Der goldene Apfel. Sigrid-Maria Größing

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Der goldene Apfel - Sigrid-Maria Größing

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mit den feinsten Tuchen auszustatten, sodass Friedrich III. am 28. September 1473 mit 2500 berittenen Begleitern, die ebenfalls prachtvoll gekleidet waren, in Trier einreiten konnte. Dass die Fugger nicht aus Liebe zum Kaiser die Delegation so herausstaffiert hatten, war allen Zeitgenossen klar: Ulrich Fugger wurde ein eigenes Wappen für seine Großzügigkeit versprochen!

      Es war beinahe selbstverständlich, dass die Reichsfürsten mit Argusaugen nach Trier schauten, musste man doch auf der Hut sein, damit der Kaiser dem Burgunderherzog nicht Privilegien zukommen ließ, die dem Ansehen der Reichfürsten schaden konnten. Allerdings hätten sie im Laufe der Zeit das Wesen Friedrichs erkennen müssen. So wie immer, wenn es darum ging, irgendwelche Angelegenheiten abzuhandeln, kam es auch in Trier zu keinem Ergebnis. Sowohl die Eheschließung der Kinder als auch die Königsangelegenheit blieben ungeklärt.

      Es musste für den tatkräftigen Burgunderherzog ein Tiefschlag gewesen sein, als er erkennen musste, dass all der Aufwand umsonst gewesen war. Er, ein dynamischer, aktiver Mann war nicht gewohnt, etwas zu unternehmen, das sich am Ende als sinnlos herausstellte. Er war ein Leben lang unermüdlich unterwegs, teils mit kriegerischen Aktionen beschäftigt, dabei bedachte er nicht, dass seine Untertanen längst kriegsmüde geworden waren. Seine Aktivität brachte ihm verschiedene Beinamen ein, wie »der Verwegene«, »der Kriegerische«, aber auch »der Unermüdliche«. Der Herzog war ein Mann des Wortes, der Redlichkeit über alles liebte und jedem seiner Untertanen Gerechtigkeit widerfahren ließ. Die hohen Ansprüche, die er an sich selber stellte, verlangte er auch von seinen Zeitgenossen. Auf seinen vielen Kriegszügen verbot er seinen Mannen jegliche Bereicherung durch wahlloses Plündern und bestrafte das Vergewaltigen wehrloser Frauen mit dem Tode.

      Karls Privatleben war von einer gewissen Tragik überschattet, seine erste Gemahlin starb früh und seine zweite Ehefrau Margareta von York konnte ihm auch nicht den ersehnten Erben schenken. Dafür kümmerte sie sich liebevoll um die kleine Maria und war dem verwaisten Mädchen nicht nur eine gute Ersatzmutter, sondern auch eine lebenslange Freundin.

      Hochgebildet wie Karl der Kühne war, las er die antiken Schriftsteller in der Originalsprache, komponierte Motetten und schrieb Lieder, die in Burgund Allgemeingut wurden. Der Herzog war der personifizierte Vertreter der burgundischen Hofkultur, der zu viel gewollt hatte und dadurch von seinen Zeitgenossen nicht verstanden wurde. Alle seine Pläne wurden mit einem Schlag vernichtet, als er sich wieder in Kampfhandlungen mit den Schweizern verstrickte, die ihm Leib und Leben kosten sollten. In der Schlacht bei Nancy im Jänner 1477 erfüllte sich das Schicksal des dynamischen Mannes. Seine gefrorene, von Wölfen angefressene Leiche wurde Tage später in einem Teich entdeckt.

      Es war ihm nicht vergönnt gewesen, die Hochzeit seiner einzigen Tochter mit Maximilian, dem Sohn des Kaisers, zu erleben.

      Die Tochter des Kaisers wurde zur Ehe überlistet

      Kunigunde, die einzige überlebende Tochter des habsburgischen Kaisers Friedrich III., war schon in die Jahre gekommen und immer noch hatte der ständig von Feinden umringte Vater keinen passenden Ehemann für die Prinzessin gefunden.

      Wahrscheinlich hatte Friedrich III. jahrelang ganz andere Sorgen, als sich um die Angelegenheiten seiner Tochter zu kümmern, obwohl der Kaiser Kunigunde auf eine ganz besondere Weise liebte. Und das hieß viel bei dem spröden, beinah unzugänglichen Herrscher, der ständig nörgelnd und mit verdrießlicher Miene eine schlechte Stimmung verbreitete. Kunigunde war erst zwei Jahre alt, als die Mutter Eleonore, die von ihren beiden Kindern heiß geliebt worden war, starb. Der Kaiser suchte nach dem Tod seiner Gemahlin selber den Hofstaat und die Lehrer für seine Tochter aus, die am 16. März 1465 in Wiener Neustadt das Licht der Welt erblickt hatte. Kunigunde sollte nicht nur lesen und schreiben, sticken und häkeln lernen, auch in die Kunst des Reitens und Jagens wurde sie eingeführt, daneben sollte ihr Interesse für Astronomie und Mathematik geweckt werden, etwas Ungewöhnliches für ein Mädchen in dieser Zeit, wo man nichts mehr fürchtete als wissenschaftlich gebildete Frauen. Kaiser Friedrich III. setzte sich in jeder Hinsicht über die Volksmeinung und althergebrachte Traditionen hinweg. Daher hatte er es auch nicht eilig, seine einzige Tochter möglichst gewinnbringend zu verheiraten, sodass sich das keineswegs unattraktive Mädchen, das sehr viel Ähnlichkeit mit seiner portugiesischen Mutter hatte, schon beinah dem Matronenalter näherte und noch war kein Bräutigam weit und breit in Sicht! Aber wahrscheinlich sah der misstrauische Friedrich in jedem, der sich um seine Tochter bemühte, einen Mitgiftjäger, obwohl allgemein bekannt war, dass der Kaiser finanziell nicht auf Rosen gebettet war. Wenn auch bei Kunigunde nicht das große Geld zu erwarten war, so galt die Tochter des Kaisers und die Schwester des zukünftigen Königs landauf, landab als hervorragende Partie.

