Der Immun-Kompass. Imre Kusztrich

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Der Immun-Kompass - Imre Kusztrich

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Im Gegenteil. Während wir uns nachts durch das Herunterfahren unserer Wachsamkeit in höherem Maße gefährden, gleicht die Körperpolizei unser Schwächen durch erhöhte Sensibilität aus. Menschen mit Asthma erleben im Schlaf jeden nervigen Reiz stärker. Die daraus resultierende Krankheitsabwehr kann unangenehmer als bei Tag werden, mit Fieber, Schwellung, Entzündung und auch Schmerz als Warnung. Aber es geht ums Überleben, nicht um Wohlbefinden.

      Keine Apparategruppe von Organen kann unabhängig von den anderen agieren. Die Systeme werden mit Blut versorgt, von Nerven gesteuert, sie bedienen sich der Funktion von Drüsen und setzen Muskeln ein. Zwischen ihnen bestehen Wechselwirkungen und Überschneidungen, das gilt für Mehrfachfunktionen der Sinnesorgane ebenso wie für das Zentrallabor Leber.

      Zweifellos unterliegt aus diesen Gründen auch das Prinzip der Verhinderung von Gewebeschädigungen durch Krankheitserreger in allen Bereichen den Prozessen der Alterung. Es handelt sich um die zeitbezogene Verschlechterung der die Lebensvorgänge betreffenden Funktionen, die für das Überleben notwendig sind.

      Jeder Mensch möchte sie verlangsamen. In Bezug auf das Immunsystem wäre dies besonders ratsam.

      Je später also in Ihrem Leben Sie sich das dazugehörige Wissen einholen und anwenden, umso dringlicher.

      Es handelt sich um einen komplexen Verbund aus mehr als 50 Zellfamilien und Substanzen zum Schutz des Organismus vor Pathogenen auf zellularer Ebene. Seine Agenten reisen durch den Körper mit dem Auftrag, Krankheiten erregende Mikrolebewesen oder Stoffe in der Luft oder in soliden Stoffen mit der Absicht, uns Schaden zuzufügen, von den Organen fernzuhalten. Ziel ist es, solche Risikostoffe aus dem Körper zu schaffen oder zu töten. Einige sehr aggressive Prozesse bilden sich auch im Organismus selbst, zum Beispiel die Anhäufung von Zellschädigungen durch hochreaktive Moleküle, die als freie Sauerstoffradikale bezeichnet werden.

      Beinahe drei Viertel der aktiven Immunzellen üben ihre Funktionen im Darmtrakt aus.

      Der Organismus verlässt sich auf ein doppeltes Schutzsystem.

      Das erste entwickelt sich bereits während der Schwangerschaft im Mutterleib und gilt deshalb als angeboren Anpassung. Hinzu kommt eine raffinierte bakteriologische Ausstattung bei einer Entbindung durch den Geburtskanal. Die Natur sieht vor, dass mit dem Kopf, der dicksten Stelle des Neugeborenen, durch die Darmwände aus der Mutter Stuhl herausgequetscht wird und das Baby dieses-Darm-Mikrobiom mitnimmt.

      Dieser natürliche Schutz entfällt beim Kaiserschnitt. In einigen Kliniken werden zuvor Kolibakterien der Mutter besorgt, um das Neugeborene sofort nach der Geburt damit zu versorgen.

      Die Erstausstattung des Immunsystems reagiert grundsätzlich auf alles Fremde, innerhalb von Minuten, und unser Leben lang gleich auf dieselbe, von den Erbinformationen festgelegte Weise. Wir können sie nicht verändern. Sie wird jedoch durch unseren Lebensstil gestärkt, etwa durch Bewegung und klug gewählte Mikronährstoffe, oder geschwächt, zum Beispiel durch Dauerbeschäftigung mit Umweltgiften.

      Eine wichtige Funktion haben intelligente Barrieren wie die mehrlagigen Zellschichten zur Bedeckung aller inneren Körperoberflächen und der Haut. Ihre Zellen sind durch eine Art chemisch-physikalischen Reißverschluss widerstandsfähig miteinander verbunden und lassen nur ausgewählte solide Stoffe und Substanzen passieren.

      Die Haut ist ein Wachstumsbremser für krankmachende Mikrolebewesen.

      Die Augen produzieren eine Flüssigkeit mit Enzymen zur Bekämpfung von Kleinstorganismen.

      In den Atemwegen wegen Pathogene durch Schleimgebunden.

      In der Mundhöhle hat Speichel eine große Rolle.

      Oberflächenbeläge können Materialien aufnehmen., zum Beispiel die Schleimhäute im Darm.

