Der goldene Apfel. Sigrid-Maria Größing

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Der goldene Apfel - Sigrid-Maria Größing

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mehr ein junges Mädchen, als sie überraschenderweise dem Habsburger Herzog Albrecht II. die Hand fürs Leben reichte.

      Es waren vor allem ihre Besitzungen im Elsass, Sundgau, den südlichen Vogesen und die Burgunder Pforte gewesen, die die 24-jährige Frau plötzlich attraktiv erscheinen ließen, denn bis zum Jahre 1324 hatte man wenig Notiz von den beiden Töchtern Ulrichs III. von Pfirt genommen. Als der Graf in diesem Jahr die Augen für immer schloss und die Erbregelung, die man getroffen hatte, erkennen ließ, dass die ältere der beiden Töchter Johanna die gesamten Landgebiete erben würde, rückte diese von einem Tag auf den anderen ins Licht der Öffentlichkeit. Um eventuelle Streitigkeiten der Schwestern zu vermeiden, hatte nämlich die Mutter der Mädchen Johanna von Mömpelgard in kluger Voraussicht die jüngere Tochter Ursula anderweitig abgefunden. In dieser Situation begann man sich allerorts Gedanken zu machen, wem wohl das Rennen um die Hand der reichen Braut gelingen würde. Zwar war zu dieser Zeit noch niemand auf den Gedanken gekommen, dass das »glückliche Österreich« heiraten sollte, anstatt sich auf dem Schlachtfeld Ruhm und Ehre zu holen, da aber die Hauptinteressen der Habsburger damals noch im Westen konzentriert waren, machte Leopold, ein Sohn des 1308 ermordeten Königs Albrecht, seinem jüngsten Bruder Albrecht, der noch unbeweibt war, den Vorschlag, sich um die Hand der länderreichen Johanna von Pfirt zu bewerben. Wahrscheinlich war man in der Heimat Johannas froh über die plötzliche Werbung des jungen Habsburgers, denn mit ihren 24 Jahren musste sie schon fürchten, als Äbtissin in einem Kloster ihr Leben beenden zu müssen, wenn man bedenkt, dass in anderen Häusern die Mädchen schon im Kleinkindesalter versprochen oder auch verlobt wurden. Deshalb hatte niemand einen Einwand gegen diese Heirat, auch der Vormund der Mädchen Papst Johannes XXII. gab seinen Segen, sodass Johanna mit großem Gefolge nach Österreich ziehen konnte, um am 26. März 1324 glanzvoll in Wien mit Albrecht Hochzeit zu feiern.

      Für beide, Albrecht und Johanna, hatte das Schicksal im Leben eine Hauptrolle gespielt, denn niemand hatte vorhersehen können, dass ausgerechnet der jüngste der Söhne König Albrechts I. über längere Zeit in den österreichischen Ländern regieren würde. Als 1308 der königliche Vater aus Privatrache ermordet worden war, sollte Friedrich sein Nachfolger werden, der aber zugleich Königswürden anstrebte. In jahrelangen Auseinandersetzungen mit seinem Gegenspieler Ludwig dem Bayern resignierte er schließlich, vom Leben und vom Schicksal bitter enttäuscht siechte er dahin, bis ihn der Tod erlöste. Aber auch seinen jüngeren Brüdern, dem dynamisch aktiven Leopold und Otto, war kein langes Leben vorherbestimmt, sodass schließlich der einzige Überlebende der Brüder das Herzogsamt übernehmen musste. Jetzt passte die dynamische Frau so richtig an seine Seite, die noch dazu seine Position durch die Ländereien, die sie mit in die Ehe gebracht hatte, überall aufgewertet hatte. Albrecht und Johanna hätten eigentlich beruhigt der Zukunft entgegensehen können!

