Das kommt nicht wieder. Georg Markus

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Das kommt nicht wieder - Georg Markus

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Weise gescheiterte Existenzen gehören hierher.

      imageOft führen – wie bei van Gogh – psychische Erkrankungen zum Suizid. Zwar paßt das Wort von »Genie und Wahnsinn« auf den großen Maler, doch ist er, laut Rudas, »eher eine Ausnahme, denn Genies sind selten wahnsinnig und Wahnsinnige fast nie genial«.

      imageAuch momentane Ausweglosigkeit – wie eine unglückliche Liebe – kann ein Grund für den selbstgewählten Tod sein. »Das sind Situationen, die der Betreffende zehn Tage danach ganz anders sehen würde. Doch bis dahin ist es oft zu spät.«

      imageSchließlich bilden Drogen-, vor allem aber Alkoholsüchtige die größte Risikogruppe. Sowohl die Monroe als auch Hemingway waren schwere Alkoholiker.

      Den Freitod wählten auch die Dichter Heinrich von Kleist, Georg Trakl und Klaus Mann. Und Stefan Zweig, der am 22. Februar 1942 mit seiner jungen Frau Lotte im brasilianischen Exil eine Überdosis Veronal einnahm – aus Verzweiflung, weil für ihn als Österreicher jüdischer Herkunft die Heimat verloren war. In seinem Abschiedsbrief beklagt er, daß »die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selbst vernichtet«.

      Für einen Neuanfang mangelte es ihm, zermürbt durch die lange Zeit des Exils, an Energie: »Nach dem sechzigsten Jahr bedürfte es besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen. Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht. Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus! Stefan Zweig.«

      Wie er wollte auch Kronprinz Rudolf nicht alleine sterben, weshalb der Sohn Kaiser Franz Josephs am 30. Jänner 1889 auf Schloß Mayerling seine Geliebte Mary Vetsera mit in den Tod nahm. Bei dem Thronfolger waren gleich mehrere Gründe ausschlaggebend, daß es zu der schrecklichen Tat kam: er war organisch und psychisch krank, glaubte an die Ausweglosigkeit seines Daseins, und er war sowohl Alkoholiker als auch Morphinist.

      Suizide sind schon aus der Antike überliefert, der berühmteste betrifft Ägyptens schöne Königin Kleopatra, die sich durch einen Schlangenbiß den Tod gab, nachdem ihr Heer ruhmlos gescheitert war.

      Zum Selbstmord gezwungen wurde schließlich der Spion Oberst Alfred Redl. Als der k. k. Generalstab ihm 1913 nachweisen konnte, daß er Österreichs Aufmarschpläne an Rußland verkauft hatte, legten ihm seine Vorgesetzten einen Revolver auf den Tisch.

      Hochrangige Politiker, die in jüngerer Zeit »freiwillig« in den Tod gingen, waren Uwe Barschel, der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und der langjährige österreichische Verteidigungsminister Karl Lütgendorf, die – vermutlich beide – in dubiose Affären verwickelt waren.

      So unverständlich es erscheinen mag, daß Prominente ihr Leben wegwerfen, obwohl es gerade ihnen so viel zu bieten hat, »kommt bei Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, hinzu, daß sie nicht nur mit ihren eigenen Gefühlen fertig werden müssen, sondern auch mit jenen, die von anderen auf sie projiziert werden«, meint der Psychiater Rudas. Dennoch seien Genies, Künstler und Reiche nicht mehr und nicht weniger gefährdet als der übrige Teil der Bevölkerung. »Prominente begehen, statistisch gesehen, genauso oft Selbstmord wie andere Menschen. Eines haben freilich alle, ob prominent oder nicht prominent, gemeinsam: Daß sie es verabsäumt haben, sich rechtzeitig helfen zu lassen.«

      Das gilt wohl auch für einen der größten Komponisten aller Zeiten. Peter Iljitsch Tschaikowsky ging im Jahre 1893, aus Angst, daß seine homosexuellen Neigungen bekannt würden, von dieser Welt.

      Tschaikowsky, Hemingway, van Gogh, Ferdinand Raimund, Stefan Zweig schufen Werke, die uns helfen, das Leben erträglich zu machen.

      Ihr eigenes ertrugen sie nicht.

      Der liebe Gott unter den Chirurgen

       Theodor Billroth

      Therese Heller war eine einfache Frau aus dem Volke. Und doch ist ihr Name in die Geschichte der Medizin eingegangen. Denn die 43jährige, an Krebs erkrankte Wienerin war es, der Theodor Billroth einen Teil des Magens entfernen und damit das Leben retten konnte. Es war die erste Operation dieser Art, und sie revolutionierte die Chirurgie. Theodor Billroth zählt seit dem Tag dieser Operation – man schrieb den 29. Jänner 1881 – zu den bedeutendsten Ärzten aller Zeiten.

      Hätte diese eine Leistung genügt, Billroths Namen in alle Welt zu tragen, so müßten Bücher geschrieben werden, um sein kolossales Gesamtwerk festzuhalten. Die an Frau Heller erstmals angewandte Operationsmethode – nach Entfernung des vom Tumor befallenen Organteiles verband Billroth den Magenrest mit ihrem Zwölffingerdarm – ging als Billroth I in die Geschichte der Medizin ein.

      Der große Arzt war 1829 als Sohn eines Pastors auf der Insel Rügen zur Welt gekommen, wo er eine schwere Kindheit erlebte: Als er fünf war, starb sein Vater an Tuberkulose, danach raffte dieselbe Krankheit seine vier Brüder hinweg. Als er sein Medizinstudium begann, verlor er auch seine Mutter.

      Während in Österreich-Ungarn damals in einigen Fächern die später weltberühmte Zweite Wiener Medizinische Schule heranreifte, waren in der Chirurgie immer noch Paris und London führend. Bis Billroth, 38jährig, nach Wien kam.

      Schon als junger Arzt hatte er sich die Frage gestellt, warum so viele Patienten nach chirurgischen Eingriffen hohes Fieber bekamen und trotz »gelungener« Operation starben. Billroth war klar geworden, daß die Infektionen »an den Betten, an den Händen der Wärter und Ärzte haften« und daß man sich davor »nur durch übertriebene Reinlichkeit schützen« könne. Robert Koch, der schließlich die Ursachen der Infektionskrankheiten fand, wurde durch diese Studien Billroths beeinflußt.

      Vier Jahre nach Billroth I entwickelte der Chirurg mit Billroth II eine weitere aufsehenerregende Operationsmethode. Diesmal stellte er nach Entfernung des vom Tumor befallenen Organteiles die Verbindung zwischen verbliebenem Magen und Dünndarm her. Bereits 1874 hatte er als erster Arzt einen krebsbefallenen Kehlkopf entfernt, er verbesserte auch die Operationstechniken an Leber, Milz, Harnblase, an den Eierstöcken und an der Gebärmutter.

      Niemand vor ihm wagte sich an so komplizierte Operationen heran, Patienten, die von derartigen Leiden befallen waren, hatten bis dahin keine Überlebenschance. Billroths Operationsmethoden gehören aber auch heute noch weltweit zum Standardrepertoire jedes Chirurgen.

      Alles andere als ein trockener Wissenschafter, war Theodor Billroth auch überaus gesellig und ein genialer Musiker. Johannes Brahms, einer seiner besten Freunde, widmete ihm sein Streichquartett in a-Moll, und der große Arzt

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