Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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war, diesen berief er nebst zwei anderen Rittern zu sich und sprach: "Ihr Herren, ich gehe auf kurze Zeit in ein anderes Land, um Ehre und Ruhm zu erwerben. Ihr werdet bei der Königin bleiben und sie mit eurem Leben schützen. Vor allem werdet ihr sie vor meiner Mutter behüten, damit diese ihr kein Leids antut." Darauf nahm er Abschied von seiner Gattin und trat mit großem Gefolge die Fahrt an.

      Die Königin, welche ihn bis zum Meere begleitet hatte, kehrte in Gesellschaft ihrer drei Hüter zurück. Es gab nichts mehr auf der Welt, was sie erfreuen konnte, seit sie den Anblick ihres Gemahls entbehren mußte, doch sie tröstete sich, so gut sie es vermochte, wegen der Leibesfrucht, die sie trug. Endlich gebar sie den schönsten Knaben, den die Natur jemals gebildet hat. Überall im Lande verbreitete sich die Kunde, daß die Königin entbunden habe und der Seneschall berief seine zwei Gefährten zu sich: "Ihr Herren," sagte er, "wir müssen unverzüglich einen Boten an den König nach Frankreich schicken, der ihm die erfreuliche Nachricht überbringe." Darauf nahm er ein Pergament, denn er verstand Romanisch und Latein, und begann zu schreiben, wie folgt: "Dem Könige von Schottland, seinem Herrn, dem Gott Freude und Ehre gebe, entbietet Gruß und Freundschaft der Seneschall, den er zurückließ, sein Land und sein Weib zu schirmen. Ich tue Euch zu wissen, daß meine Herrin mit einem Knaben niederkam, wie ihn schöner kein Mensch je ersah, und Eure Liebste ist bei guter Gesundheit. Das Kindlein aber heißt Johannes. Solches tun wir Euch zu wissen. Aber kehrt um Gottes willen, wenn es Euch gefällt, schleunigst zurück, denn meine Herrin hat große Sehnsucht nach Euch und vergeht schier vor Gram." Darauf versiegelte er den Brief und übergab ihn einem Boten. Dieser machte sich auf den Weg und gelangte am zweiten Tage nach Evoluic, wo die Mutter des Königs sich aufhielt. Der Bote trat in ihr Haus, denn er wußte nichts von dem Hasse, den sie gegen die junge Königin trug. Die Alte begrüßte den Boten und fragte ihn, wohin er gehe. Als sie den Zweck seiner Reise erfahren hatte, ließ sie ihm einen starken Wein reichen, und er trank so lange, bis er seiner Sinne nicht mehr mächtig war. Da lachte die böse Alte, und während der Trunkene schlief, durchsuchte sie seine Taschen, bis sie die Kapsel mit dem Briefe fand, dann rief sie ihren Schreiber und ließ sich den Brief vorlesen. Der Inhalt mißfiel ihr und sie ließ einen anderen anfertigen, in welchem zu lesen war, daß der Seneschall seinem Herrn Gruß entbiete und daß er ihm voll Zorn und Schmerz unfrohe Nachricht zu wissen tue: "Herr, Eure Gattin hat entbunden, aber nie im Leben sah man ein so scheußliches Geschöpf wie das, welches sie unter ihrem Herzen trug. Es hat vier Füße, ist ganz behaart und seine Augen liegen tief im dicken Kopf. Sobald es geboren war, entschlüpfte es wie eine Schlange seinen Wärterinnen, und diese wagten kaum, es wieder zu ergreifen. Alle Eure Untertanen sind in Schrecken und Verwunderung. Nun tut uns Euren Willen kund, was mit einem solchen Erben geschehen soll." Darauf versiegelte sie den Brief wieder, legte ihn in die Kapsel und trug diese wieder dahin, wo sie sie gefunden hatte. Als der Bote ausgeschlafen hatte, machte er sich wieder auf den Weg, und die böse Alte befahl ihm, auf dem Rückwege wieder bei ihr vorzusprechen.

      Der Bote gelangte nach Frankreich, suchte seinen Herrn auf und übergab ihm den Brief. Der König brach das Siegel auf und fast schwanden ihm die Sinne, als er den Inhalt des Schreibens las. Damit die Leute seine Verwirrung nicht bemerken sollten, zog er sich in sein Gemach zurück und las den Brief immer wieder von neuem. Er raufte seine Haare, zerriß sein Gewand, und Tränen entströmten seinen Augen. Als er sich ein wenig beruhigt und mit seinen Begleitern Rats gepflogen hatte, nahm er Pergament und Tinte und schrieb: "Der König von Schottland gebietet den dreien, denen er seine Geliebte in Hut gab, daß diese in ihrem Wochenbette gut gepflegt werde. Wenn ihnen ihr Leben lieb ist, sollen sie seine teure Gattin und das, was sie geboren hat, so wert halten wie ihren eignen Leib. Zu Fasten wird der König zurückkehren und dann seinen weiteren Willen kundtun." Darauf versiegelte er den Brief und übergab ihn dem Boten, welcher sogleich den Rückweg antrat.

