Klein-Doritt. Charles Dickens

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Klein-Doritt - Charles Dickens

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wie ein kleines arbeitendes Dampfschiff.

      »Oh«, sagte er, als Arthur ihm gesagt, wie er hierhergekommen. »Ganz gut. Das ist recht. Wenn er nach Pancks fragen sollte, wollen Sie die Güte haben, ihm zu sagen, daß Pancks gekommen?« Und pustend und schnaufend schob er zu einer andern Tür hinaus.

      Vor Zeiten, als er noch in der Heimat lebte, hatten gewisse kühne Zweifel an dem letzten Patriarchen, die in der Luft verbreitet waren, das Gemüt Arthurs berührt. Er wurde einzelner Punkte und Stäubchen in der Atmosphäre einer Zeit gewahr, durch deren Medium gesehen, Christopher Casby wie ein bloßes Wirtshausschild ohne Wirtshaus erschien – eine Einladung auszuruhen und dankbar zu sein, während es keinen Ort gab, wo man einkehren, und nichts, wofür man hätte dankbar sein können. Er wußte, daß einige dieser Stäubchen Christopher sogar als einen Mann, der in »diesem Kopf« Pläne beherberge, und als schlauen Betrüger bezeichneten. Andere Punkte zeigten ihn als einen schwerfälligen, eigensinnigen, aufbrausenden Einfaltspinsel, der, nachdem er bei seinem unbeholfenen Anrennen gegen andere Menschen auf die Entdeckung gestolpert, daß, um mit Leichtigkeit und Sicherheit durchs Leben zu kommen, man bloß den Mund halten, den kahlen Teil seines Kopfes gut polieren und sein Haar wachsen lassen müsse, List genug besessen, um solche Idee zu ergreifen und daran festzuhalten. Man sagte, seine Stellung als Stadtagent von Lord Decimus Tite Barnacle schreibe sich nicht davon her, daß er auch nur das geringste Geschäftstalent besessen, sondern davon, daß er so ausnehmend wohlwollend ausgesehen, daß niemand hätte annehmen können, das Eigentum werde unter einem solchen Manne mißbraucht oder verschachert. Aus ähnlichen Gründen gewann er sich unzweifelhaft mehr Geld durch seine nichtswürdigen Baracken, als irgend jemand mit einem minder harten und leuchtenden Schädel je imstande gewesen wäre. Mit einem Wort, man behauptete (Clennam erinnerte sich dessen jetzt in dem tickenden Parterrezimmer), daß viele Menschen ihre Modelle ziemlich wie die eben erwähnten Maler die ihren wählen und daß, während in der königlichen Akademie ein elender, alter Schuft von Hundedieb sich alle Jahre finden wird, der alle Kardinaltugenden in sich vereinigt, was seine Augenwimpern oder sein Kinn oder seine Beine betrifft (und dabei den Dorn der Verlegenheit in die Brust der scharfsichtigeren Naturforscher drückt), häufig in der großen sozialen Ausstellung Äußerlichkeiten statt des inneren Charakters angenommen werden.

      An diese Dinge dachte Arthur Clennam an jenem Tage, und Mr. Pancks in eine Reihe mit ihnen stellend, neigte er sich zu der Ansicht, ohne gerade sich entschieden für sie auszusprechen, daß der letzte der Patriarchen der oben besprochene, aufbrausende Einfaltspinsel sei, der den kahlen Teil seines Kopfes fein poliere. Wie man zuweilen auf der Themse ein schwerfälliges Schiff mit der Breitseite, das Hinterteil voran, in der Flut treiben sieht, sich selbst und allen andern im Wege – obgleich es große Parade mit seiner Schifffahrt macht, und dann plötzlich ein kleiner kohlenbeschmutzter Schleppdampfer darauf lossteuert, es ins Schlepptau nimmt und damit fortbraust, so schien auch der schwerfällige Patriarch von dem schnaubenden Pancks ins Schlepptau genommen worden zu sein, um nun dem Kielwasser dieses schmutzigen kleinen Schiffes zu folgen.

      Die Rückkehr Mr Casbys mit seiner Tochter Flora machte diesen Gedanken ein Ende. Clennams Augen fielen kaum auf den Gegenstand seiner früheren Leidenschaft, als diese auch zusammenstürzte und in Stücke brach. Man wird die meisten Menschen so weit sich selbst treu finden, daß sie einem Ideal treu bleiben. Es ist kein Beweis eines unbeständigen Sinnes, sondern geradezu des Gegenteils, wenn dieses Ideal später nicht einen strengen Vergleich mit der Wirklichkeit aushalten kann und der Kontrast ein schlimmer Stoß für dasselbe ist. Das war auch Clennams Fall. In seiner Jugend hatte er dieses Weib glühend geliebt und auf sie all den verschlossenen Reichtum seiner Zuneigung und Liebe gehäuft. Dieser Reichtum war in seiner öden Heimat wie Robinson Crusoes Geld gewesen; bei niemandem auszuwechseln, unnütz im Dunkeln rostend, bis er ihn vor ihr ausschüttete. Seit jener denkwürdigen Zeit, obgleich er bis zu dem Abend seiner Ankunft sie von jeder Verbindung mit seiner Gegenwart oder Zukunft vollkommen ausgeschlossen, als wenn sie tot gewesen (was sie auch leicht sein konnte, da er nichts von ihr wußte), seit jener Zeit hatte er das alte Phantasiebild an seinem alten geheiligten Platz unverändert bewahrt. Und jetzt trat endlich der letzte der Patriarchen kalt in sein Zimmer und sagte gleichsam: "Haben Sie die Güte, es niederzuwerfen und darauf zu tanzen. Das ist Flora."

