Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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die ihr gliche. Aber nur du allein kommst ihr auf der weiten Erde gleich. Sieh, meine Barone wollen nicht, daß das ungarische Reich ohne männlichen Erben bleibe, deshalb hat die Geistlichkeit mir die Erlaubnis erteilt, mich mit dir zu vermählen: du sollst gekrönte Königin von Ungarn sein!" "Vater," antwortete die Jungfrau, "laßt diese Worte! Ich würde lieber den Tod erleiden, als meiner Seele Seligkeit verlieren." "Töricht hast du mir geantwortet," rief der Vater voll Zorn, "wenn du dich meinem Willen nicht fügen willst, so werde ich dich zwingen!" Ohne Abschied ging er hinaus und die Jungfrau kehrte auf den Tod betrübt in ihre Kammer zurück.

      Lichtmeß kam und Barone, Ritter und Geistliche versammelten sich wieder am Hofe. Der König sagte ihnen, daß er ihrem Willen, ein anderes Weib zu nehmen, willfahren wolle, und alle waren sehr froh darüber. Joie aber hatte durch eine Späherin erfahren, daß die Großen des Landes kommen würden, sie vor den König zu holen. Als sie dieses hörte, geriet sie in große Furcht und wußte nicht, was sie tun sollte. Sie trennte sich von ihren Gefährtinnen, ohne daß diese es merkten, und eilte von Saal zu Saal. Endlich gelangte sie in einen Küchenraum, welcher mit der Hinterwand an einen Fluß grenzte. Alle die Küchenknechte waren ins Schloß gegangen, um dem Hoftag zuzuschauen, so daß Joie ganz allein war. Auf dem Anrichtetisch lag ein großes scharfes Küchenmesser, das ergriff sie und bat die Gottesmutter, daß sie ihr Kraft verleihe. Schon hörte sie, wie die Menge vor ihrer Kammer lärmte, wie man kam, um sie vor den König zu holen, da faßte sie das Messer fester und mit einem kräftigen Schlag trennte sie ihre linke Hand vom Arme und warf sie in den Fluß, dann schwanden ihr vor Schmerz die Sinne. Als sie wieder zu sich kam, wickelte sie den Stumpf in ein Tuch und trat mit totenblassem Antlitz in ihre Kammer, wo vier Grafen ihrer warteten. "Eine gute Nachricht bringen wir Euch, Jungfrau," redeten sie diese an, "freuet Euch, Ihr sollt Königin von Ungarn werden. Der König erwartet Euch im Schloß und trägt Euch durch uns auf, unverzüglich vor ihm zu erscheinen." Schweigend und bleich folgte die Jungfrau den vier Grafen vor den König, eine Schar Mägde begleitete sie. Der König nahm Joie bei der Hand und umarmte sie, dann bemerkte er das Blut an ihrem Arm. "Tochter," sprach er, "was ist Euch geschehen?" "Herr," erwiderte sie, "wohl weiß ich, was Ihr von mir verlangen wollt, aber Königin werde ich nicht. Seht, mir fehlt die linke Hand, und nach unserem Gesetz darf ein König keine Frau ehelichen, der eines ihrer Glieder fehlt." Als der König und die Barone den Stumpf sahen, da wurde ihre Freude in Leid verwandelt. Der König merkte wohl, daß sie solches aus freien Stücken getan hatte, um sich seinem Willen zu entziehen, und er befahl voll Zorn seinem Seneschall, daß er die Jungfrau heute über drei Tage zum Feuertode führe. Die Barone erschraken sehr, aber sie wagten nicht, ihren Kummer zu zeigen. Da ging der Hoftag in Trauer und Klagen auseinander, und der König zog sich auf ein fernes Schloß zurück. Der Seneschall blieb zurück, um Joie, die im Gefängnis schmachtete, zum Scheiterhaufen zu bringen. Die Nachricht, daß Joie verbrannt werden sollte, verbreitete sich im ganzen Lande, und besonders die Armen, denen sie oft Brot und Kleider gegeben hatte, waren von Zorn und Gram erfüllt. Der Seneschall beschloß, die Jungfrau zu retten; er ließ ein Fahrzeug mit Fleisch und Wein füllen, dann ließ er drei Rosse satteln, Joie mußte das eine besteigen und der Seneschall und der Kerkermeister ritten zu ihren Seiten. So verließen sie im Dunkel der Nacht die Stadt und ritten so lange, bis sie ans Ufer des Meeres kamen. Da sprach der Seneschall zu der Jungfrau: "Ihr wißt, Herrin, daß mir der König bei meinem Leben befahl, Euch ins Feuer zu werfen. Aber das Mitleid, das ich für Euch empfinde, läßt nicht zu, daß ich Euch unter solchen Qualen sterben sehe. Ich will Euch in einem segel- und mastlosen Boot aussetzen und Euch dem Schutze Gottes anheimstellen, er möge Euch geleiten und bewahren." "Ich bin Euch dankbar," versetzte die Jungfrau, "daß Ihr meinen Leib vor dem Feuer gerettet habt, denn lieber will ich ertrinken, wenn es Gott gefällt, als verbrennen. Ferner bitte ich den wahren Gott von Herzen, daß er meinem Vater die Sünde, die er an mir tat, vergeben möge, und daß er ihm mehr Freuden verleihen möge, als mir beschieden sind." Der Seneschall führte sie weinend in das Schiff, dann befahl er sie Gott und der heiligen Jungfrau und stieß den Nachen ins Meer.

