Das gibt's nur bei uns. Georg Markus

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Das gibt's nur bei uns - Georg Markus

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Eheversprechens bot Prinz Philipp von Coburg der Verlobten seines Sohnes eine Apanage – jetzt sogar in Höhe von 4 Millionen Kronen – an, für den Fall, dass sie einer Beendigung der Beziehung zustimmen würde.

      Am Nachmittag des 17. Oktober 1915 sollte es im Liebesnest des Paares in der Marokkanergasse zu einer Aussprache kommen. Kamilla hatte ihrem Dienstmädchen freigegeben und ihre nächsten Schritte in allen Einzelheiten geplant. Leopold erschien in seiner Uniform als Husarenrittmeister und dürfte der Geliebten erklärt haben, sie entgegen allen bisherigen Beteuerungen doch nicht heiraten zu können.

      Daraufhin schritt Kamilla zur folgenschweren Tat. Sie hatte eine mit Vitriolsäure gefüllte Tasse vorbereitet, deren Inhalt sie dem Prinzen ins Gesicht schüttete. Dann gab sie mit einem Revolver mehrere Schüsse auf ihn ab, ehe sie sich selbst ins Herz schoss. Kamilla war auf der Stelle tot.

       »Ich kann ohne Leopold nicht leben«

      In einem in der Wohnung aufgefundenen Abschiedsbrief bat sie ihre Eltern um Verzeihung und gab als Grund für die Tat an, dass sie ohne ihren Leopold nicht leben könnte.

       Österreichs letzter Coburger

      Von den Schüssen aufgeschreckt, eilten Nachbarn und der Hausmeister herbei und ließen die Wohnungstür durch einen Schlosser aufbrechen. Neben Kamillas Leichnam lag blutüberströmt und mit schweren Verletzungen Prinz Leopold, dessen Gesicht durch die schwefelhaltige Säure entstellt war. Er wurde ins Privatsanatorium Löw gebracht und notoperiert. Nach sechsmonatigem Leid und durch die Säure erblindet, erlag der 38-jährige Coburger am 27. April 1916 den Folgen seiner schweren Verletzungen. Prinz Leopold wurde im Wiener Palais Coburg aufgebahrt, die österreichische Linie der Familie hatte keinen Erben mehr.

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      Die Schauspielerin Kamilla Rybicka, die auch als Lotte Gregowicz auftrat, verübte am 17. Oktober 1915 ein Attentat auf ihren Geliebten, Prinz Leopold von Coburg.

      Die durch ihren Ehekonflikt ohnehin traumatisierten Eltern Louise und Philipp von Coburg konnten den tragischen Tod ihres einzigen Sohnes nie verwinden.

      1 Diese Summe entspricht laut »Statistik Austria« im Jahr 2018 einem Betrag von rund 10 Millionen Euro.

       »Wie ein Blitz aus heiterem Himmel« Prinz Leo und Kamilla Rybicka in der Anekdote

      image Eine Wiener Zeitung1 bat zehn Jahre nach dem Drama »eine Persönlichkeit, die am Hofe Philipps von Coburg eine bedeutende Rolle gespielt hat« um eine Stellungnahme zu dem Mord in der Marokkanergasse. Diese lautete: »Prinz Leopold hat die Tochter des damaligen Regierungsrates der Wiener Polizeidirektion, Dr. Emmerich Rybicka, in einem Badeort kennen gelernt, sich ihr genähert und ist im weiteren Verlaufe der Bekanntschaft in solche Beziehungen getreten, dass sie sich eingebildet hat, Prinz Leo werde sie heiraten … Der Prinz hing mit wirklicher Liebe an Kamilla Rybicka. Aber der unbeugsame Wille und die immer entschiedeneren Vorstellungen des Vaters ließen den Prinzen mürbe werden und schließlich sah auch Kamilla die völlige Aussichtslosigkeit ihres Verhältnisses mit dem Prinzen ein … Sie sprach nur mehr den Wunsch aus, Prinz Leo möge noch einmal vor dem Abschied sie besuchen. Am 17. Oktober 1915 erfüllte der Prinz zu seinem Unglück diesen Wunsch …«

