Lockdown 2020. Rolf Gössner

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Lockdown 2020 - Rolf Gössner

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      Der aktuelle Umgang mit der Corona-Pandemie ist auch deshalb so schwierig, weil die WHO bei der letzten Pandemie-Ausrufung vor Corona völlig daneben lag. Die im Vergleich zur jährlichen Grippewelle relativ milde H1N1-Influenza aus den Jahren 2009 und 2010 (sogenannte Schweinegrippe) wurde von der WHO am 11. Juni 2009 zur Pandemie mit der höchsten der damals gültigen Pandemiestufen (Stufe sechs) erklärt. In der Folge sind in fast allen Mitgliedsstaaten vorbereitete Pandemie-Pläne in Kraft getreten bis hin zu milliardenschweren Verträgen mit Impfstoffherstellern, durch die sich die Staaten (in Deutschland die Bundesländer) zur Abnahme großer Mengen von Impfstoffen verpflichteten.

      Der Bericht kritisiert die Intransparenz der Kriterien-Änderung bei der WHO scharf. In der von der Versammlung mit nur einer Gegenstimme angenommenen Resolution heißt es in Punkt 2: »Die Versammlung stellt fest, dass gravierende Mängel in Bezug auf die Transparenz der Entscheidungsabläufe im Zusammenhang mit der Pandemie festgestellt wurden, die Bedenken hinsichtlich eines möglichen Einflusses der Arzneimittelindustrie auf einige der wichtigsten Entscheidungen im Zusammenhang mit der Pandemie hervorgerufen haben. Die Versammlung befürchtet, dass dieser Mangel an Transparenz und an Rechenschaftspflicht dazu führen wird, dass das Vertrauen in die Empfehlungen der wichtigsten öffentlichen Gesundheitseinrichtungen schwindet.«

      Im Ergebnis war die Einstufung der Schweinegrippe als Pandemie durch die WHO eine gigantische Fehleinschätzung mit schwerwiegenden Folgen. Die Welt wurde unbegründet in Panik versetzt, ein zweistelliger Milliardenbetrag an öffentlichen Mitteln wurde für Impfdosen aktiviert, von denen später ein wesentlicher Teil wieder vernichtet werden musste, und viele Menschen nahmen durch die Impfung Schaden. Vieles deutet darauf hin, dass der Einfluss privater Akteure aus der Pharmaindustrie in der WHO dabei eine entscheidende Rolle spielte. In der Resolution des Europarates vom Juni 2010 heißt es in Punkt 2 geradezu prophetisch: »Die Versammlung befürchtet, dass dieser Mangel an Transparenz und Rechenschaftspflicht dazu führen könnte, dass das Vertrauen in die Empfehlungen der wichtigsten öffentlichen Gesundheitseinrichtungen sinkt. Das könnte sich bei der nächsten Krankheit von pandemischem Ausmaß – die sich als wesentlich schwerwiegender als H1N1 erweisen könnte – als katastrophal erweisen.«

      Corona und die WHO

      Am 31. Dezember 2019 wurde dem WHO-Landesbüro in China das später als Sars-CoV-2 bezeichnete neuartige Coronavirus gemeldet, am 30. Januar 2020 erklärte die WHO eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite und schließlich am 11. März 2020 eine Pandemie. Diese Pandemie traf die Welt weitgehend unvorbereitet, obgleich die WHO 2018 vor einer neuen pandemischen »Krankheit X« warnte und etwa der Europarat 2016 auf eine Vorbereitung auf gesundheitliche Notlagen von internationaler Tragweite drängte. Auch verschiedene nationale Gesundheitsinstitute, wie im Jahr 2012 das deutsche Robert-Koch-Institut, legten Pandemieszenarien vor, die zumindest in Deutschland ebenso ignoriert wurden.

      Diese Unvorbereitetheit trat wohl am sinnbildlichsten im weltweiten Kampf um Masken und Schutzausrüstung im März und April zutage. Viele Länder erließen Exportverbote, es kam zu wildwestartigen Kämpfen um Lieferungen von Schutzausrüstung auf internationalen Flughäfen. Deutschland erließ ein Exportverbot für Schutzausrüstung, das Italien genau in der Zeit traf, als die dortigen Gesundheitssysteme überlastet waren. Ein Hilfegesuch des südeuropäischen Landes über den Zivilschutzmechanismus der EU wurde von allen anderen EU-Staaten ignoriert.

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