Die Pickwickier. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Pickwickier - Charles Dickens страница 21

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Pickwickier - Charles Dickens

Скачать книгу

beliebt es einem von den Herren, zu reiten?" versetzte der Kellner mit einem Blick auf Mr. Winkle. "Sehr gute Reitpferde, Sir. Wenn einer von Mr. Wardles Leuten nach Rochester kommt, kann er die Pferde und den Wagen zurückbringen, Sir."

      "Das läßt sich hören", meinte Mr. Pickwick. "Winkle, wollen Sie reiten?"

      In den verborgensten Tiefen von Mr. Winkles Herzen stiegen große Bedenken auf, aber da er sich um keinen Preis etwas vergeben wollte, erwiderte er sogleich mit der größten Zuversicht:

      "Mit Vergnügen. Ich ziehe diese Art zu reisen sogar jeder ändern vor."

      Mr. Winkle hatte sein Schicksal herausgefordert, und jetzt gab es natürlich kein Zurück mehr.

      "Also lassen Sie alles für elf Uhr vorbereiten", befahl Mr. Pickwick.

      "Sehr wohl, Sir", versetzte der Kellner und entfernte sich.

      Nach dem Frühstück verfügten sich die Reisenden auf ihre Zimmer, um die Kleider zu wechseln und ihre Effekten einzupacken. Mr. Pickwick hatte seine Vorbereitungen beendigt und betrachtete eben vom Fenster des Gastzimmers aus die Vorübergehenden auf der Straße, da trat der Kellner ein und meldete, der Wagen stünde bereit; wie zur Bestätigung dieser Meldung wurde im gleichen Augenblick der Wagen vor dem Hotel sichtbar.

      Es war ein seltsamer, kleiner grüner Kastenwagen auf vier Rädern mit einem Sitz für zwei Personen, so eng und niedrig wie eine Schublade, und einem hohen Bock, der freilich nur einen Sitzplatz aufwies. Er wurde von einem Braunen gezogen, dessen Knochenbau zwar riesenhaft, aber sonst durchaus ebenmäßig war. Daneben stand ein Stallknecht mit einem anderen Riesengaul – offenbar einem nahen Verwandten des ersten –, den man für Mr. Winkle gesattelt hatte.

      "Lieber Gott", rief Mr. Pickwick aus, als er mit seinen Freunden vor die Tür trat, "lieber Gott, wer soll denn kutschieren? Daran habe ich ja gar nicht gedacht."

      "Natürlich Sie", sagte Mr. Tupman.

      "Ich?"

      "Bloß keine Angst nicht, Sir", warf der Stallknecht ein. "Garantiert lammfromm; mit dem würde ja ein Kind fertig werden."

      "Er ist also nicht scheu?" fragte Mr. Pickwick.

      "Scheu, Sir? – Der scheut nicht, und wenn er an einem ganzen Wagen voll Affen mit verbrannten Schwänzen vorbei müßte."

      Diese Versicherung zerstreute die letzten Bedenken; Mr. Tupman und Mr. Snodgraß stiegen ein, und Mr. Pickwick erklomm den Bock.

      "Nun, Glanz-Willem", sagte der Stallknecht zu seinem Adjunkten, "gib dem Herrn die Zügel."

      Der Glanz-Willem, wahrscheinlich wegen seines angepappten Haares und seines fettschimmernden Gesichtes so genannt, legte die Zügel in Mr. Pickwicks linke Hand, und der Stallknecht drückte ihm die Peitsche in die rechte.

      "Brrr!" rief Mr. Pickwick, als der gigantische Vierfüßler eine entschiedene Neigung an den Tag legte, den Wagen nach rückwärts in die Fenster des Gastzimmers zu drängen.

      "Brrr!" wiederholten Mr. Snodgraß und Mr. Tupman aus dem Wagen.

      "'s is bloß Stallfeuer, Sir", sagte der Oberstallknecht ermutigend. "Halt ihn fest, Willem!"

      Der Adjunkt tat der Lebhaftigkeit des Tieres Einhalt, und der Stallknecht trat zu Mr. Winkle, um ihm beim Aufsteigen behilflich zu sein.

      "Auf der ändern Seite, Sir, wenn's gefällig ist", sagte er.

      "Mir scheint, gar, der Herr steigt rechts auf", murmelte grinsend ein Postknecht zur unendlichen Erheiterung des Kellners.

      So belehrt, kletterte Mr. Winkle in den Sattel, ungefähr mit der Leichtigkeit, mit der er seitlich an einem Linienschiff aufgeentert wäre.