      In derselben Ausgabe der Zeitung wurde auch eine Erklärung von Kamilla Rybickas Mutter abgedruckt: »Meine Tochter hatte als ganz junges Mädchen dank der Stellung meines Mannes oft Gelegenheit, das Burgtheater und die Oper zu besuchen, und daraus entstand bei ihr eine wahre Schwärmerei für das Theater. Als 13-, 14-jähriges Mädchen hing sie sich zu Hause Tücher um und deklamierte tragische Rollen.« Mit 19 Jahren debütierte Kamilla als »erste sentimentale Liebhaberin« am Stadttheater in Meran, zwei Jahre später trat sie im Sommertheater in Marienbad auf. »Dieses Engagement sollte meiner Tochter zum Verhängnis werden. Dort sah sie Prinz Leopold von Coburg zum ersten Mal, und er war von ihr so entzückt, dass er ihr Blumen und Bonbons schickte und sie bat, sich ihr nähern zu dürfen. Bald darauf bekamen wir von Kamilla einen Brief, in dem sie uns schrieb, dass der Prinz ihr erklärt habe, dass er sie heiraten wolle. Dieser Brief wirkte auf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel …«

      Frau Rybicka erklärte weiter, dass Leo und Milla »immer wieder von der glücklichen Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand und der Gräfin Chotek sprachen und hofften, dass es auch ihnen vergönnt sei, ein so ungetrübtes Eheleben zu führen.«

      Den 17. Oktober 1915 beschrieb Frau Rybicka mit den Worten: »Als der Prinz um halb 5 Uhr erschien, wurde er von meiner Tochter, die ganz alleine zu Hause war, empfangen. Die beiden hielten sich, wie der spätere Augenschein ergab, die ganze Zeit im Salon auf … Zwischen 6 und 7 Uhr muss dann die fürchterliche Tat geschehen sein. Zunächst mussten sich beide wie immer ruhig miteinander unterhalten und wie so oft Bridge gespielt haben, denn auf dem Tisch lagen die Spielkarten verstreut … Ob der Prinz meiner Tochter in dieser letzten Unterredung den Abschied gegeben und sie dadurch zu ihrer unseligen Tat verleitet hat, ich weiß es nicht.«

      1 Wiener Sonn- und Montags-Zeitung vom 19. Oktober 1925

       »Sogar der Liftboy ist Professor« Die Österreicher und ihre Titel

      In Österreich gibt es keine Briefträger, sondern Postoberadjunkte, keine Kellner, sondern Ober, keine Beamten, sondern Kanzleiräte. Und jeder führt neben seinem Amtstitel noch mindestens einen Doktor.« So sah Ephraim Kishon die Titelsucht der Österreicher. Nicht genug damit, gelangte der israelische Satiriker auch noch zu dem Schluss: »Der Hotelportier ist der amtierende Verwaltungsrat für Hotelangelegenheiten, der Chauffeur wird Herr Parkrat tituliert, und sogar der Liftboy ist Professor.«

       »Keine Kellner, sondern Ober …«

       Die Gruppen des Titeldschungels

      Natürlich werden in allen Ländern der Welt Titel verliehen. Aber in keinem anderen kommt diesen eine derartige Bedeutung zu wie in Österreich. Waren es einst aristokratische Ränge, so sind es bis heute neben akademischen auch Amts-, Berufs- und sonstige Titel, die uns zum ungekrönten Weltmeister in der Vergabe von Ehrenbezeichnungen aller Art machen. Österreichs Titeldschungel ist in mehrere Gruppen geteilt, zu ihnen zählen:

      •die »gesetzlich geschützten Titel«, darunter akademische Grade wie Doktor, Diplomingenieur, Diplomkaufmann, Magister, Master und Bachelor,

      •Berufstitel wie Universitäts- und andere Professoren, Kammerschauspieler, Kammersänger sowie Kommerzial-, Ökonomie-, Oberstudien-, Medizinal-, Veterinär-, Forst- und Bauräte, die allesamt durch den Bundespräsidenten verliehen werden,

       Doktor honoris causa

      •der von Universitäten vergebene akademische Ehrentitel Doktor honoris causa,

      •Amtstitel wie Ministerial-, Regierungs-, Kanzlei- und Wirkliche Hofräte,

      •kommunale Ehrentitel wie »Bürger« oder »Ehrenbürger« von Wien und anderen Städten.

      •Begehrt sind auch die »Titel ohne rechtliche Grundlage« wie Direktor, Abteilungsleiter oder Oberingenieur. Doch dürfen diese von der Privatwirtschaft geschaffenen Bezeichnungen im Verkehr mit den Behörden nicht verwendet werden.

       Oberrevident

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