      Heiratspläne lagen freilich einige auf dem Tisch, wobei Friedrich III. in seiner ständigen Bedrängnis angeblich sogar darüber spekuliert haben soll, seine einzige Tochter mit dem türkischen Sultan Mehmed II. zu vermählen. Kunigunde sollte als Christenmädchen den osmanischen Heiden im Bett bekehren. Auch eine Ehe mit dem immerwährenden Feind Matthias Corvinus, der Friedrich schließlich aus Wien verdrängt hatte, hatte der Kaiser vorübergehend ins Kalkül gezogen, aber nach reiflicher Abwägung aller Wenn und Aber davon Abstand genommen.

      Das erste öffentliche Auftreten der jungen Kunigunde als erste Dame des Reiches an der Seite ihres kaiserlichen Vaters fand überraschenderweise in Wien statt, wo Friedrich seinerzeit die größte Schmach als Herrscher erlebt hatte. Aber längst hatte sich die Stimmung der Wiener geändert, sodass der Kaiser den Bayernherzog Georg in die Stadt an der Donau geladen hatte, um ihn in einer großartigen Zeremonie, bei der Friedrich III. seinen legendären edelsteinbesetzten Damastmantel trug, der einen Wert von 500 000 Gulden hatte, zu belehnen. Gleichzeitig hatte der Herzog die Ehre, die fünfzehnjährige Kaisertochter zum Tanze zu führen. Niemand konnte damals ahnen, welche Schicksalsrolle die bayerischen Verwandten Herzog Georgs dereinst im Leben Kunigundes spielen sollten.

      Nach den abwechslungsreichen Tagen in Wien hieß es für Kunigunde Abschied vom prunkvollen Leben zu nehmen, denn in der Grazer Burg, wohin sie zu ihrer eigenen Sicherheit gebracht wurde, hatte sie nur wie üblich ihre Hofdamen um sich. Dabei ahnte der Vater nicht, in welcher Gefahr seine geliebte Tochter schwebte, da Feinde des Kaisers ihre Entführung geplant hatten. In letzter Minute wurde das Komplott aufgedeckt und die Verschwörer hingerichtet. Auch die Stadt an der Mur schien kein sicherer Ort mehr für Kunigunde zu sein!

      Bedroht von allen Seiten konnte Friedrich nur eines tun, um sich selber, aber auch seine Tochter in Sicherheit zu bringen: Er übersiedelte mit Sack und Pack nach Linz, wo er fortan lebte, während er Kunigunde nach Innsbruck zu seinem ehemaligen Mündel, zu Herzog Sigismund, der den Beinamen der Münzreiche trug, schickte. In Innsbruck tat sich für Kunigunde eine staunenswerte neue Welt auf. Sigismund war das genaue Gegenteil des Kaisers, ein lustiger, weltoffener und vor allem ungewöhnlich freigiebiger Mann. Die Feste, die er feierte, kosteten Unsummen von Geld, das er sich von überall zusammenborgte oder dafür weite Ländereien verpfändete. Jeder, der eine offene Hand hatte, war in Innsbruck willkommen, auch Männer, die das tolle Treiben des Herzogs für ihre politischen Ziele ausnützten, wie Herzog Albrecht IV. von Bayern. Und als er obendrein erfuhr, dass die einzige Tochter des Kaisers in Innsbruck zu Gast war, gab es für Albrecht nur noch ein Ziel: Er wollte um die Hand Kunigundes anhalten. Der um 18 Jahre ältere Albrecht war ein bekannter Charmeur, der wusste, wie er Kunigunde den Kopf verdrehen konnte. Zwar zog der Kaiser im letzten Moment die Heiratserlaubnis zurück, nachdem er von dubiosen politischen Machenschaften Albrechts erfahren hatte, die darin gipfelten, dass der Herzog die freie Reichsstadt Regensburg in Besitz genommen hatte. Albrecht und Sigismund, der mit ihm im Bunde war, wussten sich zu helfen, indem sie ganz einfach eine gefälschte Erlaubnis aus der Tasche zogen, von der die Braut keine Ahnung hatte. Albrecht hatte es eilig. Am 2. Januar 1487 fand die kirchliche Trauung in der Schlosskapelle statt, danach bestieg er sofort mit seiner jungen Frau das Brautbett. Jeder allfällige Einspruch des Schwiegervaters wider Willen war damit zwecklos.

      Kaiser Friedrich III. war nicht nur

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