      Als die böse Alte ihn kommen sah, war sie sehr froh; sie erwiderte freundlich seinen Gruß und fragte ihn nach dem Wohlergehen des Königs. Darauf ließ sie ihm wieder starken Wein auftragen, und er trank so lange, bis er vor Trunkenheit in Schlaf verfiel. Als die dunkle Nacht gekommen war, schlich sich die Alte in die Kammer des Boten, nahm ihm den Brief und ließ ihn sich von ihrem Schreiber vorlesen. Als sie hörte, daß der König seine Heimkehr zu Fasten in Aussicht stellte und daß bis dahin die Manekine gut gepflegt, bedient und geehrt werden sollte und ihre Leibesfrucht mit ihr, da wurde sie mißmutig und ließ sogleich ein anderes Schreiben aufsetzen. Der Schreiber mußte antworten, daß der König seinem Seneschall gebiete, er solle unverzüglich die Königin zum Feuertode führen, sobald sie ihr Wochenbett verlassen habe, und mit ihr das, was sie geboren habe. Denn er habe wenig erfreuliche Neuigkeiten über die Manekine erfahren, wohl wisse er, warum sie nur eine Hand habe und nicht umsonst sei sie so verstümmelt. "Verbrennt sie ohne Zaudern, wenn Euch Euer Leben lieb ist!" so schloß das Schreiben. Als es vollendet war, legte der Schreiber das Wachs wieder auf, ohne daß das Siegel verletzt wurde und verschloß den Brief in die Kapsel des schlafenden Boten.

      Nach dreimonatlicher Abwesenheit kehrte der Bote nach Dondieu zurück und überreichte dem Seneschall das Schreiben. Die drei Beschützer erkannten das Siegel des Königs und erbrachen den Brief, als sie ihn aber gelesen hatten, da verwunderten sie sich sehr und weinten und seufzten. Dann berieten sich die drei Getreuen untereinander und sprachen: "Den Willen unseres Herrn müssen wir erfüllen, wenn wir auch Kummer und Mitleid im Herzen tragen." Die Nachricht, daß der König befohlen habe, sein Weib und sein Kind zu verbrennen, verbreitete sich bald im Lande und alles Volk verwunderte sich und fluchte dem König. Der Königin aber verheimlichte man den Befehl, bis sie ihr Wochenbett, das einen vollen Monat dauerte, verlassen hatte. Eines Tages rief sie den Seneschall zu sich und sprach: "Seneschall, mein Herz ist gramerfüllt über das lange Ausbleiben meines geliebten Herrn. Ist der Bote noch nicht zurück? Wisset, daß mein Herz schlimme Nachricht ahnt. Ich werde nie mehr froh sein, bis ich meinen Herrn wiedersehe. Oh, sagt es mir, wenn Ihr etwas von ihm wißt!" Der Seneschall antwortete mit Tränen in den Augen: "Oh, liebe Frau, es ist so weit gekommen, daß der König Euch haßt, wenn ich auch nicht weiß, warum. Lange haben wir es Euch verheimlicht, aber einmal müßt Ihr es erfahren. Unser Herr hat uns wissen lassen, daß wir, wenn uns unser Leben lieb ist, Euch und Euren Knaben auf dem Scheiterhaufen verbrennen müssen. Da er zu den Fasten zurückkehrt und Euch dann nicht mehr lebend vorfinden will, so muß innerhalb dreier Tage sein Befehl vollzogen sein." Da erschrak die junge Königin und ihr Herz krampfte sich zusammen. "Was habe ich getan, großer Gott," klagte sie, "daß ich so harten Tod erleiden soll? Womit hat es mein Kind verdient, daß es sterben muß?" Dann fiel sie vor dem Seneschall auf die Knie und bat ihn, ihr Kind zu schonen, wenn er auch mit ihr täte, was er wolle. Der Seneschall versprach ihr, sich mit seinen beiden Gefährten zu beraten. Da besprachen sie sich miteinander, und der Seneschall riet, sie wollten die Manekine so ziehen lassen, wie sie gekommen sei, auf einem mast- und segellosen Schiff, und sie der Hut Gottes anheimstellen. Ferner wollten sie Bilder aus Holz schnitzen lassen, die der Königin und ihrem Söhnlein glichen und diese vor allem Volke verbrennen, damit sie sich vor Strafe bewahrten. Als diese Vorbereitungen beendet waren, hießen sie die Königin mit ihrem Kind auf einen Zelter steigen und führten sie in die Verbannung. Am dritten Tage kamen sie an das Ufer des Meeres, wo das Schiff bereit stand. "Lieber Herr," sagte die Königin, "ich danke Euch, daß Ihr mich vor dem Feuer bewahrt habt. Ich bitte Euch, grüßt meinen Herrn, den König, und sagt ihm, daß ich ihn immer noch über alles auf der Welt liebe. Gott vergebe ihm seine Schuld und schenke ihm Ehre und Glück. Sehet, die Liebe der Menschen ist eitel, so verleihe mir Gott seine Huld, die unwandelbar ist und ohne Haß." Der Seneschall führte sie weinend in das Schiff, dann befahl er sie Gott und der heiligen Jungfrau und stieß den Nachen ins Meer.

      Am neunten Tage landete die Barke am Ufer des Tiber. Ein Senator nahm die Manekine mit ihrem Kinde auf. Als der König heimkehrte, erfuhr er den Betrug und ließ seine Mutter lebendig einmauern, dann machte er sich auf die Suche nach seiner Frau. Nach siebenjähriger Wanderung gelangte er nach Rom und der Trauring führte das Wiedererkennen zwischen den beiden Gatten herbei. In Rom fand sich auch Joiens Vater ein, welcher, von Gewissensbissen gequält, beim Papst Vergebung für seine Sünden suchen wollte. Schließlich fand die Königin durch ein Wunder in einer Quelle ihre abgehauene Hand, welche auf das Gebet des heiligen Vaters sich wieder mit ihrem Arm vereinigte.

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