      "Alles in Ordnung?" fragte Mr. Pickwick mit einem dunkeln Vorgefühl, daß die Verwirrung jetzt erst recht losgehen würde.

      "Alles in Ordnung!" antwortete Mr. Winkle mit beklommener Stimme.

      "Also fertig!" sagte der Stallknecht. "Nur die Zügel nicht loslassen, Sir."

      Und fort rollte der Wagen, und fort sprengte Mr. Winkle, zum größten Gaudium des ganzen dienenden Gasthofpersonals.

      "Warum geht er denn immer seitwärts?" rief Mr. Snodgraß im Wagen Mr. Winkle im Sattel zu.

      "Es ist mir unerklärlich", erwiderte Mr. Winkle, dessen Pferd in der seltsamsten Weise, den Kopf nach der einen und den Schweif nach der ändern Seite der Straße gekehrt, einhertraversierte.

      Mr. Pickwick hatte keine Zeit, dies oder sonst irgend etwas zu beachten, da seine gesamten körperlichen und geistigen Fähigkeiten auf die Zügelung seines eignen Pferdes konzentriert waren, das die sonderbarsten Eigenschaften entfaltete, die zwar für jeden Zuschauer äußerst interessant, für die Insassen des Wagens aber nicht im gleichen Maße unterhaltend waren. Abgesehen davon, daß es auf eine höchst lästige und für Mr. Pickwick sehr peinliche Weise den Kopf beständig in die Höhe warf und sich so stark in die Zügel legte, daß der Gelehrte sie kaum festzuhalten vermochte, zeigte es auch eine sonderbare Neigung, bald plötzlich einen Seitensprung zu machen, bald ebenso plötzlich wieder stillzustehen und dann wieder etliche Minuten hindurch so rasch davonzurasen, daß an ein Halten nicht zu denken war.

      "Was will es denn eigentlich nur?" sagte Mr. Snodgraß, als das Pferd dieses Manöver zum zwanzigsten Male wiederholte.

      "Das weiß der Himmel!" versetzte Mr. Tupman. "Es hat ganz den Anschein, als ob es scheute. Meinen sie nicht auch?"

      Mr. Snodgraß 'hatte eine Antwort auf der Zunge, als er durch den Ausruf Mr. Pickwicks: "O Gott, ich habe die Peitsche verloren!" unterbrochen wurde.

      "Heda!" rief Mr. Snodgraß, als Mr. Winkle auf seinem hohen Roß herantrabte, den Hut über die Ohren gezogen und von der heftigen Bewegung ganz zusammengeschüttelt. "Ach, lieber Winkle, bitte, heben Sie doch die Peitsche auf!"

      Mr. Winkle ruderte mit den Zügeln, bis er ganz blau im Gesicht war, und als es ihm endlich gelang, das Schlachtroß zum Stehen zu bringen, stieg er ab, reichte Mr. Pickwick die Peitsche und schickte sich an, wieder aufzusteigen.

      Ob nun das Riesentier bei seinem Übermaß an Temperament ein Verlangen fühlte, sich mit Mr. Winkle einen kleinen unschuldigen Scherz zu erlauben, oder ob es ihm plötzlich einfiel, daß es die Reise zu seinem Vergnügen ebensogut ohne Reiter vollenden könnte – sind Fragen, die wir natürlich nicht mit Bestimmtheit zu beantworten imstande sind. So viel ist jedenfalls gewiß, daß, welche Beweggründe auch in seiner Seele wirkten, Mr. Winkle kaum den Fuß in den Steigbügel gesetzt hatte, als es durch eine rasche Bewegung die Zügel über den Kopf schnellte und um ihre volle Länge zurückwich.

      "Ruhig, ruhig, mein gutes Tier", rief Mr. Winkle besänftigend, "komm, gutes altes Pferd!"

      Allein "das gute Tier" war taub gegen Schmeichelei. Je mehr sich Mr. Winkle bemühte, sich ihm zu nähern, desto mehr wich es zurück, allen. Kosenamen, zum Trotz. Wohl zehn Minuten drehten sich Mr. Winkle und das Pferd im Kreise herum und waren nach dieser Zeit noch ebenso weit voneinander entfernt wie bei Beginn – eine höchst peinliche Sache in Anbetracht des Umstandes, daß auf der einsamen Landstraße auf Beistand nicht zu rechnen war.

      "Was soll ich nur tun?" rief Mr. Winkle, nachdem er seine Experimente noch eine geraume Zeit vergeblich

Скачать книгу