      Die Magensäure enthält Salzsäure und zerstört gemeinsam mit Enzymen die Mehrzahl von Bakterien.

      Im Darm entscheidet die Zusammensetzung der Bakterien des Darm-Mikrobioms fast alles. Eine direkte Verbindung zum Lymphsystem besteht ebenfalls.

      Die Netzhaut des Auges, die Haarzellen innerhalb des Ohres, die Riechschleimhaut und unsere Geschmackszellen der Zunge – sie alle sind mit eigenen Beiträgen an der Krankheitsabwehr beteiligt.

      Schließlich ist der Verdauungstrakt wie auch der Harntrakt ein essenzielles Abtransportsystem der Krankheitsabwehr.

      Ähnliche Aufgaben der Beförderung übernehmen auch die Nierenkanälchen und die Gallenkanäle. Für die Funktion der Entsorgung sind auch zusätzliche Flimmerhärchen zu nennen, beispielsweise in der Luftröhre, die mit einem kräftigen Schlag fremde Partikel aus dem Körper entfernen können.

      Im Verbund mit einer Drüse produzieren die Deckschichten Sekrete wie Speichel und Schweiß. Einschichtige Lagen ermöglichen einen Austausch von Gasen wie zum Beispiel die Bläschen der Lunge.

      Die besondere Schutzfunktion der Innenauskleidung der großen Blutgefäße steht seit 50 Jahren im Zentrum heftiger Diskussionen über ihre Rolle im Verhindern oder Verursachen von Herz-Kreislauf-Gefäßerkrankungen.

      Weitere etwa 40 spezielle Molekülgruppen stehen in den Körperflüssigkeiten Blut und Lymphe und an den Oberflächen der Zellen zur Bekämpfung jeden in den Körper eindringenden Feindes zur Verfügung. Es sind chemisch wirkende Substanzen mit zahllosen Fähigkeiten, zum Beispiel andere Stoffe aufzuspalten. Das genügt vielleicht schon, um Erreger zu töten. Aktiviert werden diese körpereigenen Enzyme durch jede Anwesenheit eines Pathogens auf verschiedene Weisen. Einige Immunhelfer steuert die Leber bei.

      Falls diese ersten Maßnahmen nicht ausreichen, rufen diese Abwehrkämpfer ihre Kollegen von der Entzündungspolizei zum Tatort. Vitale entzündlichen Reaktionen gegen Auslöser von Krankheiten sind besonders typisch für das angeborene Immunsystem. Ihr idealer Einsatz ist aktuell und zeitlich befristet. Sichtbare Symptome sind die Rötung der Haut, Schmerz, Schwellung, Wärme und eingeschränkte Funktionen. Auch Fieber, Herzrasen und das vermehrte Erscheine von weißen Blutkörperchen und weiterer Eiweiße im Blut sind ebenfalls diagnostisch messbare Veränderungen.

      Mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Zelltypen sind als Kämpfer für unsere Gesundheit mit der Waffe Entzündung in den Lymphbahnen, im Blut und in Geweben unterwegs.

      Neben dem fast stur und automatisch agierenden angeborenen Abwehrsystem entwickelt der einzelne Körper eine individuell ausgestaltete Anpassungsfähigkeit an neue, veränderte oder bisher unbekannte Krankheitserreger. Diese zweite Immunabwehr arbeitet mit der Körperpolizei der ersten Stunde zusammen und ergänzt sie durch spezielle Fähigkeiten.

      Eine zentrale Aufgabe unter allen Substanzen üben dabei spezielle weiße Körperchen im Blutstrom aus. Sie werden B-Zellen und T-Zellen genannt, wissenschaftlich B-Lymphozyten und T-Lymphozyten.

      Beinahe die Hälfte der Immunzellgruppen können im Gefahrenfall die Blutbahnen und das Lymphsystem verlassen und sich auch in den Geweben aufhalten. Sie können durch Aufnahme und Verdauung Erreger selbst vernichten.

      Das B steht für Bone, im Englischen Knochen, da sie im Knochenmark entstehen und dort auf ihren Einsatz über das Lymphsystem warten. Das T steht für Thymus.

      Auch weiße Zellen, aus denen später T-Zellen werden, entstehen ursprünglich innerhalb der Wirbelsäule. Sie wandern jedoch in die Thymusdrüse hinter dem Brustbein, die auch als das Gehirn der Krankheitsabwehr bezeichnet wird. In dieser Drüse werden diese weißen Blutkörperchen der Kategorie Lymphozyten für ihre Fähigkeit, Fremdstoffe

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