      Am neunten Tage landete die Jungfrau mit Gottes Hilfe an der Küste Schottlands. Es war gerade Funkensonntag, und die Einwohner des Landes trieben Kurzweil am Meeresufer. Unter ihnen befand sich auch der Profoß. Er hatte sein Gesicht zum Meer gewendet und bemerkte den Nachen, der ohne Segel und Mast herantrieb. Als das Boot an Land kam, begab sich die Menge zum Strande und der Profoß begrüßte die Fremde: "Jungfrau, der wahrhaftige Gott gebe Euch Glück und Freude!" "Herr," entgegnete sie, "der, den Ihr anrieft, möge Euch erhören!" "Jungfrau, berichtet uns, wo Eure Heimat und wie Euer Name ist!" "Herr, ich bin eine Unglückliche, die hier ans Ufer trieb. Wenn es Euch gefällt, so rettet mich; mehr kann ich Euch nicht sagen." "Wenn Euch jemand Unrecht tat, Schöne, so seid Ihr hier in guter Hut. Ich will Euch zu meinem Herrn führen, der König in diesem Lande ist, er ist jung und schön. Bei seiner Mutter wird es Euch wohlergehen und an nichts fehlen." Der Profoß nahm die Jungfrau mit sich heim und führte sie am anderen Tage nach Dondieu, wo der König mit seiner Mutter weilte. Dieser saß gerade mit zweiunddreißig seiner Barone bei der Tafel, als der Profoß, die Jungfrau an der Hand haltend, eintrat. "Herr," sagte er, "eine schöne Beute bringe ich Euch hier. Nehmt sie, die ein Schiff hertrieb, in Gnaden auf!" Der König wandte sich liebevoll an die Fremde und fragte sie nach ihrer Herkunft und ihrem Schicksal, sie aber sagte, sie wolle lieber sterben, als ihr Unglück erzählen. Da der König ihre Tränen sah, drang er nicht weiter in sie, sondern führte sie seiner Mutter zu. So blieb sie am Hofe und wurde bald ihrer Güte und Schönheit wegen allgemein beliebt; da man aber ihren Namen nicht wußte, nannte man sie die Manekine, das heißt Einhand. Je länger sie am Hofe verweilte, in desto höherem Maße kehrte ihre frühere Schönheit wieder, und je schöner sie wurde, desto mehr fühlte sich der junge König zu ihr hingezogen, bis die Bande der Liebe, die ihn fesselten, so stark wurden, daß er sie nicht mehr zerreißen konnte. Auch ihr Herz war von Liebe erfüllt, aber keiner von beiden kannte die Gefühle des anderen.

      So verging ihnen ein ganzes Jahr unter schlaflosen Nächten, aber der Königinmutter, welche das schlechteste und listenreichste Weib von der Welt war, entging es nicht, daß ihre Herzen Liebe zueinander trugen und sie sprach zornig zu Manekine: "Es scheint mir, daß mein Sohn dich von Herzen liebt. Ich verbiete dir, wenn dir dein Leben lieb ist, ihm in Zukunft Gesellschaft zu leisten. Ich werde dich töten lassen, wenn er sich noch einmal mit dir sehen läßt." Als am dritten Tage der König wieder in ihr Zimmer trat, zitterte die Jungfrau vor Furcht und weinte. Der König merkte wohl, daß sie in Kummer war und er fragte sie nach der Ursache ihres Grams. Da erzählte sie ihm das Verbot der bösen Alten. "Freundin," erwiderte er, "beruhigt Euch! Ich will Euch vor ihr schützen und will Euch nicht länger verheimlichen, was ich bisher verborgen hielt. So wißt denn, mein süßes Lieb, daß Ihr mein Herz und mein Leben seid, all mein Gut, meine Gesundheit und meine Freude, daß ich heute und immerdar Euch gehöre." Die Jungfrau verbarg ihre Freude über diese Worte und antwortete züchtig und bescheiden, sie sei zwar zu niedrig für seine Liebe, doch wage sie nicht, eine so große Ehre auszuschlagen. Darauf küßte sie der König wohl zwanzigmal auf den Mund, dann führte er sie in sein Schloß und ließ den Kaplan rufen; dieser aber legte ihre Hände ineinander und vermählte sie. Als die Mutter dies erfuhr, sprach sie: "Verflucht sei er, wenn er sie genommen hat, und jeder, der ihn noch als König achtet. Gar zu niedrig hat er gehandelt, daß er eine Landstreicherin, eine Hergelaufene geheiratet hat, eine Frau mit nur einer Hand!" Vierzehn Tage darauf wurde Pfingsten gefeiert, und an diesem Tage wollte der König seine junge Gemahlin krönen lassen. Zu dieser Feier berief er alle seine Vasallen aus Schottland, Cornwall und Irland und die Nachricht von seiner Vermählung verbreitete sich pfeilgeschwind im ganzen Lande. Als die Nachtigallen sangen und die Wiesen blühten, da füllten die Ritter, die Grafen und Barone mit ihren Damen die Zelte, und drei Tage lang wurde die Hochzeit gefeiert. Die Mutter des Königs aber reiste am nächsten Tage voll Grimm auf ihr Landgut, denn sie glühte vor Neid und Haß gegen die junge Königin.

      Fünf Monate mochten seitdem vergangen sein, da sprach der König eines Tages zu seiner Gemahlin: "Ich bitte Euch, liebe Freundin, daß Ihr mir um meiner Ehre willen eine Reise gewährt: in Frankreich findet ein großes Turnier statt, dem ich beiwohnen muß." "Diese Reise erschreckt mich," erwiderte die Manekine, "denn ich bin allein in diesem Lande und Eure Mutter haßt mich." "Ich werde Euch in

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