Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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wenn ich nicht Euren Namen höre oder Euch unbewaffnet erblicke." Da gab sich Iwein zu erkennen und Kei war äußerst niedergeschlagen, zumal da er noch kurz zuvor über ihn gespottet hatte. Gawein aber freute sich hundertmal mehr als alle anderen, daß er seinen Gefährten wiedergefunden hatte. Nun mußte Iwein dem König sein Abenteuer erzählen, aber als er seinen Bericht beendet hatte, ersuchte er Artus, er möge mit all seinen Rittern bei ihm Herberge nehmen. Der König erwiderte, gern wolle er ihm für eine Woche Ehre, Freude und Gesellschaft verschaffen. Iwein dankte dem König und nun begaben sich alle zur Burg, nachdem zuvor ein Bote an Laudine abgeschickt worden war, der sie von dem bevorstehenden Besuch in Kenntnis setzen sollte. Durch die gaffende Menge ging die Schloßherrin, umgeben von tanzenden Jungfrauen, in ein Hermelingewand gehüllt und mit einer rubingeschmückten Krone auf dem Kopfe, dem König entgegen und bewillkommnete ihn. Den Tag beschloß ein großes Fest und Gawein dankte es Lunete durch mannigfache Gunstbezeigungen, daß sie seinen Freund vom Tode gerettet hatte. Die ganze Woche verging unter Feiern, Jagden und Besichtigen der Schlösser. Als aber der König nicht mehr länger verweilen wollte, ließ er alles zur Abreise rüsten.

      Man hatte sich die ganze Woche bemüht, Iwein zu veranlassen, daß er mitziehe. "Wie?" hatte Gawein zu ihm gesagt, "gehört Ihr auch zu denen, die weniger taugen, sobald sie beweibt sind? Verflucht sei, wer nur heiratet, um sich zu verliegen, man soll umgekehrt tüchtiger werden durch den Umgang mit schönen Frauen. Brecht die Fessel, die Euch bindet, dann wollen wir beide wieder zu Turnieren reiten, damit niemand Euch eifersüchtig schilt. Jedes Gut wird begehrenswerter, wenn man seinen Genuß hinausschiebt, schöner ist es, ein geringes Glück nach einem Aufschub zu kosten, als ein großes alle Tage. Späte Liebesfreude gleicht einem brennenden grünen Busch, der um so heißer brennt, je länger er zögert, Feuer zu fangen." So lange redete Gawein auf seinen Freund ein, bis dieser ihm versprach, mitzuziehen. Aber zuvor müsse er seine Herrin fragen, ob sie ihm Urlaub gewähren wolle, um nach Britannien zurückzukehren. Er sprach also zu Laudine: "Meine teuere Frau, die Ihr mein Herz und meine Seele seid, wollt Ihr mir um Eurer und meiner Ehre willen etwas versprechen?" "Lieber Herr," versetzte sie, "Ihr mögt mir befehlen, was Euch gut dünkt!" Nun bat sie Iwein um Urlaub, dem König zu folgen und zu Turnieren zu reiten, damit man ihn nicht träge schelte. Sie sprach: "Ich gewähre Euch den Urlaub bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Aber meine Liebe, die ich zu Euch trage, wird sich in Haß verwandeln, wenn Ihr diesen Zeitpunkt, den ich Euch angeben werde, überschreitet. Wenn Ihr Euch meiner Liebe fürderhin erfreuen wollt, so seid darauf bedacht, in spätestens einem Jahre zurück zu sein, acht Tage nach dem Feste St. Johannis. Los und ledig sollt Ihr meiner Liebe werden, wenn Ihr an diesem Tage nicht wieder bei mir seid." Iwein konnte ihr vor Gram kaum antworten: "Herrin, diese Zeitspanne ist zu lang. Könnte ich eine Taube sein, gar oft wäre ich bei Euch! Ich bitte Gott, daß er mich nicht so lange verharren läßt. Aber was soll werden, wenn Krankheit oder Haft mich hindern?" "Wenn Gott Euch vor dem Tode bewahrt, so wird Euch keine Verzeihung zuteil, wenn Ihr nicht mein zur rechten Zeit gedenkt. Nehmt diesen Ring an Euren Finger, er wird Euch vor Kerker und Wunden bewahren. Wenn ein wahrhaft Liebender ihn trägt, so wird er dadurch so hart wie Eisen: der Ring soll Euer Schild und Harnisch sein!" Weinend trennte sich Iwein von ihr, mit Tränen waren ihre Abschiedsküsse besät und von Zärtlichkeit umduftet.

