Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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mir dies verheimlichen, denn ich habe sie geheiratet und habe ihr versprochen, ich wolle ihr treu und gnädig sein. Und wie könnte ich sie verbrennen lassen oder zusehen, wie sie verbrannt würde?" "Lieber Sohn," sagte die Alte, "Ihr zögert zu lange. Ich werde sie in einen Kerker werfen lassen." Da rief die Alte zwei ihrer Diener und trat zu dem Bette der guten Beatrix. "Du schmutzige, unzüchtige Dirne," sagte sie zu ihr, "jetzt tritt deine Schamlosigkeit ans Licht; sagtest du doch, daß eine Frau keine zwei Kinder haben könne, ohne sich zwei Männern hingegeben zu haben. Nun könnte mein Sohn sagen, daß du bei ihrer sieben gelegen bist. Nicht um das ganze Gold von Rußland würde er darauf verzichten, daß du morgen verbrannt wirst." "Die heilige Jungfrau", versetzte die Königin, "wird nicht zulassen, daß ich auf solche Weise umkomme, so wahr ich in Züchten gelebt habe!" "Das nützt dir nichts, du Hure!" sagte die alte Matabrune. Da packten die bösen, verräterischen Diener die gute Königin und schleppten sie in einen finsteren Kerker, wo die gute Frau weder Bett noch Linnen hatte. Darauf wurden die zwei Diener sogleich geblendet und sahen fürderhin das Licht nicht mehr. Die Frau aber litt große Pein.

      Nun aber hört von den Kindern, welche im Walde an einem Fluß lagen, wo sie Marke eingehüllt in ein Fell zurückgelassen hatte. Jedes von ihnen hatte ein Kettlein um den Hals, und das war ihre Bestimmung: wenn sie diese Kettlein verlieren würden, so müßten sie geflügelte Schwäne werden. Solange sie dieselben aber trugen, hatten sie menschliche Gestalt. Siehe, da kam ein Einsiedler, welcher schon ein Jahr im Walde gelebt hatte, dorthin. Er gewahrte die Kinder und bat unseren Herrn, daß er ihnen nach seinem Gefallen Nahrung schicken möchte, davon sie leben könnten. Es dauerte nicht lange, da sandte Gott eine Ziege, welche die Kinder mit Milch versah, ebensogut wie es eine Frau getan hätte. Der Eremit trug die Kinder in sein Haus, und jeden Tag kam die Ziege dorthin. Und so nährte er die Kinder lange Zeit.

      Da geschah es eines Tages, daß der Einsiedler in den Wald gegangen war und eines der Kinder mit sich genommen hatte. Der Förster Malquerre kam durch Zufall in das Haus des Einsiedlers, fand die sechs schönen Kinder und sah die Kettlein, die sie um den Hals trugen. Er sagte zu sich, wenn es mit dem Willen seiner Herrin geschehe, so wolle er ihnen die Kettlein wegnehmen. Der Verräter begab sich also zu einer Herrin und sprach: "Herrin, ich habe sechs wunderschöne Kinder in jenem Walde gefunden, und sie trugen sechs Kettlein um den Hals. Herrin, wenn Ihr es mir erlaubt, so werde ich gehen und sie ihnen nehmen." Als die Alte solches vernahm, wurde sie sehr bekümmert, denn sie merkte wohl, daß dies ihre Enkel wären, die Marke in den Wald gebracht hatte. Sie sprach zu Malquerre: "Geht wieder in die Einsiedelei und nehmt ihnen die Ketten ab, und wenn sie euch Widerstand leisten, so tötet sie!" Sogleich machte sich Malquerre auf den Weg. Matabrune rief Marke, sie wolle mit ihm reden; und er kam. Da führte sie ihn in ein Gemach und beschwor ihn, daß er ihr der Wahrheit gemäß erzähle, was er mit den sieben Kindern gemacht habe, die sie ihm anvertraut hätte, und wenn er lügen würde, so wolle sie ihn in Stücke zerreißen. Da sagte der wackere Mann: "So wißt, Herrin, daß ich sie lebendig im Walde zurückließ." Die Alte ließ ihn ergreifen und ihm die Augen ausreißen.

      Malquerre wanderte so lange, bis er in die Einsiedelei kam. Es traf sich, daß der Eremit in den Wald gegangen war und eines der Kinder mit ihm. Als Malquerre die sechs Kinder und ihre Ketten erblickte und bemerkte, daß niemand zugegen war, da wurde er sehr froh. Er nahm die Kinder und jagte sie aus dem Hause, und jedesmal, wenn er eines ergriff, riß er ihm seine Kette ab. Und jene wurden zu weißen Schwänen und flogen auf einen Teich ihres Vaters, des Königs Oriant von Illefort. Als der Verräter dieses sah, erschrak er gewaltig. Darauf kehrte Malaquerre zu seiner Herrin zurück und brachte ihr die Kettlein. Matabrune ließ einen Goldschmied kommen und bat ihn, er möge aus den sechs Ketten eine Trinkschale verfertigen. Jener antwortete: "Gerne, Herrin!" Darauf nahm er eine der Ketten und schmiedete sie und verfertigte eine prächtige Schale daraus. Die übrigen fünf Ketten aber brachte der Goldschmied in Sicherheit, denn er merkte wohl, daß sie überaus kostbar waren. Als der Einsiedler und das Kind aus dem Walde zurückkamen und die übrigen Kinder nicht mehr zu Hause vorfanden, da wurden sie gar betrübt und zornig und gebärdeten sich ganz verzweifelt.

