttelnd: "Bei Gott!" sagte sie, "das ist meine Tochter nicht, die ich hier vorgefunden habe. Wenn sie halbtot wäre, so hätte diese mich umarmt und geküßt." Dann rief sie ihr Gefolge und ließ trotz der Alten und Tyberts Widerstreben das Fenster öffnen und Licht bringen. Sie riß die Decken vom Bett herunter und betrachtete die Füße der Kranken: sie waren nur halb so groß wie die ihrer Tochter. "Verrat!" schrie sie, "Betrug! das ist meine Tochter nicht, es ist die Tochter der Margiste! Weh! Sie haben mir mein Kind getötet, meine Bertha, die mich so sehr liebte!" Als der König den Betrug erfuhr, ließ er die alte Hexe zum Feuertode führen, Tybert wurde von vier wilden Rossen totgeschleift, die falsche Braut wurde um ihrer Kinder willen geschont, doch mußte sie das Land verlassen.

      Einst hatte sich König Pippin auf der Jagd im Walde von Le Mans verirrt, da traf er auf Bertha, die ihn in das Haus Simons führte. Pippin, der schon lange im Sinn hatte, sich wieder zu verheiraten, fand an Simons sittsamer Pflegetochter Gefallen und ersuchte sie, ihm nach Paris zu folgen, um seine Gattin zu werden. Bertha wies die Werbungen des Fremden dadurch ab, daß sie sich ihm als Pippins Gattin offenbarte. Der König gab sich nicht zu erkennen, sondern ritt, nachdem er sich nochmals überzeugt hatte, daß er auch wirklich Bertha vor sich habe, nach Paris zurück. Dann ließ er das ungarische Königspaar einladen und entbot auch Simon mit seiner Pflegetochter an seinen Hof, wo er sich ihnen als König zu erkennen gab. Ein großes Fest folgte dem freudigen Wiedersehen, der wackere Simon wurde zum Ritter geschlagen und auch Moraut, der Bertha das Leben gerettet hatte, erhielt reichen Lohn.

       Parthonopeus und Meliur

      König Chlodwig jagte einst mit seinem Neffen Parthonopeus im Ardennerwalde. Ein Eber floh vor dem Jüngling und lockte ihn immer tiefer in den Wald hinein. In der Irre tappend gelangte er schließlich zum Ufer des Meeres. Hier fand er eine herrlich geschmückte Barke liegen. Der Jüngling hoffte, auf diesem Schiffe an den Hof seines Oheims zurückkehren zu können oder doch zum wenigsten zu erfahren, wo er sei. Aber wie groß war sein Erstaunen, als er keine lebendige Seele auf dem Schiff antraf. Er zog sein Roß hinter sich her, streckte sich ermüdet auf dem Deck aus und schlummerte ein. Als er die Augen wieder öffnete, war kein Land noch Wald mehr zu erblicken, nur Himmel und Wasser, und ein heftiger Wind schwellte die Segel. Lieber wäre Parthonopeus noch im Walde gewesen, denn die Gefahren des Landes sind geringer als die des Meeres. Als aber die Sonne aufging und er das Wunderwerk betrachtete, das ihn trug, wurde er ruhiger. Die ganze Ausrüstung der Barke war von Seide und ein strahlender Glanz durchfloß ihr Inneres. Schneller als der Hirsch vor dem Jagdhund flieht, glitt das Fahrzeug durch die Wellen und landete abends von selbst am Fuße eines Bergschlosses. Parthonopeus stieg aus und führte sein Reittier, das ebenso abgemagert war wie er selber, am Zaume nach.

