Das gibt's nur bei uns. Georg Markus

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Das gibt's nur bei uns - Georg Markus

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Ihm steht auch im 21. Jahrhundert eine Hundertschaft an Titeln zur Verfügung, wobei die Palette vom Oberrevidenten bis zum Sektionschef reicht. Nicht wenige Titel entstanden als landesübliche Kuriosa. So war die Anrede »Professor« ursprünglich nur Universitätslehrern vorbehalten, als aber die sich unterbezahlt fühlenden Gymnasiallehrer höhere Gehälter verlangten, entschied Kaiser Franz Joseph sehr österreichisch: Er lehnte die Forderung unter Hinweis auf den chronisch leeren Staatssäckel ab und gestand den Lehrern stattdessen zu, sich ab sofort Professor nennen zu dürfen. Das erfreute die Pädagogen beinahe ebenso wie die erhoffte Gehaltserhöhung und führte zum geflügelten Wort vom »Titel ohne Mittel«.

       Einstein legt seinen Professorentitel zurück

      Als in der Ersten Republik durch Abschaffung des Adels ein arges Titeldefizit entstand, begann man auch verdiente Künstler mit dem Titel Professor zu schmücken, was sich bis heute erhalten hat.

      Sehr zum Ärger des Kritikers Hans Weigel. Als nämlich dem durch seine Fernsehserien bekannt gewordenen Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Fritz Eckhardt der Berufstitel »Professor« verliehen wurde, telegrafierte ihm Weigel: »Hiermit lege ich meinen Professorentitel zurück. Albert Einstein.«

      Anderswo herrscht Erstaunen darüber, dass es in Österreich hundert Jahre nach Abschaffung des kaiserlichen Hofs immer noch Hofräte gibt. Der Titel wurde 1765 unter Maria Theresia »erfunden«. Als man den Staatskanzler Metternich im März 1848 aus seinem Büro am Ballhausplatz jagte, trat ein trotz Revolution immer noch treu ergebener Beamter auf den Fürsten zu und fragte ihn besorgt: »Was soll denn jetzt aus uns werden, wenn Durchlaucht uns verlassen?«

      »Beruhigen Sie sich, lieber Hofrat«, antwortete Metternich, »Kaiser werden in Österreich gestürzt, Regierungen kommen und gehen – aber die Hofräte, die bleiben!«

       Wirkliche und unwirkliche Hofräte

      Metternich sollte irren, denn der Titel Hofrat wurde nur zwei Jahre nach der Revolution abgeschafft und durch den Ministerialrat ersetzt. Doch die ihres klangvollen Titels beraubten höheren Staatsdiener protestierten so lange, bis der Hofrat wieder eingeführt wurde. Wobei der Ministerialrat selbstverständlich zusätzlich erhalten blieb. Heute kann man den Hofrat sowohl als Amtstitel (Wirklicher Hofrat) als auch als ehrenhalber verliehenen Berufstitel (Hofrat) tragen. Womit Metternich letztlich doch recht behalten sollte: »Die Hofräte, die bleiben!«

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      »Die Hofräte, die bleiben«, meinte Österreichs Staatskanzler Klemens Fürst Metternich.

       »Der alte Herr Kanzleirat«

      Auch später gab es immer wieder Bemühungen, die Amtstitel zu reduzieren. So wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Titel Kanzleirat »wegen Überalterung« aus dem Dienstgradverzeichnis der Stadt Wien gestrichen. Bis im Jahr 1948 der Film Der Herr Kanzleirat den Titel wieder ins Rampenlicht brachte. Besonders populär wurde er durch das von Hans Moser im Film interpretierte Lied Der alte Herr Kanzleirat von Hans Lang. Daraufhin beschloss man, den Titel wieder einzuführen, wie einem in der Zeitung Express veröffentlichten Bericht zu entnehmen ist: »Das Verdienst, dass der alte Herr Kanzleirat reaktiviert wurde, gebührt unserem Hans Moser. Sein Lied hat Wiens Stadtväter jetzt bewogen, den Titel wieder zu neuen Ehren kommen zu lassen.«

      Das Führen glorioser Titel erfreut sich in Österreich einer jahrhundertealten Tradition und hat seine Wurzeln in der Aristokratie.

