Der goldene Apfel. Sigrid-Maria Größing
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der goldene Apfel - Sigrid-Maria Größing страница 7
Was zuerst nur verbal begonnen hatte, eskalierte mit der Zeit mehr und mehr, denn auch die österreichischen Stände forderten Friedrich auf, sein Mündel frei zu geben. Aber undurchsichtig wie Friedrich ein Leben lang war, äußerte er sich kaum und ließ die Sache auf sich zukommen. Als er 1452 seinen Zug nach Rom unternahm, um sich zum Kaiser krönen zu lassen, nahm er den jungen Ladislaus sicherheitshalber mit, er musste während seiner Abwesenheit mit allem rechnen. Für den jungen Mann war die Romfahrt ein Erlebnis, denn Friedrich hatte ihm eine gute humanistische Ausbildung zuteilwerden lassen, der Knabe sprach außer Deutsch und Latein auch noch Ungarisch und Tschechisch und begeisterte sich für die klassische Antike. Seine Liebe zur Wissenschaft und zu den Büchern zeigte sich bei ihm deutlich, als er, kurz nachdem er für volljährig erklärt worden war, den Kaiser aufforderte, ihm die Bibliothek seines Vaters auszuhändigen, in der sich auch die wertvolle Wenzelsbibel befand. Ladislaus Postumus wäre mit Sicherheit ein gebildeter, kultivierter Herrscher geworden, hätte er nur die geringste Chance gehabt!
Kaum war der Kaiser von den Krönungsfeierlichkeiten aus Rom zurückgekehrt, belagerten ihn die österreichischen Stände, die von Georg von Podiebrad und Johann Hunyadi unterstützt wurden, in seiner Burg in Wiener Neustadt so lange, bis er Ladislaus herausgab. Nachdem der junge Prinz im Triumphzug, den Ulrich von Cilli, ein Freund der Familie, anführte, nach Wien gebracht worden war, entschlossen sich die Böhmen, ihn 1453 in Olmütz zum König zu krönen.
Die Lage für den Jüngling, der zwischen die Interessensfronten der Böhmen, Ungarn, der österreichischen Stände und des Kaisers geraten war, wurde immer undurchsichtiger und schwieriger. Denn die Türken hatten schon Jahrzehnte vorher Wien belagert und waren aus weiten Teilen Ungarns nicht mehr abgezogen. Immer neue Kämpfe und Schlachten waren die Folge, in die auch die ungarischen Magnaten verwickelt wurden. Und da sie untereinander uneins waren und sich jeder vor jedem hüten musste, fand der jugendliche Ladislaus eigentlich niemanden, dem er wirklich vertrauen konnte, nachdem Ulrich von Cilli, der es ehrlich mit ihm gemeint hatte, von einem Sohn Johann Hunyadis ermordet worden war. Man fackelte nicht lange und richtete den Mörder hin, was wiederum die Anhänger Hunyadis zutiefst empörte. Man schob die Schuld an der Tragödie dem jungen Ladislaus in die Schuhe, der Hals über Kopf nach Prag flüchtete, um sein Leben zu retten.
In der böhmischen Hauptstadt schien für den Jüngling die Sonne zu scheinen. Dass alles, was man ihm hier bot, nur das eine Ziel hatte, seine Gesundheit zu untergraben, konnte Ladislaus nicht durchschauen. Das »dolce vita«, das ihm tagaus, tagein geboten wurde, übertraf alles, was er bisher erlebt hatte. Delikateste stark gewürzte Speisen, die seinen Durst anregen sollten, wurden ihm kredenzt, Wein floss in Strömen und raffinierte Damen legte man in sein Bett, die ihn in die Geheimnisse der Liebe einführen sollten. Trotz all der Verführungen konnte man aber nicht verhindern, dass der Fünfzehnjährige plötzlich politische Ambitionen zeigte. Vor allem trachtete er danach, wieder in Besitz der ungarischen Krone zu kommen, wobei sich der Kaiser mit aller ihm zur Verfügung stehenden Energie weigerte, diese herauszugeben. Ein langer Streit schien sich anzubahnen, der vielleicht auch in kriegerischen Auseinandersetzungen geendet hätte, denn weder Friedrich noch Ladislaus waren gewillt, in dieser Prestigeangelegenheit nachzugeben.
Mitten in diesen Kontroversen im Jahr 1457 erwartete Ladislaus in Prag seine französische Braut Magdalena, eine Tochter des französischen Königs Karl VII. Seine Anwesenheit in Prag hatte auch politische Hintergründe, da der Gubernator, der in Böhmen die Regierungsgeschäfte führte, mit der Zeit reichlich selbstherrlich geworden war. Aber Ladislaus konnte weder seine Braut begrüßen, noch für Ruhe und Ordnung sorgen, denn von einem Tag auf den anderen überfiel ihn eine geheimnisvolle Krankheit. Mit nur 17 Jahren hauchte der blond gelockte junge Mann sein Leben aus. Wahrscheinlich starb er an Leukämie, obwohl das Gerücht nicht verstummen wollte, dass Ladislaus Postumus vergiftet worden war.
