Polizeiliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Zeitalter. Jan Schabacker

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Polizeiliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Zeitalter - Jan Schabacker

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oder Mediengestalter für Flyer, Mitarbeiterzeitung und Webdesign. Sie werden wichtige Ratschläge und Hinweise für Ihre Arbeit finden. Dabei lernen Sie, Ihre Arbeit im Gesamtkontext guter PR für die Institution Polizei zu sehen.

      Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und vor allem stets eine glückliche und erfolgreiche Hand bei Ihrer Arbeit für die PR der Polizei!

      Jan Schabacker

      Münster im September 2019

       2Der Einstieg: Warum machen wir Presse- und Öffentlichkeitsarbeit? Ein Rückblick

      Der Begriff der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat jahrzehntelang die Arbeit der Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeiter innerhalb der Polizei geprägt. In Nordrhein-Westfalen, aber auch in vielen anderen Bundesländern, kann die Geburtsstunde professioneller hauptamtlicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit dem Gladbecker Geiseldrama begründet werden. Am 16. August 1988 hatten Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner eine Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck überfallen und waren anschließend mit mehreren Geiseln durch ganz Deutschland geflüchtet. Gefolgt von einem Tross von Pressevertretern scheuten sie sich nicht, vor laufender Kamera mit vorgehaltener Waffe Interviews zu geben. Einzelne Medienvertreter stiegen sogar in das Tatfahrzeug, um Rösner und Degowski sowie die Geiseln zu interviewen. Es entstand der Eindruck der Solidarisierung von Journalisten mit den Geiselnehmern. Der Polizei waren, auch aufgrund des Verhaltens der Medienvertreter, in vielen Situationen die Hände gebunden und ein Zugriff zur Rettung der Geiseln und Ergreifung der Täter nicht möglich. Auf der Flucht erschossen sie einen 14-jährigen Jungen und ein Polizeibeamter kam bei einem Unfall ums Leben. In einer spektakulären, nicht unumstrittenen polizeilichen Aktion auf der A 3 bei Bad Honnef konnten die Täter nach zwei Tagen Irrfahrt durch die Republik gestellt werden. Eine weitere 18-jährige Geisel starb dabei durch einen Schuss aus der Waffe eines der Geiselnehmer.

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       Bild: Degowski/Rösner, Gladbecker Geiseldrama

      In der anschließenden Diskussion über das Verhalten der Presse und den polizeilichen Einsatz wurden der Polizei, aber auch den handelnden Journalisten, erhebliche Vorwürfe gemacht. Sowohl die Presse als auch die polizeiliche Einsatzleitung erkannten, dass gravierende Änderungen notwendig waren, um künftig in solchen Lagen professioneller agieren zu können. Die nordrhein-westfälische Polizei, die bei diesem Einsatz in hoher Gesamtverantwortung stand, zentralisierte die Führungskompetenz für solche Lagen in sechs Behörden. Sukzessive wurden zusätzlich Pressestellen in den Polizeibehörden eingerichtet, in denen sich Polizeibeamte hauptamtlich mit den Belangen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auseinandersetzen. Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass es diese Dienststellen einmal nicht gegeben hat.

      Betroffenheit und intensive Diskussionen über ethische Gesichtspunkte der Berichterstattung löste das Geiseldrama von Gladbeck aber auch unter den Journalisten aus. Der Deutsche Presserat setzte sich intensiv mit den Vorfällen auseinander. Im Ergebnis erfuhr der Pressekodex des Rates, der für Journalisten eine selbstauferlegte Bindung an bestimmte Regeln darstellt, gravierende Veränderungen:

       Auszug aus dem Pressekodex

       Richtlinie 11.2 – Berichterstattung über Gewalttaten

      Bei der Berichterstattung über Gewalttaten, auch angedrohte, wägt die Presse das Informationsinteresse der Öffentlichkeit gegen die Interessen der Opfer und Betroffenen sorgsam ab. Sie berichtet über diese Vorgänge unabhängig und authentisch, lässt sich aber dabei nicht zum Werkzeug von Verbrechern machen. Sie unternimmt keine eigenmächtigen Vermittlungsversuche zwischen Verbrechern und Polizei.

      Interviews mit Tätern während des Tatgeschehens darf es nicht geben.

