Philosophisches Taschenwörterbuch. Voltaire

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Philosophisches Taschenwörterbuch - Voltaire

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über die Taufe sprechen, wenn ich nicht befürchtete, dass meine Rede jene mitbekommen, die nicht eingeweiht sind.«*

      Schon im 2. Jahrhundert begann man, Kinder zu taufen; es war natürlich, dass die Christen wünschten, dass ihre Kinder, die ohne dieses Sakrament verdammt gewesen wären, dieses empfangen sollten. Man beschloss schließlich, es ihnen am Ende des achten Tages zu spenden, weil sie bei den Juden in diesem Alter beschnitten wurden. Die orthodoxe Kirche praktiziert dies immer noch so. Jedoch setzte sich im 3. Jahrhundert der Brauch durch, sich erst zum Zeitpunkt des Todes taufen zu lassen.

      Nach den strengsten Kirchenvätern waren jene, die in der ersten Lebenswoche starben, verdammt. Doch im 5. Jahrhundert dachte sich Petrus Chrysologus den Limbus aus, eine Art mildere Hölle, genauer gesagt den Rand oder Vorhof der Hölle, wo die ohne Taufe gestorbenen kleinen Kinder hinkommen, wo auch die Kirchenväter vor Jesu Christi Niederfahrt zur Hölle waren, so dass seither die Ansicht vorherrscht, dass Jesus Christus in den Limbus hinabgefahren sei und nicht in die Hölle.

      Es wurde diskutiert, ob ein Christ in den Wüsten Arabiens mit Sand getauft werden könne, dies hat man verneint; ebenso, ob man mit Rosenwasser taufen könne, und man entschied, dass reines Wasser nötig sei, man könne sich aber auch des Sumpfwassers bedienen. Man versteht leicht, dass alle diese Vorschriften von der Weisheit der ersten Seelenhirten abhingen, die sie aufstellten.

      BEAU, BEAUTÉ – Schön, Schönheit

      Fragen Sie eine Kröte, was Schönheit ist, das Schöne an sich, das to kalon*. Sie wird Ihnen antworten, dass es sein Weibchen ist, mit zwei großen runden Augen, die aus seinem kleinen Kopf hervorquellen, einem breiten und flachen Maul, einem gelben Bauch und einem braunen Rücken. Befragen Sie dann einen Neger aus Guinea, für ihn ist Schönheit eine schwarze ölige Haut, tiefliegende Augen, eine abgeplattete Nase.

      Befragen Sie den Teufel, er wird Ihnen erklären, dass es schön ist, ein Paar Hörner, vier Krallen und einen Schwanz zu haben. Wenden Sie sich schließlich an die Philosophen, sie werden Ihnen mit verworrenem Geschwätz antworten, sie brauchen etwas, das dem Wesen nach dem Schönen an sich, dem to kalon, entspricht.

      Eines Tages sah ich mir gemeinsam mit einem Philosophen eine Tragödie an. »Wie schön das ist!«, sagte er. »Was finden Sie denn daran schön?«, fragte ich ihn. »Ich finde es schön, weil der Autor mit seinem Werk seinen Zweck erreicht hat«, sagte er. Am nächsten Morgen nahm er ein Medikament ein, das ihm guttat. »Es hat seinen Zweck erreicht«, sagte ich zu ihm, »welch ein schönes Medikament!« Er verstand, dass man nicht sagen kann, dass ein Medikament schön ist, denn um einen Gegenstand schön zu nennen, muss er unsere Bewunderung und unser Wohlgefallen hervorrufen. Er gab zu, dass die Tragödie in ihm diese beiden Gefühle wachgerufen hatte und dass darin das to kalon verborgen war, das Schöne.

      Wir machten eine Reise nach England. Dort spielte man das gleiche Stück in einer perfekten Übersetzung, es brachte alle Zuschauer zum Gähnen. »Oh, oh«, sagte er, »das to kalon ist für die Engländer nicht dasselbe wie für die Franzosen. Nachdem er lange darüber nachgedacht hatte, kam er zu dem Schluss, dass der Begriff des Schönen sehr relativ ist, wie auch das, was in Japan als anständig gilt, in Rom unanständig ist, und das, was in Paris Mode ist, ist es in Peking nicht, und er sparte sich die Mühe, eine lange Abhandlung über das Schöne zu verfassen.

      BÊTES – Tiere

      Wie jämmerlich, wie armselig ist es doch, wenn behauptet wird, die Tiere seien Maschinen, des Erkenntnisvermögens und der Gefühle beraubt, die ihre Handlungen immer auf die gleiche Weise ausführen, nichts lernen, nichts vervollkommnen usw.*!

      Was? Dieser Vogel, der sein Nest im Halbkreis baut, wenn er es an einer Mauer befestigt, und im Viertelkreis, wenn er es in einem Winkel baut, und kreisförmig auf einem Baum; macht dieser Vogel alles auf die gleiche Weise? Dieser Jagdhund, den du drei Monate lang abgerichtet hast, weiß er am Ende dieser Zeit nicht mehr, als er vor deinem Unterricht wusste? Der Kanarienvogel, dem du eine Melodie beibringst, wiederholt er diese etwa sofort? Verwendest du nicht eine beträchtliche Zeit darauf, sie ihn zu lehren? Hast du nicht bemerkt, dass er sich irrt und sich korrigiert?

