Ein Mann geht quer. Jörg Dulsky
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Ein Daunenschlafsack bedeutet auf einem Trail Geborgenheit. Er tröstet, wärmt, dient als Kleiderkammer (die Unterwäsche wird immer nach ganz unten gestopft, damit sie am Morgen angenehm körperwarm ist), kurzum, er ist ein gemütliches persönliches Zuhause auf kleinstem Raum.
Nun hat leider so ein Schlafsack, wie jedes andere Ding im Leben auch, einen empfindlichen Nachteil: Er saugt die Feuchtigkeit förmlich auf.
Irgendwann konnte ich mich nicht mehr kleiner einrollen in meinem feuchter und feuchter werdenden Schlafsack, denn die Pfützen wurden immer größer. Kurz erwog ich die Möglichkeit, den Boden wie ein Sieb zu durchlöchern, damit das Wasser endlich ablaufen könnte, doch das erschien mir dann doch zu absurd. Ich lauschte der Tropffrequenz, und jedes Mal wenn sie ein wenig nachließ, schöpfte ich Hoffnung und dachte daran, aufzustehen, besser gesagt aufzuknien, um zusammenzupacken. Das Nachlassen kam aber immer verzögert bei mir an, da ich unter der Fichte lag und diese noch nachtropfte, während es von oben schon wieder dicker kam. So verlor ich allmählich das Zeitgefühl. Ich war nicht ganz in „Realtime“. Irgendwann gegen 5 Uhr morgens nahm ich mir dann tatsächlich ein Herz, stand auf und packte zusammen. Das nasse Zelt, den nassen Schlafsack (natürlich beides um einiges schwerer) obenauf, also in verkehrter Packordnung, noch zwei, drei Tritte in den Rucksack (ein guter muss das aushalten), damit er zugeht, und ab Richtung Lavamünd. Ich wollte diesem bis jetzt trübsten Tag möglichst schnell entfliehen.
Nach einer halben Stunde war ich trotz Regenpelerine vollkommen nass, da dieses Ding zwar auftragsgemäß die Nässe von außen abhielt, die von innen aber nicht rausließ, also das Gegenteil von atmungsaktiv war, und ich aufgrund des hohen Tempos höllisch schwitzte. Aber wahrscheinlich ist es in dieser Situation völlig egal, ob man eine 30-Euro-Pelerine oder eine 800-Euro-„Supertex“-Jacke anhat. Nur eine Elbenjacke hätte mich heute trocken halten können, aber ich war in Kärnten, nicht im Auenland, und weit und breit war kein Hobbit zu sehen. „Man muss die Dinge nehmen, wie sie sind, durchatmen, spüren und handeln.“ Ein halbwegs brauchbarer Satz in einer unbrauchbaren Situation, kurzum: „Es hilft ja eh nix, also scheiß di net an.“
Die letzte Stunde am Asphalt hat es, oh Wunder, sogar noch aufgehört zu regnen. Bei meiner Ankunft in der Zivilisation ging ich, aufgeweicht wie ich war, schnurstracks in die örtliche Konditorei, entledigte mich dort unter den verwunderten Blicken der Kellnerin meiner nassen Sachen, orderte Kaffee mit Cremeschnitte und schüttelte derart getröstet die letzten Regentropfen auch innerlich von mir ab.
Ich suchte mir ein Zimmer mit Balkon und versuchte dort, den gesamten Inhalt meines Rucksacks zu trocknen. Dies war kein leichtes Unterfangen, da um diese Jahreszeit nicht mehr geheizt wurde und ich mir mit einem vom Wirt geborgten Föhn zu helfen versuchte. Da stand ich also nun und föhnte statt meiner Haarpracht, die ja trocken zuhause im Müllkübel lag, Schlafsack, Socken und Ersatz-Unterwäsche.
Der Wirt hatte höchstes Verständnis für meine Situation, zwei Monate vorher hatte es in Lavamünd, wo die Lavant in die Drau mündet, ein Hochwasser gegeben, der halbe Ort stand unter Wasser, weil die Drau über die Ufer getreten war. Die Aufräumarbeiten waren immer noch nicht abgeschlossen.
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