       Wie man geadelt wird

      In der ersten Reihe stand in der Monarchie, wer über zumindest 16 tadellos aristokratische Ahnen – in mütterlicher und väterlicher Linie verteilt – verfügte. Bis zu achtzig solcher Familien erfüllten als Fürsten und Prinzen die strengen Richtlinien und galten somit als »hoffähig«, womit ihnen der uneingeschränkte Zutritt zum Kaiserhaus gestattet war. Zu dieser Kategorie zählten neben dem Haus Habsburg die Dynastien Liechtenstein, Arenberg, Coburg, Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Auersperg, Fürstenberg, Schwarzenberg sowie Thurn und Taxis – und zwar genau in dieser Reihung, die nach dem Zeitpunkt der Erhebung in den Fürstenstand erfolgt war. Die Urahnen dieser Eliten hatten ihre Karrieren als Raubritter begonnen, wobei sie sich im Lauf der Jahrhunderte zusätzlich noch besondere Verdienste um die Krone erwerben konnten – oft durch Beteiligung an den enormen Kosten, die Kriege verursachten.

       Mit vielleicht nur 15 hochadeligen Vorfahren …

      Mit Maria Theresia setzte der sukzessive Verfall des Adels ein. Sie war es, die dem blauen Blut die wichtigsten Privilegien nahm, vor allem die Befreiung von Steuern und Abgaben. Und doch blieb der Adel eine geschlossene Gesellschaft, deren Lebensform und Standesethos dazu beitrugen, sich vom gemeinen Volk zu distanzieren. Ganz vorne in den Reihen der »hoffähigen« Dynastien fand man auch die Fürsten Esterházy, Hohenlohe, Schönburg und Windisch-Graetz, danach kamen Angehörige der gräflichen Häuser Lamberg, Kinsky und Pálffy. Je weiter oben der Name stand, desto näher beim Kaiser durfte man bei Hofbällen, Galadiners und sonstigen Anlässen sitzen. Die Hoffähigkeit jedes Individuums wurde vom Kaiserhaus mittels »Ahnenproben« überprüft. Bei Hof angestellte Experten achteten durch Studium von Stammbäumen, Heirats- und sonstigen Urkunden penibel darauf, dass sich nicht irgendein Bastard mit vielleicht nur 15 hochadeligen Vorfahren in die Hofgesellschaft einzuschleichen wagte.

       Industrielle, Bankiers, Beamte, Militärs und Künstler

      Mit Einsetzen der industriellen Revolution war das Bürgertum drauf und dran, immer mehr Einfluss auf die Geschicke des Reichs zu nehmen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Industrie- und Finanzdynastien, Beamte, Militärs und Künstler, die sich als treue Stützen des Throns erwiesen, mit erblichen Titeln beglückt.

      Diese neu geschaffene Gesellschaftsschicht war in der hierarchischen Ordnung zwar nicht mit den alten Familien zu vergleichen, wer sich dem Kaiser gegenüber aber loyal verhielt und die Stufenleiter des Erfolgs kontinuierlich emporstieg, durfte sich immerhin Baron, Freiherr, Edler oder Ritter nennen. Im Sprachgebrauch als »Kleinadelige« bezeichnet, waren diese genau genommen weder Teil der Aristokratie noch des »Volkes«, sondern gehörten der »Zweiten Gesellschaft« an.

       Johann Strauß wird kein Baron

      Allein unter Kaiser Franz Joseph wurden 5700 Bürgerliche geadelt, darunter prominente Kaufleute und Bankiers wie Schoeller, Epstein, Mautner Markhof, Drasche, Wertheim und Rothschild. Bei Künstlern war der Kaiser strenger. So lehnte er die Ernennung des Walzerkönigs Johann Strauß in den Adelsstand ab, da dieser 1848 einen Revolutionsmarsch komponiert und mit den Aufständischen sympathisiert hatte. Der wohl populärste Musiker seiner Zeit kam auch nach Jahrzehnten noch nicht für eine »Baronie« infrage, obwohl er inzwischen eine ganze Reihe von habsburgtreuen Texten vertont hatte.

       Dichter erben ihre Titel

      In der Donaumonarchie hat man es – bezüglich der Titelvergabe – auch sonst nicht zuwege gebracht, die Bedeutung großer Künstler richtig einzuschätzen. Die wenigen österreichischen Dichter von Rang, die dem Adel angehörten, hatten ihre Titel allesamt geerbt: Hugo von Hofmannsthal ebenso wie Marie von Ebner-Eschenbach geborene Freifrau von Dubsky, Ferdinand von Saar, Bertha von Suttner geborene Gräfin Kinsky oder Heimito von Doderer. Kein Einziger wurde für seine Leistung nobilitiert, auch die Größe eines Grillparzer, eines Raimund, Nestroy oder Schnitzler hat der Hof nicht erkannt – oder nicht erkennen wollen. Jedenfalls wurde keiner der wirklich Großen in die »Zweite Gesellschaft« erhoben.

       Kaiser Karl wird auch »Sehadler« genannt

      In

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