      Die hohen Mauern der Feste waren aus rotem und weißem Marmor erbaut, der schachbrettartig wechselte. Der Hafen war groß und tief, wohl hundert Schiffe hätte er gefaßt, rechts und links davon dehnte sich ein unbebauter Sandplatz aus. Durch einen hohen und breiten Turm, der so weiß war wie Elfenbein, betrat der Jüngling die Stadt. Eine Straße, zu deren Seiten marmorne Paläste mit goldenen Dächern in der Sonne glänzten, führte zum Schloß hinauf. Parthonopeus glaubte zu träumen, bald dünkte ihn das alles ein Trug der Hölle, bald vermeinte er im Paradiese zu wandeln, nur sein knurrender Magen mahnte ihn an die Wirklichkeit. Unter dem Schirmdach des Schloßtores war ein Mosaik aus Gold, das Sonne, Mond und Sterne und die Heldentaten der Alten darstellte. Weit öffneten sich die Tore des Palastes und Parthonopeus durchschritt eine Anzahl prächtiger Säle, bis er in einen gelangte, in welchem ein reiches Mahl gedeckt worden war. Große Kerzen brannten im Saale, Messer, Löffel, Becher und Gold- und Silberschalen standen auf der Tafel, aber in der ganzen Stadt war kein lebendes Wesen zu erblicken, kein Ritter und keine Dame saß am Tisch, keine Harfe und keine Geige ließ ihre Saiten erklingen. Der Hunger nötigte den Jüngling, daß er beschloß, von den bereitstehenden Speisen zu kosten. Sogleich bot ihm eine unsichtbare Hand ein Becken mit Wasser und eine andere ein Handtuch dar, und als er sich die Hände gewaschen hatte, setzte er sich auf den Ehrensitz der Tafel, denn inmitten des höllischen Spuks und Blendwerks blieb er sich bewußt, daß er aus königlichem Stamme geboren sei. Von selbst stellten sich die Schüsseln vor ihn, und wenn er von einem Gerichte genommen hatte, wurden die Platten wieder von ebenso unsichtbaren Händen abgetragen. Feenhafte Schenken gossen roten Wein in goldene Schalen, mit welchen sie den Becher des Jünglings füllten, der aus einem einzigen Safir bestand, den ein funkelnder Rubin bedeckte. Nach dem Mahle wurden ihm wieder Wasserbecken und Tücher gereicht und dann ein Würzwein aufgetischt. Parthonopeus fühlte den Schlaf nahen und trat zum Ausgang des Saales. Sogleich erschienen zwei brennende Kerzen, die ihn zu einem reichgeschmückten Lager führten. Die Decke war aus dem Pelze eines Salamanders gefertigt, der nur im Feuer leben kann, und der Teppich vor dem Bette bestand aus Federn des Vogels Phönix, das ganze Gemach aber war mit Porphyr eingelegt. Parthonopeus setzte sich in einen Lehnstuhl, um sich die goldenen Sporen abzunehmen, aber schon war ihm eine dienende Hand zuvorgekommen, die ihn entkleidete.

      Kaum hatte er sich in die Decke gehüllt, als alle Kerzen erloschen und das Gemach so dunkel wurde, wie es zuvor in Helle gestrahlt hatte. Den Jüngling lähmte ein unbeschreibliches Grauen, aber er konnte nicht schlafen. Mit einem Male kam ein Mensch ans Bett, Schritt vor Schritt, leise, leise. Parthonopeus fürchtete, es möge der Böse selber sein, aber es war eine Jungfrau, welche die Bettdecke lüpfte und sich neben ihn legte. Er hielt sich ganz ruhig und drückte sich zur Seite, aber auf einmal berührte ihn das Fräulein mit dem Fuße und rief: "Wie? Wer bist du? Bin ich betrogen? Mein ist dies Reich, wie wagtest du, ohne meine Erlaubnis deinen Fuß in meinen Palast zu setzen und dich obendrein in mein Bett zu legen?" Der Jüngling erzählte, durch welche seltsame Reihe von Abenteuern er hierher gekommen sei und entschuldigte sich damit, daß er niemanden gesehen habe, den er um Erlaubnis hätte fragen können. "Frau," bat er, "habt Erbarmen mit mir! Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll, wenn Ihr mich verstoßt. Ich bin Euer Gefangener, Frau, beschließt über mein Leben oder meinen Tod!" Sie aber bestand darauf, daß er gehen solle und drohte, ihre Ritter zu rufen. "Frau," flehte er wieder, "ich kann nicht mehr gehen, ich bin zu müde. Macht mit mir, was Ihr wollt, wenn Ihr Euch meiner nicht erbarmen mögt." Er seufzte tief auf und erwartete den Tod. Als die Jungfrau ihn so stöhnen hörte, begann ihr das Herz zu zittern, Mitleid erfaßte sie mit dem jungen Manne, den sie so geschmäht hatte, fast hätte sie ihn um Verzeihung gebeten, und sie bereute unter Tränen ihre harten Worte. So machen es die Frauen. So kam es, daß ihr Widerstreben schwächer und schwächer wurde, während der Jüngling sie an sich zog. Er nahm ihr die Blüte der Jungfrauschaft; Blüten nahm er und gab Blüten, denn nie hatte er bisher ein Weib berührt.

      Nun enthüllte ihm die Fee, die sich Meliur nannte, daß sie ihn schon zuvor gekannt und geliebt habe und daß sie es gewesen sei, die dem König den Gedanken zur Jagd eingegeben, den Eber aufgescheucht, das Schiff geschickt und ihn durch ihre Geister bewirtet habe. Parthonopeus dankte der Fee und versicherte sie seiner Liebe: "So sehr liebe ich Euch," sagte er, "daß alles andere für mich versunken ist. Nur eines fehlt mir noch: ich habe Eure Reize gefühlt, nun möchte ich Euch auch sehen." "Süßer Freund," entgegnete die Frau, "jede Nacht dürft Ihr meine Gunst genießen, aber sehen dürft Ihr mich nicht.

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