Nicht ohne meinen Schweinehund. Wolfram Pirchner
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Inspiration gegen Verzweiflung also – ein konkretes Beispiel dazu: Du bist im Urlaub, der Wecker klingelt und du freust dich auf den Tag, einen Tag voller schöner, bereichernder Erlebnisse, und das Aufstehen fällt dir leicht. Das ist die »Inspirationsmotivation«. Wenn der Wecker an einem Arbeitstag oder an einem Schultag klingelt oder summt, wie reagierst du? Du bist müde, demotiviert, angefressen, dass du schon wieder aufstehen musst. Ja, du musst aufstehen, weil es sonst wahrscheinlich Folgen für dich haben wird, wenn du es nicht tust. Es würde ganz sicher Konsequenzen geben. Und daher bist du in diesem Fall aus einer Verzweiflungshaltung heraus motiviert aufzustehen. Faktum ist, dass wir alle beide Arten der Motivation anwenden. Auf der einen Seite wollen wir die »Störer« loswerden, also ohne Schmerz, ohne große Anstrengung leben, stressfrei sein, wenn es geht, keine Sorgen haben usw. Auf der anderen Seite wollen wir glücklich, gesund sein, uns entspannt fühlen, Lebensfreude verspüren, entflammt sein für gute Ideen und Vorsätze. Das ist es, was wir wollen.
Beide Stile sind gleichwertig: Wenn du im Berufsbereich erfolgreich sein möchtest, was ist deine Motivation? Entweder du möchtest Erfolg, Ansehen, Geld erreichen oder du bist in einer armen Familie aufgewachsen und möchtest nie wieder in so eine Situation geraten. Also weg von Armut, schlechten Verhältnissen etc. – das wäre die »Weg von«-Motivation. Hin zu Wohlstand usw. – das ist die »Hin zu«-Motivation. Verstehst du, was ich meine? Man kann sich mental auf den einen oder den anderen Stil einstellen – »einstellen« im Sinne von: Stell dir vor (stell dich darauf ein), wie es sein wird, wenn du dein Ziel erreichst. Das wirst du dir in Wörtern und Bildern vorstellen. Du weißt ja: Wörter, Bilder, Gefühle = Gedanken. Deine Gedanken. Und das hat Folgen – je nachdem, was du denkst, da passiert etwas in deinem Gehirn.
Ich will dich nicht mit moderner Gehirnforschung belästigen – ich verweise auf den »Cocktailmixer« im Hirn, der, je nachdem, wie du deine Gedanken gestaltest, deine jeweiligen hirnchemischen Substanzen ausschüttet und im Körper verteilt. Wenn du Endorphine ausschüttest, dann geschieht das nicht willkürlich. Das hat seine Gründe. Wenn du dich entspannt fühlst, dann werden andere Hormone oder Neurotransmitter ausgesendet, als wenn du total unter Stress stehst. Du kannst dich einstellen und dir vorstellen, wie es ist, wenn du dein Ziel erreicht hast. Toll nicht? Denke an die positiven Veränderungen, die dann eingetreten sind. Zu deinem Nutzen! Bei der »Weg von«-Motivation nützt dir das nichts. Einzige Lösung: Du erhöhst den aktuellen Leidensdruck und stellst dir die negativen Seiten genau vor. Ich bevorzuge die erste Variante.
Es gibt zwei Dinge, die Menschen zum Erfolg motivieren:
Inspiration und Verzweiflung.
ANTHONY ROBBINS
Der innere Schweinehund
Und wir sind wieder bei ihm. Ich habe mir in meinem Leben schon viele Gedanken über diesen Begriff gemacht. Wer hat ihn erfunden? Woher kommt er? Es ist auf jeden Fall etwas, das dich psychisch davon abhält, etwas zu tun, was gut für dich ist, was du tun wolltest oder solltest. Im 19. Jahrhundert wurden die Hunde, die bei der Wildschwein-Jagd eingesetzt wurden, »Schweinehund« genannt. Sie galten als aggressiv und hartnäckig. »Schweinehund« war daher ein Schimpfwort. Anfang des 20. Jahrhunderts benutzte auch das Militär die Bezeichnung – in diesem Zusammenhang wurde der innere Schweinehund auch das erste Mal »überwunden«.
