Der goldene Apfel. Sigrid-Maria Größing

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Der goldene Apfel - Sigrid-Maria Größing

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beginnen, nachdem ihm bei einer neuerlichen Vorsprache in Granada beinahe wiederum ein Expertenkonsortium den Weg abgeschnitten hätte. Kolumbus war schon deprimiert aus der Stadt geritten, als es sich Isabella von einem Moment auf den anderen plötzlich überlegte und ihrem sicheren Instinkt nachgab. Sie schickte dem Genueser einen Boten nach, der ihn zurückholen sollte, und eröffnete dem völlig Überraschten, dass sie mit seinen Forderungen und Vorschlägen einverstanden wäre und ihm die nötigen Mittel zur Verfügung stellen wollte. Was Isabella nicht wusste, war freilich die Tatsache, dass Kolumbus wahrscheinlich auch ohne ihre Hilfe gen Westen gesegelt wäre, denn seine Ideen waren einem reichen Mann namens Luis de Santángel zu Ohren gekommen, der sich von dem Abenteuer persönlichen Gewinn erhoffte. Deshalb hatte er sich bereit erklärt, das riskante Unternehmen mit seinem gesamten Privatvermögen abzusichern, wobei er dem Seefahrer versprach, große Geldmittel zur Verfügung zu stellen.

      Es waren politische und religiöse Motive gewesen, die eine Änderung der Einstellung Isabellas bewirkt hatten. Sie hatte mit sicherem Instinkt erkannt, dass ein Erfolg von Kolumbus für sie, für Kastilien, für ganz Spanien, ja für die gesamte Christenheit nur von Vorteil sein konnte. Glückte die Fahrt übers Meer und hatte der Seefahrer Recht, so würde er viel Neues, Wertvolles, vielleicht sogar große Reichtümer mit nach Hause bringen. Dazu kam, dass man endlich beginnen konnte, den Ungläubigen auf der anderen Seite der Erde die Botschaft Christi zu übermitteln. Wie unendlich würden ihre Verdienste für die Ewigkeit sein!

      Isabellas Gemahl Ferdinand blieb bei den Verhandlungen seiner dynamischen Frau im Hintergrund. Er hörte nur dann aufmerksam zu, wenn die Rede auf finanzielle Vorteile kam; alles andere interessierte ihn herzlich wenig, vor allem, da der Atlantik, das Meer im Westen, fern von seinem Einflussgebiet, von Aragon, war. Für ihn war einzig und allein das Mittelmeer von Bedeutung, hier fuhren die aragonesischen Schiffe nach Italien, mit dem man Handel trieb und politische Beziehungen hatte. Wahrscheinlich hätte Kolumbus niemals eine Chance für seine weltbewegende Entdeckung gehabt, hätte Ferdinand eine Entscheidung über seine Expedition fällen sollen.

      Am 3. August 1492 stach Christoph Kolumbus endlich mit dem Flaggschiff Santa Maria und zwei Begleitschiffen in See. Nach einer abenteuerlichen Fahrt über den Atlantik entdeckte der Matrose Rodrigo de Triana am 12. Oktober zum ersten Mal wieder Land. Die kleine Flotte hatte eine Insel der Bahamas erreicht, worüber der Großadmiral einen Bericht zu Papier brachte: »Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzo und dessen Bruder Vicente Yanez … an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land. Dort entfaltete ich die königliche Flagge …« Kolumbus nannte die für die Seefahrer heilbringende Insel San Salvador.

      Es war nicht die einzige Insel, die Kolumbus auf seinen Fahrten entdeckte, wobei er zwar südamerikanischen Boden, aber nicht das Festland von Nordamerika betrat. Als in den für die spanische Krone okkupierten Gebieten Unruhen der einheimischen Bevölkerung gegen die plötzlich aufgetauchten weißen Besatzer ausbrachen, griff Kolumbus übertrieben hart durch, was nicht einmal von der spanischen Obrigkeit goutiert wurde. Die Katholischen Majestäten setzten ihn ab und ließen ihn in Ketten zurück nach Spanien bringen, wo er zwar nicht verurteilt wurde, aber in Ungnade fiel, da er die sagenhaften Schätze, von denen auch die Könige träumten, nicht übers Meer gebracht hatte. Als vergessener und gebrochener Mann starb Christoph Kolumbus am 20. Mai 1506 in Valladolid, immer noch in dem Glauben, über den Weg nach Westen nach Indien gekommen zu sein. Die Kugelgestalt der Erde hatte er bewiesen!

      Karl der Kühne von Burgund war ohne Furcht und Tadel

      An phantastischen Plänen mangelte es dem Herzog von Burgund ein Leben lang nicht. Seine kühnste Idee allerdings war der Erwerb der Königskrone. Der Preis dafür war seine schöne Tochter.

