Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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Jahre müssen bis dahin noch verstreichen. Bis dahin gehört alles Euch: Hunde und Falken und schöne Rosse, die wildreichen Wälder und die Ströme voll von Fischen, Speisen und Kleider, die Stadt und das Schloß und ich selbst. Aber Ihr dürft mit niemandem reden als mit mir allein bis zu dem Tage, da mich mit Einwilligung all meiner Könige Parthonopeus von Blois zur Gattin erhalten soll. Denn erst dann, süßer Freund, könnt Ihr Ritter werden, nie würden meine Vasallen einen Knappen als Herrn anerkennen. Solltet Ihr aber versuchen, mich vorher mit List zu erblicken, so werden Tränen und Unglück die Folge sein." "Welche Gründe Euch auch zu diesem Gebote treiben, ich achte sie und unterwerfe mich," entgegnete Parthonopeus, "da ich Eurer Liebe gewiß bin; was fehlt mir noch zu meinem Glück?"

      Einige Wochen verlebte der junge Mann unter unaufhörlichen Freuden im Feenlande, dann aber begann er Sehnsucht nach seiner Heimat zu empfinden. Nächtlicherweile, als er mit Meliur das Lager teilte, gestand er ihr sein Sehnen und bat sie, ihm die Reise zu gestatten. "Geht, Freund," sagte diese, "geht, und haltet Eurer Freundin die Treue. Frankreich bedarf Eurer Hand, denn viele Feinde bedrängen es. Chlodwig ist tot, auch Euer Vater ist verschieden, und Blois, Euer Erbe, belagert der Feind. Geht und begeht Taten des Ruhms und vergeßt nicht, freigebig zu sein, denn stets will ich Euch reichlich mit Geld versehen. Seid freundlich gegen die Armen und ehrt Gott und seine heilige Kirche, aber laßt Euch nicht verleiten, mich sehen zu wollen. Wenn der Friede wiederhergestellt ist, so verweilt nicht länger im Frankenlande, sondern kehrt um meiner Liebe willen zu mir zurück." "Frau," entgegnete Parthonopeus, "ich habe Eure Lehren gehört und werde Eurem Gebote getreu handeln." Mit Schätzen reich beladen gelangte der junge Mann in die väterliche Burg, verjagte seine Feinde und befreite das Frankenreich von den Normannen und Sarazenen. Dann kehrte er nach Blois zurück, aber das Verlangen nach Meliur ließ ihn nicht ruhen, und die Mutter, die seinen Kummer alsbald bemerkte, stellte ihn deshalb zur Rede und fragte ihn, ob ihn Liebessorge quäle. "Mutter," antwortete er, "ja, ich habe eine Liebste, die reichste und sanftmütigste, die irgend zu finden ist." "Ist sie schön?" "Das weiß ich nicht." "Wie? Das weißt du nicht, wenn du sie so oft gesehen hast?" Nun erfuhr die Mutter das Verbot der Fee, und obwohl sie ihren Sohn darin bestärkte, den Wunsch seiner Geliebten zu achten, sann sie doch darauf, wie sie ihn den Krallen des Teufels, denn für einen solchen hielt sie Meliur, entreißen könne. Man veranstaltete ein Mahl und setzte Parthonopeus einen Vergessenheitstrunk vor; und wirklich vergaß sich dieser soweit, daß er mit seiner freundlichen Nachbarin plauderte und nahe daran war, sich in sie zu verlieben. Das aber war es, was die Mutter beabsichtigt hatte: das junge Mädchen sollte ihn an die Heimat fesseln. Fast wäre das Ziel erreicht worden, da entschlüpften diesem die unbedachten Worte: "Wir haben unser Spiel gewonnen, Freund, du bist der Macht der schönen Fee entrissen!" Als Parthonopeus so an seine Geliebte erinnert wurde, dachte er nach, mit einem Male fiel ihm alles wieder ein und eine drückende Angst beklemmte ihn. Er sprang auf, entriegelte die Tür, durcheilte die Säle und fand sein Roß am Torweg. Er bestieg es und eilte im Galopp von dannen.

      Aber bald darauf trieb ihn die Sehnsucht nach der Heimat ein zweites Mal aus den Armen Meliurs, welche ihn diesmal, Böses ahnend, ungern ziehen ließ. Die Mutter hatte inzwischen den Erzbischof von Paris aufgesucht und ihm erzählt, wie eine Fee ihren Sohn verzaubert und ihm verboten habe, sie zu sehen. Als daher der junge Mann nach Blois zurückkehrte, berief ihn der Erzbischof alsbald zu sich und ermahnte ihn, ihm seine Sünden zu bekennen. "Herr," sagte Parthonopeus, "nur einer Sünde weiß ich mich schuldig. Ich liebe eine Frau, die nie ich sah. Sie ist es, die mir Gold und edle Steine gab, womit ich Könige und Bürger beschenkte, sie ist es, die unserem Lande den Frieden verschaffte, sie ist es, der ich alles verdanke, doch darf ich sie ohne ihre Erlaubnis nicht betrachten, und das ist das einzige, was mir Zweifel und Furcht verursacht." Als der Erzbischof dieses hörte, riet er dem jungen Mann, er solle durchaus seine Geliebte sehen, um sich zu überzeugen, ob sie nicht ein vermummter böser Geist sei. Dann eröffnete ihm die Mutter, daß sie ein Mittel besitze, um sie unbemerkt zu betrachten. Aber wenn er sie erblicke, solle er sich vor allzu großem Schrecken hüten, denn der Teufel sei maßlos häßlich. Sie gab ihm eine Zauberlaterne, welche kein Wind zu löschen vermochte. Parthonopeus, den die Ermahnungen des Bischofs erschreckt hatten, ging in die Falle und nahm die Laterne mit.

