Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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erwiderte Evi, »und das hier ist Betti, meine neue Mutti.«

      So blieb es Betti erspart, sich vorzustellen. Trotzdem hatte sie das Gefühl, ihren Besuch erklären zu müssen. »Ich dachte … Evi wollte so gern ihren Vater wiedersehen. Hoffentlich kommen wir nicht ungelegen?«

      »Aber nein«, unterbrach sie der Fremde und stellte sich als Oberförster Haslinger vor. »Kommen Sie nur weiter.« Er schloss das Tor auf und ergriff Koffer und Reisetasche.

      »Erich wird sich über den Besuch seines Töchterchens freuen, obwohl … Na, Sie wissen ja Bescheid«, meinte er dabei.

      »Ich weiß gar nichts«, entgegnete Betti. »Ich kenne Herrn Gleisner nicht. Ich bin bloß hergekommen, weil Evi … Es hat mir keine Ruhe gelassen …« Es fiel Betti schwer, ihre Beweggründe, über die sie sich selbst kaum im Klaren war, einem Fremden zu unterbreiten.

      Der Spaniel schnupperte neugierig an Evi, worauf sich das Kind hinter Betti flüchtete.

      »Du brauchst keine Angst zu haben, Ulli ist ein gutmütiger Hund. Er möchte dich nur kennenlernen«, sagte Herr Haslinger freundlich zu Evi. Und zu Betti gewandt, meinte er: »Sie sind mir keine Erklärungen schuldig. Es war gewiss gut gemeint von Ihnen, Evi hierherzubringen. Ich habe erst vor Kurzem von dem Unfall, bei dem Evis Mutter ums Leben kam, erfahren. Auch Erich war ahnungslos. Es war ein schwerer Schlag für ihn, obwohl er natürlich nichts mehr mit ihr zu tun hatte. Sie sind also Evis Pflegemutter?«

      »Ja.«

      »Meine Frau hat erwogen – Erich zuliebe –, ob wir das Kind zu uns nehmen sollten. Aber er wollte es nicht. Er meinte, es wäre eine zusätzliche Last …«

      »Oh!« Betti sah Herrn Haslinger erschrocken an.

      Der Förster nickte ihr zu. »Ja, es ist nicht einfach, mit Erich zurechtzukommen. Ich erzähle Ihnen das, damit Sie darauf vorbereitet sind, dass er Sie und das Kind möglicherweise ablehnend empfängt.«

      »Ich hätte nicht herkommen sollen«, meinte Betti niedergeschlagen.

      »O doch! Mir sind Sie willkommen, und Anna – meine Frau – wird sich auch freuen. Es hat sie ein wenig bedrückt, dass das Kind bei fremden Leuten aufwächst und nicht bei seinem Vater. Sie fand das unnatürlich, obwohl sie Evi nicht kennt. Wir sind erst nach Erichs Scheidung hierhergezogen. Und nun wird Evi also doch bei ihrem Vater …«

      »O nein!«, wehrte Betti erschrocken ab. »Es soll nur ein kurzer Besuch sein. Ich nehme Evi wieder mit.«

      »Ein paar Tage werden Sie aber doch bleiben. Anna wird Ihnen gleich ein Zimmer richten. Ich werde Sie zuerst mit meiner Frau bekannt machen und dann … Sie dürfen sich nicht einschüchtern lassen – von Erich, meine ich.«

      Diese Worte trugen nicht dazu bei, Betti zu ermutigen. Sie begann die Begegnung mit Erich Gleisner nun ernsthaft zu fürchten.

      Evi war während des kurzen Wortwechsels durch den Garten gelaufen. An manches konnte sie sich noch erinnern, anderes war ihr fremd.

      »Wo sind denn die Sträucher mit den roten Beeren, die so gut schmeckten? Sind sie noch nicht reif?«, fragte sie.

      »Ach, du meinst die Johannisbeerstauden. Die hat meine Frau weggegeben und dafür Blumen angepflanzt«, erwiderte der Förster.

      Evi war enttäuscht. Als der Förster nach seiner Frau rief und diese herbeigeeilt kam, fragte Evi vorwurfsvoll: »Warum hast du die guten Beeren ausgerissen?«

      »Evi!« Betti war entsetzt. Sonst war die Kleine immer so höflich, und ausgerechnet jetzt …

      »Erst einmal grüßt man«, mahnte sie.