      Kurz darauf ereignete es sich, daß Matabrune zum König Oriant, ihrem Sohne, ging und sprach: "Lieber Sohn, du bist zu sehr beschimpft; laß deine Frau verbrennen, denn es ist ein gar zu todeswürdiges Verbrechen, daß sie mit einem Hunde schlief." Da wurde der König sehr traurig; er berief alle seine Barone, damit sie ein Urteil über seine Frau sprechen sollten. Diese lag nun schon seit fünfzehn Jahren im Kerker und war in dieser Zeit niemals satt geworden. Sie flehte inniglich zu Gott, daß er sie aus diesem Elend erlösen möge, denn der Hunger und die Not quälten sie gar sehr. Als die Barone versammelt waren, wurde das Urteil dahingehend gefällt, daß die Königin am folgenden Tage verbrannt werden sollte, wenn sie keinen Kämpfer fände, der sie verteidigen würde.

      Da ereignete es sich, daß unser Herr Jesus Christus, der nicht wollte, daß die Frau umkäme, einen seiner Engel zum Einsiedler in den Wald sandte, welcher zu ihm folgendermaßen sprach: "Eremit, Gott befiehlt dir, daß du morgen frühe deinen Knaben in die Stadt Illefort sendest, damit er seine Mutter, welche die Gattin des Königs Oriant ist, vor dem Feuertode rettet. Er und die sechs anderen Kinder sind Söhne des Königs Oriant und der Königin Beatrix. Matabrune hat sie verleumdet, sie habe sieben Hunde geboren, und darum soll sie morgen verbrannt werden, wenn ihr keine Hilfe kommt. Aber Ihr sollt nicht zweifeln, daß ihr Gott helfen wird." Fernerhin befahl er, daß der Knabe getauft werde und den Namen Helias erhalte. Darauf verschwand der Engel. Als der Tag angebrochen war, weckte der Einsiedler den Knaben und sprach zu ihm: "Lieber Sohn, erhebe dich; du mußt nach Illefort gehen, deine Mutter vor dem Feuertode retten und von dem Verbrechen, dessen sie Matabrune beschuldigt hat, reinigen. Ferner mußt du dich taufen lassen und ein Christ werden, und du sollst den Namen Helias tragen." Der Eremit machte ihm einen Mantel aus Laub und bekleidete ihn damit; dann nahm er eine Stange in die Hand, und der Einsiedler begleitete ihn bis zum Waldesrande. Hier sprach er zu ihm: "Lieber Sohn, sei tapfer und verständig! Wisse, daß du der Sohn des Königs Oriant bist und sei versichert, daß Gott dir helfen wird." Darauf wies ihm der Einsiedler den Weg und zeigte ihm Illefort, wohin er gehen müsse. Dann trennte sich der Einsiedler von ihm, und der Knabe ging, um seine Mutter von der Schuld, deren sie Matabrune bezichtigt hatte, zu reinigen. Matabrune hatte durch Zauber erfahren, daß die Königin durch eines ihrer Kinder gerettet werden sollte, und sie schickte ihm unverzüglich zwei Diener entgegen, die ihn töten sollten. Der Knabe begegnete ihnen und fragte sie, welcher von ihnen seine Mutter wäre, denn er hatte nie ein Weib gesehen. Die Diener hielten ihn für toll; sie wußten jedoch, daß er es wäre, um dessentwillen sie ausgesandt waren. Einer zielte nach ihm, und der andere packte ihn. Da sprach das Kind: "Welches ist Matabrune? Mein Vater sagte mir, ich solle mich an sie wenden, und so will ich es tun." Dann nahm er seinen Stock und zerschlug dem einen die Schulter, darauf schlug er ihn so heftig, daß er ihm den Kopf zerschmetterte. Da wandte sich der andere zur Flucht, und der Knabe kam ungehindert nach Illefort.

      Als der Knabe in Illefort angekommen war, wunderte er sich höchlich über die Leute, die dort waren, und er sprach, er hätte nie geglaubt, daß es so viele Einsiedler auf der Welt gäbe, denn nie hatte er so viel Volks gesehen. Darauf gewahrte er den König, der sein Schwert umgegürtet hatte und auf einem Rosse ritt. Der Knabe hatte große Furcht. Als der König ihn erblickte, verwunderte er sich sehr, denn er glich einem Narren. Der Knabe trat auf den König zu und befragte ihn über alles, was er sah, und der König stand ihm gutmütig Rede und Antwort. Der Knabe fragte ihn nach dem Pferd, dem Zügel und dem Schwert sowie nach anderen Dingen; dann vernahm er einen Schrei und fragte, was das bedeute. Der König sagte ihm: "Freund, ich habe eine Frau, welche ohne Treu und Zucht war, sie hat mir sieben Hunde geboren und meine Barone haben sie verurteilt. Nun führt man sie zum Scheiterhaufen." – "Ha, guter König," versetzte der Knabe, "Ihr habt sie zu Unrecht verurteilt, denn das, was Ihr sagt, ist niemals wahr, und niemals tat sie solches. Vielmehr hat sie irgend jemand, Eure Mutter oder sonst wer, der sie nicht liebt, so treulos verleumdet. Wenn nun jemand käme, der für sie kämpfen wollte und denjenigen besiegen würde, der sie eines solchen Vergehens zeiht, wäre es dann nicht billig, daß die Frau ihrer Fesseln los und ledig würde?" – "Sicherlich, ja," sprach der König, "und ich wäre sehr froh darüber."

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