      Flora, die immer groß gewesen, war nun auch breit und kurzatmig geworden; aber das war noch nichts. Flora, die er als eine Lilie verlassen, war eine Pfingstrose geworden; aber das war noch nichts. Flora, die in allem, was sie sagte, etwas Bezauberndes gehabt, war langweilig und albern geworden. Das war schon viel. Flora, die ehedem kindlich und ungekünstelt gewesen, war entschlossen, auch jetzt kindlich und ungekünstelt zu sein. Das war ein fataler Schlag.

      Das ist Flora! »Ich bin überzeugt«, kicherte Flora, ihren Kopf mit einer Karikatur kindlichen Wesens hin- und herwerfend, wie das ein Vermummter bei ihrem Begräbnis hätte nachahmen können, wenn sie im klassischen Altertum gelebt hätte und gestorben wäre, »ich schäme mich, Mr. Clennam zu begegnen, ich fühle mich befangen; ich weiß, er wird mich schrecklich verändert finden, ich bin wirklich eine alte Frau. Es ist höchst unangenehm, ein solches Wiedersehen ist höchst unangenehm!«

      Er versicherte sie, daß sie ganz so sei, wie er sie erwartet, und daß die Zeit bei ihm gleichfalls nicht stille gestanden.

      »Ach! aber bei einem Herrn ist das etwas ganz anderes, und dann sehen Sie auch so erstaunlich gut aus, daß Sie wirklich kein Recht haben, etwas der Art zu sagen, während ich. Sie wissen – ach!« rief Flora mit einem leichten Schrei, »schrecklich aussehe.«

      Der Patriarch, der offenbar seine eigne Rolle in dem Drama, das gerade aufgeführt wurde, noch nicht verstand, glühte vor leerer Heiterkeit.

      »Aber wenn wir von nicht verändert sprechen«, sagte Flora, die, was sie auch sagen mochte, nie zu einem vollen Abschluß kam, »sehen Sie Papa an, ist Papa nicht genau so, wie er war, als Sie fortreisten, ist es nicht grausam und unnatürlich von Papa, ein solcher Vorwurf für sein eignes Kind zu sein, daß die Leute, die uns nicht kennen, wenn es auf diese Weise fortgeht, am Ende glauben werden, ich sei Papas Mama?"

      »Das würde noch lange dauern«, bemerkte Arthur.

      »Oh, Mr. Clennam, Sie unlauterstes von allen Wesen«, sagte Flora, »ich sehe schon, daß Sie Ihre alte Art, Komplimente zu machen, noch nicht verloren haben, wie damals, als Sie behaupteten, sentimental verliebt zu sein. Sie wissen – ich meine es eigentlich nicht – o, ich weiß nicht, was ich meine!« Hier kicherte Flora verlegen und warf ihm einen ihrer alten Blicke zu.

      Der Patriarch, als ob er nun zu merken begänne, daß es seine Rolle in dem Stücke sei, sobald wie möglich von der Szene abzutreten, stand auf und ging nach der Tür, durch die Pancks hinausgestürmt, und rief diesen Schleppdampfer beim Namen. Er erhielt von einem kleinen Dock im andern Zimmer eine Antwort und wurde alsbald außer Sicht bugsiert.

      »Sie dürfen noch nicht ans Gehen denken«, sagte Flora,– Arthur hatte nach seinem Hut gesehen, da er in einer komischen Verlegenheit war und nicht wußte, was er tun sollte; »Sie können nicht so unfreundlich sein, ans Gehen zu denken, Arthur – ich wollte sagen Mr. Arthur – oder Mr. Clennam wäre, glaube ich, weit passender – aber ich weiß wirklich nicht, was ich sage –, ohne mit einem Worte die schönen alten Zeiten, die für immer dahin sind, berührt zu haben. Obgleich, wenn ich daran denke, ich sagen muß, es wäre weit besser, nicht davon zu sprechen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß Sie irgendeine weit angenehmere Beschäftigung haben, und ich bitte, lasten Sie mich die letzte Person in der Welt sein, die Sie daran hindern sollte, obgleich es eine Zeit gab, – aber ich schwatze schon wieder Unsinn.«

      Hatte Flora in den Tagen, an die sie erinnerte, wohl auch so viel geschwatzt? War in dem Zauber, der ihn einst gefangennahm, eine Spur von ihrer gegenwärtigen unzusammenhängenden Geschwätzigkeit?

      "Wirklich«, sagte Flora, mit erstaunlicher Eile fortfahrend und ihren Redefluß nur mit Kommas und auch damit nur sehr sparsam unterbrechend,

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