Fundstücke. Georg Markus

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Fundstücke - Georg Markus

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die Verflechtungen zwischen den Familien Sacher und Schuster gehen weit über die Affäre der Hotelbesitzerin mit dem Bankdirektor hinaus. Denn im Jahr 1898 heiratet Annas erst 16-jährige Tochter Anna Maria Sacher den Sohn von Julius Schuster, den 24-jährigen Julius Schuster jun.

       Albert Rothschild, 1844–1911, Wiener Bankier

       Anna Sachers Tochter begeht Selbstmord

      Im Jahr 1902, in dem der unglückliche Pachtvertrag abgeschlossen wird, kommt es in den durch Heirat verbundenen Häusern Sacher und Schuster aber auch zu einer wirklichen Tragödie: Am 22. März nimmt sich Anna Maria Schuster – Anna Sachers erst 19-jährige Tochter – das Leben und hinterlässt drei kleine Kinder.

      Der in einer Depression begangene Selbstmord wirkt sich natürlich auf die Beziehung der Anna Sacher mit Julius Schuster aus, vermutlich wird sie in diesen Tagen sogar beendet. Fest steht aber, dass das einstige Liebespaar in freundschaftlicher wie in geschäftlicher Weise verbunden bleibt.

       Julius Schuster gewährt dem Sacher ein großzügiges Darlehen

      Als Julius Schusters Frau im Frühsommer 1904 stirbt, hätte für Anna Sacher und Julius Schuster die Möglichkeit bestanden, die mehrjährige geheime Liaison zu legalisieren, wovon sie lange Zeit geträumt haben. Doch es ist zu spät, der Tod der Tochter respektive Schwiegertochter liegt als dunkler Schatten über ihrer Liebe und lässt eine Wiederaufnahme der einst leidenschaftlichen Beziehung nicht zu.

      Julius Schuster hat einmal noch Gelegenheit, seine Zuneigung zu Anna unter Beweis zu stellen: als der 48-jährigen Witwe im Jahr 1907 angeboten wird, ein dem Sacher benachbartes, vierstöckiges Haus in der Maysedergasse zu kaufen, womit das aus allen Nähten platzende Hotel erheblich vergrößert werden könnte. In dem neuen Trakt sollen weitere Gästezimmer, ein Restaurant und zusätzliche Separees errichtet werden, die sich als Rendezvousplätze adeliger Herren mit jungen Schauspielerinnen, Ballettmädchen und anderen Vorstadtschönen größter Beliebtheit erfreuen. Julius ist zur Stelle, um mit einem großzügigen Darlehen aus seiner Privatschatulle auszuhelfen.

       Schuster ist auch Berater der Fürstin Metternich

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       Beliebter Rendezvousplatz adeliger Herren mit jungen Schauspielerinnen, Ballettmädchen und anderen Vorstadtschönen: das Sacher-Separee

       Nachruf auf Julius Schuster in der »Neuen Freien Presse«

      Auf die Spur zu den Darlehen, die Julius Schuster seiner früheren Geliebten überließ, kam Monika Czernin, als ihr der Verlassenschaftsakt nach Julius Schuster in die Hände fiel. Dem auch zu entnehmen ist, dass im Sacher wertvolle Möbel und Bilder aus Schusters Besitz aufbewahrt wurden.

      In der »Neuen Freien Presse« vom 27. Juli 1916 findet sich ein kurzer Nachruf auf »Herrn Dr. Julius Schuster, Zentraldirektor i. P. des Barons Nathaniel Rothschild und Berater der Fürstin Pauline Metternich, der im Alter von 75 Jahren verstorben ist«.

       Das Darlehen wird nie zurückgezahlt

      Anna Sacher hat mit ihm ihren engsten Freund und Berater verloren. Und wenn man den Worten ihrer Cousine Carla Sacher Glauben schenkt, ist sie an seinem Tod verzweifelt, hat sich danach statt ums Hotel nur noch um Pferdewetten gekümmert.

      Die fast 700 000 Kronen, die Julius Schuster seiner Freundin geliehen hatte, dürfte sie nie retourniert haben, sie wäre auch gar nicht in der Lage dazu gewesen. In ihrem letzten Lebensjahr war Anna Sacher zahlungsunfähig, am 25. Februar 1930 ist sie siebzigjährig im Hotel Sacher gestorben.

       Das Tagebuch des Adjutanten Vertrauliches aus Kaiser Franz Josephs letztem Lebensjahr

       Franz Joseph, 1830–1916, Kaiser von Österreich, König von Ungarn

      Mit dieser Eintragung vom 26. Mai 1915 beginnen die Tagebuchaufzeichnungen des k. u. k. Oberstleutnants Adalbert von Spanyi, der dem alten Kaiser von nun an eineinhalb Jahre lang näher war als irgendjemand anderer. Der Offizier stand praktisch Tag und Nacht in Franz Josephs Diensten, hörte sich dessen Sorgen an, verfolgte mit ihm das Kriegsgeschehen, war Zeuge seiner Einsamkeit und erlebte den gesundheitlichen Verfall des Monarchen. Und schließlich auch seinen Tod.

      Franz Joseph stand in seinem 85. Lebensjahr und war von erstaunlicher Frische, als Spanyi seinen Dienst antrat. »Seine Majestät«, notiert der Adjutant gleich am ersten Tag, »sieht geradezu blühend aus, viel besser als im vergangenen Jahr, als ich ihn gelegentlich meiner Audienz sah«.

       Adalbert von Spanyi, 1858–1930, österreichisch-ungarischer Offizier

      Der

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