      Die Veränderungen durch Gladbeck haben viel Positives im Verhältnis zwischen Presse und Polizei bewirkt. Durch die über viele Jahre eingespielte intensive Zusammenarbeit zwischen professionellen Pressesprecherinnen und Pressesprechern der Polizei und Journalistinnen und Journalisten hat sich trotz der grundrechtlich verbrieften behördenkritischen Position der Presse ein im Grundsatz fairer und offener Umgang miteinander eingestellt, der natürlich in Ausnahmefällen auch an seine Grenzen stieß. Auch im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums richtete sich der Fokus der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit für die einzelnen Behörden noch immer zum überwiegenden Teil auf die Pressearbeit. Denn die Verlautbarungen in den Printmedien, im Radio und im Fernsehen spielten zweifelsfrei die Hauptrolle für wichtige polizeiliche Themen, insbesondere dann, wenn es um eine polizeiliche Krise ging. Das hat sich in den vergangenen Jahren gravierend verändert. Nach und nach haben weitere Kommunikationskanäle, geprägt durch die rasante Entwicklung des World Wide Web, die Kommunikation zwischen Menschen umgestaltet. Social Media macht Meinung – Blogger, Whistleblower, Influencer, Internetchats und Foren tragen dazu bei, dass behördliche Themen bewegt und polizeiliches Handeln bewertet wird. Hinzu kommen die Journalisten, die aufgrund der digitalen Entwicklung getrieben sind wie nie zuvor, um online rund um die Uhr aktuellste Nachrichten, Geschichten und Entertainment für den Kunden zu bieten. Dabei gerät der grundrechtlich verbriefte Auftrag der Presse mehr und mehr in den Hintergrund. Was zählt, ist die Story, die Quote, das, was der Kunde will. Der möchte vor allem unterhalten werden, Spektakuläres und Aktualität stehen im Vordergrund.

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      Historie: nach dem Gladbecker Geiseldrama entwickeln Polizei und Presse neue Standards für eine bessere Zusammenarbeit, Pressestellen gehören zur Ausstattung jeder Polizeibehörde

      Veränderung: Kommunikationsverhalten verändert sich gravierend, Pressearbeit ist nur noch ein Teil des Ganzen, bleibt aber trotzdem wichtiger Part der PR, viele andere Kanäle müssen aber ebenfalls bedient werden

       3Public Relations aus einem Guss – oder: Warum die Trennung von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nicht mehr zeitgemäß ist

      Für die Polizei bedeutet die rasante Entwicklung der digitalen Kommunikation im World Wide Web ein Umdenken in ihrer strategischen Vorgehensweise in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Themen können nicht mehr nur über einen Kanal, beispielsweise mit einer Pressemitteilung, kommuniziert werden. Das Gebot der Stunde lautet: crossmediale Kommunikation. Viele Kanäle stehen mittlerweile zur Verfügung, die nicht mehr einzeln betrachtet werden können, sondern je nach Informationen mit einheitlichen Kernbotschaften in unterschiedlichen Sprachformen bedient werden müssen. Und diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass immer neue Online-Kanäle, insbesondere im Social-Media-Bereich, zukünftig eine Rolle spielen werden. Das sollte uns aber keine Sorgen bereiten, denn wichtig ist vor allem die Erkenntnis, dass die Kernveränderung in der Kommunikation bereits vollzogen ist. Die Kernveränderung liegt in der Nutzungsmöglichkeit des World Wide Webs als globales Kommunikationsmedium für jeden, der über eine Online-Verbindung verfügt. Vor diesem Hintergrund lernen wir, crossmedial zu denken und zu handeln, Kommunikationswege zielgruppenspezifisch zu analysieren und die unterschiedlichen Kanäle entsprechend den daraus gewonnenen Erkenntnissen zu bedienen.

      Warum spreche ich heute von Public Relations der Polizei und nicht mehr vom tradierten Begriff der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit? „Jede Kommunikation mit Öffentlichkeiten intendiert mehr als eine Mitteilung; sie zielt, geplant oder spontan, bewusst oder unbewusst, darauf ab, eine Beziehung zu den angesprochenen Publika zu schaffen. Jede Kommunikation mit Öffentlichkeiten ist im Prinzip Public Relations.“ (Horst Avenarius,

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