      Nun begann ein bewegtes Leben. Überall, wo man turnierte, waren Iwein und Gawein zu sehen. So ging das Jahr vorüber, und immer noch gelang es Gawein, seinen Freund zurückzuhalten. Das andere Jahr brach an und es war schon zu Mitte August, als König Artus Hoftag in Chester hielt. Gerade am Tage vorher waren die beiden Gefährten von einem Turnier zurückgekehrt, bei welchem Iwein den Hauptpreis davongetragen hatte. Sie hatten nicht in der Stadt absteigen wollen, sondern hatten ihre Zelte außerhalb der Mauern aufgeschlagen. Dort suchte sie König Artus auf und setzte sich zwischen sie auf das Lager. Da begann Herr Iwein in Gedanken zu verfallen und nie, seit er von seiner Herrin Abschied genommen hatte, war ihm ein Gedanke so schwer aufs Herz gefallen wie dieser, denn er wußte wohl, daß er sein Versprechen nicht gehalten hatte und daß der Zeitpunkt überschritten war. Noch grübelte er so, da sah man auf schwarz- und weißgeflecktem Roß eine Jungfrau heranreiten. Vor dem Zelte stieg sie ab, aber niemand kam, ihr zu helfen, niemand nahm ihr Roß in Hut. Als sie den König erblickte, ließ sie den Mantel fallen und trat ins Zelt. Sie sagte, ihre Herrin lasse den König grüßen und Gawein ebenso und alle außer dem Verräter Iwein, dem Lügner und gleißnerischen Schwätzer, der sie verlassen und betrogen habe. "Als Heuchler hat sich der erwiesen, der sich als wahrhaft Liebender ausgab und doch ein falscher Verräter war. Er hat ihr Herz gestohlen und ist damit geflohen. Herr Iwein hat meine Herrin dem Tode nahegebracht. Ach, sie glaubte, er wolle ihr Herz bewahren und ihr nach Jahresfrist zurückstellen. Alle Tage des Jahres hat sie in ihrer Kammer angekreidet und jede Nacht hat sie die Tage gezählt, die verstrichen waren und die noch kommen sollten. Doch du kamst nicht. Ich will dich nicht anklagen, aber so viel will ich sagen, daß uns der verraten hat, der dich mit unserer Herrin verheiratete. Iwein, nun sorgt sie sich nicht mehr um dich, sondern sie befiehlt dir durch mich, daß du ihr nie wieder unter die Augen tretest und ihren Ring nicht länger behaltest. Gib ihn zurück, Verräter, dann geh, wohin du willst!"

      Wie Iwein vor Kummer wahnsinnig wurde, wie er durch eine Zaubersalbe geheilt wurde und dann nach endlosen Abenteuern und Gefahren schließlich doch seine Laudine zurückgewann, das alles mögt ihr bei Meister Christian selber nachlesen.

       Die Geburt des Schwanritters

      Es geschah einmal, daß der König Oriant, welcher ein mächtiger und ruhmvoller Herrscher war, mit der Königin Beatrix, seiner Gemahlin, am Fenster seines Schlosses saß. Und sie blickten auf die Straße; da gewahrte der König eine Frau, welche zwei Kinder trug, die Zwillinge zu sein schienen. Der König sagte zur Königin: "Frau, es wundert mich sehr, daß wir kein Kind haben. Seht da, die arme Frau, welche deren zwei hat, und sogar sehr schöne, Zwillinge, wie mir scheint." Als die Dame die Worte ihres Gatten vernahm, sprach sie voll Zorn und Gram: "Ach Herr, ich könnte niemals glauben, daß eine Frau zwei Kinder auf einmal haben kann, wenn sie nicht bei zwei Männern gelegen ist." "Ha, Frau!" sagte der König, "Ihr redet schlecht. Denn wisset, bei Gott ist nichts unmöglich." Dann ließen sie von dieser Rede, bis der König eines Tages bei seiner Gattin lag und ihr mit Gottes Hilfe sieben Kinder erzeugte.

      Der König Oriant hatte eine Mutter, welche eine böse alte Hexe war. Sie war sehr betrübt, als sie erfuhr, daß die Königin schwanger sei. Die Königin trug ihre Bürde, bis Gott ihr erlaubte, an einem Tage mit sieben Kindern niederzukommen. Bei ihrer Entbindung hatte sie keine andere Frau bei sich als die alte Matabrune, die Mutter des Königs Oriant, welche ein betrügerisches und böses Weib war. Sechs von den Kindern waren Söhne, das siebente aber war ein Mädchen, und aus allen ging späterhin ein edles Geschlecht hervor. Matabrune legte die Kinder in ihren Schoß und rief Marke, einen ihr Untergebenen, zu sich und zu sprach ihm: "Nehmt, Freund, und bringt diese Kinder an einen solchen Ort, daß man niemals wieder von ihnen reden höre. Tragt Sorge, daß Ihr sie tötet!" Marke nahm die Kinder und trug sie tief in den Wald, dort legte er sie ins Gras. Die Kindlein lächelten ihn an. Als Marke sie erblickte, hatte er großes Mitleid mit ihnen und sprach: "Gott soll mich verlassen, wenn ich euch ein Leid antue!" Er ließ also die Kinder dort und kehrte heim. Die alte Hexe schaute unter einer Stiege nach und fand eine Hündin, welche sieben Hündlein geworfen hatte. Diese nahm sie und ging zu ihrem Sohn. Als der König Oriant sie kommen sah, erhob er sich gegen sie und sprach: "Seid willkommen, Mutter! Was bringt Ihr Neues, Mutter?" "Ach," sagte die alte Matabrune, "lieber Sohn, ich bringe häßliche, schreckliche und böse Nachricht. Da, seht, womit Euch Eure Gattin beschenkt hat! Sie ist mit diesen sieben Hündlein niedergekommen. Sie ist die unzüchtigste Frau, die je gelebt hat, und verweigert sich keinem Manne. Gar oft habe ich sie mit einem anderen als mit Euch überrascht. Aber um Eurer Ehre willen habe ich geschwiegen. Jetzt aber hat sie diese sieben Hunde geboren. Laßt sie verbrennen! Denn es gab nie eine schlechtere Frau, als sie ist, und wenn Ihr es nicht tun wollt, so werde ich sie selber verbrennen!"

      Als der König die Hunde sah und hörte, was seine Mutter zu ihm sprach, da wurde er sehr traurig und sagte: "Mutter, ich

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