      Was sie nicht ahnen konnten, war, dass in nächster Zeit größte Schwierigkeiten auf sie zukommen würden. Nicht Feinde rundherum machten ihnen das Leben schwer, nicht die Bauern revoltierten und bedrohten den Herzog, es waren ernsthafte Probleme, die innerhalb der sonst harmonischen Ehe auftraten, die Albrecht und Johanna zermürbten. Monat für Monat, Jahr um Jahr zog ins Land und noch immer lag kein Erbe und Nachfolger, ja nicht einmal ein Mädchen in der herzoglichen Wiege. Die junge Herzogin wurde schon überall mit scheelen Augen angesehen, denn in der damaligen Zeit war es absolut ungewöhnlich, dass die Frauen nicht jedes Jahr einem Kind das Leben schenkten, so lange, bis sie endlich bei irgendeiner Geburt oder unmittelbar danach starben. Konnte nicht ein Fluch über Johanna und Albrecht liegen, die 15 Jahre lang vergeblich auf ein Kind, auf dieses Geschenk des Himmels warteten, obwohl Johanna von Pfirt nicht nur die ihr empfohlenen Badekuren durchführte, diverse Kräuter in Mondnächten zu sich nahm und dubiose Pulver schluckte? Die ersehnte Schwangerschaft ließ immer noch auf sich warten! Dabei wurde die Situation immer kritischer. Denn im Jahre 1330, Johanna hatte die 30 gerade überschritten und war damit zur alten Frau geworden, stellten sich bei Albrecht plötzlich Lähmungserscheinungen ein. Die Ärzte standen ratlos am Bett des Kranken und konnten keine andere Erklärung finden, als dass der Herzog wahrscheinlich vergiftete Speisen zu sich genommen hatte. Oder er war verhext worden! Die wahre Ursache für die zunehmende Unbeweglichkeit Albrechts glaubte man allerdings erst nach Hunderten von Jahren festgestellt zu haben, da Pathologen nach eingehenden Untersuchungen des Skeletts zu dem Schluss kamen, dass Albrecht II. an einer fortschreitenden Arthrose gelitten haben musste. Aber glaubte man das, was man mit eigenen Augen sah. Und da Albrecht nur mehr imstande war, sich mit einer Sänfte fortbewegen zu lassen, bezeichnete man ihn bald landauf, landab als »Albrecht den Lahmen«, obwohl ihn Wohlmeinende auch »Albrecht den Weisen« nannten. Natürlich wurde gerade jetzt die Frage aktuell, ob ein Lahmer imstande war, Kinder zu zeugen. Aber auch Albrecht und Johanna schienen mit der Zeit mutlos geworden zu sein, denn nachdem sie alle irdischen Mittel und Hilfsmittel versucht hatten, wandten sie sich als gläubige Christen an den Himmel und baten um ein Wunder. Albrecht unternahm trotz seiner Behinderung eine Wallfahrt an den Rhein, um die rheinischen Heiligen anzuflehen, die ihm beistehen sollten. Und da auch in den Klöstern gebetet wurde, die er auf seiner Reise besuchte und denen er große Geldgeschenke machte, damit die Mönche und Nonnen ebenfalls alle Märtyrer um Unterstützung anriefen, hatte der Himmel ein Einsehen mit dem armen Herzog und schickte Hilfe, in welcher Form auch immer! Denn mit 39 Jahren schenkte Johanna im Jahre 1339 einem gesunden Knaben das Leben, der später in seiner nur kurz bemessenen Lebenszeit als Rudolf IV., genannt »der Stifter«, Geschichte schreiben sollte. Aber in die Freude über die Geburt des Sohnes mischten sich sofort Zweifel über die Vaterschaft des Kindes. Konnte es bei der Zeugung mit rechten Dingen zugegangen sein? War Albrecht II., der Lahme, tatsächlich der Vater des Knaben? Es war geradezu eine Ironie des Schicksals, dass Johanna von der Pfirt in den nächsten Jahren ununterbrochen schwanger war und weiteren Kindern, allein noch drei Söhnen, das Leben schenkte und das in einer Zeit, wo sie als Frau schon zu den Greisinnen zählte. Auch heute ist es beinah ein medizinisches Wunder, was sich im Schlafgemach der Herzogin abgespielt haben mag. Dass Albrecht der Vater dieser vielen Nachkommen gewesen sein muss, daran zweifeln vielleicht Böswillige oder historische Laien, denn je öfter Johanna von der Pfirt schwanger war, umso mehr wurde sie bewacht und beäugt. Es wäre wahrscheinlich unmöglich für sie gewesen, sich einen ständigen Liebhaber zu halten, es sei denn, reichlicher Kindersegen war für Albrecht II. wichtiger als eine treue Ehefrau. Aber der Herzog stellte sich in jeder Hinsicht hinter seine Frau und ließ öffentlich von den Kanzeln erklären, dass die geborenen Kinder seine eigenen Nachkommen wären, um somit alle böswilligen Gerüchte offiziell aus der Welt zu schaffen. Obwohl die Herzogin ab ihrem 40. Lebensjahr ständig in anderen Umständen war, übernahm sie die Repräsentationspflichten im gesamten Herrschaftsgebiet und führte die Vorverhandlungen mit dem Patriarchen von Aquileja, wobei es um die Zukunft der Länder Kärnten, Krain und die Windische Mark ging. Auch bei den Friedensverhandlungen zwischen den Habsburgern und Luxemburgern spielte die politisch äußerst kluge Frau eine hervorragende Rolle. Sie fand immer und überall den richtigen Ton, sodass sie auch von der einfachen Bevölkerung geliebt wurde. Daher war die Trauer im ganzen Land groß, als sich die Kunde verbreitete, dass die Herzogin, nachdem sie mit 51 Jahren ihr letztes Kind 1351 in Wien zur Welt gebracht hatte, unmittelbar nach dessen Geburt starb.

      Der Freundfeind war ein Ehrenmann

      Als Friedrich der Schöne erkennen musste, dass er sein Versprechen, das er Ludwig dem Bayern in die Hand gegeben hatte, nicht halten konnte, stellte er sich freiwillig in München seinem Gegner, um ins Gefängnis zurückzukehren.

      Ein Leben lang hatte Friedrich, der zweitgeborene Sohn des Habsburgerkönigs Albrecht I. und seiner Gemahlin Elisabeth, nach dem Motto gelebt, dass das einmal gegebene Wort nicht gebrochen werden sollte, auch wenn ihm daraus stets die größten Unannehmlichkeiten erwuchsen. Er war eigentlich durch Zufall in eine Situation gekommen, die ihm zur Bürde geworden war, denn sein älterer Bruder Rudolf, der die Nachfolge seines Vaters hätte antreten sollen und als König von Böhmen schon regierte, war als junger Mann gestorben, eine Tragödie, die nur noch von der Ermordung seines Vaters im Jahre 1308 übertroffen worden war. Obwohl der 1289 geborene Friedrich schon zwei Jahre vor dem Tod seines Vaters mit der Verwaltung der habsburgischen Länder betraut worden und daher den Mächtigen

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