»Die Bezeichnung innerer Schweinehund umschreibt – oft als Vorwurf –die Allegorie der Willensschwäche, die eine Person daran hindert, unangenehme Tätigkeiten auszuführen, die entweder als ethisch geboten gesehen werden oder die für die jeweilige Person sinnvoll erscheinen.«7
Der innere Schweinehund ist das Symbol für Willensschwäche. Er gehört zur Gattung der Zeiträuber, der Bremser, der Selbsttäuscher und der Lügner. Wie du vielleicht aus eigener Erfahrung weißt, ist der Schweinehund natürlich auch ein hervorragender Meister der Ausreden und stürzt sich zumeist in schwachen Augenblicken auf dich. Wenn du müde bist, wenn du einen anstrengenden Arbeitstag hinter dich gebracht hast, wenn du Sport betrieben hast und dich belohnen möchtest, wenn du den ganzen Tag eher wenig gegessen hast und am Abend Hunger bekommst. Immer dann meldet er sich. Der Schweinehund ist immer an deiner Seite und begehrt nur unter dem einen Vorwand »Ich will das Beste für dich!« deutlich und leider auch nachhaltig auf. In Wahrheit verhindert dein innerer Schweinehund, dass du die Ziele, die du dir gesteckt hast, auch erreichst. Er ist ein Behinderer und ein Verhinderer. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht ist, dass du den inneren Schweinehund zwar nicht bezwingen, aber ihn durchaus zähmen kannst. Es sollte und kann durchaus so weit kommen, dass er das macht, was du willst. Er ist immer an deiner Seite, auch bei Tätigkeiten und Handlungen, die ihm wahrscheinlich nicht gefallen. Du kannst ihn zähmen, ihn in seiner Handlungsfreude einbremsen. Als angenehmer Nebeneffekt wird deine eigene Handlungsfähigkeit größer werden, auch das fällt unter »Disziplin« … Du wirst vor allem mehr Vitalität und Lebensfreude erleben. Und du wirst abnehmen. Das ist ja unser Thema. Wie schaffe ich es, meinen inneren Schweinehund zu zähmen, ihn zeitweise und fallweise zu überwinden?
Zum einen sollte mir klar sein, welche Gedanken durch meinen Kopf schwirren. Welche Wörter und Bilder habe ich? Was sehe, was höre, was fühle, was spreche ich? Welche Folgen, welche Konsequenzen haben meine Gedanken, wenn ich sie realisiere? Ist das Ergebnis gut für mich, auch nachhaltig, oder schadet es mir? Frustriert es mich? Macht es mich zornig? Überdenke die Antworten und damit deine Handlungsweisen. Soll der Schweinehund – der »nur« ein Teil deiner Persönlichkeit ist – tatsächlich immer gewinnen? Nein. Soll er nicht. Es liegt in deiner Hand.
Ich habe mich mit vielen (Mentalcoach-)Kollegen über das Thema Schweinehund unterhalten. Wie meine sehr geschätzte Kollegin Monika Osl aus Tirol ihren Schweinehund definiert, gefällt mir besonders gut: »Für mich als Mentalcoach ist es ganz wichtig, einen eigenen Zugang zu diesem Thema zu finden, zu spüren und zu analysieren. Ich habe schnell bemerkt, dass ich mit dem Gedanken, der Schweinehund wäre mein Feind und gehöre somit bekämpft, nicht gut arbeiten und schon gar nicht leben konnten … Der Schweinehund ist ein Teil von mir, ein sehr lästiger, unangenehmer, ja, sogar unsympathischer … Aber er gehört voll und ganz zu mir. Somit war mein Ansatz zunächst der, mich freundschaftlich mit diesem meinem Mitbewohner auseinanderzusetzen. In welchen Situationen ist er besonders präsent? Wann würde ich mir wünschen, dass er mich unterstützt? Gibt es sogar Bereiche, in denen er sehr wichtig für mich ist? Wo blockiert und hemmt er mich? Je mehr innere Dialoge ich mit meinem Schweinehund führte, umso klarer wurde mir, dass er ein wichtiger Spieler in meinem Team ist – dem auch eine Portion Wertschätzung gut tut.«
Im Mental-Coaching ist die Auseinandersetzung mit dem Schweinehund ein sehr präsentes Thema. Privat, Sport, Beruf – immer wenn es in der Umsetzung nicht so funktioniert wie erwünscht, wird der Schweinehund zur Verantwortung gezogen. Das kennst du vermutlich auch. Wie arbeitet Monika Osl mit ihren Kunden, wie geht sie an das Thema Schweinehund heran? »Ich gehe meist sehr behutsam auf den Schweinehund