Das gibt's nur bei uns. Georg Markus
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Louise wird in ein Privatsanatorium eingeliefert
Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Als »die Erregungszustände der Frau Prinzessin« laut Diagnose mehrerer Fachärzte – darunter der prominente Psychiater Julius Wagner von Jauregg – »allmählich nachließen«, wurde Louise aus der geschlossenen Anstalt in das Privatsanatorium Oberdöbling verlegt, aus dem sie am 31. August 1904 flüchtete.
Karl Kraus nahm Louises in den Medien breit geschilderte Flucht zum Anlass, die Prinzessin von Coburg in seiner Zeitschrift Die Fackel in gewohnter Schärfe als »einen Geist von seltener Frische und Festigkeit« zu bezeichnen. »Diese Mimikerin sechsjährigen Schwachsinns, die heute jedem Argument ihrer schändlichen Peiniger gewachsen ist, würde … ein viel glaubhafteres Gutachten über den Geisteszustand ihrer Ärzte liefern, als es umgekehrt der Fall war.«
Prinz Philipp reicht die Scheidung ein
Kaum aus dem Privatsanatorium geflohen, traf Louise wieder ihren inzwischen aus der Haft entlassenen Liebhaber Géza Mattachich, um mit ihm einmal mehr auf Reisen zu gehen, diesmal nach Berlin und Paris. Die Flucht, hielt Rechtsanwalt Kunreuther fest, zeige, »dass die Prinzessin wieder vollständig in den Bann des Herrn Mattachich geraten ist«.
Die ehelichen Pflichten verweigert
Nun riss dem gehörnten Prinzen Philipp von Coburg endgültig die Geduld. Als am 24. Juni 1905 vom k. u. k. Obersthofmarschallamt die Entmündigung seiner Gemahlin aufgehoben wurde, sah er keinen Grund mehr, weiterhin seine schützende Hand über sie zu halten, und reichte die Scheidung ein. Mit der Begründung, Louise hätte den Prinzen »böslich3 verlassen, hat die Lebensgemeinschaft mit dem Gatten unter keinen Umständen wieder aufzunehmen entschieden erklärt, hat diesen seit Jahren in der gröblichsten Weise schwer gekränkt, ihm die Leistung der ehelichen Pflicht beharrlich verweigert und die Ehe mit Herrn Mattachich gebrochen. Und indem sie vor aller Welt in Aufsehen erregender Weise mit Herrn Géza Mattachich in Verbindung bleibt und dem Ansehen und Wohle des Prinzen und seiner Familie tiefe, niemals vernarbende Wunden geschlagen hat, hat sie eine so tiefe Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses durch ihr Verhalten verschuldet, dass die Fortsetzung der Ehe dem Prinzen nicht zugemutet werden kann.«
»Betreffend die Fälschung von Wechseln im Betrage von 1,4 Millionen Kronen«: Auszug aus der Scheidungsklage des Prinzen Philipp von Coburg gegen seine Frau Louise
Anlass für die Scheidungsklage im Hause Coburg: Oberleutnant Géza von Mattachich
Sechs Tage in der Todeszelle
Die Ehe wurde am 15. Jänner 1906 geschieden, gleichzeitig wurde Louise von ihren Eltern verstoßen, und ihr Vater, der König von Belgien, verhängte über sie ein Einreiseverbot. Die Prinzessin landete in Budapest, wo sie 1919 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt wurde. Louise verbrachte sechs Tage in der Todeszelle, wurde aber im letzten Moment vor ihrer geplanten Hinrichtung begnadigt. Danach traf sie Mattachich im Wiener Parkhotel Schönbrunn, aus dem sie bald wegen offener Rechnungen delogiert wurde.
Seelische Erschütterungen nach dem Tod des Kronprinzen
Ärzte erklärten das verhaltensauffällige Benehmen der Prinzessin laut Scheidungspapieren mit gesundheitlichen Problemen in der Jugend: Sie hatte eine Typhuserkrankung und drei Fehlgeburten erlitten und war nach einem Jagdunfall in der Steiermark lange bewusstlos gewesen. Wörtlich steht in der Scheidungsklage, dass Louises psychische Probleme auch »auf die große seelische Erschütterung« nach dem Tod ihres Schwagers Kronprinz Rudolf in Mayerling zurückzuführen seien.
Louises Ehemann war eine Schlüsselrolle in der Kronprinzentragödie zugekommen: Philipp ging mit seinem Schwager, Kronprinz Rudolf, oft zur Jagd, so auch Ende Jänner 1889 in Mayerling. Coburg war somit einer der Ersten, der durch Kammerdiener Loschek von der Tragödie erfuhr.4
Verarmt und vergessen
Prinz Philipp von Coburg starb 1921 in Coburg, Géza von Mattachich 1923 in Paris und Prinzessin Louise ein Jahr nach ihrem Liebhaber verarmt und vergessen in Wiesbaden.
1 Die 34 Seiten starke Ehescheidungsklage der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Heinrich Kunreuther in Gotha wurde mir von Frau Irmgard Höcher zur Verfügung gestellt. Die Wienerin hatte die Dokumente im Nachlass ihres Stiefvaters Alois Gaber (1900–1977) entdeckt, der in der Zwischenkriegszeit Verwalter der Familie Coburg in Wien war und in dieser Funktion Zugang zu wichtigen Unterlagen hatte.
2 Diese Summe entspricht laut »Statistik Austria« im Jahr 2018 einem Betrag von rund 6 Millionen Euro.
3 veralterte Form von bösartig
4 Siehe auch Seiten 21–39
Wie der »Walzerkönig« Sachse wurde Das Haus Coburg in der Anekdote
Aristokraten waren – ebenso wie Offiziere, Akademiker und Studenten – in der Monarchie verpflichtet, einen Kontrahenten, selbst im Falle einer geringfügigen Meinungsverschiedenheit, zum Duell zu fordern. Das Eigenartige war, dass es neben dieser Verpflichtung ein gleichzeitiges gesetzliches Verbot des Zweikampfs gab. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1895 zeigt auf, dass sich zwischen 1880 und 1893 rund 2500 Österreicher im Zuge eines »Ehrenhandels« gegenüberstanden. Fast ein Drittel der Duellfälle endete tödlich.
•Der durch seine Eheprobleme mit der belgischen Königstochter Louise und als Mayerling-Jagdgast seines Schwagers, Kronprinz Rudolf, zu trauriger Berühmtheit gelangte Prinz Philipp war von 1881 bis 1921 Chef des österreichischen Zweigs der Dynastie.
•Der ebenfalls