Rosen Der Liebe. Barbara Cartland
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Der junge Mann blieb ziemlich lange bei Madame Zosina hinter dem Vorhang.
Als er wiederhervorkam, strahlte er.
»Viel Glück, Joe«, sagte er zu seinem Freund. »Ich warte draußen auf dich!«
Während er lächelnd das Zelt verließ, ging Joe durch den glitzernden Vorhang zu Madame Zosina.
Odella rückte einen Platz weiter.
Jetzt konnte sie schwach, aber noch deutlich genug hören, was hinter dem Vorhang gesprochen wurde.
»Guten Tag, Seemann«, begrüßte ihn eine sanfte Stimme.
»Tag, Ma'am«, antwortete Joe. »Meine Freunde haben mir erzählt, wie großartig Sie sind. Nun möchte ich hören, wie meine Zukunft aussieht.«
»Ich erwarte, daß Sie ins Ausland reisen werden«, sagte Madame Zosina sehr sanft. »Sie wollen wissen, was Sie dort erleben, wenn Sie angekommen sind?«
»Genau«, stimmte Joe zu.
Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen.
Odella vermutete, daß Madame Zosina in ihre Kristallkugel blickte, während Joe wartete.
»Ich sehe Sie mit einem großen Schiff reisen, und ich glaube, Sie fahren nach Frankreich.«
Joe mußte das mit einem Kopfnicken bestätigt haben, denn Madame Zosina fuhr fort: »Sie müssen einer hübschen jungen Dame Lebewohl sagen.«
»Das stimmt«, bestätigte Joe. »Wird sie mir treu sein, solange ich weg bin?«
»Ganz gewiß«, antwortete Madame Zosina. »Ich glaube, Sie sind sehr unglücklich, weil Sie sie verlassen müssen.«
Joe murmelte etwas, das Odella nicht verstand, und Madame Zosina fuhr fort: »Sie haben nicht mehr viel Zeit, um ihr zu sagen, wie sehr Sie sie lieben. Sie brechen früher als erwartet auf.«
Wieder herrschte Schweigen, ehe sie sagte: »Nun lassen Sie mich sehen - Sie stechen in drei Tagen in See, oder sind es vier?«
»Drei«, antwortete Joe eifrig.
»Dann müssen Sie ihr noch heute Abend sagen, wie sehr Sie sie lieben und dies jeden Tag, bis Sie in See stechen. Und nun lassen Sie mich wieder in meine Kristallkugel blicken, Ihr Schiff ist sehr groß -, wenn ich seinen Namen erkennen kann, gebe ich Ihnen einen Talisman, der Sie überall beschützen wird, wohin Sie auch fahren.«
»Vielen Dank, Ma'am«, sagte Joe. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
»Es sieht wirklich sehr, sehr gut für Sie aus«, sagte Madame Zosina. »Aber zuerst muß ich den Namen Ihres Schiffes wissen.«
Wieder herrschte Schweigen, bis Joe erklärte: »Man hat uns eingeschärft, daß wir niemandem seinen Namen verraten dürfen.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Madame Zosina. »Aber ich sehe ihn deutlich in meiner Kristallkugel. Lassen Sie mich ihn entziffern.«
Odella vermutete, daß sie wieder in ihre Kristallkugel blickte.
Nach einer Minute sagte Madame Zosina: »Ich sehe ein ,L', oder ist es ein ,I'?«
»Ein ,I'«, antwortete Joe rasch.
»Jetzt sehe ich noch einen anderen Buchstaben, der wie einen ,M' aussieht.«
»Das ist ein ,N'«, korrigierte sie Joe.
»Täusche ich mich, oder heißt der Name des Schiffes Invincible?«
»Sie haben recht!« rief Joe. »Das ist wirklich sehr gut. Großartig!«
»Hier ist Ihr Talisman«, sagte Madame Zosina. »Und am nächsten Mittwoch - oder ist es der Donnerstag? - segeln Sie ab.«
»Ich glaube, wir stechen am Mittwochabend in See, Ma'am«, antwortete Joe.
»Dann will ich am Mittwoch an Sie denken. Und ich werde dafür sorgen, daß Sie gut ankommen.«
»Danke, vielen Dank«, sagte Joe.
»Ich werde auch dafür sorgen, daß Ihr Mädchen an Sie denkt«, fügte Madame Zosina hinzu. »Sie wird Sie nicht vergessen, solange Sie weg sind.«
»Dafür wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar!« rief Joe.
Ein Stuhl wurde gerückt, und dann trat Joe vor den Vorhang.
In diesem Augenblick bemerkte Odella, daß ein Mann in Soldatenuniform neben sie trat.
»Könnten Sie mich bitte vorlassen?« fragte er. »Man hat uns gesagt, wir sollen um vier Uhr in der Kaserne sein, und ich fürchte, ich komme zu spät.«
»Aber natürlich«, sagte Odella freundlich. »Wir haben es gar nicht eilig.«
»Vielen Dank.«
Der Soldat verschwand hinter dem glitzernden Vorhang. Odella hörte, wie Madame Zosina mit ihm in der gleichen Art und Weise wie mit Joe sprach.
Sie entlockte ihm ebenso die Information, daß er am übernächsten Tag in See stechen würde, so wie sie es auch bei Joe getan hatte.
Sie fand auch den Namen des Schiffes heraus und welchem Regiment er angehörte.
Sie ging so geschickt vor, daß Odella kaum glauben mochte, was sie mitanhörte.
Und doch brachte Madame Zosina die Soldaten dazu, ihr alles zu verraten, was sie wissen wollte, ohne daß diese es merkten.
In ihrem Entsetzen darüber, was hier vorging, sagte sich Odella, das könne nicht wahr sein.
Während des ganzen Krieges hatte man über Spione gesprochen, die mit den Schmugglern nach England kamen.
Männer und Frauen waren bestochen worden, damit sie Geheimnisse verrieten, die für Napoleon und seine Generäle nützlich sein konnten.
Ihr Vater hatte oft genug gesagt, daß es gefährlich war, sich mit Fremden zu unterhalten, wie harmlos sie auch erscheinen mochten.
»Da wir in der Nähe von Portsmouth wohnen, müssen wir noch vorsichtiger sein als alle anderen«, hatte er immer wieder gesagt. »Ein einziges unbedachtes Wort könnte dem Feind verraten, wann ein Schiff den Hafen verläßt. Dann greifen sie es an, sobald es auf See ist.«
Bisher war es Odella jedoch nicht in den Sinn gekommen, daß Männer, die geschworen hatten, keine Geheimnisse zu verraten, dazu verleitet werden konnten, Frauen wie Madame Zosina wichtige Informationen zu geben.
Jetzt wurde ihr klar, daß die unbedachten Worte der Soldaten dazu führen könnten, daß Schiffe versenkt werden und viele Menschenleben dadurch verloren gehen könnten.
Nun hörte Odella, wie Madame Zosina dem Soldaten einen Talisman gab und ihm versicherte, daß sie durch ihre magischen Kräfte dafür sorgen würde, daß ihm nichts geschah.
Odella