      Kommst du deshalb zu dem Urteil, dass ich Gefühle, ein Gedächtnis, Vorstellungen habe, weil ich mit dir spreche? Nun gut, ich rede nicht mit dir; du siehst mich bekümmert bei mir zu Hause eintreten, unruhig nach einem Schriftstück suchen, den Schreibtisch öffnen, wo ich es meiner Erinnerung nach eingeschlossen hatte, es finden, es mit Freude lesen. Daraus schließt du, dass ich das Gefühl des Kummers und das der Freude empfunden, dass ich ein Erinnerungs- und ein Erkenntnisvermögen habe.

      Beurteile also genauso diesen Hund, der seinen Herrn verloren hat, der ihn winselnd auf allen Wegen sucht, der aufgeregt ins Haus kommt, unruhig ist, nach unten und nach oben läuft, von Raum zu Raum, der schließlich den Herrn, den er liebt, in seinem Arbeitszimmer findet und diesem durch sein sanftes Bellen, seine Sprünge, seine Liebkosungen, seine Freude bezeigt.

      Barbaren bemächtigen sich dieses Hundes, der in seinen Freundschaftsbezeugungen dem Menschen so sehr überlegen ist, nageln ihn auf einem Tisch fest und sezieren ihn bei lebendigem Leibe, um dir die mesaraische Vene* zu zeigen. Du entdeckst in ihm alle die gleichen Organe, die auch dich zur Empfindung befähigen. Antworte mir, Maschinist!* Hat die Natur etwa alle Anlagen zur Empfindung in diesem Tier angelegt, damit es nichts fühlt? Hat es Nerven, um empfindungslos zu sein? Behaupte nun bloß nicht, dass in der Natur solch krasse Ungereimtheiten vorkommen!

      Aber die Lehrer der Philosophenschulen fragen, was denn nun die Seele der Tiere ist. Ich verstehe diese Frage nicht. Ein Baum hat die Fähigkeit, in allen seinen Fasern seinen Saft zu empfangen, der darin zirkuliert, er kann die Knospen seiner Blätter und seiner Früchte entfalten. Werdet Ihr mich jetzt fragen, was die Seele dieses Baumes ist?* Er ist mit diesen Fähigkeiten ausgestattet; das Tier hat die der Empfindungsfähigkeit, des Erinnerungsvermögens und eine gewisse Denkfähigkeit erhalten. Wer hat alle diese Gaben geschaffen? Wer hat die Tiere mit allen diesen Fähigkeiten ausgestattet? Derjenige, der das Gras auf den Feldern wachsen und die Erde um die Sonne rotieren lässt.

      Die Seelen der Tiere sind substantielle Formen, sagte Aristoteles*, und nach Aristoteles die arabische Schule, und nach der arabischen Schule sagten es die Thomisten, und nach den Thomisten die Sorbonne, und nach der Sorbonne niemand mehr auf der Welt.

      Die Seelen der Tiere sind materiell, posaunen andere Philosophen.* Doch diese hatten auch nicht mehr Erfolg als die anderen. Man hat sie vergebens gefragt, was eine materielle Seele ist. Sie müssen zugeben, dass Materie empfindet, doch wer hat ihr diese Empfindungen eingegeben? Materielle Seele heißt, dass es Materie ist, die der Materie Empfindungen verleiht, sie kommen aus diesem Zirkel nicht heraus.

      Hört anderen Dummköpfen zu, wie sie über die Tiere urteilen. Nach ihnen ist die tierische Seele ein spirituelles Wesen, das mit dem Körper stirbt. Aber welchen Beweis habt Ihr dafür? Welche Vorstellung habt Ihr von diesem spirituellen Wesen, das eigentlich über Empfindungsfähigkeit, Erinnerungsvermögen und sein Maß an Vorstellungen und deren Kombination verfügt, aber niemals das wissen kann, was ein Kind von sechs Jahren weiß. Womit begründet Ihr die Vorstellung, dass dieses Wesen, das kein Körper ist, mit dem Körper zugrundegeht? Die größten Dummköpfe sind diejenigen, die vorgebracht haben, dass diese Seele weder Körper noch Geist ist. Das ist mir ein schönes System. Wir können uns unter Geist nur etwas Unbekanntes vorstellen, das kein Körper ist. So läuft das System dieser Herren darauf hinaus, dass die Seele der Tiere eine Substanz ist, die weder ein Körper ist noch etwas, das kein Körper ist.

      Wo können so viele einander widersprechende Irrtümer bloß herkommen? Doch wohl nur von der Gewohnheit, die die Menschen schon immer hatten, zuerst zu untersuchen, was eine Sache ist, bevor man weiß, ob sie überhaupt existiert. Man nennt das Zünglein, das Ventil eines

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