      Evi machte einen unbeholfenen Knicks und wiederholte ihre Frage.

      »Ach, Kind!« Die Frau des Försters bückte sich und strich Evi über die dunklen Locken. Sie war eine freundliche ältere Dame mit aschblondem Haar und Lachfältchen um die hellen Augen.

      »Ich habe doch nicht gewusst, dass du kommst.«

      »Wir sind auch nicht zu den Johannisbeeren, sondern zu deinem Vater gekommen«, meinte Betti.

      Daraufhin verlangte Evi sofort ihren Vater zu sehen.

      »Gleich«, meinte Frau Haslinger. »Zuerst möchte ich dir und deiner neuen Mutti euer Zimmer zeigen.«

      Evi fügte sich, während Betti sich fragte, warum Frau Haslinger das Zusammentreffen des Kindes mit seinem Vater hinausschob. Doch sie wurde gleich darüber aufgeklärt.

      »Es ist so schwierig«, flüsterte Frau Haslinger Betti zu, während sie sie in den ersten Stock führte und die Tür zu einem hübsch eingerichteten Fremdenzimmer aufschloss. »Herr Gleisner ist so schwer zu behandeln. Ich werde ihn darauf vorbereiten, dass Sie mit dem Kind gekommen sind, aber …«

      Was Betti sich schon hundertmal im Stillen vorgeworfen hatte, sprach sie nun laut aus: »Ich hätte doch vorher schreiben sollen.«

      »Nein. So ist es besser«, meinte Frau Haslinger. »Sonst hätte er womöglich Ihren Besuch von vornherein abgelehnt.«

      »Oh!« Mehr brachte Betti nicht heraus.

      »Sie müssen bedenken, dass er ein verbitterter und kranker Mann ist«, bemerkte Frau Haslinger. Leise fügte sie hinzu: »Ich werde Ihnen später alles erzählen.« Dann ging sie, um Herrn Gleisner mitzuteilen, dass seine Tochter zu Besuch gekommen sei.

      Betti begann damit, den Koffer und die Reisetasche auszuräumen und die Sachen in den Schrank zu legen.

      Wenig später kehrte Frau Haslinger zurück. Sie schien bemüht, eine gewisse Aufregung niederzukämpfen. Ein wenig atemlos sagte sie zu Evi: »So, du kannst mitkommen. Dein Vati erwartet dich unten im Wohnzimmer.«

      »Betti muss auch mit«, verlangte Evi bestimmt.

      Betti zögerte, und Frau Haslinger meinte: »Freilich, kommen Sie nur, Frau …«

      »Alle sagen Betti zu meiner neuen Mutti«, warf Evi ein, und Betti nickte bestätigend. »Ja, ich bin das so gewohnt. Nennen Sie mich bitte auch so.«

      »Gern«, erwiderte Frau Haslinger.

      Evi sprang die Treppe hinunter, und Betti schickte sich an, ihr zu folgen, doch Frau Haslinger legte ihr die Hand auf den Arm und hielt sie zurück. »Verlieren Sie nicht die Geduld mit ihm, falls er unfreundlich sein sollte«, bat sie.

      Allmählich kamen Betti die Warnungen der Försterin übertrieben vor, doch bald sollte sie Gelegenheit haben, sie beherzigen zu müssen. Sie hatte Evi eingeholt und betrat zusammen mit Frau Haslinger knapp hinter dem Kind den Wohnraum.

      »Vati, mein liebster Vati!«, rief Evi und lief auf den Mann zu, der in einem großen Ohrenfauteuil neben dem Fenster saß. Sie kletterte auf seinen Schoß und umarmte und küsste ihn mit überschwänglicher Freude.

      Die Försterin räusperte sich. »Das ist Betti, Evis Pflegemutter«, stellte sie die Besucherin kurz vor.

      Ein abweisender Blick aus kühlen graublauen Augen traf Betti. Das Gesicht Erich Gleisners lag im Schatten. Trotzdem ließ sich unschwer seine Ähnlichkeit mit

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