      Dunkle Nacht war es, als er im Schlosse Meliurs anlangte. Die schwerbeladenen Tafeln ließ er heute unberührt und eilte, seine Laterne sorgfältig unter dem Mantel verbergend, ins Schlafgemach. Ganz angekleidet warf er sich aufs Bett, so groß war seine Ungeduld, Meliur zu sehen. Als die Kerzen erloschen waren, erschien die Fee, warf ihren Mantel ab und legte sich neben ihren Geliebten. Als der junge Mann sie neben sich fühlte, zog er seine Laterne plötzlich unter der Decke hervor und erblickte die Fee im hellen Lichtstrahl. Nie hatten seine Augen ein schöneres Weib gesehen. Meliur aber erbleichte und erst jetzt sah Parthonopeus, daß er töricht gehandelt habe. Voll Wut warf er seine Laterne gegen die Mauer, so daß sie zersplitterte, und verfluchte den Tag, da er sie erhalten. In diesem Augenblicke fühlte er, wie sehr man ihn betrogen, da die Frau, die man ihm als den häßlichsten aller Teufel geschildert hatte, das schönste Weib auf Erden war. "Süßer Freund," klagte die Fee, "was habe ich dir getan, daß du mich so mit Schmach bedeckst? Tat ich etwas gegen deinen Willen, daß du mir so zürnst?" Durch die Übertretung des Verbotes nämlich hatte die Fee ihre Zaubermacht verloren, und kaum war die unbedachte Tat geschehen, als Ritter und Frauen in das Gemach strömten, die mit Fingern auf das Paar wiesen. Parthonopeus wurde aus dem Feenlande gewiesen und suchte verzweifelt den Tod unter den wilden Bestien des Ardennerwaldes. Wie der junge Held von einer mächtigen Fee gerettet wurde und schließlich doch noch die Hand der schönen Meliur bei einem Turnier gewann, sollt ihr ein andermal hören.

       Robert der Teufel befreit Rom von den Türken

      In ihrer Verzweiflung, kein Kind vom Himmel zu erhalten, vergaß sich einst die Herzogin der Normandie soweit, eines vom Teufel zu erbitten, und sie gebar einen Sohn von außergewöhnlicher Stärke und Schönheit, der den Namen Robert erhielt. Aber bald zeigte sich die höllische Herkunft des Knaben: er biß seine Ammen, erschlug seine Erzieher und mißhandelte die Priester. Sein Vater suchte vergebens edlere Gefühle in ihm zu erwecken, indem er ihm den Ritterschlag erteilte; bei dem aus diesem Anlaß abgehaltenen Turnier zeigte Robert der Teufel, wie man ihn von nun an nannte, erst seine ganze Grausamkeit. Als ihn sein Vater daraufhin von seinem Hofe verjagte, wurde er zu einem Banditen, mißhandelte die frommen Wallfahrer und ermordete die Einsiedler. Solange setzte er sein zügelloses Räuberleben fort, bis ihn selbst vor dem Schrecken, den er einflößte, grauste; da zwang er seine Mutter, ihm die näheren Umstände seiner Geburt zu enthüllen. Als er seine Herkunft erfahren hatte, warf er seine Waffen weg, bekleidete sich mit Bußgewändern und wallte nach Rom, um beim Heiligen Vater Vergebung für seine Sünden zu suchen. Der Papst glaubte die Verantwortung einer solchen Absolution nicht übernehmen zu können und wies Robert an einen Eremiten, der ihn wieder zu einem zweiten und dritten schickte. Auf Befehl des Himmels legte ihm der letzte diese Buße auf: wie ein Narr solle er sich gebaren, solle sich der menschlichen Stimme entwöhnen und mit den Hunden seinen Fraß suchen, bis der Himmel ein Zeichen der Versöhnung gebe.

      Von nun ab wohnte Robert unter einer Stiege des Kaiserpalastes in Rom, wo ein Hund seine Unterkunft hatte, der mitleidig sein Stroh mit ihm teilte.

      Der Kaiser hatte eine Tochter, welche stumm geboren war, um diese warb ein Seneschall seines Hofes, dessen Werbung aber abgewiesen wurde. Aus Groll rief dieser die Türken, welche Rom mit einem gewaltigen Heere belagerten. Unter Führung des Kaisers zogen die Römer zur Schlacht. Die Frauen und Jungfrauen Roms geleiteten das Heer zu den Toren der Stadt und empfahlen unter Tränen den Kaiser und sein Heer dem Schlachtenlenker. Als Robert in seiner Hundehütte das Heer ausziehen sah, war er dem Weinen nahe. Wie gern wäre er mitgezogen, wenn er nicht gefürchtet hätte, die Gnade dessen zu verscherzen, um dessen willen er Buße tat. Denn einen anderen als Gott fürchtete er nicht. "O Gott," betete er in Gedanken, "der du so manche Seele aus den Krallen des Teufels gerettet hast, wie gerne eilte ich dem Kaiser zu Hilfe und kämpfte für ihn gegen die stolzen Türken! Aber es ist nicht dein Wille und ferne sei es von mir, mich in einen Kampf einzulassen. Aber

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