Rosen Der Liebe. Barbara Cartland
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Es war eine alte Klage, und Odella hatte sie schon hundertmal gehört.
Deshalb hatte sie alles aufgeschrieben, was Betsy haben wollte.
Obwohl die Besorgungen einige Zeit in Anspruch nahmen, hatten sie alles Notwendige eingekauft, ehe es Viertel vor drei war.
Odella war beim Einkaufen aufgefallen, daß Emily immer wieder verstohlen auf die Uhr sah, während sie nach diesem oder jenem fragte.
Emily hatte die Befürchtung, sie würden im Zirkus keine Plätze mehr bekommen, wenn sie sich zu sehr verspäteten.
Odella aber war der Meinung, daß die Nachmittagsvorstellung kaum ausverkauft sein würde.
Am Abend dagegen, wenn die Geschäfte geschlossen waren und die Menschen ihre Arbeit verrichtet hatten, würden sie gewiß zum Lincoln Field strömen, wo das Zirkuszelt aufgebaut worden war.
Dann wäre jeder Platz besetzt.
Als Odella schließlich Thompson sagte, wohin er sie fahren sollte, sprang Emily vor Freude in die Luft.
»Nun, was möchtest du am liebsten tun, Emily?« fragte Odella. »Sollen wir zuerst in das große Zelt gehen und die Clowns, die Pferde und vermutlich auch Affen sehen, oder willst du lieber Madame Zosina besuchen?«
Emily dachte darüber nach, und da ihr die Wahl schwerfiel, dauerte dies einige Zeit.
»Ich würde gern zuerst zu Madame Zosina gehen, Miss Odella«, erwiderte sie schließlich. »So früh am Nachmittag warten dort bestimmt nicht viele Leute, und später ist sie vielleicht nicht mehr da, wenn wir zu ihr kommen.«
Odella lachte und dachte, daß dieser Gedanke Emilys ganz vernünftig war.
»Also gut, gehen wir zuerst zu Madame Zosina«, sagte sie.
Als sie auf dem Lincoln Field ankamen, sahen sie Madame Zosinas Zelt sofort.
Es stand zwar abseits von den anderen Zelten, doch es hob sich dadurch hervor, daß es rot und mit ihrem Namen in goldenen Lettern geschmückt war.
Vor dem Zelt standen zwei große Palmen in Kübeln.
Odella kaufte die Eintrittskarten und ging mit Emily ins Zelt.
Im Innern des Zeltes standen auf beiden Seiten je eine Reihe Stühle für diejenigen, die darauf warteten, ins ,Heiligtum' von Madame Zosina eingelassen zu werden.
Madame Zosina saß hinter einem glitzernden Vorhang verborgen, der ihrem Gewand sehr ähnelte, das sie beim Umzug durch die Stadt getragen hatte.
Odella durchschaute es sofort, daß die ganze Aufmachung nur dazu angetan war, die Fantasie und die Erwartungen derjenigen anzuregen, die die Wahrsagerin aufsuchten.
Zwei Matrosen warteten bereits darauf, daß Madame Zosina ihnen die Zukunft vorhersagen werde.
Kurz nachdem Odella und Emily sich hingesetzt hatten, kam ein Matrose hinter dem glitzernden Vorhang hervor.
Er blieb bei den Wartenden stehen.
Als der eine junge Mann aufsprang, um seinen Platz hinter dem Vorhang einzunehmen, sagte er zu ihm: »Sie ist fabelhaft! Wirklich toll! Und du kannst stolz darauf sein, daß du mich kennst!«
Der junge Mann verschwand hinter dem glitzernden Vorhang.
Sein Freund, der zurückblieb, lachte.
»Wenn sie dir gesagt hat, daß du in Kürze Admiral wirst, solltest du kein Wort davon glauben!«
»Du wirst dich noch wundern!« erwiderte der Matrose, und er trat daraufhin beschwingt in den Sonnenschein hinaus.
Der Matrose, mit dem er sich unterhalten hatte, setzte sich auf den Stuhl neben dem Vorhang.
Damit sich niemand vordrängeln konnte, rückte Odella einen Platz weiter.
Kurz darauf kamen drei Mädchen ins Zelt und nahmen auf der anderen Seite Platz.
»Wir müssen warten«, flüsterte eines der Mädchen.
»Aber es wird sich lohnen, dafür, daß wir die Zukunft vorhergesagt bekommen«, antwortete eine andere. »Ich wüßte zu gern, ob Bert es ernst meint oder nicht. Er redet viel, aber er sagt nicht das, was ich gern hören möchte.«
Odella lächelte im Stillen.
Sie dachte, daß es nicht besonders schwer war, den Mädchen in ihrem Dorf die Zukunft vorherzusagen. Sie selbst hatte das recht oft getan.
Schon als Kind hatte sie eine intuitive Begabung und manche Dinge über Menschen gewußt, ohne daß man ihr vorher irgendetwas über sie erzählt hatte.
Sie trat in dem Basar, den ihr Vater jeden Sommer für die Kirche organisierte, als ,Wahrsagerin' auf, und auch kurz vor Weihnachten, wenn sie für das Fest Geld sammeln wollten.
Die Dorfbewohner schätzten ihre Vorhersagen und glaubten ihr jedes Wort.
Ihre Mutter hatte sie jedoch immer gewarnt und beschworen, vorsichtig zu sein und in niemandem falsche Hoffnungen zu wecken.
»Ich weiß, mein Liebling, daß du manchmal Dinge vorausahnst, die andere Menschen nicht sehen. Das ist eine Gottesgabe. Aber du darfst sie niemals mißbrauchen. Du darfst nichts versprechen, was nicht in Erfüllung gehen kann. Denn Menschen, die nicht erhalten, was sie für sich erhoffen, können sehr unglücklich werden.«
Odella hatte ihre Mutter verstanden.
Deshalb war sie in ihren Vorhersagen immer sehr vorsichtig gewesen.
Wenn sie nicht absolut überzeugt davon war, daß das, was sie sagte, tatsächlich auch eintreten würde, weckte sie in niemandem Hoffnungen.
Hoffnungen zu wecken, das war im Laufe der Kriegswirren auch immer schwieriger geworden.
Denn fast jede Familie im Dorf hatte zumindest einen Angehörigen, der nach Spanien in den Krieg eingezogen worden war.
Und obwohl Odella niemals darüber sprach, hatte sie manchmal den Tod mehrerer junger Männer vorhergesehen.
Oft lange, bevor deren Verwandte benachrichtigt wurden, hatte sie schon gewußt, daß sie im Dienst für ihr Land gefallen waren.
Zweimal dagegen hatte sie ganz sicher gespürt, daß der Mann heimkehren würde, den seine Familie schon verloren gegeben hatte.
Und ihre Ahnungen hatten sich bestätigt: der eine kam verwundet und der andere blind nach Hause.
Jetzt dachte Odella sich, daß es interessant sei zu hören, wie Madame Zosina mit ihren Kunden umging.
Sie wollte herausfinden, ob sie eine echte Wahrsagerin war oder diese Rolle nur spielte.
Immer wenn ein Zirkus nach Portsmouth oder Gosport kam, befand sich unter den Künstlern gewöhnlich auch eine Wahrsagerin.
Aber