      Dabei hätte es Herzog Karl, dessen Reich viel umworben war, gar nicht nötig gehabt, seine Tochter als Unterpfand anzubieten, denn Maria, sein einziges Kind, war ein hochtalentiertes, reizendes junges Mädchen, um deren Hand sich nicht nur der französische König für seinen erst fünfjährigen Sohn bemühte. Für Ludwig XI. von Frankreich ging es dabei nicht eigentlich um Maria, sondern vor allem um die reichen Gebiete, die sich die Herzoge von Burgund, die vor nicht allzu langer Zeit noch Lehensmänner des französischen Königs gewesen waren, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln angeeignet hatten. Schon Philipp der Kühne regierte über Flandern, Artois und die Freigrafschaft Burgund, der zweite Herzog, Johann ohne Furcht, erweiterte sein Reich um Holland, Seeland, Friesland und dem Hennegau. Und dem Vater Karls des Kühnen, Philipp dem Guten, fielen Brabant, Limburg Lüttich, Cambrai und Utrecht zu, sodass sich das Gebiet allmählich zu einem einheitlichen Staatsgebilde abrundete. Philipp unternahm außerdem geschickte Schachzüge, wodurch er noch Boulogne, Macon, Auxerre, Namur und Luxemburg an sich bringen konnte. Dass man in Europa beinah erstaunt auf dieses »grand-duché d’Occident« schaute, ist nicht verwunderlich, denn der zusammengewürfelte Staat, der wohl die mittelalterlichen Traditionen aufrechthielt, zeigte revolutionäre moderne Reformen: Die Herzoge verliehen den Bürgern Mitspracherecht in politischen Angelegenheiten sowohl im Großen Rat als auch in den Generallandtagen. So eine innenpolitische Struktur war völlig neu und beinahe sensationell! Dazu kam, dass es Philipp der Gute, der seinen Beinamen keineswegs zu Recht trug, da er mit brutaler Härte in so mancher Angelegenheit durchgriff, ein Symbol schuf, das bis in unsere Tage Gültigkeit hat: Auf ihn ging das Goldene Vlies zurück, ein Widderfell, das seinen Träger als elitär auswies. Wer der Vlies-Gemeinschaft angehörte, war in einen elitären Männerkreis eingetreten, der schon bald zu einer verschworenen Gemeinschaft wurde. Es galt daher als höchste Auszeichnung, Ritter des Goldenen Vlieses zu sein – auf Erden auserwählt – im Jenseits der göttlichen Gnade sicher!

      Um diese Auserwähltheit auch der Mitwelt darzutun, entwickelten die Herzöge um ihre Person ein eigenes Zeremoniell, das sie von allen anderen Sterblichen abheben sollte. Das burgundische Zeremoniell, das von den Habsburgern auch in Spanien übernommen wurde, ließ alles Menschliche bei Hofe erstarren. Jahrhundertelang prägte es das Verhalten der Herrscher, selbst zur Zeit Kaiser Franz Josephs zeigte es noch Auswirkungen.

      Herzog Karl der Kühne hatte viel erreicht in seinem Leben, nur eines fehlte ihm noch: eine Königskrone. Daher wandte er sich schon sehr bald an Kaiser Friedrich III., denn er allein schien in der Lage, das Burgunderreich aufzuwerten. Der Sohn des Kaisers Maximilian war noch keine fünf Jahre alt, als ein Heiratsprojekt zwischen den beiden Vätern Friedrich und Karl besprochen wurde. Dabei winkte dem Herzog von Burgund die Königskrone. Als Gegenleistung sollte Maximilian der Gemahl des steinreichen Mädchens werden – eine begehrenswerte Partie für die ewig von Geldsorgen geplagten Habsburger! Als diese Idee bekannt wurde, traten sofort andere Brautwerber auf den Plan: Markgraf Archilles von Brandenburg wurde ebenso vorstellig wie der Herzog von Lothringen, denn keiner gönnte dem anderen die goldene Braut. Beide Männer kamen für Karl niemals in Betracht, zu offensichtlich waren ihre Absichten. Außerdem konnten sie nichts bieten, als eine ruhige Nachbarschaft für die Zukunft. Da war die Vereinbarung mit dem Kaiser schon von bedeutenderem Wert. Karl der Kühne wusste, wie er den misstrauischen Habsburger zu behandeln hatte, er kannte Friedrichs Sorgen und Nöte, die er vor allem im Osten des Reiches hatte. Der Burgunderherzog versprach dem Kaiser Hilfe gegen die Türken und Ungarn, die den Österreichern das Leben schwer machten, zusätzlich noch gegen die Böhmen, die es auch noch zu befrieden galt. Das großzügige Angebot, das Peter von Hagenbach dem Kaiser unterbreitete, bereitete Friedrich III. so manche schlaflose Nacht. Nach langem Hin und Her entschloss er sich, so wie es seine Art war, zum Nichthandeln, er wollte einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden.

      Nachdem Peter von Hagenbach den jungen Maximilian in Augenschein genommen hatte, konnte er nur das Allerbeste über den jungen Mann berichten. Zur allgemeinen Zufriedenheit kam man überein, dass man einander am Reichstag von Trier kennenlernen sollte. Allerdings war dem Kaiser auch bewusst, dass ihm die Mittel fehlten, um zumindest genauso prunkvoll in der Stadt an der Mosel mit Maximilian erscheinen zu können, wie man dies von Karl dem Kühnen vermutete. Und da wieder alle Kassen hinunter bis zum Hund leer waren, versuchte Friedrich III. bei den reichen Handelshäusern Kredit zu bekommen.

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