Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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Endlich sagte der Ritter: "Freund, für heute ist es Zeit zum Schlafen. Möge es Euch nicht kränken, wenn ich drinnen in meiner Kammer zur Ruhe gehe; Ihr selbst werdet ein Lager bereit finden, sobald es Euch Vergnügen macht, Euch niederzulegen. Ich habe keine Macht über meinen Körper und man muß mich forttragen." Drei kräftige Diener traten aus der Kammer, ergriffen die Decke, welche auf dem Lager des Schloßherrn ausgebreitet war, und trugen ihn in sein Schlafgemach. Andere Diener waren bestimmt, dem Jüngling aufzuwarten. Sie lösten ihm die Schuhe ab, als es ihm gefiel, halfen ihm, sich zu entkleiden und hüllten ihn in weiße Leintücher. Und Parzival schlief, bis am andern Morgen die erste Röte des Tages aufzog und das Schloßgesinde sich erhob.

      Der Jüngling blickte in seinem Schlafgemach umher, aber er sah keinen Menschen im ganzen Raum. Er mußte sich also allein erheben, so sehr ihn das auch kränkte. Er bekleidete sich, so gut es gehen wollte, legte seine Schuhe an, ohne auf fremde Hilfe zu warten, und nahm seine Waffen, die er auf dem gleichen Tische liegend vorfand, auf welchen er sie am Abend zuvor niedergelegt hatte. Als er sich gewaffnet hatte, wollte er die Kammer durch die Tür verlassen, die, wie er gesehen hatte, die Nacht über offen geblieben war; aber zu seinem Erstaunen fand er sie verschlossen. Er rief und rüttelte und pochte: vergebens, niemand antwortete, niemand öffnete. Als er des Schreiens müde war, trat er zur Öffnung der Kammer, die ins Freie führte, und fand sie unversperrt, er stieg die Stufen hinab, fand sein Roß gesattelt und sah seine Lanze und seinen Schild an die Wand gelehnt. Dann bestieg er sein Roß und blickte sich um, aber er sah keinen Knappen und keinen Diener. Er wandte sich zum Tor und fand die Brücke herabgelassen. Er glaubte, da er dies sah, die Diener seien in den Wald gegangen, um nach Wildbret zu spähen, und ritt ohne Säumen auf die Brücke, denn gern hätte er von einem der Knappen erfahren, warum die Lanze blute und wohin man den Graal trage. Kaum aber hatte er die Brücke betreten, als er fühlte, wie sich die Füße seines Rosses hoben, das Tier machte einen gewaltigen Satz, und wenn es nicht so gut gesprungen wäre, so wäre es ihnen beiden übel ergangen. Der Ritter wandte sein Gesicht, um zu sehen, was das gewesen sei, und er bemerkte, daß man die Brücke emporgezogen habe. Er rief, aber niemand antwortete ihm. "Heda," rief er, "du, der du die Brücke aufgezogen hast, wo bist du, sprich mit mir, denn ich sehe dich nicht. Tritt vor, ich will dich um etwas fragen, das ich wissen möchte!" So sprach er, und da niemand ihm antworten wollte, merkte er, daß zuviel Schweigen manchmal ebenso unklug ist, wie zuviel Reden. Er lenkte sein Pferd auf einen Pfad, wo er eine frische Spur von Rossen erblickte; "da sind sie wohl fortgeritten, die ich suche", sprach er bei sich und trabte tiefer und tiefer in den Wald hinein ...

      Fußnoten

      1 Gemeint ist Gurnemanz.

       Iwein

      Als König Artus einst zu Carduel das Pfingstfest beging, erzählte Kalogreant seine letzte Abenteuerfahrt zur Wunderquelle von Broceliande, welche für ihn einen schlimmen Ausgang genommen hatte. König Artus hörte den Bericht und schwur, er wolle am Johannistage das nämliche Abenteuer bestehen, aber Iwein, der das Mißgeschick seines Vetters Kalogreant rächen wollte, brach in aller Stille nach dem Zauberwalde auf.

      Ein Bauer wies ihm den Weg: "Geht nur immer geradeaus," sagte er, "dann werdet Ihr zu der kochenden Quelle gelangen, die trotzdem so kalt ist wie Marmelstein. Der herrlichste Baum, der Sommer und Winter sein Laub behält, überschattet sie, und daran hängt an langer Kette ein metallnes Becken. Neben der Quelle werdet Ihr einen Stein finden und auf der anderen Seite eine kleine Kapelle. Wenn Ihr nun das Becken mit Wasser füllt und dieses auf den Stein ausgießt, so wird sich ein solches Unwetter erheben, daß Wild und Vögel den Wald fliehen; denn solchermaßen wird es blitzen, stürmen und krachen, regnen und donnern, daß Ihr schon gewaltiges Glück haben müßt, wenn Ihr ohne Schaden davonkommen wollt."