Königin Isabella sponserte Christoph Kolumbus
Der genuesische Seefahrer hatte schon mehrere Bittgesuche bei den Katholischen Majestäten eingereicht, aber Königin Isabella entschloss sich erst im letzten Moment, das abenteuerliche Unternehmen von Kolumbus zu finanzieren.
Schon im Jahre 1486, mitten in den erbitterten Kämpfen um die Eroberung des Kalifates von Grananda, wurde Königin Isabella von Kastilien und ihr Gemahl Ferdinand von Aragon auf einen kühnen Seefahrer namens Christoph Kolumbus aufmerksam gemacht, der seltsame Theorien über die Kugelgestalt der Erde verbreitete und behauptete, diese durch eine Seereise nach Indien beweisen zu wollen. Dabei hatte Kolumbus vor, nicht nach Osten wie bisher zu fahren, sondern nach Westen. War die Erde rund, so musste er auf diese Weise ebenfalls nach Indien gelangen.
Christoph Kolumbus, der wahrscheinlich um das Jahr 1451 in Genua das Licht der Welt erblickt hatte, war der Sohn eines Webers, der sich nicht entschließen konnte, das Handwerk seines Vaters zu erlernen. Das Meer hatte ihn von Kindesbeinen an fasziniert, sodass er schon mit 14 Jahren anheuerte und zur See fuhr. Wissensdurstig, wie er war, studierte er eifrig die Karten von Paolo Toscanelli und kam zu dem Schluss, dass die Erde keinesfalls eine Scheibe sein konnte, denn noch niemandem war es gelungen, den Rand der angeblichen Scheibe zu erreichen.
Da Kolumbus erfahren hatte, dass vor allem die portugiesischen Könige Entdeckungsfahrten gegenüber aufgeschlossen waren, zog der junge Mann nach Lissabon, wo er Felipa Perestrelo e Moniz heiratete und eine Familie gründete. So sehr er sich auch bemühte, König Joao II. für seine Pläne zu interessieren, so sehr stieß er auf Ablehnung. Der portugiesische König sah keine Veranlassung, einen genuesischen Abenteurer zu finanzieren, sodass Christoph Kolumbus gezwungen war, sich um andere Geldgeber umzusehen. Er hatte längst vernommen, dass die Königin von Kastilien und ihr Gemahl Ferdinand von Aragon ein offenes Ohr für neue Entdeckungsfahrten haben sollten, obwohl beide gerade dabei waren, das blühende Kalifat von Granada mit Feuer und Schwert von den Mauren zu erobern, um es in den Schoß der christlichen Kirche zu führen.
Nachdem Kolumbus 1485 mit seinem kleinen Sohn nach Spanien gezogen war, seine Frau war inzwischen gestorben, suchte er um Audienz bei den spanischen Majestäten an und trug ihnen seine Pläne vor, wobei er gleichzeitig um die Bereitstellung einer kleinen Flotte bat. Die Königin hörte den Ausführungen des Seefahrers fasziniert zu und unterbrach ihn höchstens, um interessante Fragen zu stellen, während ihr Gemahl beinahe teilnahmslos dasaß. Kolumbus erkannte erfreut, dass Isabella ganz und gar nicht abgeneigt schien, ihn zu unterstützen, obwohl sie eine so wichtige, weitreichende Entscheidung nicht alleine treffen wollte. Wozu hatte sie gelehrte Männer um sich? Die sollten das Für und Wider dieses faszinierenden Planes genau abwägen.
Es war beinahe zu erwarten, dass die katholischen Experten nach intensiven Beratungen zu einem ablehnenden Urteil kamen, denn das bisherige Weltbild würde in Frage gestellt werden, wenn Kolumbus mit seinen Theorien Recht behalten würde. Und das war absolut abzulehnen. Der Genuese warf aber die Flinte nicht sofort ins Korn, da er das Interesse der Königin bemerkt hatte. Immer wieder suchte er – auch bestärkt durch das aufmunternde Zureden zahlreicher Freunde in Spanien – bei Isabella um Audienz an, um sie endlich doch noch umzustimmen. Die Königin wäre wahrscheinlich längst bereit gewesen, ihm die Schiffe zur Verfügung zu stellen, wären seine persönlichen Forderungen nicht maßlos gewesen. So wollte er nicht nur Vizekönig über die neuen Länder werden, die er auf seinem Weg nach Indien entdecken würde, sondern er verlangte und bekam schließlich auch in den Capitulaciones von Santa Fe, einer Charta, in der der Auftrag zu neuen Entdeckungen schriftlich niedergelegt war, zugesichert, dass er den Zehnten aller durch die Eroberungen erworbenen Güter als Privateigentum behalten durfte und zusätzlich noch ein Achtel aus dem Gewinn, den der Schiffsverkehr bringen sollte.
Mit