      Gegen Mittag gewahrte Iwein den Baum und die Kapelle. Am Baume war ein Becken aus lauterm Golde befestigt, die Quelle aber brodelte wie kochendes Wasser. Der Steinblock war ein durchbohrter Smaragd mit vier Rubinen besetzt, die flammten wie die Morgensonne. Iwein füllte das Becken und goß das Wasser auf den Stein. Auf der Stelle zuckten mehr als ein Dutzend Blitze hernieder und die Wolken gossen Schnee, Regen und Hagel aus. Iwein glaubte von den rings um ihn einschlagenden Blitzen und von den splitternden Bäumen vergehen zu müssen. Aber alsbald sandte Gott wieder schönes Wetter, die Vögel kehrten auf die Tanne zurück und trieben ihr lustiges Spiel über der Wunderquelle. Kaum hatte sich der Sturm gelegt, so erschien, vor Zorn flammend wie Kohlenglut, ein Ritter mit solchem Lärm, als jage er einen Brunsthirsch: es war der Hüter der Quelle. Beider Blick verkündete, daß sie einander auf den Tod haßten. Mit mächtigen Lanzenstößen zersprengten sie einander Schild und Harnisch, die Lanzen zersplitterten und die Trümmer flogen in die Höhe. Dann gingen sie einander mit den Schwertern an und es entbrannte ein furchtbarer Kampf, doch keiner wich um eines Fußes Breite von der Stelle. Schließlich zerhieb Herr Iwein den Helm des Gegners, so daß das Blut von dessen Haupte strömte und die Maschen seines weißen Harnischs rötete. Auf den Tod verwundet floh der Fremde; im Galopp sprengte er nach seiner Burg, die Zugbrücke rasselte herunter und das Tor öffnete sich, hinten nach aber jagte Herr Iwein, ungestüm wie ein Falke, der einen Kranich verfolgt. So galoppierten sie beide durch das Stadttor und durch die menschenleeren Straßen und gelangten mit verhängten Zügeln vor das Tor des Schlosses. Der Zugang war so eng, daß zwei Ritter nicht nebeneinander eindringen konnten. Wie bei einer Rattenfalle befanden sich unter dem Tor zwei Schlagfallen, welche eine scharf geschliffene eiserne Falltür hielten. Trat jemand auf diese Vorrichtung, so sauste die Falltür herab und er war gefangen oder gar zerhackt. Der Quellwächter sprengte geradeswegs hindurch, Iwein aber, der hinter ihm herhastete, packte ihn schon am Sattelbogen, da trat sein Roß auf das Holzbrett, welches die Eisentüre hielt. Wie die Teufel in die Hölle, so fuhr die Falltür herab, durchschnitt den Sattel und trennte das Pferd mitten auseinander, ohne indessen, Gott sei Dank, Herrn Iwein zu berühren, dem nur die beiden Sporen von den Fersen gerissen wurden. Da stürzte er und der Todwunde entkam ihm. Eine ebensolche Tür, wie sie am äußeren Eingang sich befand, war auch innen angebracht. Der Schloßherr eilte hindurch und die Tür fiel hinter ihm herab. So war Herr Iwein gefangen.

      Auf einmal hörte er, wie sich das schmale Türchen eines Seitenraumes öffnete; eine wunderschöne Jungfrau trat heraus und schloß die Pforte hinter sich wieder zu. Als sie Herrn Iwein erblickte, erschrak sie: "Wenn man Euch hier bemerkt, Herr Ritter," rief sie, "so seid Ihr verloren. Unser Herr ist auf den Tod verwundet, und wohl weiß ich, daß Ihr sein Mörder seid. Unsere Herrin und ihre Leute sind trostlos und werden Euch gewißlich töten, wenn sie Euch hier erwischen." "Das steht bei Gott!" antwortete Iwein. "Sie sollen Euch aber nicht erwischen," hub Lunete, die Jungfrau, wieder an, "denn ich will Euch helfen, wie Ihr mir einst am Artushofe halfet, als ich als kleines blödes Mädchen dorthin kam. Da, nehmt dies Ringlein und stellt es mir zurück, wenn Ihr wieder frei seid!" Sie fügte hinzu, daß es mit dem Ringe diese Bewandtnis habe: wenn man ihn so anstecke, daß der Stein in der Faust verborgen sei, so brauche der, welcher den Ring am Finger trage, nichts mehr zu fürchten, denn er sei für jedermann unsichtbar, ebenso wie ein Baumstamm, den die Rinde verdeckt. Nach diesen Worten führte sie den Ritter in den Nebenraum, hieß ihn sich auf ein Ruhebett niederlassen und reichte ihm Speise und Trank. Nun kamen die Ritter und Bürger, die ihren Herrn rächen wollten, sie zogen die Falltüren in die Höhe und fanden die beiden Teile des toten Rosses, aber Iwein war nirgends zu sehen. Rasend vor Wut stürzten sie in den Saal und schlugen blindlings auf Wände, Betten und Bänke ein, aber das Bett, auf dem Iwein lag, blieb unberührt.

      Während sie noch in ihrer Blindheit rasend um sich schlugen, trat eine Frau in den Saal, die war so schön, wie sie kein Sterblicher je gesehen. Doch war sie so gramgebeugt, daß sie dem Tode nahe schien. Das eine Mal schrie sie laut auf, dann sank sie wieder ohnmächtig zu Boden, darauf begann sie sich zu zerfleischen und ihre Haare zu raufen. Und siehe, die Leiche des Herrn wurde auf einer Bahre vorübergetragen, Kerzenträger gingen ihr voraus und Klosterfrauen, dann folgten Geistliche mit Meßbüchern und Weihrauchkesseln. Herr Iwein hörte die Wehklagen, und die Prozession zog vorüber,

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